Die Pandemie stellt seit einem Jahr unser Leben auf den Kopf, mit mehr oder weniger einschneidenden Wirkungen. Wir lassen Bergisch Gladbacher:innen zu Wort kommen, die ihr Leben in der Pandemie beschreiben. Zum Start berichten zwei Abiturient:innen des Gymnasiums Herkenrath, was Corona aus ihrem Schulleben gemacht hat.

Was ist nur aus der Jugend von heute geworden?

Von Angelina Meurer
Abiturientin am Gymnasium Herkenrath

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Februar 2020, ein paar Schneeflocken fielen, es war dunkel, wir saßen gemeinsam im Klassenraum und freuten uns schon sehnlichst auf den freien Abend. Unser Lehrer äußerte am Ende der Stunde seine Bedenken zu dem Virus, das doch noch so weit entfernt war. Kindlich unbedacht machten wir noch Späße darüber und sahen keinerlei Probleme oder Sorgen.

Doch schon zwei Monate später saßen wir zu derselben Zeit zu Hause, Corona war nun auch hier angekommen. Ich erinnere mich noch an den Tag, als die ersten Aufgaben unserer Lehrer per Mail eintrudelten.

Was ist nur passiert? Diese Frage hat man sich oft gestellt, denn es war doch alles so unscheinbar, so weit entfernt und doch näher als man dachte… Alles passierte spontan und plötzlich, man war von heute auf morgen auf sich alleine gestellt, man musste sich organisieren und das ist eindeutig leichter gesagt als getan.

Alles war anfangs sehr chaotisch, man hoffte täglich wieder in die Schule gehen zu dürfen, doch das war wohl eher ein Traum. Jetzt hieß es durchhalten und Ruhe bewahren, unsere lang ersehnte Abschlussfahrt war noch in weiter Ferne und die Infektionszahlen hielten sich in Grenzen – also warum Gedanken machen? 

Am 1. März wurde der erste Corona-Fall im Rheinisch-Bergischen Kreis bestätigt. Seither hält uns das Auf und Ab der 7-Tage-Inzidenz im Griff:

Homeschooling in Herkenrath, ein Grund zur Hoffnung?

Es ist nun Februar 2021 und wir sitzen wieder zu Hause! Es klingt wie ein schlechter Scherz, aber geändert hat sich nichts. Corona ist immer noch da, die Abschlussfahrt abgesagt und bald steht doch schon unser Abitur vor der Tür.

Doch ich muss mich korrigieren, denn das Homeschooling hat sich geändert. Das unübersichtliche Aufgaben-Chaos aus dem Vorjahr ist verflogen, es werden einheitliche Plattformen verwendet und man kann seine LehrerInnen und MitschülerInnen durch Videokonferenzen sehen.

Ein wenig Normalität verbreitet sich dadurch, ein wenig Hoffnung aber auch Freude. Wer hätte gedacht, dass sich SchülerInnen irgendwann freuen und unbedingt in die Schule wollen? War nicht sonst die Freude groß, wenn die Ferien nahten? 

Die Prioritäten der Jugend ändern sich

Die Prioritäten der Jugend scheinen sich verlagert zu haben, die kleinen Dinge scheinen gerade jetzt sehr bedeutsam zu sein. Ich lernte somit mit der Situation auszukommen, fühlte mich sehr gut aufgehoben und merkte auch an meinen Mitschülern, dass sie zufriedener waren als noch im Jahr zuvor.

Auch, wenn die Aufgabenfülle mancher Lehrer immer noch sehr umfassend und nicht immer machbar ist und natürlich ab und an die Internetverbindung oder Überlastungen der Plattformen einem einen Strich durch die Rechnung setzen, so bin ich wirklich froh darüber, dass man uns versorgt. Diese Struktur und Einheitlichkeit ist es, die einem als Schüler sehr viel Sicherheit gibt. 

Gerade für das Abschlussjahr ist Präsenz so wichtig

Homeschooling auf lange Sicht ist jedoch sehr unvorstellbar, denn Schule ist mehr als nur Unterricht, die ganzen Sozialkontakte fallen mehr oder weniger weg, man hat die meisten nun seit Mitte Dezember nicht mehr „real“ gesehen, was nun schon eine wirklich lange Zeit ist und besonders jetzt vor dem Abitur doch auch sehr wichtig.

