Stadtkämmerer Thore Eggert. Foto: Thomas Merkenich

Die lange Phase der negativen Zinsen ist vorbei. Auch der Stadtkämmerer erhält für kurzfristige Kredite kein Geld mehr, sondern muss bezahlen. Allerdings hatte die Stadt die rosigen Zeiten genutzt und einen Teil dieser Kassenkredite abgebaut. Daher seien die finanziellen Auswirkungen überschaubar, die gesamte Verschuldung sinke.

Von „paradiesischen Zuständen“ spricht die Stadt Bergisch Gladbach, mit Blick auf die Vergangenheit. Denn sie hatte für ihre kurzfristigen Kredite, die sogenannten Kassenkredite, in den vergangenen Jahren keine Zinsen bezahlen müssen, sondern hatte noch Geld obendrauf bekommen. Diese Negativzinsen beliefen sich allein in diesem Jahr auf 157.000 Euro.

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Diese Phase ist aber seit Ende Juli auch für die Stadt vorbei, auch sie muss beim Neuabschluss von Kassenkrediten wieder einen Obolus bezahlen. Das teilte der Stadtkämmerer Thore Eggert im Vorfeld der Sitzung des Ausschusses für Finanzen an diesem Donnerstag mit. Die Auswirkungen auf die städtische Finanzlage seien jedoch „erträglich“.

Denn sie hat den Anteil der kurzfristigen Kreditverträge, die von Zinsschwankungen betroffen sind, in den vergangenen Jahre ein Stück weit abgebaut. Aktuell hätten nur rund 50 Prozent der Kassenkredite eine Laufzeit von bis zu einem Jahr, die andere Hälfte habe eine Zinsbindung von zwei bis fünf Jahren.

Dieser Schuldenabbau sei „zu einem erheblichen Teil“ durch die „günstige Entwicklung der Gewerbesteuer“ ermöglicht worden. Genauere Angaben will der Kämmerer dazu im Vorfeld der Sitzung des Finanzausschusses noch nicht machen. Er sagt nur soviel: „Es zeigt sich, dass unsere kluge und umsichtige Einschätzung sich ausgezahlt hat“, urteilt Eggert.

Die Gesamtverschuldung zum Stichtag 31.7.2022 gibt die Stadt aktuell mit 340 Millionen Euro an. Das sind zwar elf Millionen Euro mehr als zum 31.12.2021 – aber dieser Vergleich ist nach Auskunft der Kämmerei nicht aussagekräftig, weil sich im Laufe eines Jahres Sondereffekte ergeben.

Ein Jahr zuvor, am 31.7.2021 habe die Gesamtverschuldung bei 350,8 Millionen Euro gelegen, also gut zehn Millionen Euro über dem derzeitigen Stand.

Im Moment baut die Stadt demnach Schulden ab, wie gesagt vor allem aufgrund starker Gewerbesteuereinnahmen. Allerdings sind auch auf der Ausgabenseite hohe Steigerungen zu erwarten, auch die Stadtverwaltung ist von der Kostenexplosion bei Gas und Strom betroffen. Darüber soll der Stadtrat in seiner folgenden Sitzung in der kommenden Woche berichten.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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2 Kommentare

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  1. Guten Morgen Herr Watzlawek,

    bei allem Verständnis für den erreichten Schuldenabbau der Stadt (ohne eigenes Zutuen) habe ich kein Verständnis für den Straßenzustand in unserer Stadt. Egal ob ich mit dem E-Bike oder mit dem Auto durch Bergisch Gladbach fahre, es geht nie in gerader Linie. Ich würde gerne einmal unseren Bürgermeister Frank Stein und unseren Kämmerer Thore Eggert mit auf eine Tour nehmen – nur z. B. über die Bensberger Staße, Sanderstraße, Paffrather Straße oder von dort kommend gegenüber der Belkaw in den Tunnel einbiegend. Wer dass ohne Ausweichmanöver
    oder alternativ einen Aufsetzer in einem der tausend Schlaglöcher schafft muss Flugeigenschaften besitzen. Häufig komme ich nach Gummersbach, zuletzt war ich in Rösrath, selbst in Köln und Leverkusen sind paradiesische Zustände gegenüber GL. Vielleicht führen Sie einmal ein Interview mit den beiden zu der Frage, wann wir hier auch nur ansatzweise rückenschonende Straßen und Radwege bekommenen. Ein Ausweichmanöver mit Hinweise auf Kreis und Land wegen fehlender Zuständigkeit würde ich an dieser Stelle nicht gelten lassen
    Schöne Grüße
    Dieter Koch

    1. Lieber Herr Koch, der Bürgermeister ist viel als Radfahrer in GL unterwegs gewesen und kennt die Probleme sehr genau, siehe zum Beispiel hier:

      https://in-gl.de/2020/08/09/mit-frank-stein-auf-fahrrad-erkundung/

      Für die Sanierung der Straßen und Radwege steht auch einiges zur Verfügung. Es wird nicht ausgegeben, weil die Stadtverwaltung viel zu wenig Planer hat. Das Argument scheint sogar stichhaltig zu sein, daher kein Ausweichmanöver. Aber wir werden bei nächster Gelegenheit fragen, wie der Stand der Dinge ist.