Für die Sitzung des zuständigen Ratsausschusses legt die Stadtverwaltung neue Entwürfe für das „Handlungskonzept Wohnen“ und die Baulandstrategie vor. Darin schlägt sie vor, in neuen Bebauungsplänen mindestens 30 Prozent für den geförderten Wohnungsbau zu reservieren. Und skizziert einen hohen Flächenbedarf.

Um den Mangel an Wohnraum und die steigenden Preise für das Wohnen zu bekämpfen arbeitet die Stadt Bergisch Gladbach seit 2017 an einer ganz neuen Strategie, die in einer Baulandstrategie und einem Handlungskonzept Wohnen festgelegt werden sollen. Für die kommenden Sitzung des Ausschuss für Soziales, Wohnungswesen, Demografie und Gleichstellung (ASWDG) hat sie jetzt zwei Entwürfe für die Endfassung der Konzepte vorgelegt, die von dem externen Büro Quaestio erarbeitet worden waren.

Im Entwurf für das finale Handlungskonzept Wohnen wird ein grundlegender Mangel an günstigem Wohnraum und ein faktischer Wohnungsnotstand für bestimmte Haushalte mit niedrigem Einkommen konstatiert. Als zentrale Maßnahme wird vorgeschlagen, bei allen künftigen Bebauungsplänen einen Mindestanteil von 30 Prozent für öffentlich geförderten Wohnraum festzulegen.

Auf diese Weise soll bis 2035 der Bedarf an rund 800 geförderten Wohnungen gedeckt werden. Insgesamt sei damit eine Bauleistung von rund 2700 Wohnungen über Bebauungspläne erforderlich.

Je nach Bebauungsdichte werde dafür eine Fläche von 58 bis 84 Hektar benötigt. Zum Vergleich: im neuen Flächennutzungsplan 2035 sind insgesamt 45 Hektar Wohnfläche genehmigt worden, das gesamte Zanders Areal umfasst 37 Hektar.

Dokumentation:

Bereits beschlossen hatte der Stadtrat, dass Bebauungspläne nur noch auf Basis des Zwischenerwerbsmodells oder des Kooperationsmodells aufgestellt werden sollen, wodurch die Stadt einen besseren Zugriff auf Grundstücke und Gewinne aufgrund von Wertsteigerungen erhält. Dazu hat das Büro Quaestio „Analytische Grundlagen für die Konkretisierung der Baulandstrategie“ ausgearbeitet.   

Dokumentation

Die beiden umfangreichen Papiere werden nun zunächst im Ausschuss für Soziales, Wohnungswesen, Demografie und Gleichstellung und am 8. Juni im Stadtentwicklungs- und Planungsausschuss diskutiert.

Wenn es dafür eine Mehrheit gibt sollen sie im Sommer im Rahmen einer Bürgerbeteiligung öffentlich ausgelegt werden – bevor es zu einer endgültigen Beschlussfassung durch den Stadtrat kommen kann.

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6 Kommentare

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  1. Die Mittelschicht der Gesellschaft sieht für sich das Problem noch nicht, sich keine Wohnung mehr leisten zu können. Sonst würde hier eine viel größere Empörung zu bemerken sein. Leider wird sich aber in naher Zukunft die Situation für viele (sehr viele) zuspitzen.

  2. Unglaubliche Mogelpackung!

    Der Plan, nur 800 geförderte Wohnungen in den nächsten 18 Jahren zu bauen, ist weit unter dem tatsächlichen Bedarf. Selbst die 2.700 Wohnungen, die dann auf der gesamten Fläche in diesem Zeitraum entstehen sollen, könnte den Bedarf für diesen Zeitraum sicher nicht decken.