Denn die Schulzeit neigt sich dem Ende zu, die MitschülerInnen verteilen sich in ganz Deutschland und die gemeinsame Zeit ist dann mehr oder weniger vorbei. Gerade deswegen wäre Präsenzunterricht für die Abschlussjahrgänge noch einmal so bedeutsam.

… aber auch in der Unterstufe

Egal, wie gut der Unterricht zu Hause auch sein mag, man arbeitet alleine vor sich hin und deswegen könnte ich mir vorstellen, dass besonders dieses Problem in den jüngeren Jahrgängen noch viel extremer ist.

Denn in der Oberstufe hat man eine Bringpflicht, man muss somit so oder so eigenständig sein, doch bei den kleineren Schülern sind es häufig auch die Sozialkontakte, die das Lernen deutlich vereinfachen.

Hinweis der Redaktion: Wollen Sie berichten, wie Ihr Corona-Jahr aussah? Was sich verändert hat, worunter Sie leiden, was Sie gelernt haben? Dann schreiben Sie bitte an redaktion@in-gl.de

Das Homeschooling ist nicht perfekt, nichts ist perfekt, es gibt immer welche, die aus der Reihe tanzen, doch ich bin froh, Schülerin am Gymnasium Herkenrath zu sein, denn wie man aus dem Bekanntenkreis wahrnehmen kann, ist dieses digitale Lernen noch lange keine Selbstverständlichkeit!

Unser Abitur in Gefahr?!

Unser Abitur naht, es ist nicht mehr lange und schon bald wird sich unser Leben noch einmal verändern. Von Veränderungen habe ich bereits genug und deshalb befürworte ich das normale Einheitsabitur!

Warum wollen so viele, dass man uns anders behandelt? Wir haben uns Corona auch nicht ausgesucht und es ist keinesfalls toll, dass wir unser Abitur genau in diesem Jahr machen müssen.

Doch das Leben ist kein Wunschkonzert! Die Schulen versuchen uns bestmöglich auf unser Abitur vorzubereiten und noch immer liegen wir in der Zeit. Das Durchschnittsabitur vermag zwar für viele ein schöner Kompromiss zu sein, doch dann werden wir immer der Jahrgang sein, der das Abitur mehr oder weniger „geschenkt“ bekommt.

Und wenn man mal ehrlich ist, wer will schon so eine Sonderstellung einnehmen? Man kann bestimmt Kompromisse finden, beispielsweise durch mehr Auswahlklausuren oder Auswahlaufgaben, oder generell einer neuen Struktur für das Abitur im Jahr 2021, doch das Durchschnittsabitur ist meines Erachtens kein guter.

Wir wissen, dass man uns immer mitleidig als den „Coronajahrgang“ bezeichnen wird, doch warum sollte man uns dann ein Durchschnittsabitur geben? Ein verändertes Einheitsabitur ist dort doch viel sinnvoller und würde uns als Schülern auch ein wenig Normalität zurückgeben. 

Großes Gerede und kleine Kämpfer

Wenn man den Fernseher anmacht und die Zeitung aufschlägt ist das Thema immer nur „Corona“. Immer hört man, wie große Politiker ihre Reden schwingen und sich in Fragerunden, wie kleine Kinder im Sandkasten um die einzige Schaufel streiten. Immer wird man als Jugendlicher vertröstet und man muss mal wieder „durchhalten“ und „Vorsicht“ zeigen.

Doch wie lange noch? Konsensfindung wäre gerade viel wichtiger als der Kampf um das Kanzleramt oder um jeglichen politischen Posten. Politik wirkt auf mich momentan wie ein Wettbewerb, man versucht immer alles größer, schneller und besser zu machen, doch was verändert sich? 

Ich kann von Glück sprechen, dass ich zu Hause die Möglichkeit habe, für die Schule zu arbeiten. Doch wie viele Menschen gibt es in Deutschland, die das nicht können, die unschuldigerweise abgehangen werden?

