Acht Männer und Frauen mit Fluchthintergrund lernten mit Hilfe der Initiative „Neue Nachbarn” schwimmen. Dadurch kamen die Menschen aus ihrem Alltag heraus, überwanden die Angst vor Wasser. Der Wunsch nach weiteren Schwimmkursen ist groß.
Es herrscht ein wenig Ungeduld in den Räumen des Treffpunktes St. Nikolaus an diesem Samstag. Margret Blazek vom Arbeitskreis „Wir für neue Nachbarn in Bensberg und Moitzfeld“ blickt immer wieder aus dem großen Fenster. Die Kaffeetafel ist festlich gedeckt, der Maulwurfkuchen ist eingebettet zwischen frisch geschnittenen Hortensienblüten – auch Johannisbeermuffins stehen bereit.
Wolfgang Graf, evangelischer Pfarrer der Gemeinde, und Andreas Süß, katholischer Pfarrer in Bensberg, befinden sich unter den Wartenden. Und der Anlass ist wirklich ein besonderer, denn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Schwimmkurses für Erwachsene mit Fluchthintergrund wollen von ihren Erfahrungen berichten.
Zustande gekommen ist dieser Kurs in Kooperation von „Frauen in Bewegung“ und einer großzügigen Spende von 500 Euro des ansässigen „Lions Club“ – der Rest der Kosten ist zu gleichen Teilen von den beiden Pfarrgemeinden übernommen worden.
Und endlich ist es soweit, ein Kleinbus fährt vor. Aus ihm steigen acht Frauen und Männer aus. Einige von ihnen mit auffällig nassen Haaren.
Mit dabei ist auch Mechtild Münzer, die wegen ihres großen Engagements für Flüchtlinge in der Stadt durchaus bekannt ist. „Der Teilnehmerkreis ist ausdrücklich gemischt für Männer und Frauen, denn gemeinsames Schwimmen und gemeinsame Freizeitgestaltung sehen wir als Teil der Integration an“, beschrieb sie in der Einladung zu diesem Termin.
Endlich füllt sich die Tafel mit Leben – Kuchen und Getränke werden verteilt, und fröhliches Geschnatter erschallt. „Oh ja, nach so einem Schwimmtag schmeckt so ein Stück Kuchen besonders gut!“, weiß Schwimmlehrerin Marina Celetta, die ihre Schülerinnen und Schüler im Becken der Salvea-Rehaklinik in Moitzfeld fit für das kühle Nass gemacht hatte.
Am Tisch sitzen nun zwei Familien – eine vierköpfige aus dem Iran und eine syrische Mutter mit ihrer kleinen Tochter – sowie einige Organisatoren. Es wird gelacht und sich ausgetauscht. „Nisreen, du musst deinen Schwimmpass noch unterschreiben“, erinnert Münzer und reicht der mit Hijab bekleideten Frau den blauen Ausweis für das „Deutsche Jugendschwimmabzeichen – Bronze – Freischwimmer“.
„Mal war es seltsam und mal nicht”
Auf die Frage, ob es für sie seltsam gewesen sei, zusammen mit Männern schwimmen zu üben, antwortet die Muslima gelassen: „Mal war es seltsam und mal nicht – das kann ich nicht generalisieren. Natürlich kenne ich es aus meinem Heimatland, dass es dort strikt getrennte Badeanstalten gibt, aber ich bin auch sehr liberal aufgewachsen. Meine Schwestern beispielweise tragen keinen Hijab.“ Ihr Mann sei beim Schwimmkurs nicht mit dabei gewesen, da er vor Jahren beobachten musste, wie ein Junge ertrank. Seitdem habe er Angst vor Gewässern.
„Und genau das ist die Krux bei Schwimmkursen für Erwachsene. Die Furcht vor dem Wasser muss sukzessive abgebaut werden. Das beginnt mit Gehen im Wasser und mündet dann in Ausdauertraining durch Bahnenziehen,“ erläutert Celetta.
