Die Einbahnstraße Feldstraße für den gegenläufigen Radverkehr zu öffnen sei unmöglich, sagt die Stadt. Der ADFC hat sich die Argumentation einmal genauer angesehen – und dokumentiert die Lage vor Ort.

Die Note mangelhaft beim letzten Fahrradklima-Test bekam Bergisch Gladbach auch deswegen, weil die Öffnung der Einbahnstraßen nicht vorangetrieben wird. Um ein generelles Einbahnstraßen-Konzept zu entwickeln hat die Stadtverwaltung keine Zeit und möchte eher auf Anfrage einzelne Anforderungen bearbeiten.

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Am 22.10.2018 gab es die Anregung (§24 GO NRW), die Einbahnstraße Feldstraße für den gegenläufigen Radverkehr zu öffnen und für eine sichere Zufahrt von der Bensberger Straße aus zu sorgen.

Diese Anregung wurde in den Verkehrsausschuss (AUKIV) verwiesen. Am 26.03.2019 informierte Peter Widdenhöfer von der Stadt Bergisch Gladbach den Rat.

Die Mitglieder der Verkehrsbesprechung hätten sich folgendes Bild über den Radverkehr verschafft: Auf Grund der gefährlichen Knotens Feldstraße/Bensberger Straße sei eine sichere Radverkehrsführung bzw. Einleitung in die Feldstraße unmöglich. Zudem müsste die Feldstraße im unteren Bereich einspurig verlaufen und die Lichtsignalanlage abgeändert werden. Die Leistungsfähigkeit des Knotens würde rapide abnehmen. Die Anregung sei daher abgelehnt worden.

Schauen wir uns mal den Ort näher an:

Der Bürgersteig ist vorhanden – im Gegensatz zur Scheidtbachstraße. Na ja – für Kinderwagen eher nicht geeignet, außer einem kleinen – so 30cm Einspurkinderwagen.

Aber – wie die Stadt schon im letzten Verkehrsausschuss festgestellt hat, es gibt weit schlimmere Ecken in Bergisch Gladbach. Fußgänger und Fahrradfahrer haben hier keine Lobby. Man nennt das auch: Autogerechte Stadt. Hauptsache, der Autoverkehr hat reichlich Platz.

Und den hat er: Sogar doppelten Platz.

Da passt wirklich kein Fahrrad mehr durch. Muss auch nicht. Die ADFC-Kampagne #MehrPlatzFürsRad zeigt den Weg. Die Autos rücken ein wenig zur Seite, die Fußgänger kriegen ihren Bürgersteig und die Radfahrer ihren sicheren Weg in die Feldstraße.

Und – die Leistungsfähigkeit des Knotens nimmt rapide ab. Diese pauschalen Aussagen sind immer mit Vorsicht zu genießen. Darüber gibt es keine Untersuchung und erst recht keinen Versuch. Das wäre einfach zu bewerkstelligen. Die Sperrung einer Fahrspur für eine Woche würde da Klarheit bringen.

Aber klar ist: Keine 200 Meter von einer Schule entfernt wird das den Fuß- und Radverkehr sicherer machen.

Aber da ist doch noch was: Hier ist ein gefährlicher Knoten!

Wahrscheinlich ist die Stelle im obigen Titelfoto gemeint. Wer hat diesen Mast an diese Stelle gesetzt? Mitten auf den Radweg! Das macht diesen Knoten richtig gefährlich.

Die langen LKW mit Auflieger drücken hier den Fahrradfahrenden an den Mast. 1,5 m Abstand ist hier nicht machbar. Den Ampelmast kann man auch ein paar Meter weiter nach rechts versetzen. Ich habe hier schon eine Anzahl grenzwertiger Situationen erlebt. Das hier noch nichts passiert ist, grenzt an ein Wunder.

Seit Gründung des ADFC Kreisverbandes RheinBerg-Oberberg e.V. in 2013 bin ich im Vorstand, seit Herbst 2015 Vorstandsvorsitzender.

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10 Kommentare

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  1. Zunächst mal vorweg: ich bin auch für tolle Radwege, mehr Sicherheit im Straßenverkehr und fahre auch wo sinnvoll mit dem Rad (beruflich leider nicht möglich, da meine Fahrten meist mindestens 50-100km einfache Strecke sind). Ich lebe in dieser Stadt seit über 50 Jahren und bin als Kind hier auch Fahrrad gefahren. Dies vorweg.