Wenn man nicht aufpasst, verliert man dort viele Kinder und Jugendliche, die man nur schwer wieder auffangen kann. Wie viele kleine Kämpfer wird es momentan wohl geben, die von den Schulen zwar bestmöglich unterstützt werden, aber einfach nicht die gleichen Voraussetzungen wie andere haben und mehr oder weniger auf sich alleine gestellt sind? 

Grundlegend muss viel mehr für die Schulen getan werden. Wie viele Milliarden Euros werden jährlich in ganz Deutschland ausgegeben? Für alles ist genug Geld da, doch trotzdem sind die meisten Schulen in ihrer Entwicklung zurückgeblieben. Ausgestattet mit einem WLAN-Anschluss, wie der von einem Einfamilienhaus, wird man wohl auch keine Wunder erreichen können.

Dabei frage ich mich, ob nicht gerade Digitalisierung immer als wichtig angepriesen wird. Die Kreidezeit ist wortwörtlich in der Schule noch nicht vorbei, „analog statt digital“ ist das Motto und dabei wollen doch so viele LehrerInnen und SchülerInnen mehr als nur das.

Corona zeigt dieses Versagen der Politik tagtäglich. All das, was die ganzen Jahre aufgeschoben wurde, kommt jetzt zum Vorschein und schon wieder ist das Gerede groß! Was war da nochmal mit der PISA-Studie?

„Die Jugend von heute“

Immer wenn man diesen Spruch zu hören bekommt, fragt man sich, was denn früher wohl besser war. Kind bleibt Kind, Jugendlicher bleibt Jugendlicher. Nichts hat sich verändert und doch wird man anders behandelt. Alles wird auf die Jugend projiziert, doch dass es gerade für diese momentan nicht einfach ist, bemerkt kaum einer.

Es muss was getan werden, um gerade dieser Jugend von heute eine Perspektive zu geben und das geht nicht mit einem einzelnen Breitbandanschluss, der bei vielfacher Nutzung doch zusammenbricht – das geht nur mit einer vollständigen Weiterentwicklung der Schulen und mit ausreichenden Geldern des Staates.

Wenn das Bildungssystem zukünftig weiterhin so rückständig bleibt, wird die Jugend von heute abgehangen werden, denn viele Länder sind schon deutlich weiter. Unserem Jahrgang wird es so oder so nichts mehr bringen – wir verlassen dieses Schuljahr die Schule, doch es sollte etwas für die kommenden Jahrgänge getan werden. Noch ist die Chance da. 

Wir lassen uns nicht unterkriegen

Was ist also aus der Jugend von heute geworden? Die Jugend von heute ist eine Generation, die viel einstecken muss und zugleich viel ausbaden wird. Es ist eine Generation, die nur sehr unsicher auf die Zukunft blicken kann. Und ja, vielleicht gibt es die einen oder anderen Ängste und Sorgen, doch trotzdem lassen wir uns nicht unterkriegen.

Die lokalen Nachrichten, kompakt auf den Punkt, schicken wir Ihnen frei Haus. Morgens um 7:05 per Mail im kostenlosen Newsletter „Der Tag in GL“, oder auf Facebook oder Instagram.

Corona hat noch einmal verdeutlicht, dass das deutsche Bildungssystem ein Pulverfass ist, Kinder und Jugendliche werden unschuldigerweise abgehangen. Wenn die Politik also nicht will, dass dieses Pulverfass explodiert, so sollte diese jetzt handeln.

Schulen müssen modernisiert werden und allen Schülern sollte eine Chancengleichheit ermöglicht werden. Denn mit dem bisherigen Motto „Augen zu und durch“ geht es nicht mehr weiter!


„The challenged generation“

Tim Neuhäuser
Abiturient am Gymnasium Herkenrath

Früh morgens, der Wecker reißt mich aus dem Schlaf, ich frühstücke und mache mich auf zur Schule… aus der Küche, die Treppe hoch, in mein Zimmer… da bin ich!

Jetzt fehlt nur noch, dass der PC mir einen guten Morgen wünscht. Es wirkt immer noch wie ein schlechter Film. War es anfangs fast schon etwas aufregend, erschlägt die Monotonie des Alltags einen im zweiten Lockdown nun umso mehr.