    Genau betrachtet entstehen also 800 bezahlbare Wohnungen und 1.900 Wohnungen, die sich nur die Vollhabenden leisten können. Wir können davon ausgehen, dass genau die dafür erforderliche Fläche von der „Stadtentwicklungsgesellschaft SEB“ so wie in der Vergangenheit zu Höchstpreise verkauft werden soll, um ordentlich Geld in die Haushaltskasse zu spülen. Mit dieser geldgierigen Strategie eines hat sie die kommunale SEB seit Jahren an der Bodenspekulation beteiligt und die Immobilienpreise in die Höhe getrieben. Am Ende wird mit einem solchen Vorgehen mit „Feigenblattfunktion“ nicht nur die Kasse ordentlich klingeln, sondern auch die Mieten weiter in die Höhe steigen. Die Spekulanten und Investoren werden nämlich ihre Ausgaben von Mietern bezahlen lassen. Das wird sich deutlich auf die Durchschnittsmiete in Bergisch Gladbach auswirken und sehr negative Effekte erzeugen, die alle Mieter betreffen wird.

    30% Bezahlbarer Wohnraum hört sich gut an, aber da man davon ausgehen kann, dass die 1.900 Luxuswohnungen deutlich größer sein werden, wird aus den 30% am Ende wohl nur maximal 20% der verbrauchten Fläche. Zahlenspielerei….

    Am Ende ist dieses Konzept nur ein kleiner Ansatz (zu klein) und wird kurz vor der NRW-Wahl zur Schau gestellt. Tatsächlich brauchen wir bezahlbaren Wohnraum in ganz anderen Größenordnung und viel schneller als bis 2035. 800 Wohnungen in 18 Jahren bedeuten tatsächlich nur 44,5 Wohnungen pro Jahr. Damit würde man ca. 100 Menschen jährlich bezahlbaren Wohnraum verschaffen. Das aber würde nicht mal die demografische Entwicklung kompensieren. Hinzu kommt die immer weiter steigende Verarmung der Bevölkerung. Tausende Bürger*innen und Bürger in Bergisch Gladbach wohnen schon heute in viel zu teuren Wohnungen und die Mieten steigen weiter und weiter. Die vorgelegte schafft für diesen Menschen keinerlei Perspektive in dieser Stadt für die nächsten Jahre jemals eine bezahlbare Wohnung zu finden, denn sie manifestiert die aktuell katastrophale Lage nur weiter. Es handelt sich um weniger als den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein.

    Wir brauchen ein lokales Wohnungsbauprogramm, was auch den Menschen eine Aussicht auf bezahlbaren Wohnraum verschafft, die heute schon hier leben und arbeiten und deutlich mehr als die Hälfte (oder mehr) ihres Lohns für die Miete ausgeben. Wir brauchen jährlich 300 neue und bezahlbare Wohnungen um auch nur annährend den Bedarf zu decken und nicht nur 45 Wohnungen jährlich, wie die Stadt nun plant. Nur so können wie die normalen Duschnittsfamilien erreichen, die täglich zur Arbeit gehen und mit ihrem Gehalt trotzdem kann am sozialen Leben teilhaben können, weil sie es den Miethaien in den Rachen werfen müssen.

    Hier wird mit großen Aufwand und Konzeptkosten eine Riesenshow gemacht und alle feiern sich gegenseitig ab und klopfen sich auf die Schulter für diese „Quasi-Nichts“. Ich bin fassungslos, dass man sich so der tatsächlichen sozialen Realität auf dem Wohnungsmarkt verschließt, wie die Ampelkoalition aus SPD, FDP, GRÜNEN in dieser Stadt. …. Wahrscheinlich wohnen sie alle in schönen warmen Häuschen und netten großen Wohnungen ….

