„Wer Wachstum will, muss hoch denken“, erklärt Trutz Altwasser, Herrlisch Raubachs innovativer Bürgermeister. Der auf seine Anregung hin eingerichtete „Denkkreis Herrlisch Raubach“ (DKHR) präsentierte unter frenetischem Beifall der schwarzen und gelben Fraktion jetzt sein Programm „Crescentia aetarna urbis (CAU)– Ewiges Wachstum für die Stadt.“

Wahlkampf mit Paukenschlag eröffnet

+ Anzeige +

Damit ist der Wahlkampf mit einem Paukenschlag offiziell eingeleitet. Angelpunkt von CAU, einem unter Anleitung von Beratern und Investorenvertretern, unter schonend konstruktivem Ausschluss der Öffentlichkeit entwickelten Programms, ist die Errichtung eines bzw. zweier Lokalflughäfen in Scherkenrath und Hildgen, den beiden weitest auseinander liegenden Ortsteilen Herrlisch Rauhbachs.

„Leben in Scherkenrath, arbeiten in Hildgen oder umgekehrt, das wird dann eine Selbstverständlichkeit sein“, sagt Trutz Altwasser in verständlichem Stolz. „Nicht zu reden vom signifikanten Zuwachs an Arbeitsplätzen und einer deutlichen Zunahme der Attraktivität Herrlisch Raubachs als Wirtschaftsstandort.“

Die Landluftbahn in einer Simulation.

Die Landluftbahn in einer Simulation. Foto: flickr/condor.com

Herrlisch Raubach wird Weltstadt

Mit den beiden Lokalflughäfen stünde die Kapitale des Rheinisch-Herrlischen Kreises zudem auf der Schwelle von der Groß- zur Weltstadt, betonte das ambitionierte Stadtobersthaupt.

Bedenken der grünen Fraktion wegen künftigen Fluglärms durch den startenden, ab- bzw. anfliegenden und landenden Luftverkehr zwischen den beiden Lokalflughäfen, diese Bedenken konnten durch ein die Grenze der Genialität mindestens streifend konzeptionelles Kabinettstückchen ausgeräumt werden:

Die Flugzeuge müssten nämlich gar nicht erst starten, demzufolge auch nicht landen und das heißt dazwischen auch nicht fliegen.

Konzept „Landluftverkehr“ – Fliegen ohne Nebenwirkungen

Trutz Altwasser erläutert sachkundig das moderne innerstädtische Flugverkehrs-Konzept „Landluftverkehr“:

„Wir bauen die Start- bzw. Landebahnen jeweils von Scherkenrath nach Hildgen durch und umgekehrt. So können die Flugzeuge, praktisch ohne den Boden zu verlassen und also ohne Start,- Lande- und Fluglärm zu verursachen, zwischen beiden Ortsteilen pendeln.“

Die siebenstellige Finanzierung von zwei Lokalflughäfen sei trotz der noch leicht in Anspruch genommen städtischen Haushaltslage kein Problem, beruhigt der Bürgermeister mögliche Einwände aus Kostengründen.

Die waren, neben der hellroten und grünen, vor allem aus den Reihen der gelben, aber auch Teilen der eigenen schwarzen Fraktion gekommen, nicht zu reden vom Widerstand der dunkelroten Fraktion. Immerhin steht Herrlisch Raubach aufgrund seiner sechsstelligen Verschuldung im so genannten Haushalts-Sicherungskonzept.

Finanzierung ebenso streng vertraulich wie vollkommen unproblematisch

Er, Trutz Altwasser, habe da persönlich und vertraulich nicht nur mit hochkarätigen Experten und zwei Investoren, außerdem gebe es von der Landes-, über die Bundes-, bis hin zur EU-Ebene entsprechende Zuschüsse, die den Investoren sofort.

Der ganze restliche bzw. restlich ganze bzw. mehr ganze als restliche Betrag würde dann durch städtische, was aber durch ein progressiv exponentielles Dereleasing allen städtischen über eine auf den Kanalinseln ansässige Holding, die von einer in New York beheimateten Wirtschaftskanzlei vertreten werde.

Dieses auf 5348 Seiten in englischer Sprache niedergelegte und vollkommen überzeugende Finanzkonzept sei ihm selber sowie einem mit 20 weiteren Vertrauenspersonen des Denkkreises Herrlisch Raubach (samt Ehepartner) bestückten, aus Sicherheitsgründen aber nicht öffentlichen Projektausschuss auf einer dreiwöchigen Informationsreise in die Karibik sachkundig erläutert worden.

Komplexe Details nichts für perplexen Bürger

Wobei aber das Thema der Finanzierung überhaupt einfach zu komplex sei, um es dem perplexen Bürger zuzumuten.

