Diese Sitzung des Schulausschusses stand im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen Schulleitungen und Verwaltung, die Politik versucht zu vermitteln. Zu den massiven Defiziten in der Schulinfrastruktur sind ein riesiges Kommunikationsproblem und ein großer Vertrauensverlust hinzu gekommen. Wir fassen die wichtigsten Punkte zusammen, in Sachen Anmeldezahlen, Klassenräumen, Sofortschulen und vor allem IGP.
Die Mitglieder des Ausschusses für Schule und Gebäudewirtschaft standen am Mittwochabend zunächst vor einem verschlossenen Ratssaal. Vorab hatte die Verwaltung die Leitungen der weiterführenden Schulen zu einem Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit eingeladen. Um Defizite in der Information und Kommunikation abzubauen. Offenbar mit geringem Erfolg, wie sich wenig später im Ausschuss zeigte.
Die zwölf Schulleiter:innen aller weiterführenden Schulen in Bergisch Gladbach hatten ein langes Positionspapier (siehe Dokumentation unten) der Verwaltung präsentiert – das den gewachsenen Bedarf an Schulräumen analysiert, eine akute Raumnot feststellt und in der Prognose mündet, dass ihnen bereits 2026 mehr als 100 Schulräume fehlen werden. Keine der zwölf Schulen sei auskömmlich ausgestattet, die marode Infrastruktur gefährde den Betrieb zum Teil massiv.
Sie fordern, den Bedarf öffentlich zu machen, Prioritäten zu setzen und mit der Abhilfe sofort zu beginnen – „ohne lange Planungsphasen“. Und das alles, darauf kommen die Schulleitungen immer wieder zurück, müsse direkt und bilateral ihnen besprochen werden.
Grundsätzlich sei die Schullandschaft in Bergisch Gladbach mit Hauptschule, vier Realschulen, fünf Gymnasien und zwei Gesamtschulen richtig aufgestellt – aber diese Schulen müssten räumlich fit gemacht werden. Und zwar schnellstens
Anmeldezahlen: Passt weitgehend
Dass die Schulen den Bedarf im Moment gut abbilden, bestätigte dann in der Sitzung auch Fachbereichsleiter Dettlef Rockenberg. Zwar sei das Anmeldeverfahren noch nicht abgeschlossen, aber eine Zwischenbilanz zeige, dass alle Schüler:innen unterkommen. Ablehnungen gebe es nur am frisch sanierten OHG und (wie immer) an der IGP – doch das könne gut ausgeglichen werden.
Verfahrene Lage an der IGP
Kämmerer Thore Eggert gab zunächst einen kurzen Sachstand zur Integrierten Gesamtschule Paffrath, die unter einem dramatischen Sanierungsstau leidet. Aktuell sind viele Toiletten gesperrt, weil ein einzelnes Fallrohr kaputt ist – und die Stadt trotz vielerlei Bemühungen noch keine Fachfirma gefunden hat, die sich eine Reparatur zutrauen würde.
Eggert stellte klar, dass die Schule – entgegen einer Formulierung in der Verwaltungsvorlage – über ein gültiges Brandschutzkonzept verfüge. Ob das aber auch vollständig erfüllt werde, überprüfe im Moment eine externe Firma.
Einen Befall der Wasserversorgung mit Keimen sei inzwischen vom Gesundheitsamt des Kreises bestätigt worden, daher gibt es in der Schule und in den Turnhallen weiterhin kein Trinkwasser. Davon ausgenommen ist nur die Mensa, die mit einer kurzfristig gelegten Notleitung versorgt werden. Die reiche aber nicht bis zur Lehrküche – die weiter außer Betrieb ist.
