Heute befasst sich der Planungsausschuss mit dem umstrittenen Gewerbegebiet Lochermühle. Es geht um das Areal hinter der Aldi-Filiale (u.a.) an der Kürtener Straße, am Eingang des Strundetals Richtung Herrenstrunden – eine Ansammlung von alten Industriebrachen und vereinzelten Betrieben (Karte und Satellitenbild).
Strundepark von der Kürtener Str. aus
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Früher gab es hier mal eine Wollspinnerei – doch das ist graue Vergangenheit.
Rege Tätigkeit gibt es dagegen genau auf dem Hügel gegenüber: hier hat die Private Trauerakademie, das Bestattungshaus Pütz-Roth, mit einem Haus der Begegnung und einem Bestattungswald ihr weitläufiges Gelände.
Die Gefechtslage ist klar:
Der Eigentümer (die Bodengesellschaft Amsterdamer Straße, Köln) will hier seit Jahren ein weiteres Einkaufszentrum errichten, den sogenannten Strundepark.
Die Stadt (Verwaltung und wohl auch die Mehrheit des Rates) befürchtet ein weiteres Ausbluten der Innenstadt und will diese Pläne mit allen Mitteln verhindern. Zur Not auch gerichtlich.
Der Planungsausschuss soll nun einen neuen Bebauungsplan für die Lochermühle beschließen, der einen konservierenden Deckel über das Gebiet stülpt: Der bereits bestehende Einzelhandel (Aldi, Lidl & Co. kamen 2001) darf bleiben, darüber hinaus ist nur reines Gewerbe zulässig – aber keine Geschäfte. Da der Eigentümer bereits geklagt hat, ist es mit dem neuen Bebauungsplan eilig – nur auf dieser Basis hätte die Stadt eine Chance, vor Gericht zu gewinnen. Vor zwei Jahren hatte der Rat bereits eine Veränderungssperre für das Gebiet erlassen (um einen 1500 Quadratmeter großen Rewe-Markt zu verhindern) – die läuft aber am 16.12.2010 aus.
UPDATE 26.11.2010
Der Planungsausschuss hat sich nicht weiter mit dem Alternativkonzept befasst.
Die Veränderungssperre wurde verlängert, der Bebauungsplan in Angriff genommen.
Quelle: BLZUpdate 1.12.2010
In einem Video-Interview verläutert Fritz Roth seine Pläne, weist die Kritik
an seinem zeitlichen Vorgehen zurück und auf die Langfristigkeit des Projektes hin.
RheinBergTV
Das Gegenkonzept, Marke Roth
Fritz Roth
Doch es gibt ein weiteres Konzept für die Lochermühle, von der Verwaltung weitgehend ignoriert, von der Öffentlichkeit kaum zu Kenntnis genommen: Fritz Roth, Inhaber der Trauerakademie und direkter Nachbar, hat eine Vision, wie das Gelände am östlichen Stadtausgang aufgewertet und zu einem Schmuckstück der Stadt gemacht werden könnte.
Im Kern geht es ihm um die großangelegte Erweiterung des Bestattungsunternehmens. Aber Roth sieht das als einen Baustein in einem viel größeren Konzept:
„Das Gebiet hat enormes touristisches Potenzial: Wir haben die Strunde, wir haben das Papiermuseum, wir haben die Verbindung ins bergische Land. Statt Gewerbe sollte man hier Mischgebiet ausweisen, um sich alle Optionen offen zu halten.“
Kunst auf dem Dach und an der Wand einer Lagerhalle von Pütz Roth: Michael Kramer hat eine Stadtlandschaft mit Ratte installiert.
Um diese Vision zu konkretisieren hat Fritz Roth den renommierten Kölner Architekten Professor Ulrich Coersmeier beauftragt, ein Konzept für die beiden Grundstücke zu entwickleln, die Roth bereits auf dem Gelände der Lochermühle gekauft hat.