Wichtiger Baustein der Integration
„Da war es doch sicherlich hilfreich, dass eure Kinder mitgekommen sind!“, wirft Margret Blazek ein, gerichtet an die Eltern. Eine für in Deutschland aufgewachsene Jugendliche eher ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung, wie Mechtild Münzer im Nachgang trocken bemerkt: „Also mein Sohn hätte in diesem Alter bestimmt etwas Besseres zu tun gehabt als mit mir schwimmen zu gehen!“
„Wir waren ja auch nicht im Freibad, und die Stunde ging nur 45 Minuten – da sieht uns ja kein Mitschüler“, erklärt S., die genüsslich in ein Stück Kuchen beißt. Ihr Bruder wird in der letzten Einheit, die eine Woche später stattfindet, sein Bronzeabzeichen machen.
Die Integrationsbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbach kennt die Hintergründe: „Der Zusammenhalt in den Familien ist ein wenig anders, als das was die Deutschen kennen. In diesen Ländern ist alles ein wenig enger“. Alle nicken einvernehmlich.
„In Deutschland gehört der Schwimmunterricht ja auch schon in der Grundschule dazu – im Iran gibt es nur eine kleine Einheit am Anfang der weiterführenden Schulen. Da fehlt die Kontinuität“, berichtet die Jugendliche aus ihrem Heimatland in einem sehr gutem Deutsch.
„Eine Sprachbarriere gab es dank der guten Deutschkenntnisse der Teilnehmer nicht – natürlich sitzen nicht alle Fachausdrücke, da hilft man sich eben mit Händen und Füßen kurz weiter.“, beschreibt die Schwimmlehrerin den Unterricht. Gekostet haben die zwölf Einheiten à 45 Minuten 871,65 Euro. Auch ein weiterer Kurs könne bald angeboten werden – problematisch sei jedoch ein geeignetes Becken und eine Uhrzeit zu finden.
Ehrenamtler werden weiterhin gesucht
„Ich bin durchaus gefragt worden, ob ich nicht auch privat noch einige Stunden anbieten könne. Der Bedarf ist da, aber – wie alle anderen Vereine auch – brauche ich Räumlichkeiten und eine feste Zeit, bei der ich viele Teilnehmer erreichen kann. Und das ist gar nicht so einfach,“ sagt Marina Celetta.
Schwimmunterricht hält sie jedenfalls für ein wichtiges Instrument der Integration: „Damit kommen die Menschen aus ihrem Alltag heraus und lernen Andere kennen. Ich habe selbst einen Migrationshintergrund, deswegen kenne ich die Hürden und will den Teilnehmern ein Stück Normalität durch Aktivität geben.“
Als dann auch das letzte Krümelchen Kuchen vertilgt worden ist, bedanken sich alle Teilnehmer noch einmal überschwänglich bei ihrer Lehrerin und gehen gestärkt in den Abend.
Zum Abschluss wirbt Margret Blazek noch einmal um Nachwuchs unter den Ehrenamtlern: „Leider spüren auch wir den Schwund an Freiwilligen, die sich mit den neuen Nachbarn auseinandersetzen wollen. Natürlich haben wir ganz engagierte Mitstreiter, die sich um die Familien in Bensberg und Moitzfeld kümmern – aber mehr helfende Hände wären schon schön. Wer sich also vorstellen kann, ein paar Stunden seiner Zeit für Flüchtlinge zu investieren, kann sich gerne bei uns melden!“
Dann berichtet sie noch voller Freude von einem neuen Fahrradkurs für Erwachsene, den sie und ihre Mitstreiter bald wieder ermöglichen wollen.
Der Verein „Wir für Neue Nachbarn in Bensberg und Moitzfeld“, der seit nunmehr drei Jahren existiert, trifft sich am ersten Dienstag im Monat um 17:30 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum Bensberg, gegenüber der ehemaligen Post.
In Ihrem Artikel weisen auch noch „auf ernste Anlieger der Helfer“ hin; dass es dazu kommen musste, ist ein typisches Zeichen unserer alles überragenden Bürokratie.
Denn von Anbeginn an, d.h. von der Planung und Errichtung des Containerdorfes habe ich den Verantwortlichen (DRK) mehrfach schriftlich und mündlich meine Hilfe angeboten, zumal ich selbst noch unmittelbar in der Nähe wohne.
Mehrfach habe ich auch zwei Fahrräder für dort Interessierte angeboten.
Gehört habe ich trotz allem dem bis heute NICHTS.