Nach den „Sofortschulen“ sollen nun auch vier „Sofortkitas“ gebaut werden

Das Land NRW reagiert auf Kritik aus den Kommunen, dass es nicht mehr genügend Geld für den Neubau von Kitas gibt – und stellt weitere 85 Millionen Euro für die Förderungen der Investitionen vor Ort zur Verfügung. Für Bürgermeister Frank Stein ein Beleg, dass sich der politische Druck aus den Kommunen lohnt – und dass die Anträge aus Bergisch Gladbachs für die nächsten vier Kitas bewilligt werden.

Am vergangenen Donnerstag hatte die Stadt Bergisch Gladbach einen Protestbrief von Bürgermeister Frank Stein an die Landesregierung NRW öffentlich gemacht: Offenbar sei das Geld für die Förderung neuer Kitas bereits aufgebraucht, die Stadt befürchte, beim Bau der nächsten vier Kitas auf neun Millionen Euro verzichten zu müssen und damit in die Haushaltssicherung zu rutschen.

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Am Sonntag reagierte Kinder- und Jugendministerin Josefine Paul:  Frühkindliche Bildung und damit der weitere Ausbau der Kindertagesbetreuung stünden im Mittelpunkt der Politik der Landesregierung, daher stocke sie den Investitionstopf um weitere 85 auf 200 Millionen Euro auf, heißt es in einer Mitteilung.

„Ich gehe davon aus, dass alle Anträge aus Bergisch Gladbach bewilligt werden“

Bei der Opposition in Düsseldorf gibt es zwar noch offene Fragen, aber für Bürgermeister Stein ist die Sache erst einmal erledigt: „Damit hat das Land wieder die Tür zur Förderung geöffnet,“ sagte er auf Anfrage des Bürgerportals. Und weiter: „Darauf vertraue ich jetzt, gehe also davon aus, dass alle Anträge aus Bergisch Gladbach bewilligt werden. Der politische Druck der Kommunen und ihrer Verbände hat sich gelohnt.“

Im Rahmen eines „Sofortprogramms“ will alleine Bergisch Gladbach rasch vier Kitas neu bauen, bei Kosten von knapp fünf Millionen Euro pro Projekt soll jeweils rund ein Drittel der Investitionen vom Land finanziert werden.

Zum Beispiel bei der Kita Nittumer Weg in Schildgen, deren Bau der Jugendhilfeausschuss am Donnerstag bestätigt hatte: Die Gesamtkosten für 50 Plätze gibt die Stadt im Moment mit 4,8 Millionen Euro an, knapp 1,9 Millionen sind als Förderung aus dem Landeshaushalt eingeplant.

Die Kita-Ausbaupläne im Detail

Sofortkita Innenstadt

An der Jakobstraße hinter dem Bahnhof in der Innenstadt ist die alten Flüchtlingsunterkünfte abgerissen worden Auf dem 3800 qm großen Grundstück wird eine vierzügige Kita mit rund 70 Plätzen gebaut, später ist dort auch ein Spielplatz vorgesehen. Fertigstellung ist für Juni 2025 geplant.

Sofortkita Schildgen „Nittumer Weg“

Am Nittumer Weg in Schildgen liegt ein städtisches Grundstück mit 940 qm, das zur Zeit als Parkplatz genutzt wird. Hier entsteht eine dreizügige Kita mit rund 50 Plätzen; die Parkplätze fallen weg, ein Teil der Fläche wird entsiegelt. Fertigstellung: 1. Quartal 2026

Sofortkita Sand

An der Schulstraße in Sand, neben dem Friedhof und hinter dem Schotterparkplatz, wird eine Wiese bebaut, die als Reservefläche für den Friedhof vorgesehen war. Das Grundstück mit 1700 qm reicht ebenfalls für eine vierzügige Kita mit weiteren 70 Plätzen. Geplante Fertigstellung: März 2025

Sofortkita Lena-Wiese / Am Fürstenbrünnchen

Für den Bau einer Kita am Rand der Bienen- und Blumenwiese am Lückerather Anger an der Straße „Am Fürstenbrünnchen“ hatte es schon 2020 einen Beschluss gegeben, der nach der Kommunalwahl zurückgestellt worden war. Im September 2023 setzte die CDU durch, diesen Standort ebenfalls im Sofort-Kita-Programm voran zu treiben. Derzeit geplante Fertigstellung: Herbst 2025

Weitere Sofortkita (noch offen)

Der Standort einer möglichen weiteren Sofortkita ist noch offen, ein Grundstück im Bereich Moitzfeld / Bensberg / Lückerath werde geprüft, hatte die Stadt im Juni 2023 erklärt.

