Gisela Becker-Berens und Georg Becker. Foto: Thomas Merkenich

Der Aufstand der Frauen im Iran beschäftigt die Bergisch Gladbacher Lyrikerin Gisela Berens-Becker sehr. Mehr, als einen „ermutigenden Aufruf“ zu schreiben ist ihr nicht möglich. Genau das hat sie jetzt gemacht – um wenigstens etwas Aufmerksamkeit und Solidarität zu erreichen.

„Ihr Mädchen und Frauen im Iran, ihr Männer,

die ihr nichts mehr zu verlieren glaubt als euer Leben!


Wie könnte ich euch nicht unterstützen, ich, die ein

langes Leben die Freiheit in Deutschland schmecken durfte. 

Ich möchte euch zurufen:

Macht der Macht über euch ein Ende!

Seid ungehorsam, passt euch nicht mehr an!

Das Gewand, das euch die Herrschenden übergeworfen haben,

es passt euch nicht mehr.

Schickt die Tugendwächter zum Teufel, 

denn nicht eure Tugend wollen sie bewachen, 

den Verlust ihrer Macht über eure Körper, 

euren Geist, eure Seele fürchten sie.

Seht sie euch an, die alten, scheinheilig Frommen, 

die euch regieren. 

Nichts wisst ihr über sie, hingegen sie alles über euch.

Sie wissen auch wie klug ihr seid, wie leicht

ihr die Männerbünde ins Wanken bringen könnt,

wenn ihr den Schleier einmal zerschnitten habt,

der euch unsichtbar machen soll. 

Deshalb jagen sie euch, werfen euch ins Gefängnis.

Ihr Mädchen und Frauen im Iran, auch ihr Männer,

ihr habt ALLES zu gewinnen, denn das, was ihr jetzt habt

ist NICHTS.

Schaut euch in die Augen, sprecht miteinander, 

singt, tanzt, streitet, diskutiert, liebt!


Jede hat ihren Körper, jeder seinen, für ein paar Jahre ist er die

Wohnung des Geistes, der Seele.

Ihr formt ihn mit euren Erfahrungen, mit Stolz oder Unterwerfung,

und der reichen Kultur eurer Vorfahren.

Lasst nicht zu, dass er krank und verwirrt wird durch das 

falsche Leben, das die machtgierigen Fanatiker euch aufzwingen.


Erhebt weiter eure Stimmen, übergebt eure Kopftücher

dem Wind, dem Feuer, zeigt euch in all eurer Schönheit.

Feiert das Leben, euer kostbares Leben!“

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ist stellvertretende Vorsitzende des Autoren-Vereins Wort & Kunst, Förderverein der Stadtbücherei Bergisch Gladbach. Sie ist die Initiatorin des "Lyrikpfades an der Strunde".

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3 Kommentare

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  1. Liebe Gisela,
    ein gelungener Text in deiner poetischen Sprache – mir aus der Seele gesprochen! Hoffentlich halten die Frauen und Männer durch, ohne das noch mehr Blut vergossen wird!
    Danke dir und liebe Grüße
    Irmgard

  2. Liebe Frau Becker-Berens, danke für Ihren aufrüttelnden und doch so wunderbar poetischen Aufruf zur Solidarität mit den Frauen und den sie unterstützenden Männern im Iran. Dass wir hier kaum mehr tun können, als unsere Solidarität zu zeigen, schmerzt auch mich sehr. Wir können nur hoffen, dass die Stimmen der Solidarität im Iran von diesen so mutigen Menschen gehört und auch die Frauen in Afghanistan nicht vergessen werden. Frauen, Leben, Freiheit!