Um nun eben dem Bürger auch darüber hinaus die Gewähr einer verlässlichen Projektbetreuung zu geben, sind sowohl der Bürgermeister als auch einige ihm schon von Sandkasten-Zeiten her bekannte und daher entsprechend vertrauenswürdige Freunde bereit, entsprechende Aufsichts- und Vorstandsfunktionen der künftigen Lokalflughafen-Entwicklungs- und später Betreibergesellschaft zu übernehmen.

Und das lediglich gegen die entsprechend übliche Bezahlung bzw. eine ebenso üblich bescheidende Aufwandsentschädigung.

Alle konstruktiven Fraktionen an der wegweisenden Entscheidung beteiligt

Auch der noch im Entscheidungsfindungs-Prozess zum Lokalflughafen-Projekt stehend hellroten Fraktion stünden hier selbstverständlich zwei bis drei oder auch vier verantwortungsvolle Positionen zu, betonte Trutz Altwasser ausdrücklich in Richtung der größten Oppositionsgruppierung.

Deren Chef, Claas Forsthauer, erklärte mit Nachdruck: „Die hellrote Fraktion ist hier zur einer Entscheidung entschlossen, deren Entschiedenheit keinen Zweifel an der Entschlossenheit der hellroten Fraktion zu einer entschlossenen Entscheidung lassen werde!“

Im Übrigen, so Trutz Altwasser weiter, würden alle konstruktiven Fraktionen angemessen an dieser wegweisenden Zukunftsentscheidung beteiligt.

Der dunkelroten Fraktion sei in ihrer kategorischen Verweigerungshaltung ohnehin nicht zu helfen, und den beiden anderen Kleinstfraktionen stellte er Dauerkarten für die Aussichtsetagen der beiden Lokalflughäfen samt Getränkebons in Aussicht.

Grünes Wachstum: Mittelschwanz-Kröte und Riesen-Hüpffloh ungefährdet

Allerletzte Bedenken der grünen Fraktion konnten durch die Zusicherung des Baues zweier Tunnel bzw. Tierbrücken unter den bzw. über die Landluftbahnen zwischen Scherkenrath und Hildgen, nämlich für die hier heimische Schlunder Mittelschwanz-Kröte sowie den ostrheinischen Riesen-Hüpffloh, ausgeräumt werden.

Die zwar noch einmal beträchtlichen Mehrkosten seien problemlos durch entsprechende Sondermittel und diverse Spartenkredite sowie hundertprozentige Deckungsbürgschaften, erläuterte der Bürgermeister.

Statt Kopfschmerzen nur Kosten und Konsequenzen – Bürger auf jeden Fall beteiligt

Zum Stichwort „Bürgerbeteiligung“ wies Altwasser noch einmal nachdrücklich darauf hin: „Natürlich ist und bleibt der Bürger per Kosten und Konsequenzen eng an diesem Vorhaben beteiligt, das gebietet schließlich die demokratische Kultur!“

Spätestens, wenn die Quittung … äham Rechnung, das heißt genauer die zweifellos mehr als hundertprozentig garantierte Erfolgsrechnung komme, würde jedem Bürger der Stadt klar werden, wie sehr auch er und eigentlich nur er voll und ganz an dieser Unternehmung beteiligt worden sei.

Davon abgesehen gebiete einfach die hohe Komplexität, dem tags hart arbeitenden, abends verdient müden oder seinem kleinen Hobby nachgehenden Bürger nicht auch noch mit unverständlichen Details Kopfschmerzen zu verursachen, erklärte Trutz Altwasser. „Dafür gibt es den Denkkreis Herrlisch Raubach, dafür gibt es Experten und nicht zuletzt uns Lokalpolitiker!“

Landluftverkehr verbindet Umweltschutz und Infrastruktur

Keinerlei Verständnis indes hat Herrlisch Rauhbachs innovativer Bürgermeister für jede destruktive Verweigerung gegenüber dem infrastrukturellen Quantensprung, den er seiner Stadt zu schenken im Begriffe sei.

„Wer die Lokalflughäfen Scherkenrath und Hildgen blockiert, trennt die Menschen, reißt die Stadt auseinander und versündigt sich an Aufschwung, Wachstum und Wohlstand für alle!“

Er rufe alle Mitbürger Herrlisch Rauhbachs im Gegenteil dazu auf, hier ein klares Bekenntnis zum Fortschritt zu setzen und eine Geste des Willkommens an die Investoren zu senden:

„Deshalb stellen das Grünflächenamt sowie der Bau- und Betriebshof der Stadt zwei Wochen lang Motorsägen, Baumfräsen, Betonmischer, Kleinplanier- und Räumfahrzeuge zur Verfügung.“

Damit könnten dann die in ihrer großen Mehrheit fraglos wachstumsfreundlich und aufschwungsolidarisch engagierten Bürger die Grünflächen zwischen Scherkenrath und Hildgen schon einmal vorroden und –planieren, um Platz zu schaffen für Profit, Expansion und die beiden parallel laufenden, je 30 Meter plus Sicherheitsbereich (10 Meter), insgesamt also 80 Meter breiten Landluftbahnen zwischen den Lokalflughäfen.