Nie hätte ich gedacht, es einmal zu vermissen, vor Schulbeginn draußen in der Kälte zu bibbern, von Lehrern wegen des Handys ermahnt zu werden oder mich unzählige Runden um den Sportplatz jagen zu lassen…

Lichtblicke im Chaos

Ich mache dieses Jahr mein Abitur. Auch für mich ist der Lockdown beschwerlich. Neben allem Schlechten sei aber auch das Positive betont. Das Lehrerkollegium des Gymnasiums Herkenrath, welches ich besuche, z.B. hat bisher einen wirklich soliden, guten Job gemacht.

Zugegebenermaßen gab es im ersten Lockdown, der jeden völlig unvorbereitet getroffen hat, auch bei uns noch Startschwierigkeiten, doch mittlerweile läuft das Homeschooling sehr geregelt.

War es am Anfang noch ein großes Durcheinander mit den Online-Plattformen, so läuft nun alles gebündelt über das Programm „Teams“ ab, welches störungsfrei funktioniert und gute Hilfestellungen zur Eigenorganisation bietet. An vielen Schulen hat sich dieses Programm schon bewährt.

Direkt nach dem ersten Lockdown wurden bei uns Maßnahmen getroffen, um für die Eventualität erneuter Schulschließungen gewappnet zu sein. Lehrgänge für Teams wurden durchgeführt sowie für Optimierungen Feedback aus Eltern- und Schülerschaft eingeholt.

Die allermeisten Lehrer probieren, unsere Ängste zu schmälern und uns bestmöglich vorzubereiten. Ja, es gibt auch einige, die unangemessen viele Aufgaben stellen. Leider auch nicht gerade wenige.

Denen, die innerhalb des Bildungssystems arbeiten, kann man eh nur schlecht einen Vorwurf machen. Schulen reagieren nur auf die sich täglich ändernden Weisungen, die dann unverzüglich umgesetzt sein müssen, ohne dass benötigte Infrastrukturen vorhanden oder adäquate Vorbereitungen getroffen sind. Viel zu oft muss improvisiert werden.

Jenen hingegen, die das Bildungssystem lenken, sind große Versäumnisse anzumarkern …

Rückkehr der Abschlussklassen?!

Die Schulen, an denen das E-Learning gut läuft, sind erfreuliche Einzelfälle. Flächendeckend kann keine Rede von einer auch nur halbwegs zufriedenstellenden Situation sein. Und selbst wenn der Online-„Unterricht“ störungsfrei verläuft, so ist er schlichtweg nicht vergleichbar mit Präsenzunterricht.

Die gesundheitliche Lage hat sich auch wegen der neusten Virus-Mutationen zugespitzt. Dass Schulen nicht in den Regelbetrieb zurückkehren, ist absolut vernünftig.

Doch was spricht gegen die so dringend notwendige Rückkehr der Abschlussjahrgänge, wenn man die Kurse teilen, den Unterricht im Wechselbetrieb abhalten und auch in den Klassenräumen wieder die 1,5 Meter Abstand einhalten würde, wie nach dem ersten Lockdown? Schon, wenn man erstmal nur die Leistungskurse so unterrichten würde, wäre uns Abiturienten ein Stück geholfen. Es würde uns zudem zeigen, dass man unsere Situation ernst nimmt, verbessern und dazu geeignete Wege finden möchte.

Alle fürs Abitur weniger relevanten Fächer könnten weiterhin online laufen. Daher ist der Beschluss, dass auch Abschlussjahrgänge bis zum 12. Februar zuhause bleiben, für viele von uns momentan nicht nachvollziehbar.

Normal- oder Durchschnittsabitur?!

Es ist etwas befremdlich, dass die ein Durchschnittsabitur fordernden Stimmen im vergangenen Schuljahr viel ernster genommen wurden, als derzeit. Jene Abiturienten hatten im Gegensatz zu uns jetzigen vor dem Shutdown fast alle Inhalte behandelt. Wir hingegen bekamen ganze Themenblöcke ausschließlich im Fernunterricht vermittelt.