Offenkundig sei ein riesiger Sanierungsstau der gesamten technischen Infrastruktur, führte Alexandra Meuthen für die Hochbau-Verwaltung aus. Daher werde jetzt eine Machbarkeitsstudie erstellt, ob eine Teil-, eine Gesamtsanierung oder gar ein Neubau erforderlich ist. In der weiteren Debatte wurde aber deutlich, das mit einer Teilsanierung offenbar nichts zu erreichen ist: selbst wenn das defekte Fallrohr jetzt doch noch repariert werden könne niemand sagen, ob und wann das nächste Rohr ausfalle.
Ein Notfallplan für die Gesamtschule Paffrath
Kein Trinkwasser, kaum noch funktionierende Toiletten, kein Brandschutzkonzept: Der bauliche Zustand der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) ist mies. Inzwischen ist die Lage so prekär, dass die Stadtverwaltung sogar über einen Abriss und den raschen Bau einer Ausweichschule nachdenkt – um den Schulbetrieb sichern zu können.
Um einem Ausfall weiterer Teile der Toilettenanlagen (und damit einer Schließung der ganzen Schule) vorzubeugen will die Stadt Toilettencontainer aufstellen; der Bereitstellung von 500.000 Euro stimmte der Ausschuss einstimmig zu – nachdem die Verwaltung klare gestellt hatte, dass dies eine Maximalsumme sei und nur soviel abgerufen werden, wie tatsächlich erforderlich.
Harsche Kritik der Schulleiterin
Die Bemühungen der Stadt stießen bei der Schulleiterin Angelika Wollny auf heftige Kritik. Sie warf der Verwaltung vor, die Mensa alleine aus wirtschaftlichen Gründen (weil damit Geld verdient werde) mit Trinkwasser versorgt zu haben, die für die Schule so wichtige Lehrküche aber außen vor gelassen zu haben. Die Schüler:innen und das Kollegium, so Wollny, seien der Verwaltung völlig egal, statt Transparenz herrsche ein Informationschaos.
Eine Kritik, die von Eggert und Rockenberg klar zurückgewiesen worden. Die Mensa versorge eben nicht nur die IGP, sondern eben auch Grundschulen und OGS. Daher habe die Notfallversorgung höchste Priorität besessen. Ebenso unberechtigt sei der Vorwurf, für Karnevalsveranstaltungen mache die Stadt, was sie den Schüler:innen verweigere.
Lange diskutiert wurde die Wollnys Forderung, die Ergebnisse der Wasseruntersuchung durch das Gesundheitsamt sofort der Schule und der Elternschaft zur Verfügung stellen. Was eigentlich wenig Sinn mache, weil die Testberichte für Laien nicht verständlich und rasch wieder überholt seien, wandte die FDP ein. Dennoch sagte die Verwaltung zu, bis zur heutigen Schulversammlung in der IGP die Informationen zu liefern.
Ausstattung der Sofortschulen
Der Vorschlag der Verwaltung, die neuen Sofortschulen in Hebborn und Refrath mit Mobilar und digitaler Technik für 514.000 Euro auszustatten, wurde einstimmig gebilligt.
Mehr Räume für G9
Die Mitteilungsvorlage der Verwaltung, dass mit der Rückkehr zu G9 in den Gymnasien rund 50 Räume fehlen, wurde ohne weitere Aussprache zur Kenntnis genommen.
Bergisch Gladbachs Gymnasien sind für G9 viel zu klein
Ab Sommer 2025 müssen die Gymnasien der Stadt wieder eine Jahrgangsstufe zusätzlich unterbringen, doch dafür gibt es nirgendwo Platz. Alleine für DBG, Gymnasium Herkenrath und AMG beziffert die Stadt den „unstrittigen zusätzlichen Mindestbedarf“ auf fast 50 Räume.
In der Vorlage enthalten ist auch die Aussage, dass die am DBG nach wie vor fehlende Aula „mitbedacht“ werden soll.
Anpassung der Pläne für die GGS Hand
Bei der Gemeinschaftsgrundschule in Hand baut die Schulbaugesellschaft eine neue Mensa in einem neuen Modulbau. Bei der Planung habe sich gezeigt, dass dabei auch die bestehende Frischkochküche aus dem Schulgebäude in die Modulelemente integriert werden sollen.
