Geduld müssen Impflinge mitbringen, die das mobile Angebot von Feuerwehr, KVNO und Rheinisch-Bergischem Kreis nutzen wollen – am Donnerstag kam es vor dem Bergischen Löwen zu langen Schlangen. In den allermeisten Fällen holen sich die Menschen hier bereits ihre dritte Impfung ab. Eine deutliche Ausweitung des Impfangebotes ist geplant, aber noch nicht spruchreif.
„Ich warte seit zweieinhalb Stunden“, berichtet eine 86 Jahre alte Dame, die sich auf ihren Rollator stützt. „Ich auch“, meint eine andere, „trotz Schwerbehindertenausweis“. Schon um 12 Uhr, als die Impfaktion startete, warteten auf dem Konrad-Adenauer-Platz 120 Personen, die Schlange zog sich um den Bergischen Löwen herum.
Die meisten stehen hier für eine Auffrisch-Impfung an, den so genannten Booster. Das belegt eine kurze Umfrage unter den Wartenden.
Es gibt aber auch Ausnahmen: zwei Impflinge Anfang 20 stehen für eine Erstimpfung an. Er habe keine Lust mehr auf die Tests vor dem Besuch des Fitness-Studios, sagt einer. Der andere ergänzt achselzuckend, es habe sich mit der Impfung gerade so ergeben.
Solange es nur noch vereinzelte Erst- und Zweitimpfungen gibt, schließt sich die sogenannte Impflücke nicht. 29,1 Prozent der Menschen in NRW (einschließlich Kinder) sind bislang nicht vollständig geimpft, und damit für die aktuell steil steigende Zahl von Infektionen mit verantwortlich.
Abstimmungsproblem sorgt für Schlangen
Das mobile Impfangebot des Kreises ist als Ergänzung der Regelversorgung durch Haus-, Fach- und Betriebsärzte gedacht. Gleichwohl herrscht großer Andrang, und es ruckelt zum Start. Zunächst sei nur ein Impfarzt vor Ort gewesen, erklären Kreissprecherin Birgt Bär und Johannes Deppe, der die Impfaktionen für den Rheinisch-Bergischen Kreis koordiniert.
Eigentlich waren drei Ärzte bei der Kassenärztlichen Vereinigung angefordert gewesen. Doch der Kreis, das stellte sich später heraus, hatte es versäumt, den Impfärzten mitzuteilen, dass die Öffnungszeit von 14 auf 12 Uhr vorgezogen worden war. Zwar traf nach einer Stunde ein weiterer Impfarzt ein, später waren sogar vier im Einsatz - aber es dauerte einige Stunden, bis sich der Rückstau aufgelöst hatte.
Die starke Nachfrage nach der dritten Impfung werde nicht zuletzt durch die Politik geschürt, sagt eine Sprecherin des Hausärzteverband Nordrhein. Das habe zu Verunsicherungen und vermehrten Nachfragen bei den Hausärzten geführt, die ja in der Regel für die Impfung zuständig sind. Einen Flaschenhals in punkto Impfung sehe sie nicht bei den Hausärzten.

Immer der Reihe nach
Geimpft würde jedoch der Reihe nach, macht die Sprecherin klar: Wer im Januar seine Erstimpfung erhalten habe, der stehe früher beim Booster an als Impflinge, die erst im Sommer immunisiert worden seien. Dies würde bei der Terminvergabe berücksichtigt.
Diese Regel, das bestätigt Kreissprecherin Bär, gilt auch bei den mobilen Impfangeboten der Feuerwehr: Auffrischungsimpfungen soll es erst sechs Monate nach der zweiten Impfung geben. Die letzte Entscheidung treffe aber immer der Arzt, betont Bär.
Impfinteressenten weichen aus
Weil die Terminsuche bei den eigenen Ärzt:innen schwierig erscheint nehmen viele Impfwillige das offene Angebot der Feuerwehr wahr. Denn hier sind Impfungen ohne Termin möglich, egal ob Erst- oder Zweitimmunisierung oder eben Booster, sagt Deppe.
Seit dem 1. Oktober seien bei den mobilen Angeboten insgesamt 4047 Personen geimpft worden. An diesem Donnerstag im Bergischen Löwen waren 350 - ein Rekordwert. Rückfragen, wie sich die Gesamtzahl der Impfungen auf Erst-, Zweit- und Drittimpfungen verteilt, hat der Kreis bislang nicht beantwortet.
Mitzubringen seien lediglich ein Personalausweis, ein Impfbuch sowie ein möglichst ausgefüllter Anamnese- und Aufklärungsbogen, der auf den Webseiten des RBK zum Download und Ausdruck bereit steht.
Künftig sollen sechs Ärzte parallel impfen
Die hohe Nachfrage gebe es auch bei den anderen mobilen Impfangeboten im RBK, in Burscheid, Leichlingen, Kürten, Wermelskirchen, Odenthal, Overath und Rösrath, die von der Feuerwehr einmal die Woche angefahren werden.
Termine und Standorte in der Übersicht:
- Montags, 14 bis 18 Uhr: Burscheid, Montanusstraße 15, Jugendcentrum Megafon
- Dienstags, 14 bis 18 Uhr: Kürten, Karlheinz-Stockhausen-Platz 1, am Rathaus
- Mittwochs, 14 bis 18 Uhr: Wermelskirchen, Telegrafenstr. 29-33, Foyer des Bürgerzentrums
- Donnerstags, 12 bis 18 Uhr: Bergisch Gladbach, Foyer des Bergischen Löwen (innen), Konrad-Adenauer-Platz
- Freitags, 14 bis 18 Uhr: Rösrath, Hauptstr. 44, Stadtteilbüro
- Samstags, 14 bis 18 Uhr: Overath, Hauptstr. 78, nähe Bahnhof
- Sonntags, 14 bis 18 Uhr: Leichlingen, Am Hammer, Foyer der Sekundarschule,
Für eine Entlastung könnten die geplanten lokalen Impfstationen sorgen. Das Land NRW hatte am Dienstagnachmittag per Erlass ein Konzept verschickt. Demnach sind für den RBK sechs Impfärzte vorgesehen, die parallel pro Tag in einer Acht-Stunden-Schicht impfen dürften, erklärt Deppe.
Die Aufteilung der Kapazitäten müsse der Kreis noch vornehmen: Ob es drei Impfstationen mit je zwei Ärzten geben werde oder zwei Stationen mit drei Ärzten, sei noch offen. Ebenso wie die Orte, an denen die lokalen Impfstationen eingerichtet werden sollten. Man befinde sich dazu in Gesprächen und arbeite mit Hochdruck, konkrete Eröffnungstermine können aber noch nicht genannt werden.
Eine Wiedereröffnung des großen Impfzentrums in der Rhein-Berg Galerie, wo täglich mehr als 1000 Personen geimpft werden konnten, ist in Rhein-Berg offiziell kein Thema. Dies sehe der Erlass des Gesundheitsministeriums nicht vor, heißt es beim Kreis.
Ich hielte es jetzt für vernünftig, angesichts der Lage das Impfzentrum in der Rhein-Berg-Galerie wieder zu aktivieren und verstehe nicht, wieso das nicht in Erwägung gezogen wird.