Die Politik muss den Schülern daher beim Abitur und den anderen Schulabschlüssen entgegenkommen. Ein Durchschnittsabitur kann natürlich keine Option sein! Ein minderwertiges Abitur möchte niemand.

Die Prüfungen bis auf kleine Änderungen unverändert abhalten und immer weiter nach hinten verschieben zu wollen, wird der Problematik aber andererseits auch nicht gerecht: Wichtig ist, dass wir Abiklausuren schreiben! Dies bedeutet aber nicht, dass man nicht Kürzungen im Umfang und abgefragten Stoff umsetzen sollte.

Die LK-Klausuren müssen regulär geschrieben werden, damit die Qualität des Abiturs nicht gefährdet wird. Beim dritten Abiturfach hingegen sollte man Abstriche machen. So wäre es doch denkbar, den zeitlichen Umfang zu kürzen.

Die Schüler sollten dann am Ende zwischen Klausuren wählen können, die der Fachlehrer aus einem großen Kompendium ausgewählt hat. Sie wissen am besten, welche Inhalte gut vermittelt werden konnten. Das vierte, mündliche Prüfungsfach sollte nur freiwillig geprüft und im Zweifel durch eine Durchschnittsnote ersetzt werden. Da in den Fremdsprachen das Sprechen viel zu kurz gekommen ist, wäre es zudem nur fair, hier die Möglichkeit zu schaffen auch schriftlich geprüft zu werden. 

Letztlich entscheidet die Politik. Dennoch sollte man uns mehr hören. Dann hätte man schon längst verstanden, dass wir Schüler überhaupt keinen Wunsch nach einem „geschenkten“ Abitur verspüren, sehr wohl aber nach einem fairen! Insgesamt müssen ernsthafte Debatten folgen, welche Lehren wir aus der gegenwärtigen Situation ziehen.

Ungleiche Chancengleichheit?! 

Ich habe riesiges Glück: Zuhause habe ich einen guten Internetanschluss, meinen Computer und ein eigenes Zimmer. Indem der Staat dies offensichtlich voraussetzt und jenen, die technisch nicht so gut ausgestattet sind, wenig bis gar keine Hilfestellung leistet, lässt er sozialer Ungerechtigkeit Raum und legt die Chancengleichheit ad acta. Als Oberstufenschüler weiß ich mir zudem selbstständig neuen Unterrichtsstoff anzueignen und mich eigenverantwortlich zu organisieren.

Als Fünftklässler kann man das nicht. Untere Jahrgangsstufen brauchen viel mehr Unterstützung als ältere Schüler. Bei ihnen fehlen die Grundlagen. Wenn diese nun weitgehend liegen bleiben, so fehlt die Basis für neue Inhalte und das bedeutet automatisch langfristigen Nachholbedarf.

Systemische Fehler

Eines tritt nunmehr deutlicher zum Vorschein als bisher: die systemischen Fehler unseres Bildungswesens. Es wurde versäumt, mehr für die Bildung zu tun und zu investieren. Keiner bestimmten Regierung, sondern allen Kabinetten der letzten Jahrzehnte muss ganz klar ein Unwille oder Unvermögen aktiv neue und innovative Wege in der Bildung einzuschlagen, vorgeworfen werden.

Angefangen bei der unzureichenden Internetabdeckung, der zu geringen Anzahl an digitalen Endgeräten bis hin zum katastrophalen Zustand der Schulgebäude. Viele Lehrer sind im Digitalen nicht ausreichend ausgebildet und auch der Lehrermangel bleibt ein Problem.

Der Frust über das Bildungssystem ist groß. Wir alle reden in der Öffentlichkeit seit Jahren über die Probleme – viel passiert, ist nicht. Die Staatsverschuldung hat weltweit neue Dimensionen erreicht. Dies mag in Maßen auch nötig gewesen sein. Doch für die Bildung wird kein Geld locker gemacht, obwohl man in den Sommerferien in einem großangelegten Programm die digitale Infrastruktur so doch hätte nachrüstet können?! Was hindert die Politik daran, unsere Bildung zu fördern? Das Geld – so der gängigste Einwand.

Zu geringe Priorität der Bildung?!