    Die Ecke ist wirklich gefährlich. Aber auch typisch für GL: Straßen sind teilweise vor 300 – 400 Jahren für Handkarren und Kutschenbetrieb angelegt worden, müssen heute aber einen Verkehrsfluss einer Großstadt mit einem Pendler-Aufkommen von über 60% der Erwerbsfähigen aufnehmen. Nicht alle davon können oder wollen aufs Fahrrad umsteigen (siehe mein Beispiel).

    Übrigens: sprechen Sie doch mal mit den Holländern. Viele von denen, die ebenfalls beruflich Auto fahren müssen, fluchen noch viel lauter als wir über das Verhalten der Radfahrer… im übrigen weiß jeder, der in Holland mal Urlaub gemacht hat, dass es kaum irgendwo mehr Staus als in Holland gibt, zumindest in den Ballungsgebieten.

    Auch der Vergleich mit skandinavischen Großstädten, der immer wieder angeführt wird, hinkt stark aus meiner Sicht, da dort völlig andere Verhältnisse herrschen was das Platzangebot angeht.

    Bezüglich der im Weg stehenden Ampel: wo soll Sie denn hin, wenn sie von allen Seiten zu sehen sein soll?? Einzige Lösung wäre, sie aufzuhängen. Entweder an der Fassade oder an einem Seil. Dafür braucht es die Genehmigung der Gebäude-Eigentümer. Wäre aber eine Übwrlegung definitiv wert. Ich fürchte aber, dass dann die Fahrradfahrer die Fußgänger abdrängen…

    Und nochmal: ja, es gibt Bedarf (und bestimmt auch Möglichkeiten), die Situation für Fahrradfahrer zu verbessern. An manchen Stellen muss man aber auch mal die Nutzung dem Aufwand gegenüberstellen. Siehe Kölner Straße. Fahren da jetzt mehr Fahrräder? Hab da meine Zweifel…

    Sind *alle* Radfahrer bereit, auf einer für Fahrradfahrer geöffneten Laurentiusstraße die Geschwindigkeit der Verkehrslage anzupassen? Da hab ich auch so meine Zweifel. Die ersten Toten und Schwerverletzten sind da vorprogrammiert aus meiner Sicht, da hier dann Geschwindigkeiten bergab von weit über 30km/h möglich und sicherlich auch wahrscheinlich sind.

    Ich denke, wenn wir die Hubschrauber-Eltern mal von ihrer Lieferservice-Zwangsneurose befreien könnten, die Radfahrer die angebotenen Radwege und Radfahrstreifen auch mit angepasster Geschwindigkeit konsequent nutzen würden und wir alle mehr Rücksicht aufeinander nehmen, sollten wir eine deutliche Verbesserung hinbekommen…

    An holländische Verhältnisse werden wir nie anknüpfen, auch nicht an Münster oder andere Top Fahrradstädte. Das verbieten Topologie und vorhandener Platz sowie die Einkommensstruktur unserer Stadt schlicht und einfach.

    Aber ja, bei allen *sinnvollen* Konzepten bin ich auch dafür, diese umzusetzen, speziell eben auf Schulwegen etc.

    1. @Lothar.

      „Die Ecke ist wirklich gefährlich. Aber auch typisch für GL: Straßen sind teilweise vor 300 – 400 Jahren für Handkarren und Kutschenbetrieb angelegt worden, müssen heute aber einen Verkehrsfluss einer Großstadt mit einem Pendler-Aufkommen von über 60% der Erwerbsfähigen aufnehmen. Nicht alle davon können oder wollen aufs Fahrrad umsteigen (siehe mein Beispiel).“

      Gladbach ist so ziemlich die autofreundlichste Stadt überhaupt. Das es in der Rush Hour zu Stau kommt, mal außen vor gelassen… Ich war zuletzt in Köln Sülz unterwegs. Dort hat man mittlerweile 50 % Autos und % Räder, aber eine furchtbare Verkehrsführung, die für beide TN eine Zumutung ist … Ein Wunder, dass da nicht täglich was passiert. In dem Punkt ist GL nicht alleine… Wenn beim großen Nachbarn ebenfalls viel zu wenig passiert. Umweltspuren bzw. Die Trennung von Rad und Auto sind die Zukunft. Das klappt beim neuen Rundverkehr wirklich gut.