AWO-Kita Mondsröttchen / Am Reiser (Lückerath)

Die vierzügigen Kita Mondsröttchen mit 90 Plätzen befindet sich bereits in Bau und soll laut Planung ab dem 1.8.2024 schrittweise in Betrieb gehen. 

Kita auf dem Carpark-Gelände (Lückerath)

Auf dem ehemaligen Areal der belgischen Armee an der Bensberger Straße in Lückerath soll nun doch eine große Kita gebaut werden, auf der Grünfläche zwischen Flüchtlingsunterkunft und dem Seniorenwohnheim. Dazu müssen zunächst der Flächennutzungs- und der Bebauungsplan geändert werden.

Kita mit Kompetenzzentrum Autismusspektrum-Störungen (Hebborn)

Diese Kita, ebenfalls von der AWO betrieben, soll auf dem brachliegenden Grundstück gegenüber der Grundschule Hebborn an der Odenthaler Straße entstehen, die Ausschreibung steht bevor.

Kita Weig-Gelände (Zanders-Areal)

Pläne für eine Grundschule und Kita auf dem Gelände der ehemaligen Weig-Kartonagenfabrik am Rande des Zanders Areals an der Cederwaldstraße parallel zu einer Grundschule 21 haben sich inzwischen zerschlagen, weil das Gebiet hochwassergefährdet ist.

Stein war nicht der erste, der im Ministerium vorstellig geworden war, schon zuvor hatte der Städte- und Gemeindebund NRW den Stein ins Rollen gebracht und darauf hingewiesen, dass die Landesjugendämter keine neuen Anträge mehr bewilligten.

Das Ministerium räumt jetzt zwar ein, dass es zu Verzögerungen gekommen sei. Das Programm sei aber nie ausgesetzt worden. Der zunächst zur Verfügung gestellte Topf mit 115 Millionen Euro war einfach schon nach wenigen Monaten ausgeschöpft gewesen. Und nun wieder ein Stück weit gefüllt. Alle offenen Anträge würden jetzt abgearbeitet. Grundsätzlich sei es positiv, heißt es im Ministerium, dass das Ausbauprogramm vor Ort so schnell Fahrt aufgenommen habe. Dabei dürfe aber nicht aus den Augen gelassen werden, dass es für die Ausstattung der neuen Kitas auch genügend Fachkräfte geben müsse.

Städtebund warnt vor „Windhundrennen“

Für die Opposition im Landtag ist das Thema allerdings noch nicht ausgeräumt. Die FDP sprach von einem „eklatanten Vertrauensbruch“ gegenüber Kommunen und Trägern; sie beantragte eine „aktuelle Viertelstunde“ für die Sitzung des Familien-Ausschusses. Aus der SPD hieß es, die Familienministerin sei überfordert; zudem sei unklar, ob die 85 Millionen für dieses Jahr überhaupt ausreichten.

Ähnliche Sorgen hegt der Städte- und Gemeindebund NRW. Zwar nannte er die Aufstockung einen „richtigen Schritt in die richtige Richtung“. Man wisse aber nicht, ob das Geld für alle Projekte ausreiche. Daher fordert die Vertretung der Kommunen eine Ausbauplatzgarantie. Sonst könnte es zu „Windhundrennen“ der Kommunen um die Fördermittel kommen.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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2 Kommentare

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  1. Aber was nutzt der Neubau? Die Stadt selbst hat gerade erst einen mehr oder weniger offenen Brief an alle Eltern, die Kita-Betreuung in Anspruch nehmen, geschickt. Offenbar gibt es viele Beschwerden wegen häufiger Notbetreeung, Kürzung von Betreeungszeiten oder gar zeitweiliger Einrichtungsschließung. In diesem Brief erkennt die Stadt den Personalmangel als Kernproblem an. Bei einem Windhundrennen um Fördergelder für Bauvorhaben muss man sich vielleicht nicht zu sehr anstrengen. Wer soll denn in den neu gebauten Kitas arbeiten?