Plakate werben für die „Radttour" der Critical Mass in Bergisch Gladbach

Plakate werben für die „Radttour” der Critical Mass in Bergisch Gladbach

Seit ein paar Tagen hängen in der Bergisch Gladbacher Innenstadt die Plakate, es gibt eine Internetseite und einen Facebookauftritt: „Critical Mass Bergisch Gladbach” ruft zur Radfahrt auf, am Freitag ab 19 Uhr, Treffpunkt S-Bahnhof.

Wer dahinter steckt bleibt unklar, die Seiten sind anonym, ein Impressum fehlt. Auf Nachfrage melden sich zwar ein paar Radler – aber die machen sofort klar, dass sie weder Veranstalter noch Ansprechpartner sind, sondern eben nur Mitfahrer.

Critical Mass Logo

Das liegt in der Natur der Sache. Unter „Critical Mass”, der kritischen Masse, versteht man in diesem Zusammenhang ein scheinbar zufälliges Treffen und gemeinsames Ausfahren einer Gruppe von Radfahrern. Wobei die kritische Masse hier 16 Teilnehmer sind – denn dann erlaubt die Straßenverkehrsordnung den Rudelfahrern, auch rote Ampeln im Pulk zu überfahren. Dennoch gibt es rechtliche Grauzonen, schon aus Haftungsgründen will sich daher keiner der Hintermänner der Bewegung zu erkennen geben.

Hintergrund: Mehr als 15 Radfahrer dürfen nach § 27 StVO einen geschlossenen Verband bilden. Dafür gelten die Verkehrsregeln eines einzelnen Fahrzeuges und er kann – als wäre er etwa ein Sattelzug – in einem Zug über eine Kreuzung mit Ampel zu fahren, selbst wenn diese zwischenzeitlich auf Rot umschaltet. Für Radfahrer eines Verbandes gilt zudem nicht die Radwegbenutzungspflicht, sie dürfen auf der Fahrbahn zu zweit nebeneinander fahren. Quelle: Wikipedia

Also ein Flashmob auf Zweirädern. Und genau wie bei einem Flashmob sind diese Aktionen natürlich nicht spontan, sondern zumindestens am Anfang organisiert. Irgendjemand setzt eine Webseite auf, legt einen Termin fest, kopiert Plakate. Später bekommt die Sache dann womöglich eine Eigendynamik.

So zum Beispiel in Köln, wo „Critical Mass” inzwischen zu einem monatlichen Spektakel geworden ist: Hunderte Radfahrer flanieren stundenlang durch die Stadt. Ganz basisdemokratisch gibt es keine festgelegte Route, jeder der will darf mal voran fahren und den Weg wählen.

Die Initialzündung für Bergisch Gladbach könnte dagegen aus dem Wuppertal oder Remscheider Raum stammen. Eine Gruppe von „CM Touristen” hat angekündigt, sich am Freitag von Remscheid-Lennep auf der Balkan-Trasse über Wermelskirchen und Burscheid nach Bergisch Gladbach zu radeln.

Die Polizei sieht der Aktion gelassen entgegen. Die Beamten würden nur einschreiten, wenn massive Behinderungen gemeldet werden, sagt Polizeisprecher Richard Barz. Da es sich ja nicht um eine Demonstration handele müsse diese auch nicht beantragt werden. Eine Sondernutzung, so Barz, müsse beim Straßenverkehrsamt beantragt werden, wenn sich mehr als 25 Radfahrer geplant auf den Weg machen würden.

Dass es eine solche Planung gibt, weisen die anonymen „Teilnehmer” natürlich zurück. Allerdings haben wenigstens einige von ihnen durchaus eine politische Agenda. Auf der Facebook-Seite heißt es:

Selbstorganisiert, unhierarchisch und ohne eine festgelegte Route fahren wir im Verbund durch Bergisch Gladbach und machen auf uns als Straßenverkehrsteilnehmer aufmerksam. Mit Hilfe dieser direkten Aktion setzen wir uns für eine bessere Infrastruktur und Sicherheit der Radfahrenden ein, sowie mehr Rechte und Akkzeptanz im Straßenverkehr.

50 Interessenten für die CM-Aktion in Bergisch Gladbach haben sich übrigens schon bei Facebook eingetragen, daher wird die kritische Masse wohl zusammen kommen. Wenn der Auftakt gelingt soll die Aktion an jedem zweiten Freitag im Monat wiederholt werden. Selbstorganisiert.

Mehr Informationen bietet dieser Flyer, der spontan in die Redaktion geschickt wurde:

image_pdfPDFimage_printDrucken

G. Watzlawek

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

1 Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  1. Bin mal gespannt, wie das abläuft. Schön wäre, wenn kein Radfahrer als Hindernis, sondern als Segen empfunden würde, weil ja jeder Radfahrer mehr, ein Autofahrer weniger bedeutet.

    Ich würde mir wünschen, dass die Stadt wenigstens die bestehenden in Ordnung und sauber hält, allein als Wertschätzung gegenüber unseren Rad fahrenden Mitbürgern.