Fast zu einem „Politischen Salon“ entwickelte sich die Lesung einer israelischen Romanautorin in den Räumen des Bürgerportals*. Die jahrzehntelangen Kontakte von Petra Hemming nach Israel hatten das spontan möglich gemacht.

Auf ihrer Reise Mitte Oktober nach Ganey Tikva und Beit Jala in Begleitung des Autors dieser Zeilen traf sich die Vorsitzende des Ganey Tikva Vereins (GTV) auch mit einer israelischen Jugendfreundin. In einem privaten, aber auch philosophisch angehauchten Gespräch in Tel Aviv erwähnte Freundin Hana ein „gemischtes“ Paar, sie mit jüdischem, er mit arabischem Hintergrund – beide Israelis.

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Orna Akad

Die umgehende Kontaktaufnahme ergab, dass „sie“, namentlich Orna Akad, sich gerade mit ihrem Roman  „Wadi Milech” auf Lesereise in Deutschland befände und just einen einzigen Abend vor ihrer Weiterreise noch frei habe – der kurzfristig für eine Lesung auf Einladung des GTV in Bergisch Gladbach genutzt wurde. Für Orna Akad, die sich selbst als Atheistin bezeichnet, stellte auch der Termin während des Shabbat kein Problem dar.

Liebesgeschichte vor blutigem Hintergrund

In ihrem Buch scheint sie den Versuch zu unternehmen, ein eigenes traumatisches Erlebnis während der beginnenden sogenannten. „Al Aksa-Intifada“ in Romanform zu verarbeiten.

So, wie sie in ihrem Buch die Protagonisten mit umgekehrtem ethnischem Hintergrund ihre Liebesgeschichte erleben lässt, vermittelt sie auch in der Realität den Eindruck, die zeitgeschichtlichen politischen Hintergründe aus dem Blickwinkel ihrer arabischen Schwiegerfamilie zu betrachten. Diese Subjektivität verleiht dem Werk einen deutlich fiktiven Charakter, beispielsweise bei den imaginierten Denkmustern mancher Handelnder, und lässt es sich durchgängig im Bezugsrahmen familieninterner sog. „Narrative“ bewegen.

*Hinweis der Redaktion: Das Bürgerportal hat in den neuen Redaktionsräumen in der Innenstadt ein „Vereinslokal” eingerichtet. Es steht Vereinen, Verbänden, Parteien und Initiativen, die am Partnerprogramm Community teilnehmen, für Sitzungen und Veranstaltungen zur Verfügung. Interesse?

Sie selbst möchte das als Versuch verstanden wissen, verschiedene Standpunkte einzunehmen, was nach ihrer Lesart dazu geführt habe, dass weder ihr Verlag, noch die linksliberale und durchaus regierungskritische Tageszeitung Haarez ihrem Buch hinreichend Aufmerksamkeit gewidmet hätten. Nach ihren Worten bevorzuge man dort einfache Schwarz-Weiß-Geschichten. Es ist vorstellbar, dass das Echo in Deutschland lauter ausfällt …

Die Diskussion im Anschluss gewann einen recht kontroversen Charakter. Möglicherweise gelang es auch dabei nicht trennscharf genug, zwischen künstlerischer Freiheit und politischer Wirklichkeit zu differenzieren. Jedenfalls gab es unter anderem Hinweise auf Webfehler in dem Stoff aus Gesehenem und Geschehenem.

Breites Spektrum und Kontroversen

Der Ganey Tikva Verein sieht die Veranstaltung als Teil seines Angebotes, sich auch über die beiden nahöstlichen Partnerstädte hinaus mit den dortigen Gesellschaften zu beschäftigen. Auf diese Weise, durch persönliche Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen, möchte der GTV Bürgern in Bergisch Gladbach die Gelegenheit geben, Israel in seiner Vielschichtigkeit selber kennenzulernen.

Bereits im September war Chaya Tal, die sich selbst mit nur leicht ironischem Unterton als „Die Siedlerin“ bezeichnet, zu Gast. Schon die Auswahl dieser beiden Referentinnen veranschaulicht das breite politische Spektrum innerhalb des ältesten und einzigen demokratisch verfassten pluralistischen Staates im Nahen Osten, das der GTV entsprechend widerspiegeln möchte. Was hier in seiner Selbstverständlichkeit oftmals kaum mehr wahrgenommen wird, ist jener Region die absolute Ausnahme.

Vielfältige Fortsetzung

Am Montagabend besuchten einige GTV-Vorstände einen Vortrag des Publizisten Alex Feuerherdt und seines österreichischen Koautors Florian Markl an der Universität zu Köln, der die insgesamt fragwürdige Rolle der UN im Nahostkonflikt unter die Lupe nahm. Feuerherdt hat bereits einen Besuch in Bergisch Gladbach zugesagt, der jedoch erst im kommenden Jahr stattfinden kann, denn nicht nur Feuerherdt hat einen vollen Kalender.

Auch der GTV ist mit seinen zahlreichen Beiträgen zu den deutsch-israelischen Kulturtagen in Bergisch Gladbach ab dem 10. November mehr als ausgelastet. So geht es beispielsweise um die Aufforstung des Staates Israel, die Geschichte des jüdischen Volkes, das Leben zwischen Alltag und Fanatismus oder auch Israel als Reiseziel. Das gesamte Programm finden Sie unten.

Literaturhinweise:
Orna Akad: Wadi Milech, AphorismA
Alex Feuerherdt, Florian Markl: „Vereinte Nationen gegen Israel“, Hentrich und Hentrich

ist Mitglied im Städtepartnerschaftsverein Bergisch Gladbach-Ganey Tikva e. V.

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