Erste Skizzen liegen vor. Sie gehen vom Bau des Strundeparks aus, an den sich unter anderem ein “Haus des guten Rates” und ein “Haus des Lebens” anschließen sollen. Daneben ist an “bestattungsnahe Dienstleistungen” wie ein Gärtner und ein Steinmetz gedacht, später womöglich auch an einen weiteren Begräbniswald an der Strunde. All das soll durch eine Brücke mit dem bestehenden Pütz-Roth-Gelände auf der anderen Seite der Kürtener Straße verbunden werden.
Doch werde, so kritisiert Roth, dieses Konzept und die Vision dahinter von den Ratsfraktionen nicht wirklich zur Kenntniss genommen.
Damit es für eine breitere Diskussion eine Grundlage gibt wollen wir die Grundzüge dieses Konzeptes hier dokumentieren:
Nutzungskonzept Kürtener Str. 15
Vorbemerkung
Die nachstehenden Überlegungen für die Nutzung der obigen Projekte sollten neben der Einzelbetrachtung auch im Hinblick auf ein zukunftsweisendes städtebaulichen Rahmenkonzeptes für das ,,Strundetal’ betrachtet werden. Darüber hiaus sind die Überlegungen dahingehend angelegt, dass sie in die Planungen der Regionale 2010 einfließen können. Die Konzeption ist so angelegt, dass der Entwicklung des Strundetals in vielfältiger Hinsicht Rechnung getragen werden kam:
Lebens-Versorgung
Lebens-Kultur
Lebens-Tradition
Lebens-Erholung
Lebens-Erinnerung
Lebens-Sinnfindung
Damit die Gesamtfläche (Anlage 1) effizient entwickelt und genutzt werden kann ist ein offener B-Plan Voraussetzung, der auch eine vielseitige Entwicklung der noch brach liegenden Flächen des angrenzeden Gesamtprojektes ,,Strundepark’ ermöglicht. Hierzu ist es erforderlich, dass der Gesamtkomplex im Rahmen eines städtebaulichen Rahmenkonzeptes entwickelt wird. Erste Ansätze liegen vor. (…)
Die Projekte Pütz-Roth
Der von Pütz-Roth seit 25 Jahen eingeschlagene Weg einer Veränderung der Trauerkultur entspricht immer mehr den Bedürfnissen einer nach Sinn suchenden Gesellschaft. (…) Ein derartiger Zuspruch fordert das bestehende Konzept und seine Infrastruktur heraus. Als Folge dieser erfreulichen Entwicklung müssen die vorhandenen Räume des bestehenden Geländes verstärkt zur Nutzung von Dienstleistungsangeboten wie Einsargung, Sarg- und Urnengestaltung sowie Abschiednahmen, Trauerfeier/Seminare etc. genutzt werden.
Auch das vor vier Jahren begonnene Friedhofskonzept erfahrt immer mehr Beachtung. (…) So konnten in den gut vier Jahren nach der Eröffnung bereits fast 1000 Menschen in den “Gärten der Bestattung” bestattet werden. Für die Zukunft benötigen wir auch hier entsprechende Erweiterungsmöglichkeiten.
Der Erwerb von zwei Grundstücken im Strundeltal, unmittelbar auf der anderen Straßenseite, gibt nun die Gelegenheit für eine sensible, inhaltliche und ökologische vertretbare räumliche und konzeptionelle Erweiterung/Ergänzung der unternehmerischen Bedürfnisse.
Projekt Kürtener Str. 15
Das erworbene Grundstück Kürtener Str. 15 grenzt unmittelbar an die Strunde. Die Bebauung und Nutzung des Geländes Kürtener Str. 15 sollen mit dem Gelände von Pütz-Roth und den Gärten der Bestattung eine Einheit bilden und auch durch eine Brücke verbunden werden. Es würde sich von seiner gestalterischen und inhaltlichen Qualität mit der Kette geschichtsträchtiger Strundegebäude – und den anderen prägnanten Gebäuden verknüpfen.