  3. Die Leistung unserer Stadtverwaltung, die seit 2017 „an einer ganz neuen Strategie arbeitet“, um 2022 zwei von externen Beratern erarbeitete „Endfassung für Konzepte“ vorlegen zu können, erstaunt doch sehr. Die in diesen Konzepten „erarbeitete?“ Erkenntnis, dass es grundsätzlich und vor allem an bezahlbarem Wohnraum erheblich mangelt, kann man kaum „Erkenntnis“ nennen, weil das seit etlichen, jedenfalls deutlich mehr als 5 Jahren die Spatzen von den Bäumen pfeifen. Bis 2035 soll der Bedarf von 800 (?) Wohnung gedeckt sein. Das sind knapp 62 bezahlbare Wohnungen pro Jahr, die in einer Gesamtbauleistung von 2700 Wohnungen oder 58 – 84 ha unterkommen sollen. Wie wurde das ermittelt? Mit welchem Argument setzt man sich über die im neuen FNP vereinbarte Wohnbau-Fläche von 45 ha hinweg? Man ließ die Wucherungen von Eigentumswohnungen zulasten des bezahlbaren Wohnraums jahrelang unbeachtet, um jetzt die von Bügerinitiativen hart erkämpften 45 ha im FNP zu den Akten zu legen? Werden wieder Zuzüge, ob wegen unseres Wohnens im Grünen, des Tors zum Bergischen Land oder Migranten und Ukrainer wieder dafür hergeholt, GL einwohnermäßig aufzublähen? Verdichtungsmaßnahmen dort, wo ohnehin Bauten existieren, indem bei entsprechender Statik aufgestockt wird, sind nicht erwähnt. Und das ZANDERS-Gelände ist nirgendwo eingerechnet.

    Scheinbar kehrt die Stadtverwaltung in alte Zeiten zurück, in der sie mit ihrem Chef und dem 1. Beigerodneten versuchten, gegen den Willen der Bevölkerung agierte. Das ging damals in die Hose und die Bürgerinitiativen werden dieses Mal kaum stillhalten.

  4. Sie kommentieren, die Stadt möchte Zugriff auf Gewinne durch Wertsteigerungen erhalten. Dies sehe ich so nicht. Überdies sehe ich die Zukunft des öffentlich geförderten Wohnungsbaus in der vorhandenen Förderungsform nicht.

    Dies würde das gesamte Konvolut an wissenschaftlichen Ergüssen natürlich ad absurdum führen. Aber bei den immensen Boden- und Baupreissteigerungen sind bereits jetzt die getroffenen Annahmen aus der Expertise obsolet.

    Im Ergebnis wird die aktuelle Preisentwicklung die Mietpreise nochmals deutlich erhöhen und der Anteil an Mietwohnungen wird zulasten des Anteils an Eigentumswohnungen schrumpfen.

    Sollte überdies die Anforderungen an die Gebäude (-hülle / -technik) weiterhin und in großem Maße unsinnig erhöht werden, dann wird die Bautätigkeit trotz Ausweisung von Flächen eher geringer werden.

    Erschwert und in erheblichem Maße verzögert wird dann auch noch die Bebauung durch Zwischenerwerbslösungen durch die Stadt.

    Und dies nur, um Quoten einer aus meiner Sicht in die Jahre gekommenen Förderungspolitik zu erhalten, die dann am Ende (Beispiel Köln) erfolgreich durch Investoren umschifft wird. Das halte ich nicht für zielgerichtet.

    Schafft lieber alte Bebauungspläne ab und ermöglicht Verdichtungen im Bestand. Das ist durch den Bund ein vergleichsweise problemloses Instrument, welches Sofortwirkung beinhaltet.

  5. „Hoher Flächenverbrauch“ …also wird noch mehr Bergisch Gladbach zubetoniert. Wie gruselig. Noch mehr Beton statt Natur… und mit dem Segen der GRÜNEN (?)

    1. In der Beschlussvorlage ist tatsächlich nicht von „Flächenverbrauch“ sondern von „Flächenbedarf“ die Rede. Ob dieser durch neue Flächen oder die Nutzung alter Flächen gedeckt wird, ist offen. Wir haben die Formulierung im Text korrigiert.