Die Gieraths-Niederlassung in Paffrath. Foto: Thomas Merkenich

Seit drei Wochen ist auch der Rheinisch-Bergische Kreises von den Folgen des Cyberangriffs auf die Südwestfalen IT betroffen. Auch im Kreishaus sind Abläufe und Dienstleistungen stark beeinträchtigt, einige fallen ganz aus. Das gilt auch für die KfZ-Zulassungen, mit Auswirkungen auf die Bürger:innen und vor allem auf die Autohäuser. Zwar ist ein gewisse Entlastung absehbar, aber nur für besonders dringende Fälle.

Der Ort, bei dem der Angriff der Hackergruppe Akira auf den kommunalen Dienstleister Südwestfalen IT im Rheinisch-Bergischen Kreis für den größten Unmut sorgt, liegt am Rübezahlwald in Bergisch Gladbach: Die Zulassungsstelle des Kreises ist seit Anfang November geschlossen, Anmeldungen neuer Autos oder Ummeldungen sind nicht mehr möglich.

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Nach und nach läuft (wie während der Corona-Zeit) ein sehr großer Rückstand auf, immerhin werden in Rhein-Berg nach Daten des Kraftfahrtbundesamtes im Durchschnitt knapp 1000 neue Fahrzeuge pro Monat registriert; eine noch größere Zahl von Ab- und Ummeldungen kommt hinzu.

Neben den Bürger:innen leiden vor allem die Autohäuser unter diesem Ausfall, und sie bekommen die Unzufriedenheit der Betroffenen besonders zu spüren – wie ein Besuch vor Ort zeigt. Allerdings ist das Bild nicht einheitlich.

Ausblick: Kreis arbeitet an Lösung für dringende Fälle

Wie bereits der Kreis Soest will auch der Rheinisch-Bergische Kreis die Möglichkeit eröffnen, Fahrzeuge in besonders dringenden Fällen bei einem oder mehreren benachbarten Kreisen anzumelden. Eine entsprechende Genehmigung durch die Landesregierung habe der Kreis jetzt erhalten, bestätigt eine Sprecherin. Damit soll es „in kürzester Zeit“ losgehen, Details werden bald veröffentlicht.

Gleichzeitig arbeite der Kreis daran, das normale Verfahren in der eigenen Zulassungsstelle wieder ans Laufen zu bringen, mit einem anderen Dienstleister als der Südwestfalen IT. Weil das aber einige Zeit benötige soll nun so schnell wie möglich das Notverfahren eingesetzt werden.

Mit welche Kreisen Rhein-Berg kooperiert ist noch offen, die Gespräche laufen. Klar ist aber – wie auch beim Kreis Soest – dass zunächst Kennzeichnen mit der „fremden“ Kennung ausgegeben werden und später umgetauscht werden können.

Die Sprecherin macht aber auch deutlich, dass mit dem Notverfahren nur ein kleiner Teil der Fälle abgearbeitet werden könne; die Prioritätenliste erstelle die Verwaltung gerade. Daher müsse der Kreis die Mehrzahl der Betroffenen weiterhin um Geduld bitten.

Hinweis der Redaktion: Vorbild könnte die Regelung in Soest sein, hier gibt es dazu konkrete Informationen.

Autohäuser unterschiedlich betroffen

Beim Autohaus Gieraths in Bensberg gibt es bereits erhebliche logistische Probleme. Innerhalb von zwei Wochen hätten sich bereits 30 Neuwagen angesammelt, berichtet Disponentin Mascha Jünger. Die Fahrzeuge werden angeliefert, können aber nicht angemeldet und damit auch nicht an die Käufer:innen übergeben werden.

Das führe zu erheblichen Umsatzeinbußen, da das Autohaus erst bei der erfolgter Zulassung des Autos bezahlt werde. Auch das Neugeschäft leidet, die Zahl der Interessenten vor Ort sei deutlich gesunken. Die Kundenunzufriedenheit sei deutlich spürbar.

Gieraths stehe zwar in ständigem Kontakt mit der Zulassungsstelle. So sei man jedoch wenig zuversichtlich, dass in naher Zukunft eine Lösung für das Problem der Autohäuser gefunden werde, sagte Jünger. Daher müsse man kreative Lösungen finden.

Besonderes Problem bei Elektro-Autos

Vedran Kosic, Verkaufsberater beim Autohaus Stein in der Innenstadt, bestätigt, dass die Autohäuser keine Informationen über Zulassungsmöglichkeiten haben. Die Logistik sei für sein Unternehmen – im Gegensatz zu Gieraths – kein Problem. Es verfügt über ein Logistikzentrums in Lindlar, das als Puffer dient. Daher sei die Situation noch ruhig. Auch bei Stein reagierten einige Kundinnen und Kunden verärgert, auch wenn sie erkennen, dass die Schuld nicht beim Autohaus liege.

Kosic weist auf ein besonderes Problem hin: Autos mit Elektroantrieb werden zur Zeit noch mit bis zu 4000 Euro bezuschusst, die Förderung des Bundes sei ab dem 1. Januar aber auf Fahrzeuge im Wert von bis zu 45.000 Euro begrenzt und auf 3000Euro begrenzt. Können Fahrzeuge über dieser Grenze in diesem Jahr nicht mehr angemeldet werden, geht die Förderung zum Teil oder ganz verloren. Daher sei es für Betroffene besonders ärgerlich, keine Informationen über die Lösung des Problems zu erhalten.

Dieses Problem sieht auch Mascha Jünger bei Gieraths. Eine Fristverlängerung wäre eine Möglichkeit, um mit dem Problem umzugehen.

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2 Kommentare

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  1. Auf der rbk-direkt Seite hat der Kreis mitgeteilt das eine Kfz Zulassung nun in anderen Städten als am Wohnort möglich ist.
    Ich habe mich gewundert das der Cyberangriff jetzt zu einer technischen Störung bei der Südwestfalen-IT herabgestuft wurde. Abgesehen davon ist es mit der Anmelden in einer anderen Stadt nicht getan. Das Kfz muss nach der jetzigen technischen Störung ja nochmal auf den Wohnort umgeschrieben werden. 2xKosten, 2xNummernschild, 2x zur Versicherung, 2xTermine,und der Zeitaufwand. Schön das es die Information zur aktuellen Gesetzeslage gleich dazu gibt. Die Kosten trägt jeder selbst.
    Abgesehen von den Einschränkungen, was ist mit den gespeicherten Daten? Nach DSGVO Kapitel 3, Abschnitt 2 hat jeder ein Recht auf Auskunft über seine Daten. Ich habe nichts darüber auf der rbk-direkt Seite gelesen ob durch die Technische Störung beim IT Diestleister Daten gestohlen wurden. Naja es war ja kein Cyberangriff sondern es ist ja nur eine Störung die wohl noch länger dauern wird.
    Alles in allem hat sich der Kreis und S-IT stets bemüht den Bürger zu informieren.

  2. Hallo,
    schön mal die Gelegenheit zu bekommen überhaupt etwas zu sagen.
    Mein Fahrzeug sollte am 02.11. angemeldet werden ich bekomme langsam Schwierigkeiten nach jetzt fast 3Wochen… Es handelt sich hier um ein Elektroauto das ab dem 01.01.2024 keine Förderung mehr bekommt und viele andere Kosten wie Mietwagen usw. sind enorm ärgerlich…
    Was sollen den die genannten
    „Notfälle“ sein?
    Ich denke es muss für jeden die Möglichkeit bestehen in Köln, Leverkusen oder Remscheid sein Fahrzeug vorübergehend anzumelden ohne Ausnahme.

    Viele Grüße