Einen bitterbösen Song über die Folgen des Klimawandels hat der Bühnenbiologe Mario Rembold produziert und auf Youtube veröffentlicht. Begleitet von Hawaii-Klängen trällert der Journalist und Kabarettist vom Nordseestrand im Bergischen. Vom Mars als Planeten B, sollte die Erde mal untergehen. Der Hintergrund ist bierernst: Der Bergisch Gladbacher will dazu anregen, die Klimakrise gemeinsam zu meistern.

„2090 – da geht es heiß her“. Mit subtiler Mehrdeutigkeit beschreibt Mario Rembold in seinem aktuellen Song ein Klima-Szenario, das angesichts der häufigen Hitzeperioden keineswegs mehr allzu abstrus erscheint:

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Die Nordsee brandet im Bergischen, Palmen und und Papaya wuchern im Garten, Holland ist abgesoffen. Und in Afrika und Indien hungert längst keiner mehr – die Einwohner wurden von der Hitze einfach gegrillt.

Der Bergisch Gladbacher Mario Rembold ist studierter Biologe, Wissenschaftsjournalist und tritt zugleich als selbst ernannter „Bühnenbiologe“ auf Kabarettbühnen wie dem Senftöpfchen in Köln auf. In beiden Welten berichtet er über Themen aus Medizin und Biologie.

Und nebenher schreibt er Songs. Dilettanten-Pop nennt er das auf seiner Webseite. Mit seiner Schwester betreibt er ein Duo namens „Melancholodic“, textet aber auch für andere Musiker, u.a. aus der Schlagerszene.

Mario Rembold „2090 (Alle, die noch leben, freuen sich)

Schöne Sonnenbrille

Die Idee zum Song „2090″ sei ihm schon 2018 während einer Kabarettakademie gekommen, einer Workshopreihe für Künstler. Während Corona blieb der Song liegen, dann produzierte er ihn zuhause. Und seit Ende Juli ist der Song auf Youtube zu sehen.

Gab es schon Feedback? „Ein bisschen, aber ich hatte mir doch ein etwas mehr erhofft. Anscheinend mögen die Leute die Sonnenbrille“, meint er ironisch.

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Der Klimawandel liegt ihm nicht nur als Musiker und Journalist am Herzen: „Da bin ich einfach nur normaler Bürger wie jeder andere, der im Kleinen versucht, bewusst zu handeln“, erzählt er.

Beruflich habe sich das Thema aber auch immer mehr aufgedrängt. Er berichtet über Studien, „die den Klimawandel und den Schwund der Artenvielfalt thematisieren, aber auch Phänomene wie Mikroplastik in der Umwelt, dessen Folgen wir noch gar nicht abschätzen können.“

Text: „2090 – Alle, die noch leben, freuen sich“

Samtblaue Wellen, kein Wölkchen zu sehen
Die Kokosnusspalmen umsäumen den Strand
Kaum bleib ich barfuss im Trockenen stehen
Schon glühen die Füße im sengenden Sand

Ananasfrüchte in massigen Zahlen
Papayas, Orangen – mein Garten hängt voll
Kolibris schwirren, wo Blumen erstrahlen
Drum sag ich es jedem: Die Nordsee ist toll

2090 – Alle die noch leben, freuen sich
2090 – Da geht es heiß her
Ich stell uns ein paar Cocktails raus
Ich grabe dir einen Plastikstrohhalm aus

Mein Großvater kannte noch düstere Zeiten
Da war es hier kalt und kein Meer weit und breit
Er musste die härtesten Winter bestreiten
Es gab sogar Tage, da hat es geschneit

Doch dann schmolzen die Gletscher und Kappen der Pole
Dem Gas und dem Öl und der Kohle seien Dank
Nun feiern wir jährlich mit Freudengejohle
Den Tag, an dem Holland im Ozean versank

2090 – Alle die noch leben, freuen sich
2090 – Da geht es heiß her
Ich stell uns ein paar Cocktails raus
Ich grabe dir einen Plastikstrohhalm aus

Afrika, Indien, die wurden gegrillt
Da hungert schon längst keiner mehr
Dafür wird bei uns jetzt in der Sonne gechillt
Ich liebe mein herrliches Deutschland so sehr

2090 – Alle die noch leben, freuen sich
2090 – Da geht es heiß her
Und sagt die Erde mal „Das war’s“
Bleibt uns ja immer noch der Mars

Text und Musik: Mario Rembold

Alle im selben Boot

Rembold hegt Sympathien für „Fridays for Future“ und die „Scientists for Future“. Ihm sei wichtig, das Thema Klima präsent zu halten. „Dabei bemühe ich mich, keinen moralischen Zeigefinger heben sondern – zumindest in den journalistischen Beiträgen – eher sachlich zu informieren, ohne zu verharmlosen.“

Schuldzuweisungen würden stets zu Abwehr und Spaltungen in der Gesellschaft führen. Derzeit brauche es vor allem Zusammenhalt. „Über die Grenzen von Parteipräferenzen, Religion und Staatsangehörigkeit hinweg sitzen wir alle im selben Boot“, sagt Rembold.

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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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2 Kommentare

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  1. Die Aussichten, die Mario Rembold für 2090 besingt, stimmen mich froh: Die Strunde im Buchmühlen-Tropicgarden eine Gracht, Gronau am Meer, Köln weg – nur die Türme einer gotischen Kathedrale sind noch zu sehen. Die Eifel eine Insel.

    An der früheren S-Bahnstation in GL gibt es Krabben und Kibbeling (und nicht nur an zwei Wochenmarkttagen). Kleiner Wermutstropfen: Mit dem steigenden Meeresspiegel kommen natürlich auch die ehemaligen Niederländer als Migranten mit ihren fortschrittlichen Ideen zu einem menschenwürdigen Leben ins Bergische – kein angenehmer Gedanke für Denkfaule.

    Aber vielleicht erweist sich die Generation, die heute geboren wird (dann gerade in Rente) als resistent gegen Neues. KI wird sich zum Glück bei uns nicht durchgesetzt haben, weil sie als digitale Technik auf Eins und Null setzt. Und bei uns gibt es genügend Nullen.