Der Blick zurück zeigt, dass der Rheinisch-Bergische Kreis zu Beginn des Jahrtausends eine wirtschaftliche Blütezeit erlebt hatte: Im Zukunftsatlas der Prognos AG erreichte der Kreis vor neun Jahren den 67. Platz von 402 Städten und Kreisen Deutschlands, beim Wohlstand lag RheinBerg sogar auf dem 37. Rang, bei der wirtschaftlichen Stärke auf dem 51. Rang.

Doch von da an ging es abwärts.

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Alle vier Jahre berechnet das Schweizer Institut Prognos für das Handelsblatt die Zukunftschancen aller Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland. Die Erhebungen nach 2004 wurden für den Rheinisch-Bergischen Kreis zum Desaster: er sackte in der Gesamtwertung zunächst von Platz 67 auf 89, dann gar auf 98 ab. Der Wohlstand der Bewohner schrumpfte im Vergleich zu den anderen Regionen drastisch.

Doch das ist Vergangenheit, aus dem Zukunftsatlas 2013 lässt sich eine deutliche Trendwende ablesen. RheinBerg hat zwar noch nicht den Stand von 2004 wieder erreicht, liegt mit Platz 84 in der Gesamtwertung aber wieder deutlich besser als bei den zwei vergangenen Erhebungen.

Allerdings: nach wie vor zehrt der Kreis von seinen alten Stärken, leidet an seiner demografischen Struktur und fällt beim Wohlstand der Bürger noch weiter ab.

Daher lohnt sich, die Ergebnisse im Einzelnen zu betrachten. Zunächst ist wichtig, dass es nur um relative Aussagen geht: Hat sich RheinBerg im Vergleich zu anderen Städten/Kreisen verbessert oder verschlechtert?

Der Zukunftsatlas bildet drei Dimensionen ab. Zunächst werden die Werte für 29 makro- und sozioökonomischen Indikatoren in vier Themenbereichen (Demografie, Arbeitsmarkt, Wettbewerb/Innovation und Wohlstand/Soziale Lage) erhoben. Aus diesen Ergebnissen werden dann der Ist-Zustand  („Stärke“) und die Veränderungskraft („Dynamk“) einer Region berechnet. Alle Daten gehen schließlich in das Gesamtranking ein, das die relative Zukunftsfähigkeit ausweisen soll.

Wie schneidet der Rheinisch-Bergische Kreis in der Sache ab?

Quelle: Handelsblatt/Prognos

Quelle: Handelsblatt/Prognos

  • Wettbewerb und Innovation. Mit Platz 86 steht der Kreis bei dieser Zukunftsdisziplin deutlich besser als noch 2010 da. Dabei werden die Wirtschaftskraft je Beschäftigen, die Gründungsintensität, die Beschäftigen in Forschung und Entwicklung, die  Investitionsquote, die Patentintensität, die Zahl der Beschäftigte in Zukunftsfeldern und die Anzahl der Top 500 Unternehmen gewertet – aber eben auch die Erreichbarkeit der nächsten Autobahn. Und auch wenn über den letzten Punkt immer wieder geklagt wird, in Sachen Innovation bügelt RheinBerg den kräftigen Rückschlag im Zukunftsatlas 2010 aus und kehrt zur alten Stärke zurück.
  • Wohlstand und soziale Lage: dabei geht es um Kaufkraft, Kriminalitätsrate, kommunale Schuldenlast und Anteil der Menschen, die von staatlicher Hilfe abhängig sind. Hier liegt RheinBerg auf Rang 109 und immerhin noch im obersten Drittel der Bundesrepublik. Aber der Niedergang setzt sich seit der Top-Platzierung 2004 (37) kontinuierlich fort.
  • Wirtschaft und Arbeitsmarkt: hier werden Arbeitsplatzdichte, Arbeitslosenquote, Tertiärbeschäftigung, Hochqualifizierte, Schulabbrecher und unbesetzte Ausbildungsstellen gezählt. Auch hier liegt RheinBerg mit Rang 118 nur im oberen Drittel und deutlich schlechter als 2004 (84), hat gegenüber 2007 und 2010 aber zugelegt.
  • Demografie: hier geht es um die Fertilitätsrate, den  Anteil junger Erwachsenen, der Bevölkerungsentwicklung und dem Wanderungssaldo. Mit Rang 173 landet RheinBerg deutschlandweit im Mittelfeld, verbessert sich aber seit 2004 kontinuierlich.

Was heißt unter dem Strich?

Beim Ist-Zustand, der momentanen Standortstärke, ausgewiesen in der zusammenfassenden Rubrik „Stärke“ kommt der Rheinisch-Bergische Kreis auf einen guten 58. Platz Fast so gut wie 2004 (51), deutlich besser als in den Jahren dazwischen.

Im Bereich „Dynamk“ werden alle Daten zusammengefasst, die eine Veränderung beschreiben und einen Blick nach vorne erlauben. Und hier zeigt sich, das der Rheinisch-Bergische Kreis sich zwar leicht von Rang 258 auf 233 verbessert hat, aber im bundesweiten Vergleich sehr weit zurückgefallen ist.

Interessant, und gerade mit Blick auf Unternehmen und Arbeitsplätze(-abwanderung) ist ein Blick auf die Nachbarkreise und Städte:

  • Köln ist mit dem Gesamtrang 60 der regionale Standort-Champion, liegt aber beim Wohlstand bundesweit auf den hintersten Rängen
  • Leverkusen liegt auf Platz 89, mit einer stark fallenden Tendenz vor allem bei der Dynamik
  • Der Oberbergische Kreis ist auf Rang 185 weit abgeschlagen, zeigt bei den zukunftsrelevanten Indikatoren aber eine klare Aufwärtstendenz

Weitere Informationen:

Ich berichte aus der Wirtschaft über die Wirtschaft. Gerne auch kritisch und indiskret, daher anonym. Ich habe ein Herz für Whistleblower. Wenn Sie Tipps haben - her damit: wirtschaftsspion@in-gl.de

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