Roden und Planieren gleich Profitieren und Expandieren

Gegen den uneinsichtigen Protest einiger Umweltaktivisten gerichtet, prägte zudem Einar Schweppe, Vorsitzender der schwarzen Partei, ein wohl nachmalig historisch werdendes Zitat:

„Wer jetzt Beton und Asphalt verweigert, wird bald merken, dass Gras nicht schmeckt!“

Ob es in überschaubarem Zeitraum darüber hinaus auch noch zu einer Anbindung der beiden Lokalflughäfen an das internationale Fluglinien-Netz kommt, stehe derzeit nicht auf der Tagesordnung, sagte Bürgermeister Altwasser zum Abschluss der Präsentation.

Herrlisch Raubach on Air

Sollte sich Herrlisch Rauhbach allerdings und vor allem durch diesen visionären Schritt des Baus der beiden per Landluftbahn verbundenen Lokalflughäfen zur praktisch internationalen Metropole entwickeln, dann wäre dieser Schritt nur konsequent und darüber hinaus eines sicher:

Mindestens einer der beiden Lokalflughäfen dürfte dann den Namen seines Pioniers tragen. Zum Beispiel: International Airport Herrlisch Raubach-Hildgen Trutz Altwasser (HRHTA).

Guten Flug … bzw. Gute Fahrt oder Flugfahrt bzw. Fahrtflug …

Anmerkung der Redaktion: Ja, dieser Beitrag ist nicht ernst gemeint, 
die Namen sind erfunden. Vorsicht, Satire!

ist gebührend ratloser Bürger, gelegentlicher Zaungast am Spielfeldrand, findet interessante Gespräche ohne Scheuklappen inspirierend und bewahrt sich den Reiz (manchmal auch fassungslosen) Staunens als Mittel geistiger Ausgeglichenheit.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

11 Kommentare

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  1. Sehr richtig, Trutzi!
    Wir brauchen mehr Platz für Gewerbe. Naturgucken kann man auch auf Majorka. Ausserdem haben wir hier noch Bäume genug für uns. Kucken Se doch mal aus dem Fenster, alles grün. Immer diese Miesmacher, die nur herummmäkeln. Dann sollen Sie doch mal selber machen und all die schwere Verantwortung, die wir und unser Bürgermeister tragen, schultern MÜSSEN, mal selber übernehmen.
    Da würden diese Leute sich aber wundern.
    Unser Trutz ist der Beste!

  2. Sehr geehrte Frau Wirrkopf,

    Sie gehören zu den Bürgern, die ein Meister sich wünscht!
    Denn „Bahn frei dem Aufschwung“ lautet die Devise für unseren Platz im Landluftraum!

    Und jetzt, wo es mir gelungen ist, den Plattenstreit in Herrlisch Raubach,
    alle Parteien versöhnend und zur neuen Plattenunion zusammenführend,
    zu beenden, jetzt kann und darf und muss er nur heißen:

    „Aufschwung schnell und pur braucht keine Bäume,
    sondern Bürger, die sägen, roden und planieren,
    so entstehen des großen Wachstums gold´ne Räume
    und lassen Herrlisch Raubachs Reichtum explodieren!“

    Sehen Sie, auch ein Bürgermeister, der den Realitäten fest ins Auge sieht,
    kann im Herzen doch zugleich ein großer Dichter sein.

    Ihr
    Trutz Altwasser

  3. Jetzt verstehe ich! Das ist die Erklärung für die ganzen Rodungen, denen ich bei meinen Wanderungen immer wieder begegne. Die Bürger haben mit dem Kahlschlag schon begonnen. Zwischen Kebborn und Huckelberg sowie zwischen Damenstrunden und Stumpfe werden die ersten Wälder platt gemacht. Sind wohl doch einige Kurven in der Landluftbahn vorgesehen. Vielleicht sind Haltestellen eingeplant? Dem muss die Natur natürlich weichen. Ganz klar!