Dieses Argument allein kann keinen Bestand haben. Denn erstens sind kurzfristig teure Digitalisierungsmaßnahmen oft verbunden mit langfristig enormen Einsparungen. Und zweitens darf man Bildung ja nicht als unnötige, zusätzliche Ausgabe betrachten.

sollte Bildung als langfristige und die wohl wichtigste Investition gesehen werden. Sie zahlt sich nicht nur für die Schüler aus, sondern auch für die Volkswirtschaft. Wenn Bildung versagt, hat das daher dramatische Folgen. Schätzungen des ifo-Wirtschaftsinstituts zufolge könnte die nun weggefallene Bildung ökonomische Schäden von circa 3,3 Billionen Euro verursachen.

Wir verfügen nicht über große Bodenschätze wie etwa Russland. Unsere wertvollsten Ressourcen sind die gut ausgebildeten Menschen, die es der Wirtschaft unseres Landes durch Erfinderreichtum ermöglicht haben, so innovativ und ökonomisch erfolgreich zu sein.

Es ist die Bildung, die das Fundament jeder Gesellschaft, die Basis unseres Wohlstandes und die Keimzelle unserer Kultur ist. Für Bildung muss immer Geld bereitstehen. Das, was die Politik hindert, sind fehlender Mut und zu geringe Ambitionen. 

„The lost generation“?!

Ich nehme eine immense Verunsicherung in unserer gesamten jungen Generation wahr. Jeder hat mit Blick in die Zukunft Fragezeichen im Kopf. Aber in unserem Alter stellen sich nun mal wichtige Weichen. Umso stärker beeinträchtigt die Bildungssituation unsere mentale Gesundheit. Dass manche uns schon die „lost generation“ nennen, macht es nicht besser. 

Eben diese Generation ist in relativ ruhigen Zeiten aufgewachsen. Doch zunehmend offenbart sich, was sie alles zu leisten haben wird. Die Sorgen um die Abschlüsse und vor zukünftiger beruflicher Benachteiligung sind nur ein Teil davon.

Hinweis der Redaktion: Wollen Sie berichten, wie Ihr Corona-Jahr aussah? Was sich verändert hat, worunter Sie leiden, was Sie gelernt haben? Dann schreiben Sie bitte an redaktion@in-gl.de

Man muss gestehen, dass wir im weltweiten Vergleich immer noch privilegiert und verwöhnt sind. Wir leben aber auch in einer Industrienation und sollten diesem Anspruch auch in der Bildung gerecht werden können. Es gibt viel zu tun; nicht nur in der Bildungspolitik, sondern auch beim Engagement für die Demokratie und die europäische Idee, beim Klimaschutz usw. 

Die herausgeforderte Generation

Ja, wir werden benachteiligt sein im Vergleich zu anderen Generationen! Wir können nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Dass wir aber ganz sicher keine „lost generation“ sind, haben wir unlängst bewiesen, indem wir so konsequent die aktuellen Maßnahmen mittragen und täglich das Beste aus der Situation machen.

Diese Generation ist weltoffen, politisch engagiert, vielfältig, global vernetzt, kreativ, flexibel und willensstark. Wir sind keine „verlorene“, sondern eine „herausgeforderte Generation“. Und wir werden diese Herausforderungen meistern! Aber nur mit Hilfe der Politik.

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6 Kommentare

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  1. Das einzige was ich bis jetzt an Corona positiv empfunden habe ist, dass ich mich weniger mit solchen egoistischen Menschen voller Doppelmoral wie Fabian Bosbach auseinandersetzen muss. Dass Sie sagen, Sie würden um die Opfer der Corona Krise trauern ist ja wohl offensichtlich eine dreiste Lüge. Man kann nicht um etwas trauern während man so entschieden dagegen handelt.
    Sie sagen selbst, dass das Virus für sie selbst nie ein großes Thema war. Da frage ich mich, was denn an einer Pandemie das große Thema sein soll wenn nicht das Virus.
    Ich habe immer gehofft man könnte die dummen Menschen in Amerika lassen (Achtung Ironie) aber leider hat die Corona Krise gezeigt, dass es diese auch zu genüge in Deutschland gibt. Herr Bosbach, Menschen wie Sie widern mich an und wenn Sie wirklich ein Zeichen setzen wollen löschen Sie Ihren Account.