Die gesamte Tagesordnung des Ausschusses finden Sie hier.
Wenn man das alles liest über die IGP,wird einem Angst und Bange.Vor allem,weil zum Herbst unser Enkelkind dort gemeldet wurde.
Die armen Schülerinnen und Schüler. Sie sollen zwar später unsere Rente finanzieren aber ihr Recht auf Bildung, welches auch
ordentliche Rahmenbedingungen beinhaltet, wird eingeschränkt. Einfach so. Weil sich die Verwaltung bis zur Unerträglichkeit für ihre Inkompetenz rechtfertigt, weil die Politik nur halbherzig versucht zu vermitteln und die Schulleitungen schlicht allein im Regen stehen bleiben. Peinlich für Bergisch Gladbach!
Sorry GLer Kinder, Jugendlicher und Eltern. Frank Stein und Die Grünen haben im Moment wichtigere Themen wie eine Fahradstrasse für GL, egal wo und zu welchen Kosten, zu bewältigen. Sollte dann mal Zeit für euch und die Infrastruktur in Bergisch Gladbach bleiben, schaut man sich die Schulen auch an. Bitte aber nicht drängen….
Dem Kommentar, so überspitzt er klingen mag, muss man leider eine gewisse Nachvollziehbarkeit zusprechen. Selbst wenn es in Echt nicht ganz so sein mag, ist doch die Außenwirkung absolut katastrophal und man kommt nicht umhin, GENAU das so zu vermuten. Aber naja, was in den letzten 30 Jahren gut gegangen ist, wird ja auch dieses Mal gut gehen. Was ist schon PISA? Wer braucht schon Klasse, wenn er Masse hat? Wir haben einfach mal gar nix mehr davon, um Influencer zu werden, reicht’s ja.
@Hans
Sind Sie schon mal im Bürgerbüro mit der Begründung abgewiesen worden, dass die Stadt sich im Moment mit „wichtigeren Themen“ befassen müsse? Wenn nicht, könnte das daran liegen, dass es zahlreiche verschiedene Fachbereiche und Ausschüsse für die unterschiedlichen Aufgaben in Verwaltung und Politik gibt. Sie können also davon ausgehen, dass die Stadt sich durchaus mit verschiedenen Problemen gleichzeitig befassen kann und muss.
Nebenbei sind die Schulen nicht innerhalb von zwei Jahren so runtergekommen – und das obwohl die vorherigen CDU-geführten Ratsmehrheiten ganz bestimmt nicht verdächtig sind, irgendwelche Ressourcen auf die Verkehrswende „verschwendet“ zu haben.
Nun mal schön entspannen, Boschen. Nein, ich bin nicht abgewiesen worden. Viel schlimmer, ich habe viele Wochen auf einen einfachen Termin warten müssen. Das was Sie offensichtlich als normal ansehen, war in der Vergangenheit eine Selbstverständlichkeit. Ja, die Protagonisten befassen sich vielleicht zeitgleich mit mehreren Projekten. Leider aber enden nahezu alle desaströs. Was haben Sie denn sie denn konkretes an Leistung in zwei Jahren erbracht? Neben der offensichtlich vielen Herumhüpferei zwischen den wichtigen Ausschüssen und dem Desaster Laurentius Straße? Berichten Sie und bitte.
„Hans“, ich schreibe hier als Privatperson und bin Ihnen keinerlei Rechenschaft über gar nichts schuldig. Vor allem dann nicht, wenn Sie Ihre ständigen Attacken gegen Parteien/Personen weiter aus dem Schutz der Anonymität heraus tätigen.
@„Hans“: „Nun mal schön entspannen, Boschen.“
Wenn Sie so mit Menschen reden möchten, dann sollten Sie vielleicht Facebook ausprobieren – da ist ein derartiger Tonfall normal, in der Zivilisation dagegen eher nicht.