Die Firma Krüger ist ein „Global Player“ mit Milliardenumsätze geworden, für viele Bürger überraschend. Dieser Aufstieg erfordert es, dass sich das Unternehmen ganz neuen Fragen stellen muss. Zum Beispiel nach den Grenzen des Wachstums am Gründungsstandort.
Krüger, Assoziation Willibert, ein heimisches und ortsansässiges Unternehmen, gewachsen mit einem solchen Geschäftserfolg, da meint man als Bürger dieser Stadt als erstes, da kann man nur stolz drauf sein.
Man nimmt als Bürger den Wachstumspfad des Unternehmens zunächst einfach in Kauf, ohne es zu hinterfragen und wirklich richtig zu realisieren mit seinen Auswirkungen, dass Gebäude errichtet werden in bisher nicht bekannten Dimensionen.
Man nimmt in Kauf, dass sich das Verkehrsaufkommen weit über die Belastungsgrenzen entwickelt und der Bahnanschluss gekappt wird.
Man nimmt in Kauf, das am Naherholungsgebiet, am Waldrand, im umgewidmeten Naturschutzgebiet zu Lasten der dokumentierten Kaltluftschneise diese Flächen bereitgestellt werden und das schnellstmöglich und problemlos.
Das Wachstum am Ort, direkt neben dem bisherigen Standort sollte gelingen, der Krüger von nebenan.
Arbeitsplätze und Steueraufkommen, vielleicht auch einige Spenden und soziales Engagement des Unternehmens winken als Belohnung dafür. So weit, so geschehen, so gut oder so schlecht.
Aufstieg in die Liga der Global Player
Plötzlich spielt die Firma Krüger in einer anderen Liga, ein Großunternehmen, schon immer mit dem Zuckerkonzern Pfeifer & Langen (P&L) unterwegs, ein „Global Player“, Milliardenumsätze, für viele Bürger dieser Stadt völlig überraschend. Diese andere Liga in der das Unternehmen jetzt spielt, erfordert es, dass man sich als Unternehmen neuen, anderen Fragen stellen muss.
Dabei geht es weniger um die Fragen der bisherigen Wachstumsfolgen am Ort, wie z.B. gehört ein Naturschutzgebiet umgewandelt in Gewerbegebiet, um den Standort zu sichern oder gehören solche Gebäudekomplexe an ein Naherholungsgebiet in den Wald gebaut oder sind die Produktionsgerüche im Milchborntal, durch die Hardt bis Moitzfeld angemessen und zumutbar, wie haben sich die Arbeitsplätze entwickelt, wie die übrige Belastung am Ort, die gesamte Infrastruktur, wie die Steuerquote für die Stadt und wie sieht das soziale Engagement des Unternehmens aus. Es ist höchste Zeit Bilanz zu ziehen.
Wer als Gladbacher Bürger die Firma Krüger in Bergisch Gladbach vor Augen hat, der sollte mal auf der Website des Unternehmens unter dem Stichwort „Standort” nachschauen.
Mit dem Geschäftsmodell der Firma scheint ein großer Flächenverbrauch einherzugehen, zumindest vermitteln die Bilder des firmeneigenen Internetauftritts mir diesen Eindruck.
Die Fragen die sich bei dieser Größe des Unternehmens jetzt stellen, bewegen sich mit Sicherheit nicht im Bereich der Finanzierung dieses Wachstums, der operativen Umsetzung der jeweils standortbezogenen Maßnahmen für dieses Wachstum, es geht auch nicht um die Sicherstellung von Produktqualität, Mitarbeiterzufriedenheit, Vertriebserfolg und Kundenzufriedenheit.
Die Grenzen des Wachstums am Gründungsstandort
Sondern ganz speziell und besonders geht es um die Corporate Social Responsibility (CSR), zu Deutsch, Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung oder auch unternehmerische Sozialverantwortung genannt.
Und da gibt es weitere Fragen.
Wenn ich mit meinem Unternehmen mit den Wurzeln in einem innerstädtischen Industriegebiet liege, dann stellt sich mir auf dem mir bekannten Wachstumspfad unweigerlich die Frage nach den Grenzen des Wachstums am Gründungsstandort.
Hier setzt der freiwillige Beitrag des Unternehmens zu einer nachhaltigen Entwicklung an. Es genügt bei einem „Global Player“ nicht mehr, durch grüne Optik kaschieren zu wollen, was tatsächlich angerichtet wird am Ort, welche Lasten zu tragen sind, hier hilft nur die Realität.
Das Verkehrsnetz ist heute schon überlastet und nicht tragfähig für mehr Verkehrsaufkommen.
Der geplante Neubau durch die Firma Krüger im Neuborner Busch, also die Rodung eines Waldes der im Biotopkataster des Landes aufgeführt ist, der trifft eine der wichtigsten regionalen Frischluftschneisen genau in ihrem Nadelöhr. Bereits durch vorherige Erweiterungen des Unternehmens Krüger ist diese Stelle des Frischluftkorridors erst zum Nadelöhr geworden. Es ist der überregionale Grünzugverbund bis hin zu den Kölner Grüngürteln. Hier wird Köln mit Frischluft versorgt.
