Kurz vor Ostern hatten die Träger der Offenen Ganztagsschulen (OGS) in den Stadtteilen die ersten Zusagen für die Aufnahme von Erstklässlern nach den Sommerferien verschickt, ab auch eine ganze Reihe von Absagen. Erst jetzt gibt die Stadtverwaltung bekannt, wieviele Plätze in der Stadt tatsächlich fehlen. 

231 Kinder stünden derzeit auf Wartelisten, teilte ein Sprecher auf Anfrage des Bürgerportals mit. Nur Minuten später kündigte die zuständige Fachbereichsleiterin Beate Schlich im Jugendhilfeausschuss eine Lösung für die besonders stark betroffenen Grundschule Wittenbergstraße in Refrath an. Hier würden im Moment 31 Plätze fehlen – mit gravierenden Folgen für die betroffenen berufstätigen Eltern.

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Nach Angaben der Stadt sind derzeit 3960 Schüler an den 20 Grundschulen angemeldet worden. Für sie stünden 2729 OGS-Plätze zur Verfügung. Das entspreche einer Versorgungsquote von 68,9 Prozent. Zusätzlich gebe es an drei Schulen (GGS Schildgen, Hand, Hebborn) Randstundenbetreuung mit insgesamt 80 Plätzen.

Was nicht schlecht ist, aber nicht ausreicht. Zudem sei das nur eine Momentaufnahme; „der Erfahrung der letzten Jahre nach wird der Bedarf weiter steigen”.

Eine nicht genannte Schule (offenbar die Wittenbergstraße) erreiche nur eine Quote von 48,3 Prozent. Die GGS Bensberg könne dagegen deutlich mehr Plätze (105 Prozent) mehr bieten als nachgefragt. Die meisten Schulen weisen Werte zwischen 60 und 75 Prozent auf.

Eine rasche Lösung für die Wittenbergstraße

Fachbereichtsleiterin Schlich kündigt im Jugendhilfeausschuss eine Lösung für die fehlenden 31 Plätze in Refrath an: Die Verwaltung prüfe, auf dem Gelände der GGS Wittenbergstraße doch noch einen Container aufzustellen. Mit der Schulleiterin werde über Lösungen in der Schule (Klassenräume, Medienraum) geredet.

Auch in Herkenrath könnten weitere zehn Plätze geschaffen werden. Doch, so Schlich, spätestens im nächsten Jahr, „fällt uns das Problem wieder auf die Füße”.

Eine Analyse, die von den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses geteilt wurde. Christian Buchen (CDU) und Marcel Kreutz (SPD) konstatierten übereinstimmend, dass sich der Ausschuss Jahr für Jahr mit dem Problem fehlender OGS-Plätze beschäftige, kurzfristige Lösungen akzeptiere und mittelfristig strukturelle Veränderungen fordere. Genau das machte der Ausschuss auch am Donnerstagabend.

Auf der Suche nach integrierten Lösungen

Schlich erläuterte, dass man aktuell noch einmal genau hinschaue, ob und wo ein Ausbau möglich sei. Die Potenziale seien jedoch weitgehend ausgeschöpft; ohne teure Erweiterungen sei nicht mehr viel zu machen, vor allem die Essensversorgung stelle ein Problem dar.

Schlich räumte ein, dass die Verwaltung bei der OGS-Versorgung „etwas schuldig” sei. Immerhin hätten sich die zuständigen Fachbereiche 4 und 5 zusammen gesetzt, um nach „integrierten Lösungen” zu suchen. Aber auch die Hilfe des die städtischen Gebäude zuständigen, aber überlasteten Fachbereichs 8 sei erforderlich.

In Zukunft, so Schlich, aber auch die Vertreter der großen Fraktionen, führe nichts an einer weiteren Öffnung der Schulen für die Nachmittagsbetreuung vorbei. Schon in zwei Jahre, so die Fachbereichsleiterin, werde man nicht mehr über die OGS reden, sondern über integrierte Ganztags-Grundschulen.

Denn je bekannter und anerkannter die Betreuung der Grundschüler am Nachmittag werde, desto größer werde die Nachfrage. Eine Spirale, die die Stadt und ihre Möglichkeiten zunehmend überfordert. 

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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