Die angedachte Fläche soll in einen Gesamtkomplex “Strundetal” integriert werden und könnte nach Einigung mit den vorhandenen Eigentümern in ein Nutzungskonzept überführt werden, die einerseits das Angebot von Pütz-Roth um bestattungsnahe gewerbliche Dienstleistungen ergänzt, andererseits in Kombination mit dem vorhandenen Konzept Pütz-Roth neue vielfältige Nutzungsressourcen entstehen lässt.
Hierbei könnte es sich um folgende Angebote handeln
Bestattungsfloristik (…)
Erinnerungskultur: Steinmetzbetrieb (…)
Abschiedsgastronomie (…)
“Haus des guten Rates” (…)
Zukünftig sollen im Gesamtkonzept “Pütz-Roth” auch Fragen auf Antworten rund um den letzten Lebensabschnitt angeboten werden wie Auswahl Pflegedienst, Seniorenwohnungen, Altenheime, gesundheitliche Betreuung, Patienteverfügung, Erben und Vererben, Reisen, altersgerechte Freizeit, Emährung oder Lebensweisen etc.
Diesem Angebot sind entsprechende Anlaufstellen außerhalb des unmittelbarer Bestattungshauses anzubieten.
Gesundheitswesen: “Haus des Lebens”
Ein bedeutender Teil des zu entwickelnden Geländes soll präventiven Aufgaben im Gesundheitswesen zur Verfügung stehen, die in einem “Haus des Lebens” und den angrenzenden Freiflächen gebündelt werden. (…). Das ,,Haus des Lebens” ist somit kein klassisches Gesundheitsmanagement, sondern ein Lebensstilkonzept, ein einzigartig komplexes System zur Entwicklung einer nachhaltigen Gesundheitskultur in der Gesellschaft, im privaten und beruflichen Leben des Einzelnen, wie auch für Unternehmen. (…)
Für eine zusätzliche Entwicklungsmöglichkeit der vorgenannten Überlegungen wäre eine Integration der bestehenden Fabrikhalle nicht uninteressant, setzt jedoch eine sehr sorgfältige Planung voraus. (…)
Basierend auf den vorgenannten Überlegungen wurde von dem Planungsbüro Prof. Ulrich Coersmeier erste städtebauliche Entwicklungskonzepte entwickelt, die den gesamten Bereich des in Anlage 2 markierten Geländes betrachtet. Die dort vorgestellte Konzeption müsste allerdings mit den beteiligten Eigentümern und vor allem der Stadt Bergisch Gladbach weiter entwickelt werden.
Fazit
Zusammenfassend könnte mit den bisherigen Planungen zum Einstieg in das Strundetal ein kleiner städtebaulicher Akzent gesetzt werden. Nach dem kommerziellen Geschäftsareal der Lochermühle würde ein anderer inhaltlicher als auch visueller Einstieg in das Strundetal gesetzt, der einen Dialog mit der Natur, einer partiell zu renaturisierenden Strunde und den historischen Gebäude beginnt.
Ein erster vorhandener Schandfleck zu Beginn des Strundeparkes (Kürtener Str. 15) würde hiermit beseitigt und gleichzeitig würde durch entsprechende Gestaltung ein weiterer Anziehungspunkt für das Strundetal und unsere Stadt geschaffen.
Fritz Roth, im September 2010
Jetzt sind Sie dran
Soweit die Konzepte, Pläne und Visionen des Bestattungsunternehmers. Was halten Sie von dem ganzen?
Kann die Stadt weitere Supermärkte in Randlagen verkraften?
Ist eine Deckelung der Lochermühle die einzige Möglichkeit?
Hat die Vision von Fritz Roth einen Sinn – und eine Chance?
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Fritz Roth zum Thema im Interview: http://tinyurl.com/3a8vh59
Gladbacher CDU-Qualität: Erstmal Fakten schaffen, dann nachdenken.
Leider überdauern die zementierten „Fakten“ dann viele Generationen.