Die GL Service gGmbH liefert die Pakete mit den Selbsttests an die Schulen aus

Angesichts der schleppenden Versorgung durch das Land mit Selbsttests greift die Stadt Bergisch Gladbach für eine ungewöhnliche Aktion in die eigenen Reserven: Ab Montag können alle Schüler:innen, alle Lehrer:innen und alle Beschäftigten vor Unterrichtsbeginn getestet werden – insgesamt 17.000 Personen.

Eine möglichst umfangreiche Verbreitung von Schnelltests sollte eigentlich die schrittweise Öffnung der Schulen in NRW absichern, doch das Land kommt nicht hinterher. Ab Montag kehren zwar fast alle Schüler:innen in ihre Schulen zurück, die Tests sind aber noch nicht angekommen.

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Daher hat sich die Stadtverwaltung Bergisch Gladbach zu einer eigenen, umfassenden Aktion entschieden. Sie stellt für die 34 Schulen der Stadt und für die komplette, 17.000 Köpfe umfassende Schulgemeinschaft Tests aus eigenen Beständen zur Verfügung, berichtete Bürgermeister Frank Stein am Freitag.

Dabei werde bewusst ein Spucktest eingesetzt. „Tests mit Stäbchen wären gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler – trotz begleiteter Durchführung – nicht einfach umsetzbar“, erläutert Jörg Köhler, Chef der Feuerwehr und Leiter des städtischen Krisenstabs.

Stadt trägt Kosten selbst: „Sinnvolle Investition“

Die Kosten von rund 80.000 Euro werden zunächst von der Stadt übernommen. „Diese Investition ist gut und sinnvoll“, sagte Stein. „Wir möchten, dass die Familien ihre Kinder und Jugendlichen in den Schulunterricht schicken ohne die Ungewissheit, ob sich im Klassenverband eine infizierte Person befindet und andere ansteckt.“

Laut Dettlef Rockenberg, der den Fachbereich Schule leitet, ist Bergisch Gladbach die erste größere Stadt, die eine solche Selbsttestung zum Unterrichtsstart in NRW umsetzt.

Sollte das Land NRW auch in der Folgewoche noch nicht genug Schnelltests zur Verfügung stellen, will die Stadt die ganze Aktion wiederholen.

Hintergrund: Im Beipackzettel wird erläutert, wie der Tests durchzuführen ist. Zudem gibt es ein Anleitungsvideo. Die Schüler:innen werden mit Masken die Klassenräume betreten, ihre Plätze einnehmen und dort unter Anleitung der Lehrerin oder des Lehrers den Test machen. Fachkundiges Personal der Feuerwehr ist jederzeit erreichbar. Die Schulleitungen informieren alle Eltern und bitten um deren Einverständnis. Wer sich nicht testen lässt, kann trotzdem am Unterricht teilnehmen.

Nach der derzeitigen Verbreitung des Corona-Virus in der deutschen Bevölkerung müsse man damit rechnen, dass ein Prozent der Tests positiv ausfallen, sagte Jörg Köhler. Das wären bei der Aktion ab Montag zwischen 100 und 200 Fälle. Etwa ein Fünftel davon, so ein weiterer Erfahrungswert, sei falsch positiv.

Auswirkungen auf die 7-Tage-Inzidenz

Sollte ein Test positiv sein, ist die oder der Betroffene verpflichtet, sich umgehend nach Hause zu begeben und mit dem Gesundheitsamt Kontakt aufzunehmen. Dann wird ein PCR-Test durchgeführt, um das Ergebnis zu überprüfen

Insgesamt wird der Massentest voraussichtlich dazu führen, dass in kurzer Zeit relativ viele neue Infektionen entdeckt werden und damit die 7-Tage-Inzidenz nach oben ausschlägt.

 „Wir verhindern aber mit dem Test zu Beginn der Präsenzphase zunächst die Quarantäne ganzer Klassen und vor allem die unbemerkte großflächige Ausbreitung ins private Umfeld“, erläutert Stein das Ziel.

Die Wochen seit dem Schulstart für die Abschlussklassen und Grundschulen hätten gezeigt, dass bei einer Infektion mit einer Virus-Mutante in der Regel ein relativ großer Personenkreis prophylaktisch für 14 Tage in Quarantäne geschickt werden muss, sagt Stein – der im Moment selbst zum zweiten Mal in Quarantäne ist. Dieser Einschnitt in die Bewegungsfreiheit sei hart: „Wir sollten vermeiden, dass diese notwendige Maßnahme vom zuständigen Gesundheitsamt verfügt werden muss.“

Köhler betont, dass die Selbsttestung keine endgültige Sicherheit bietet. „Natürlich können wir nicht ausschließen, dass sich wirklich kein mit dem Virus Infizierter auf dem Schulgelände befindet oder aber im Verlauf der Schulwoche ansteckend wird.“ Stein ergänzt: „Aber mit dieser Vorsichtsmaßnahme bieten wir deutlich mehr Sicherheit, als es im Moment Standard ist.“

Schon mittelfristig sollte sich das aber auszahlen: je mehr Fälle bekannt und Infektionsketten unterbrochen werden, desto weniger Chancen hat das Corona-Virus, sich weiter auszubreiten. Auch im Rheinisch-Bergischen Kreis ist die gefährlichere und hochansteckende Virus-Variante bereits beim größeren Teil der Infektionen beteiligt – und sie war in den vergangenen Wochen auch bei Kita-Kindern und Grundschülern nachgewiesen worden.

