Eine Grundschule in Vietnam hat die Refrather Familie Stäger schon mit finanziert, aus dem Verkauf gebrauchter Bücher. Jetzt schmiedet sie neue Pläne, nach dem Motto „Bücher zu Bausteinen”.
[responsivevoice_button voice=”Deutsch Female” buttontext=”BITTE VORLESEN”]Wer die Familie Stäger in Refrath besucht, kommt an den Bücherkartons kaum vorbei. Unermüdlich sammeln, sortieren und verkaufen Heidi, Andrea und Wolfgang Stäger gebrauchte Bücher. Für ein Exemplar bekommen sie zwar meist nur Cent-Beträge – aber insgesamt doch soviel, dass es für die Finanzierung von Schulprojekten reicht.
Unterstützt von einem großen Kreis von Freunden und Bekannten hat die Familie Stäger tatsächlich schon soviel Geld eingenommen, dass ihre amerikanische Partnerorganisation „Room to read” damit zwei Räume einer Grundschule in Vietnam bauen und ausstatten konnte. Und die Stägers arbeiten weiter, wollen auch in Indien und Afrika etwas für die Bildung tun.
An einem typischen Bücher-Arbeitstag begrüßt die Frau des Hauses, Heidi Stäger, die Buchspender an der Haustür mit einem herzlichen und dankbaren Lächeln. Fast jeden Tag kommuniziert sie mit Bücherspendern oder mit der Europa-Vertretung von „Room to read” in London.
Immer wieder fahren Autos vor. Jeder Kofferraum wird leergeräumt, die Bücher in der Garage zwischengelagert. Dann sortiert und säubert Heidi in einem ersten Arbeitsschritt die Neulieferungen. Zu gebrauchen sind nur die Bücher mit einem ISBN-Code.
Die nächste Aufgabe ist der Job von Andrea. Die 19-jährige Tochter der Stägers studiert in Köln Jura und hat beim Bücherprojekt die Verkäuferrolle inzwischen von ihrer älteren Schwester übernommen: Rund sechs Stunden im Monat sitzt sie am Computer und tippt die ISBN-Nummern bei zwei Online-Portalen ein, die Bücher aufkaufen. Dabei arbeitet sie immer parallel, um jeweils den höchsten Preis zu ermitteln.
„Das ist eine Arbeit für Augen, Kopf und Finger”, berichtet Andrea. „Mir wandern innerhalb weniger Stunden hunderte Büchern durch die Hände. Das erinnert mich oft an frühere Zeiten, in denen ich so manches Buch begeistert verschlungen habe.”
400 bis 500 Bücher, CDs und DVDs werden so im Monat verkauft. Aus alten Büchern wird Geld – und dafür werden Bausteine und neue Bücher gekauft, für mehr Bildung.
„Oft springen pro Buch nur 10 oder 15 Cent raus, doch manchmal landet man auch einen größeren Gewinn. Das ist dann immer sehr befriedigend und am Ende freut man sich über jeden Cent!”, berichtet Andrea.
Immerhin kamen seit 2013 schon 16.000 Euro zusammen. Außerdem 3.000 Euro an Spenden, die die Stägers im Bekanntenkreis mobilisierten. Damit konnte der Ausbau der Grundschule im Süden von Vietnam starten. Ein neues Klassenzimmer und eine Bibliothek erhielt die Schule, an der 651 Schüler unterrichtet werden.
Den letzten Arbeitsschritt übernimmt Wolfgang. Er verpackt die verkauften Bücher in Kartons, damit sie von einem Paketdienst abgeholt werden können. Bücher, die nicht zu verkaufen sind, gehen an zwei kirchliche Organisationen. „Solange ich die Bücherkisten tragen kann, so lange mache ich diesen Job”, sagt Wolfgang.
Wie ist die Familie auf diese Idee gekommen, warum macht sie sich damit so viel Arbeit? „Ich hatte das Buch ‘Von Microsoft in den Himalaya‘ von John Wood gelesen, das mich begeistert hat”, sagt Heidi. Wood ist der Gründer von „Room to Read“.
Die Partnerorganisation erwarte vor der Investition in ein Projekt ein hohes Engagement auf auf der Seite der Empfänger. Sie müssen selbst einen Teil der Kosten aufbringen, Material beschaffen und Arbeitskräfte zur Verfügung stellen. „So bauen also die Menschen vor Ort unter der Führung von „Room to Read” und mit unserer finanziellen Unterstützung ein neues Klassenzimmer und eine Schulbibliothek, berichtet Heidi.
„Wir sind Christen und möchten durch den Bau von Schulen und Bibliotheken Kindern zu einer guten Ausbildung verhelfen und dadurch etwas gegen Armut und Ungerechtigkeit tun”, erläutert sie weiter.
Zwar habe sie viel zu tun und es sei nicht immer einfach, gemeinsam mit Andrea und Wolfgang Zeit zu finden für das Projekt, aber es sei die Mühe wert: „Wir haben ja ein lohnendes Ziel vor Augen. Ich mag auch die körperliche Arbeit dabei. Beim Schleppen identifiziere ich mich mit richtigen Bauarbeitern.”
Einen Mangel an Nachschub haben die Stägers nicht. „Ich war vom Erfolg unseres Aufrufs selbst überrascht. Ich hatte nicht erwarte, dass uns so viele Leute so viele Bücher schenken”, sagt Heidi. Also macht die Familie weiter.
2018 will sie eine Schulbibliothek in Indien finanzieren. Sie soll – wie bereits in Vietnam – etwa 1.400 Bücher beherbergen. Einige davon werden von „Room to Read” eigens für diesen Sprachraum verlegt. Viele Bücher sind extragroß, damit sie von mehreren Menschen gemeinsam erkundet werdet können.
Das sei ein nötiger Anreiz in einer Kultur, in der der Umgang mit Büchern nicht alltäglich ist, erzählt Heidi. „Room to Read” bilde auch Lehrer und Bibliothekare aus, um Kinder zu eifrigen Lesern zu machen.
Die Bibliothek in Indien ist ein wichtiges, aber relativ kleines Projekt für 7000 Euro. Und dann geht es gleich weiter. Die Familie hat schon jetzt im Kopf, danach den Ausbaue einer weiteren Schule in Afrika oder Asia zu erwirtschaften.
Sie wollen einen Teil dazu beitragen? Bücher, CDs, DVDs und Geldspenden sind willkommen. Kontakt per Mail: heidistaeger@web.de
Sehr geehrte Familie Stäger,
ich habe von meinen Nachbarn von Ihrem Projekt und Ihrer Arbeit gehört und mich jetzt auch im Internet darüber informiert.
Ich bin jetzt auch dabei, meine Büchersammlung auszusortieren.
Deshalb meine Frage: Kann ich meine mit einem ISBN-Code versehenen Bücher auch zu Ihnen bringen? Haben Sie noch Bedarf an weiteren Buchspenden?
Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.
Viele Grüße und einen schönen Pfingstmontag!
Hildegard Hoos-Servos
Ich hab einige Bücher aussortiert und wollte fragen , ob sie noch Bedarf haben