      „Übrigens: sprechen Sie doch mal mit den Holländern. Viele von denen, die ebenfalls beruflich Auto fahren müssen, fluchen noch viel lauter als wir über das Verhalten der Radfahrer… im übrigen weiß jeder, der in Holland mal Urlaub gemacht hat, dass es kaum irgendwo mehr Staus als in Holland gibt, zumindest in den Ballungsgebieten.“

      In Holland fährt aber quasi jeder auch zusätzlich Fahrrad. Da ist eine Empathie und Lobby vorhanden, die man sich hier nur wünschen kann.

      „Auch der Vergleich mit skandinavischen Großstädten, der immer wieder angeführt wird, hinkt stark aus meiner Sicht, da dort völlig andere Verhältnisse herrschen was das Platzangebot angeht.“

      Gladbach hat 100.000 Einwohner… Ist sehr zersiedelt. Viele freistehende Häuser. Somit doch gut vergleichbar mit skandinavischen Städten…

      „Und nochmal: ja, es gibt Bedarf (und bestimmt auch Möglichkeiten), die Situation für Fahrradfahrer zu verbessern.“

      Genau!

      An manchen Stellen muss man aber auch mal die Nutzung dem Aufwand gegenüberstellen. Siehe Kölner Straße. Fahren da jetzt mehr Fahrräder? Hab da meine Zweifel…

      „Angebot schafft Nachfrage….“

      Sind *alle* Radfahrer bereit, auf einer für Fahrradfahrer geöffneten Laurentiusstraße die Geschwindigkeit der Verkehrslage anzupassen? Da hab ich auch so meine Zweifel. Die ersten Toten und Schwerverletzten sind da vorprogrammiert aus meiner Sicht, da hier dann Geschwindigkeiten bergab von weit über 30km/h möglich und sicherlich auch wahrscheinlich sind.

      “ Die Lösung wäre ein separater Fahrradweg, der vorzugsweise in einer anderen Farbe angelegt wird.

      „Ich denke, wenn wir die Hubschrauber-Eltern mal von ihrer Lieferservice-Zwangsneurose befreien könnten, die Radfahrer die angebotenen Radwege und Radfahrstreifen auch mit angepasster Geschwindigkeit konsequent nutzen würden und wir alle mehr Rücksicht aufeinander nehmen, sollten wir eine deutliche Verbesserung hinbekommen…“

      Stimmt.

      „An holländische Verhältnisse werden wir nie anknüpfen, auch nicht an Münster oder andere Top Fahrradstädte. Das verbieten Topologie und vorhandener Platz sowie die Einkommensstruktur unserer Stadt schlicht und einfach.“

      Münster hat in den letzten Jahren richtig abgebaut. Ich habe dort selbst gewohnt… Natürlich immer noch Meckern auf hohem Niveau. Aber es wird dort kaum Geld in die bestehende Infrastruktur investiert. Schlaglöcher etc. Wenn ich den Ludgerikreisel mit unserem Rundverkehr vergleiche. Ein Traum….

      „Aber ja, bei allen *sinnvollen* Konzepten bin ich auch dafür, diese umzusetzen, speziell eben auf Schulwegen etc.“

      So ist es. Und die direkten Wege in die Innenstadt … Weil dort der meiste Verkehr stattfindet.

      Bin mal gespannt, wann der Radschnellweg nach Köln kommt…

      1. Ich glaube, dass man mit Kompromiss-Bereitschaft auf allen Seiten und auch defensivem Fahren, Rücksicht und Respekt eine Menge erreichen kann. An manchen Stellen muss man akzeptieren, das mehr nicht zu machen ist, an anderen dafür seitens der Autofahrer Einschränkungen hinnehmen.

        Was mir sinnfrei erscheint ist, die Autofahrer generell zu verteufeln. Ein großer Teil der einkommensstarken Einwohner, die mit ihrem Steueraufkommen einen großen Teil des städtischen Haushalts tragen, finanzieren damit den Straßen- und auch den Radwegbau. Von allen anderen städtischen Kosten abgesehen. Und die meisten davon werden nicht umsteigen…

        Auch dass muss man als Fahrrad-Verfechter so wahrscheinlich akzeptieren.

  2. Andere Städte rufen den Klimanotstand aus, in BG werden Fußgänger und Radfahrer offensichtlich nur als Störfaktor für Autos wahrgenommen.
    Konzepte für Bergisch Gladbach? Fehlanzeige. Selbst ein Wille ist nur schwerlich erkennbar.

    Ob FNP, Krüger Erweiterung oder die jüngste Reise unseres OB nach China: Die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger scheinen nicht zu interessieren.

  3. In Bergisch Gladbach gibt es halt nur zwei Arten von Einbahnstraßen,
    diejenigen, welche zu schmal und die,
    welche zu breit für eine Radverkehrsfreigabe sind.