Wie eine Verwaltung die Fläche im Neuborner Busch als Arrondierung des Gewerbegebietes Zinkhütte bezeichnen kann, das bleibt ihr Geheimnis. Dabei ist schon fast unerheblich, auf welche Weise diese Fläche Neuborner Busch in den FNP gelangt ist.
Für wen oder was soll dieser Schaden angerichtet werden? Hier muss zwingend neu gedacht werden, neu gedacht mit dem Wissen eines „Global Players“, mit dem Wissen zu Klima, Umwelt und nachhaltigem wirtschaften.
Anstatt am Gründungsstandort von der Politik und von den Bürgern unmögliches, nicht verantwortbares und nicht leistbares zu verlangen, etwas zu erwarten, was deutlich über das Zumutbare hinaus geht und vor allen Dingen dem heutigen Wissensstand widerspricht, stattdessen sollte sich die Firma Krüger als Gladbacher Vorzeigeunternehmen durch nachhaltiges wirtschaftliches Handeln beweisen.
Wie hervorragend könnte ein solches Unternehmen glaubhafter Botschafter unserer Stadt Bergisch Gladbach sein, der drittgrößten Stadt im Grünen.
Nachhaltiges Wirtschaften ist kein Teufelswerk, aber nach allem was wir heute wissen, sollten wir bei einem „Global Player“ die Frage nach der CO²-Bilanz sowohl für die Produkte als auch für das gesamten Unternehmen stellen und beantworten. Das hat auch selbstverständlich Änderungen zur Folge, es gibt aber auch neue Orientierung und kann das Unternehmen in eine Wettbewerbssituation bringen mit „Uniqueness“ in seinem Markt.
Was sich die Bürger wünschen
Jedenfalls wünschen sich die Bürger ein gemäßigtes Wachstum, den Erhalt ihrer Lebensqualität am Ort, so wenig Flächenverbrauch wie möglich und das alles basierend auf aktuellen Erkenntnissen und dem heutigen Wissensstand.
Auch sind die Bürger bereit entgegen aller Erwartungen aus Politik und Verwaltung für diese ihre Wünsche weiterhin nachdrücklich einzutreten. Die Bürger drohen nicht mit Abwandern, sie werden bleiben.
Krüger soll sich eine Gelände suchen wo es Entfaltungsmöglichkeiten auch für die Zukunft geben wird.
Eine wohltuend faktische Bestandsaufnahme des Unternehmens Krüger, die Herr Eschbach uns allen schenkt. Es ist kaum etwas hinzuzufügen. Vielleicht noch dies:
Das schön gezeichnete, grüne Verwaltungsgebäude ist ein netter Entwurf, der an keiner Stelle, wohl auch nicht im uns unbekannten Bürgerantrag, eine Garantie dafür abgibt, ob der Entwurf auch „in 3 – 5 Jahren“, wenn Herr Krüger bauen lassen will, tatsächlich verbaut wird. Auch Herrn Krüger werden seine Aussagen von vor ein paar Jahren dann nicht mehr kratzen, wie wir das von der ihm zur Seite stehenden Politik ja auch leidvoll erleben.
Hinzu kommt die Wahrscheinlichkeit der sinkenden Zahl an Arbeitsplätze, falls sich Krüger der industriellen Entwicklung von Automatisierung, Robotorisierung und Digitalisierung anschließt. Dass er das nicht tut, steht kaum zu vermuten. Dann wird sich die Zahl der 1200 Arbeitsplätze – dachte jemand, er wären mehr? – ohnehin sinken und steht dann kaum noch als Druckmittel zur Verfügung. Also muss er jetzt Fakten schaffen.
Die Behauptung Krügers, alle von außen als freie Flächen zu sehenden Grundstücke seines Immobilienbesitzes an der Zinkhütte wären bereits verplant, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit postfaktische Hintergründe haben. Ja für was denn verplant? Diese unqualifizierte Äußerung schafft kein Vertrauen zu den sonstigen Aussagen Krügers.
Also, liebe Bürgerinnen und Bürger, eine Landschaftsschutz- und Grün-Zone und diese große Frischluftschneise zum 2. Mal und jetzt fast total zu verschließen, dürfen wir uns nicht gefallen lassen. Ebenso wenig sollten wir uns von einem Kommentar in der einzigen hiesigen Tageszeitung beeinflussen lassen, der suggeriert, „Der Bau wird kommen“! Das mag die Meinung des Redakteurs sein, Fakten aber schafft die Politik mit der signalisierten Absegnung des Bürgerantrages von Herrn Krüger. Dagegen gilt es anzugehen, vor allem mit Eingaben an die Stadt, bei denen Sie von den Bürgerinitiativen unterstützt werden. Gehen Sie auf http://www.rettet-unsere-stadt.de. Dort erhalten Sie Informationen und Mustereingaben, die sie, versehen mit der Angabe des Gebietes – z.B. Neuborner Busch – für das Sie fürchten, an die Stadt schicken sollten.