Foto: Franz Hamm Fotografie

Mit ebenso viel Humor wie Nachdenklichkeit erzählt Fug vom letzten Abend des Geburtsvorbereitungskurses, an dem eine ganze Väterrunde plötzlich die Masken fallen ließ und sich über Ängste, Zweifel und Sorgen austauschte.

Bis zum Geburtsvorbereitungskurs in einem Bensberger Krankenhaus hatte ich mir weder über Väter noch über das Vaterwerden sonderlich viele Gedanken gemacht. Das änderte sich nun aber schlagartig. Was mir von diesem Kurs am allertiefsten in Erinnerung geblieben ist, ist der letzte Abend.

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Bis dahin hatte ich mir zwar schon einiges an Vater-Skills angelesen und mich auch mit frischen Vätern ausgetauscht. Aber das war ja alles Theorie. Wie die Praxis sein würde, wie es sich anfühlen würde, für ein Lebewesen so viel Verantwortung zu tragen, das blieb nebulös.

Und offensichtlich ging es nicht nur mir so. Die Stimmung im Vorbereitungskurs war eher albern, es wurde (seitens der Männer) viel gescherzt und Nonsens geredet. Mir wurde es manchmal zu viel. Denn je näher die Geburt rückte, desto nervöser und unruhiger wurde ich.

Was, wenn ich als Vater versage?

Auch Zweifel tauchten immer häufiger auf: Was, wenn ich als Vater total versage… Was, wenn ich Fehler in der Erziehung mache, die mir irgendwann um die Ohren fliegen… Was, wenn ich nicht rechtzeitig erkenne, dass das Kind zum Arzt muss … Was, wenn ich mal kurz nicht aufpasse und dem Kind passiert etwas …

Aus diesem endlosen Reigen an zweifelsvollen Gedanken wurde ich jäh gerissen, als die Kursleiterin vorschlug, die Kursteilnehmer zu teilen. Die Frauen sollten in einen anderen Raum gehen und die Männer im Raum bleiben. Die Türen wurden geschlossen.

Die Leiterin wartete, bis langsam Ruhe einkehrte und die Scherze abflauten. Dann teilte sie uns die Aufgabe mit. Jeder bekam einen großen Zettel und einen Stift. Wir sollten auf den Zettel schreiben, wie wir die werdende Mama während der Geburt unterstützen wollten. Dann ging sie hinaus.

Er gab kleinlaut zu, dass er Riesenschiss hatte

Kaum war sie aus dem Raum gegangen, schlug die Stimmung komplett um. Niemand machte mehr Scherze oder „lustige“ Bemerkungen. Allerdings schrieb auch niemand etwas auf.

Langsam und sehr zögerlich sprach dann der erste Mann. Er gab kleinlaut zu, dass er einen Riesenschiss davor hatte, was so alles auf ihn zukommen würde. Kurz herrschte etwas Stille, dann äußerte ein anderer Teilnehmer seine Zweifel. Und mit immer kürzeren Abständen kamen von allen Seiten Zweifel, Ängste, Bedenken, Sorgen, etc.

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Stephan Rust kennt sich aus in Sachen Vaterschaft: Er ist Väterberater in der Schwangerschaftsberatung esperanza der Caritas RheinBerg, leitet einen Vater-Kind-Kurs bei FiB Bensberg. Im Interview erklärt er, warum so wenige Männer länger Elternzeit nehmen, was das mit dem Mutterbild in unserer Gesellschaft zu tun – und warum Männer wie Frauen davon profitieren, wenn sie sich die Verantwortung teilen.

Es war, nicht nur für mich, sehr tröstlich, nicht allein mit den Zweifeln zu sein. Und plötzlich war dieses ganze alberne Getue entblößt als eine reine männliche Überspielung von Unsicherheiten. Einige fühlten sich ertappt, jedoch nicht lang, da fast jeder fleißig „überspielt“ hatte.

Rettende Worte im richtigen Moment

Dann sagte einer der werdenden Väter: „Leute, jetzt lasst uns mal den Ball flach halten. Mein Vater war ein Versager und Alkoholiker. Und ich bin kein Serienkiller geworden. Gelegentlich helfe ich sogar alten Damen über die Straße. Also kann das nicht so schwer mit dem Erziehen und „rumvätern“ sein.“

Ein kurzer Moment der Totenstille entstand. Dann hätte man auch ohne Stethoskop hören können, wie allen Anwesenden Steine vom Herzen fielen. Rettende Worte im richtigen Moment.

Uns blieben dann nur noch fünf Minuten übrig, um unsere eigentliche „Aufgabe“ zu lösen. Davon blieben sogar zwei übrig, denn die Zettel waren sofort vollgeschrieben.

Leider habe ich in der ganzen Aufregung vergessen, mir die Kontakte geben zu lassen, also Email oder Handy-Nr. usw.  Ich hätte gern gewusst, was aus den werdenden Vätern geworden ist.

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Janina Burgmer und Fug Morente Gómez sind Musiker, Entertainer, Schauspieler – und setzen sich als offizielle Botschafter der Katholischen Jugendagentur Köln für Kinderrechte ein. Sie finden Sie auf fug-und-janina.de

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