Claudia Betzin Ausstellung Farbwechsel in der Andreaskirche Schildgen

Die Andreaskirche in Schildgen beherbergt ein außergewöhnliches Kunstprojekt: Unter dem Titel „Farbwechsel“ ist dort ein Kunstzyklus aus Bildern und Paramenten (liturgische Textilien) zuhause, der stets nur in Teilen zu sehen ist. Warum das so ist und wie der Zyklus entstand, hat das Bürgerportal vor Ort erfahren.

Farbwechsel: Hinter dem Projekttitel verbirgt sich ein Zyklus aus mehreren Bildern und Paramenten, der den liturgischen Farben des Kirchenjahres (Rot, Grün, Schwarz, Weiß, Violett) folgt. Entworfen haben die Werke die Künstlerin Claudia Betzin (Bilder) sowie der Stoffkünstler Thomas Schmitt, der in Köln eine Werkstatt für Paramente und Kirchenbedarf betreibt.

Die Farben im Kirchenjahr wechseln stetig. Entsprechend wechseln auch die gezeigten Arbeiten in der Kirche: Derzeit ist Trinitatiszeit, die Zeit der Dreieinigkeit. Liturgisch steht hierfür das Grün. Die entsprechenden Bilder und Paramente sind aktuell im Altarraum zu sehen. Zum Reformationsfest wird Rot folgen usw. Das war jedoch nicht immer so.

Bilder und Paramente in der liturgischen Farbe Grün. Sie steht für die Trinitatiszeit

Präsentation aller Werke

„Die Konzeptidee hierzu haben der damalige Pfarrer Christoph Nötzel und ich entwickelt“, erklärt Claudia Betzin. Zuvor habe es eine Ausstellung in der Kirche mit Linolschnitten des Turmes gegeben. Gemeinsam sei man auf die liturgischen Farben des Kirchenjahres als Ausgangspunkt für eine künstlerische Kooperation gekommen.

Sie bilden die Basis, die Inspirationsquelle des Zyklus und zugleich den gemeinsamen Nenner, auf den sich Paramente und Gemälde verständigen.

Der Farbwechsel war zunächst geplant für den Zyklus eines Jahres, also als temporäre Ausstellung in der Andreaskirche. Bei der Vernissage und Eröffnung wurde der Zyklus in seiner Gesamtheit im Kirchenraum gezeigt: Die aktuelle liturgische Farbe, wie auch jetzt zu sehen, im Altarraum. Die weiteren Arbeiten an den Wandseiten des Kirchenraums rechts. Das Rosa hing über dem Taufbecken links. Dies war so für viele Wochen zu sehen.

Der Zyklus fand in der Gemeinde so viel positive Resonanz, dass es nach Ablauf dieses Jahres über Spenden ermöglicht werden konnte, einen Großteil des Zyklus über Spenden zu finanzieren, so dass der Farbwechsel seither seinen dauerhaften Platz in der Andreaskirche gefunden hat.

Wechsel zur Hängung in Ausschnitten

Gezeigt wird er jedoch nur noch in Ausschnitten: „Um der Farbkraft der Bilder und Paramente atmosphärisch Raum zu verschaffen und in ihrer liturgischen Bedeutsamkeit zur Geltung zu bringen wurde danach gemeinsam entschieden, nur die jeweils aktuelle liturgische Farbe zu hängen“, erklärt Claudia Betzin.

Wie ist Claudia Betzin, die sich bis zum Start des Projekts eher der freien Malerei sowie Installationen und Performances gewidmet hat, an die Arbeiten herangegangen? „Jede Farbe hat unterschiedliche Seiten. Rot steht beispielsweise für Liebe, Freude, aber auch Verletzung. Weiß für Freiheit, aber auch Leere“, erklärt Betzin. Im Zusammenspiel mit der liturgischen Bedeutung habe sich eine gewisse Dialektik ergeben.

In meditativen Phasen lotete die Künstlerin aus: „Wie fange ich an, wie setze ich das um.“ Sie sei in den Dialog mit den Werken gegangen, schildert sie, ohne Skizzen, manchmal auch in einem suchenden Prozess, in einer Reaktion auf das was gerade auf der Leinwand geschieht. „Ein Mix aus Intuition und Bestimmtheit.“

Claudia Betzin: „Jede Farbe hat unterschiedliche Seiten“

Bis auf das rote Werk produzierte Claudia Betzin durchgehend Diptychen (2-teilige Bilder), die links und rechts des Altares gehangen werden. Wiederum mit einer Ausnahme: Rot und Schwarz stehen für relativ kurze Zeiträume innerhalb des Kirchenjahres. Daher seien diese Bilder rechts des Altares zu sehen.

Keine christliche Symbolik

„Die Werke sind in keiner Weise aufdringlich“, schildert Pfarrerin Eva Manderla. Gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen arbeitet sie seit 2016 als Pfarrehepaar in der Gemeinde im Team mit Claudia Posche, Pfarrerin des 1. Gemeindebezirks in Altenberg.  „Sie besitzen eine hohe Ausdruckskraft, ohne zu erdrücken“. Für sie sei es daher einer der herrlichsten Arbeitsplätze überhaupt.

„Die Gemeinde reagiert darauf“, fügt ihr Mann hinzu. „Woher habt Ihr das, wo kommt das her?“ Würde die Kirche noch ohne die Bilder funktionieren? „Ob es schön wäre, das ist doch die Frage“, sagt Jürgen Manderla. Es gäbe sicherlich eine Reaktion, würde man die Bilder abhängen. Ohne Bilder wäre die Kirche nicht mehr vollständig, so seine Einschätzung.

Im Gegensatz zu den Paramenten, die sich durchaus christlicher Symbolik bedienen, kommen die Bilder als freie Arbeiten gänzlich ohne diese Bezüge aus. Spannend die Frage, wie sie außerhalb der Kirche und der dazugehörigen Paramente wirken würden. „Sie haben keine sakrale Ausstrahlung per se“, meint Claudia Betzin. Letztlich seien es Farbkompositionen, die im neutralen Kontext eines Museums zu einer anderen Wahrnehmung führen würden. Kunst liegt nunmal im Auge des Betrachters.

Claudia Betzin (links) und das Pfarrerehepaar Eva und Jürgen Manderla

Weitere Informationen zu den Bildern von Claudia Betzin des Zyklus „Farbwechsel“ finden Sie unter diesem Link.

Fotos: Thomas Merkenich

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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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