  4. eine schöne aussicht hätte man von einer seilbahn, die queer und parallel zu der start-land-bahn-WEST im dann ja doch freien luftraum verkehren könnte.
    fördermittel gibt es aus den EU-fonds für das recycling von ausrangierten ski-liften aus erodierten alpinisten-hochburgen, die dem klimawandel zum opfer gefallen sind. (im all-inclusive paket sind als dreingabe auch noch irreparable ski-kanonen für das ski-gebiet motzkamp-bärbeissig enthalten)

  5. Schöne Aussichten sind das ja.
    Und das auch noch klammheimlich am Weiberfastnachtdonnerstag zu proklamieren. Unerhört!
    An diesen wichtigsten, heiligen Tagen des Jahres sind die Bürger doch mit anderen Dingen proaktiviert. Jetzt hat doch niemand Zeit das Thema zu problematisieren.
    Warum werden solche Finanzhämmer immer während der Saturnalien propubliziert? Wer hat das alles eigentlich, wirklich – als mastermind – projektiert?
    Sic! So ergeht es den kleinen Planeten, die den Sonnengottkönig elliptisieren und in seine Protuberanzen geraten…sol invictus!
    Aber wo pleipt das Positive Herr Ullmann?

  6. Alle Achtung ! Literarisches Highlight ! Gibt es schon Ullmanns gesammelte Werke ? Aber Vorsicht, manchmal erscheint etwas nur als Schildbürgerstreich weil man nur einen unvollständigen Einblick in die Materie hat.

    ps: Biete der Contra-Seite zu obigem Projekt die Dienste meiner Internetfirma „Feldhamster-Leasing GoH“ an . Preisliste :
    Feldhamster (gebraucht,mit Einsatzerfahrung)=43,-€/Stück u. Monat,
    Juchtenkäfer (diesjährig geschlüpft, Stuttgarter Stamm) 9,50€/Stück u.Monat sowie Rotmilan (windradgeschreddert,tiefgekühlt) =38,-€/ Stück (hier aber keine Rücknahme, Verbleib beim Kunden)

    1. Schon auf dem Sprung in einen unbefristeten Dienstleistungsvertrag mit der durch Sie respektabel repräsentierten „Feldhamster-Leasing GoH“, stolpere ich just und gerade noch rechtzeitig über das „GoH“ = „G esellschaft / G ewinn / G ier o hne H aftung“??!

      Also Herr Wagner, so etwas ausgerechnet von Ihnen?! Da werden dann doch Ansätze kritischer Bedenken wach, die nur durch, sagen wir, besondere Zuwendung, noch im Zaume zu halten wären.

      Ein passabel dotierter Beratervertrag, im Sinne der Förderung des konstruktiven Kommunikationsflusses zugunsten des gemeinsamen Projektes und vor allem zum Wohle aller Bürger, würde gewisse Irritationen überwinden helfen und hätte durchaus bindende Überzeugungskraft.

      Was übrigens und apropos „Schildbürgerstreich“ jenen berühmten Verwaltungsbau zu Schilda betrifft: Auch da war es ein „unvollständiger Einblick in die Materie“, der letztlich zu den nachmalig legendär gewordenen Baumängeln führte …

      Wobei ich – und gerade in meiner Eigenschaft als künftiger Projektberater – weit davon entfernt bin, das Lokalflughäfen-Projekt zu Herrlisch Raubach mit einschlägigen Unternehmungen unserer langjährig verbundenen Partnerstadt Schilda in Verbindung zu bringen …

  7. Ein allzu durchsichtiges Manöver angeblicher Naturschützer, um dieses innovative Zukunftsprojekt weiter zu torpedieren! Da laufe ich doch grün an, wenn ich das lese. Nein, Herr Mannull, die Investoren und die Stadt haben wahrhaftig genug Kröten … – natürlich keine DIESER Kröten! – geschluckt, als das man jetzt noch bereit wäre, sich weitere Flöhe ins Ohr, pardon, wollte sagen: Läuse in den Pelz hüpfen zu lassen! Und übertreiben Sie´s nicht: Der Bürger will den Aufschwung, jetzt! Deshalb sind bei weiteren Störmanövern Übergriffe sowohl auf die Hüpfkröte als auch den Schwanzfloh, oder wie immer diese Viecher heißen, nicht auszuschließen.

  8. Für den Oberschlundischen Naturbutzschund muss ich darauf hinweisen, dass es sehr gefährlich sein kann, wenn durch eine direkte Landverbindung die immer sehr hungrige Mittelschwanz-Kröte direkt auf den ostrheinischen Riesen-Hüpffloh – bekanntlich ein Tier auf der roten Liste! – Zugriff nehmen und diesen verspeisen kann. Wir fordern daher Krötenschutzzäune und Hüpffloh-Rückzugsgehege!

  9. Es ist mir eine Ehre, der erste Gratulant zu sein. Grandios! Das Bürgerportal hat mit diesem Artikel eine neue Dimension erreicht.