  2. Es ist symbolhaft, dass „Fabian Bosbach“ das Wort „Ich“ entgegen der geltenden Rechtschreibung konsequent groß schreibt. Die hier entstandenen Einblicke in seine „ganz persönliche Gefühls- und Gedankenwelt“ bilden eine Ich-Bezogenheit ab, die im krassen Gegensatz steht zu den Herausforderungen, welche die aktuelle Krise an unseren Gemeinschaftssinn und die Solidarität innerhalb der Gesellschaft stellt.

  3. Sehr geehrte Redaktion,

    natürlich ist das Ernst gemeint. Ich gebe Einblicke in meine ganz persönliche Gefühls und Gedankenwelt.

    Die ,,Gegner´´ gibt es nicht. Jeder Mensch ist einzigartig und hat seine eigene Motivation. Seine eigenen Ziele und Weltvorstellungen.
    Das ist meine eigene Sicht auf die Dinge. Dazu stehe Ich.

    Ich schreibe aus dem Grund mit einem Pseudonym, da es hier in dem Gebiet mehrere Menschen mit meinem Namen gibt. Aus Respekt schreibe Ich daher mit einem leicht abgeändernten Namen den Ich als Pseudonym benutze.
    Im echten Leben stehe Ich natürlich zu 100% zu meiner Ansicht.

    Man übersieht bei all dem „Chaos“ auch schnell mal die guten Dinge.
    Mit freundlichen Grüßen

    Fabian Bosbach (Pseudonym)

  4. Sehr toll das man auch mal die Geschichten hinter den Fakten erfährt.
    Ich hoffe dieser Kommentar wird nicht gelöscht. Er soll einem einen neuen Einblick zeigen. :)

    Ich kann für meinen Teil sagen, dass die Corona-Kriese mich bereichert hat. Es war und ist eine schöne Zeit für mich. Vielleicht werde ich später den jungen erzählen, wie spannend die Zeit für mich war.
    Ich trauer um jedes menschliche Opfer und Finanzielle Opfer.

    Dennoch waren die letzten 1 1/2 Jahre für mich eine sehr prägende und tolle Zeit. Seit der Pandemie habe Ich gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Es war ein Protest der erhört werden wollte. Ich wollte und will ein Zeichen setzen.

    Bei all dem Demonstrationen bei denen Ich war habe ich so viele wundervolle Menschen kennen gelernt. Und Ich habe viele Städte kennen gelernt.
    Mir war nie langweilig. Ich habe selten so viel Zusammenhalt und Miteinander erlebt. Mal bekommt man eine Mitfahrgelegenheit quer durch Deutschland.
    Ein anderes mal erkenn man sich im Hintergrund auf den großen Medien.

    Ich hätte nie gedacht, dass Ich mal in die Zeitung oder ins Fernsehen komme. Corona hat es möglich gemacht. Auch wenn im Hintergrund und klein zu sehen.

    Das alles hat mich glücklich gemacht. Auch die Hamsterkäufe fande Ich irgentwie spannend.
    Ich fühlte mich so ein bisschen wie in einem Abenteuer. :)

    Natürlich war es beruflich schwieriger. Aber die Unterschieden werden nicht mehr so deutlich zwichen Arm und Reich.
    Man hört nie wie andere in Fremde Länder reisen und angeben.

    Das Virus war für mich nie ein großes Thema, da ich es nicht bekam. Habe im persönlichen Bekanntenkreis auch keinen, den es schwer erwicht hat.

    Vielmehr hat die Krise mich bereichert. Die Innenstädte sind ruhiger und so.
    Ein bisschen traurig macht mich das jetzt schon, dass es so allmählich alles wieder normal wird.

    Ein Abenteuer geht zuende :(

    Nette Grüße

    Fabian Bosbach (Pseudonym)

    1. Sehr geehrter „Fabian Bosbach“, ist das tatsächlich ernst gemeint? Ein Einblick in die Gedankenwelt der Gegner der Corona-Maßnahmen? Oder handelt es sich um bittere Ironie, für die wir allerdings keine Anzeichen erkennen können.