Lutz Urbach (r.). überreichte 2020 die Ehrennadel in Gold an Norbert Sprenger

Auf zu neuen Ufern – Norbert Sprenger zieht es nach 76 Jahren aus seiner Heimatstadt Bergisch Gladbach über den Rhein hinweg nach Alfter bei Bonn. Eine gehörige Portion Wehmut ist schon dabei, doch das vielfältig engagierte Urgestein will es noch einmal wissen: „Was du dir vorgenommen hast, tue jetzt. Nicht später!“

Am Wohnort seiner zweiten Frau Brigitte hat sich Norbert Sprenger jetzt sein neues Domizil eingerichtet. „Zwei Seelen wohnen in meiner Brust. In Bergisch Gladbach lasse ich viele Beziehungen zurück. Aber so eine Entscheidung schiebt man in meinem Alter nicht endlos vor sich her.“  

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Norbert Sprenger

Die meisten Menschen leben ein Leben und haben daran schon genug zu tragen. Norbert Sprenger lebte deren zwei und zwar gleichzeitig. 1945 wurde er in Bensberg geboren, wuchs in Gronau auf und studierte in Bochum Sozialwissenschaften. Nach mehreren beruflichen Zwischenstationen leitete er 30 Jahre lang den Fachbereich für Schulabschlüsse an der VHS der Strundestadt.  

Mit seiner 2017 verstorbenen Frau Renate zog er zwei Kinder groß und ging 2009  in den Ruhestand. 

Kirchlich und sozial engagiert  

Daneben führte Sprenger ein überaus aktives Leben im kirchlichen und sozialen Bereich. 23 Jahre leitete er den Ortsverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) St. Marien in Bergisch Gladbach-Gronau, wirkte jahrelang im Pfarrgemeinderat mit und war Mitinitiator der karitativen Organisation „Gronauer Fenster“.

Mehr als drei Jahrzehnte lang setzte er sich für Menschen mit Behinderung ein, etwa im Verein „Integration – Begleitung in Arbeit und Leben“ und im Bürgerhaus „PROgymnasium Bensberg e.V.“ 

Von Bergisch Gladbach nach Palästina 

Bald ging Norbert Sprengers bürgerschaftliches Engagement über Bergisch Gladbach hinaus in den Nahen Osten. Von Anfang an war er am Aufbau der Beziehungen nach Beit Jala in Palästina beteiligt: zunächst im Arbeitskreis „Bürger für Beit Jala“ (2003), dann im 2011 gegründeten Städtepartnerschaftsverein.

Formal war er Schriftführer im neuen Vorstand, tatsächlich aber leistete er einen weit über Ressortgrenzen reichenden Beitrag zum Erfolg des Vereins.

Reiche Lebenserfahrung, bodenständige Urteilskraft sowie profunde Kenntnisse des Vereinsrechts machten ihn zu einem geschätzten Gesprächspartner und Ratgeber. Über allem aber war er eines: ein liebenswürdiger Mensch, ein humorvoller Freund, der für eine lustige Runde mit Speis und Trank immer zu haben war.

Norbert Sprenger (2. v.l.) bei der Arbeit: Zusammen mit den Vorstandskollegen brachte er ausgemusterte Arbeitskleidung des Bauhofs auf den Weg nach Beit Jala.

Praktiker der Menschlichkeit

Sprenger ist ein Mann des gelebten Christentums, sein Herz schlägt für die Schwachen, in der Heimat und in der Ferne. Auch bei seinen Bürgerreisen nach Beit Jala schlug es vernehmlich – für Menschen, die keine Stimme haben und in den Konflikten der Mächtigen zerrieben werden. Überdies setzte sich Sprenger nachdrücklich für ein Wasserprojekt in der nigerianischen Heimat des Präses der Gronauer Pfarrgemeinde ein.

Bundesverdienstkreuz und Ehrennadel 

Große Worte waren nie seine Sache, das mussten dann schon andere machen. 2008 verlieh ihm der damalige Landrat Rolf Menzel das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland, 2020 steckte ihm Bürgermeister Lutz Urbach die Goldene Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach ans Revers. „Alle Tätigkeiten zusammengerechnet ergeben mehr Jahre, als für ein Menschenleben reichen“, brachte Urbach den Dienst Sprengers fürs Gemeinwesen auf den Punkt.  

Dem Verein verbunden

Auf dem Weg nach Alfter legte Sprenger jetzt sein Vorstandsamt beim Beit Jala-Verein nieder. Mit großem Bedauern des gesamten Vereins, allerbesten Wünschen für den Neubeginn und tiefempfundenen Abschiedsworten des Ehrenvorsitzenden  Axel Becker:

„Noch vor allen deinen verdienstvollen Tätigkeiten für die Gemeinschaft bist du mit deiner Persönlichkeit und Menschlichkeit ein großes Geschenk für die Gemeinschaft in unserer Stadt. Viele Menschen sind dir dankbar für deine Zuwendung und den persönlichen Einsatz über so viele Jahre hinweg.“

Und bekanntlich geht man ja niemals so ganz: Sprenger bleibt dem Verein als Mitglied verbunden. 

Herzensprojekt Hospizverein

Natürlich gibt dieser Mann auch künftig keine Ruhe. Sprenger führt sein Ehrenamt für den Sibilla Hospizverein in Hennef fort – ein Millionenprojekt, das kurz vor dem Spatenstich steht. Zwischenzeitlich hat er einen Lehrgang in Sterbebegleitung gemacht. „Ein Herzensprojekt, bei dem ich sehr viel über mich und das Leben gelernt habe“, erzählt Sprenger.

Wozu auch folgende Erkenntnis gehört, die er zu seiner eigenen Maxime erhoben hat: „Lieber Norbert, was du dir vorgenommen hast, tue jetzt. Nicht später!“ Ganz in diesem Sinne ist er fest entschlossen, noch ein langes, erfülltes Leben gemeinsam mit seiner Frau sowie seinen Kindern und fünf Enkeln zu genießen.

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