    Habe schon lange nicht mehr geschaut, ob man mittlerweile wenigstens die 10m durch
    den Tunnel auf der Damaschkestraße legal nach Hand darf oder ob die Stadt dort
    auch den Autoverkehrsfluß in Gefahr sieht bzw. sah.

  4. Moin,
    beim letzten E-Bike-Ausstellertreffen mit vielfach überhöhten Preisen auf dem Markt haben wir viele E-Bikes gesehen.
    Für die Geschwindigkeiten, die dabei zu erzielen wären, ist diese Stadt definitv nicht geeignet. Bei meinem Besuch als Radfahrer in Holland konnte ich erlebe, was alles möglich ist, WENN DIE KOMMUNE es will.
    In Bergisch Gladbach erleben wir das komplette Gegenteil: Was alles abgewiegelt wird, WENN MAN NICHT WILL.
    Stadt und Wirtschaft ersticken jeden Umbau mit aberwitzigen Begründugen im Keime.
    Auch in diesem Fall kann man sich nur noch in die Ecke werfen vor Schüttelkrämpfen.
    die Staus auf der Feldstraße bis zur nächsten Kreuzung sind wirklich besorgnis erregend. Man sollte sich doch mal Gedanken machen, ob man nicht die Fußwege einfach für eine Dritte spur abschafft. Da werden Motorräder tatsächlich quergeparkt, soviel Platz ist da noch

    Der Kamikaze-Biker :-)

  5. Ich bin vielleicht in den letzten vier Monaten zwei Menschen begegnet und dann selbstverständlich auch abgestiegen…. Da fühlt sich niemand gestört – ich fahre übrigens immer defensiv und vorausschauend, bin also kein Krawallradler… Gefühlt in jeder anderen Stadt wäre die Straße längst offen. Aber das werden wir ja nicht erleben…

  6. @Felix: Vielen Dank auch für den Bärendienst, den sie allen Radfahrern erweisen, indem sie sich offensichtlich nicht an die geltende StVO halten.
    Ein Erwachsener Radfahrer hat auf einem Gehweg (fahrender Weise) nichts zu suchen, wenn es nicht entsprechend beschildert ist. Dabei ist es egal wie breit der Gehweg gestaltet ist. Es ist schlichtweg nicht erlaubt.
    Und dann wundern wir uns, warum den Radfahrern andauernd vorgeworfen wird, dass sie sich nicht an die Regeln halten.
    Ob man die Regelung an dieser Stelle für sinnvoll hält, steht nicht zur Debatte. Sie existiert und da sie niemandem Schaden zufügt, haben sich alle daran zu halten. Auch Sie!

  7. Na dann kann ja fröhlich weitergerast werden. Macht übrigens besonders Spaß, wenn man mit dem Rad und ca. 20km/h den Berg runterfährt und von mehreren SUVs haarscharf überholt wird, um die grüne Welle noch mitzunehmen. Diese Straße und die Kreuzung ist einfach eine Zumutung… Und ach ja. Einbahnstraße hin oder her. Ich fahre da trotzdem hoch – zur Not auf dem Bürgersteig, denn der ist ca. 80 Prozent der Straße knapp 2 Meter breit…

    Die Öffnung der Laurentiusstraße halte ich aber für wesentlich wichtiger. Das ist ein direkter Weg in die Innenstadt. Ein Radweg auf der Odenthaler ab der Ecke Laurentiusstraße ist nicht vorhanden …. Damit könnte man eine echte Verbesserung erreichen.

  8. Gut dass endlich jemand über diese Ecke schreibt. Ich fahre jeden Morgen auf der Bensberger Straße Richtung Gladbach zur Arbeit. Die Ampel schaltet für Fußgänger und Radfahrer unmittelbar, nach Rot für die Autofahrer der Feldstraße, auf Grün für Alle auf der Bensberger . Das scheint viele Autofahrer die von der Feldstraße herunter preschen nicht zu stören. Fast jeden Morgen wenn ich in dieser Ampelphase den Weg kreuzen möchte rast noch jemand durch Rot durch. Man muss also anhalten und erst mal gucken ob noch ein Autofahrer durchhuschen möchte. Sollte sich hier morgens mal die Polizei positionieren könnte diese eine Menge zu tun haben. Weiter oben parken jeden Morgen Autos auf dem Radweg vor der ansässigen Bäckerei, obwohl der Parkplatz um die Ecke liegt. Jeder ist sich eben selbst der nächste.