Roland Vossebrecker (M.) mit Vizebürgermeister Michael Zalfen und Bürgermeister Lutz Urbach im Heilsbrunnen

Roland Vossebrecker (M.) mit Vizebürgermeister Michael Zalfen und Bürgermeister Lutz Urbach

Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus hatte der Ganey-Tikva-Verein in die Kirche zum Heilsbrunnen zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen: Bürgermeister Lutz Urbach zeichnete Roland Vossebrecker mit der Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach aus.

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Pfarrer Achim Dehmel und die Vereinsvorsitzende Petra Hemming stellten heraus, dass ein Gedenken an den Holocaust Raum in der Bergisch Gladbacher Gesellschaft haben solle und die Auseinandersetzung mit dem Massenmord eine wichtige Grundlage für die Städtepartnerschaft mit Ganey Tikva sei: In Israel sei die Shoa immer ein Thema. (Mehr Infos zur Partnerschaft mit der isralischen Stadt)

Das Programm des Abends wurde mit einem musikalisches Gedenken an einen jüdischen Komponisten, der während des Holocausts den Tod im Konzentrationslager fand, fortgesetzt: Martina Hellrung (Oboe) und Stefan Kames (Klavier) spielten den 2. Satz „con fuoco“ aus der Suite von Pavel Haas.

Die Camerata an der Kirche zum Heilsbrunnen und ihre Gäste spielten unter der Leitung von Kames weitere Stücke von verfolgten und getöteten Komponisten:

  • Erwin Schulhoff, aus: Divertissement für Oboe, Klarinette und Fagott Tema con variazioni e fugato; Rondino-Finale (Martina Hellrung, Oboe, Thomas Krings, Klarinette, Daniel Berg, Fagott)
  • Erwin Schulhoff, aus: Concertino für Flöte, Viola und Kontrabass: Andante
    (Katrin Körber, Flöte, Stefan Weinand, Viola, Marit Kasimir, Kontrabass)
  • Viktor Ullmann, aus der Klaviersonate Nr. 7: Variationen und Fuge über ein hebräisches Volkslied, eingerichtet für Kammerensemble und Orgel von Stefan Kames Camerata am Heilsbrunnen mit Gästen

Pavel Haas und Viktor Ullmann waren beide in Theresienstadt interniert und wurden 1944 in Auschwitz ermordet. Erwin Schulhoff wurde 1941 als Gegner des Regimes im Lager Wülzburg interniert und starb dort 1942 an Tuberkulose.

Die Täter von Auschwitz: Keine Monster, sondern Menschen

Roland Vossebrecker

Roland Vossebrecker

Diesen und ähnlichen Schicksalen widmete sich Roland Vossebrecker im Verlauf des Abends in einem Vortrag über die „Täter von Auschwitz“. Roland Vossebrecker schilderte das ideologische und soziale Umfeld und die Prägung der Täter.

Sie seien gesellschaftlich anerkannt gewesen, lebten mit ihren Familien in der Stadt Auschwitz und bekamen sogar „auf der Arbeit“ Besuch von Ehefrauen oder Kindern. Sie lebten in Normalität und übten ihren Beruf in Normalität aus.

Vossebrecker kommt zu dem Schluss: Die Täter waren keine Monster, sondern Menschen.

Gräueltaten mussten sie nicht begehen, sie durften sie begehen, erläutert Vossebrecker. Auschwitz sei möglich gewesen, weil es menschenmöglich war. Von kleinsten Veränderung im tägliche Leben (die Straßenseite wechseln, wenn ein Jude kommt) bis hin zur Vergasung in Auschwitz habe es eine kontinuierliche Entwicklung vom scheinbar Harmlosen bis hin zur äußersten Menschenverachtung gegeben.

Vor dem Hintergrund dieser Recherchen fordert Vossebrecker sein Publikum auf nicht zu fragen: Wie hätte ich gehandelt? Diese Frage könne heute nicht beantwortet werden, denn heute seien die Rahmenbedingungen, die Lebensumstände, die Werte andere.

Heute sollten sich die Menschen statt dessen fragen: Wie werde ich mich verhalten? Heute.

Auszeichnung für Roland Vossebrecker

Im weiteren Verlauf des abends zeichnete Bürgermeister Urbach zeichnete Vossebrecker für sein Engagement mit der Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach aus.

Urbach verwies auf das ehrenamtliche Engagement des Bergisch Gladbacher Komponisten, Dirigenten und Musiklehrers: Schülermusical, Konzertreisen, Workshops, Seminar zu Max Bruch, zahlreiche Benefizkonzerte, aktuell für OXFAM.

Ganz besonders verdienstvoll aber sei Vossebreckers Bildungsarbeit im Blick auf das Thema „Verfolgung von Juden im Dritten Reich“. Seit vielen Jahren sei ihm die Aufklärung des schlimmsten Verbrechens der Menschheitsgeschichte ein Herzensanliegen. In Schulen und durch Reiseangebote, mit Dokumentationen und Vorträgen erreiche er sein Publikum.

Seit zwölf Jahren unterstützt Roland Vossebrecker die Bethe-Stiftung und die im Jahre 2010 gemeinsam mit dem Land NRW gegründete Stiftung „ ERINNERN ERMÖGLICHEN“ bei der Beratung und Betreuung von Schulen, die eine Fahrt nach Auschwitz planen und durchführen.

Urbach sagte weiter: „Am 8. September 2015 hat der Rat beschlossen, das Engagement von Roland Vossebrecker zu würdigen, also 70 Jahre nach Auflösung des Konzentrationslagers Auschwitz. Ein passendes Datum, um die Auszeichnung eines Bürgers zu beschließen, der die Erinnerung an die Täter und Opfer in unserer Stadt wach hält. Dieser Dienst für die Erinnerung an die Opfer des Nazi-Regimes und für uns als nachfolgende Generationen ist bedeutsam, und ich danke Roland Vossebrecker sehr herzlich für sein wichtiges und nachhaltiges Engagement.“

Hier werden offizielle Pressemitteilungen der Stadtverwaltung veröffentlicht. Sie geben nicht die Meinung des unabhängigen Bürgerportals iGL wieder.

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