Dokumentation

des Bürgerportals. Kontakt: info@in-gl.de

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11 Kommentare

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  1. Vielen Dank an die Stadt Bergisch Gladbach für diese Eigeninitiative! Gerade in den heutigen Zeiten mit schnelllebigen Veränderungen braucht es manchmal einfach eine pragmatische und hemdsärmelige Lösung.

  2. Ich habe mir den Artikel mehrfach durchgelesen…ich verstehe die Argumentation nicht!
    Man wolle damit verhindern, daß ganze Klassen in Quarantäne geschickt werden. Aber die Test sollen in der Klasse durchgeführt werden, also nehmen alle Schüler ihre Maske ab, spuken auf die Teststreifen und warten 15 Minuten auf das Testergebnis. Werden dabei nicht auch Aerosole freigegeben und in der ganzen Klasse verteilt?!
    Und wenn dabei ein positiver Test ist soll der Schüler*in durch die Schule laufen und das positive Ergebnis im Sekretariat melden. Eine bessere Verbreitung in einer Schule geht ja gar nicht! (IRONIE!)
    Wäre es nicht sinnvoller die Schüler*innen würden den Test mit nach Hause nehmen, dort machen und falls positiv erst gar nicht in die Schule kommen?!
    Ich verstehe nicht wie diese Art von Testung irgendwen schützen soll?
    Wieder mal nicht zu Ende gedacht und vorschnell gehandelt…

    1. Die Tests werden unter Aufsicht der Lehrer:innen durchgeführt, in einer Art und Weise, die Infektionen verhindert. Die Argumentation ist relativ einfach: Die Kinder und Jugendlichen werden zu Unterrichtsbeginn getestet. Wo es Hinweise auf eine Infektion gibt, werden die Kinder nach Hause in Quarantäne und zu einer Nachtestung geschickt (bzw. abgeholt). Damit sollte sich (in vielen Fälle) eine Weitergabe des Virus innerhalb der Schule verhindern lassen.

  3. @Mary,
    Sie verbreiten Fake-News. Das die Zahlen nicht stimmen können sieht man eigentlich auf ersten Blick.
    Hier gibt es einen guten Artikel, der mit diesen angeblichen 2% Fehlerquote aufräumt:

    https://correctiv.org/faktencheck/2021/03/03/nein-die-fehlerquote-von-corona-tests-laesst-die-inzidenz-nicht-auf-ueber-50-steigen/

    Hinweis der Redaktion: Dieser Kommentar bezieht sich auf eine Kommentar, der in der Tat Fake-News enthielt. Dafür stehen wir nicht bereit, der Kommentar wurde gelöscht. @Thomas Boschen: Danke.

  4. Toll, endlich einmal etwas das zügig umgesetzt wurde. Dank an die dafür Verantwortlichen. Positive Corona-Nachrichten haben ja Seltenheitswert. Bzgl. der Impfstoffmisere kann man ja weiter in Depression verfallen.

  5. Endlich eine schnelle, mutige, gut durchdachte Entscheidung. Lassen Sie sich nicht beirren, Bedenkenträger gibt es immer.
    Von denen habe ich allmählich die Nase voll.

  6. Eigentlich eine gute pragmatische Lösung, die hier gefunden wurde. An solchen unbürokratischen Strategien fehlt es leider in unserem Land. Allerdings sehe ich es kritisch alle Kinder (symptomlos) / alle Bürger per se zu testen. Nicht wegen eventuell falscher Ergebnisse, sondern dass diese positiven Ergebnisse zu einem Einfluss in unsere Inzidenz führt. Und es ist klar, dass es zu vielen Fällen kommt. Schon seit Beginn der Pandemie erwarte ich die Zahl der Erkrankten zu erfahren und nicht die, der positiv Getesteten. Ich erwarte also den nächsten strengen Lockdown auf Grundlage der Massentests!

  7. Meines Erachtens eine sehr sinnvolle Aktion, die ich absolut begrüße- insbesondere für die älteren Jahrgänge. Ich habe als Vater zweier Jugendlicher im Oberstufenalter bereits mehrfach Informationen der Landesregierung zur Teststrategie an den Schulen eingefordert, leider bisher ohne sinnvolle Antwort.

  8. Schade, dass die von Kinder- und Jugendärzten geäußerten Bedenken überhaupt keine Berücksichtigung gefunden haben (s. Artikel in der FAZ vom 02. März – https://www.google.de/amp/s/m.faz.net/aktuell/politik/inland/kinderaerzte-warnen-vor-corona-massentests-an-schulen-17223376.amp.html). Auch die Kultusministerkonferenz hat sich gegen Massentests an Schulen entschieden. Sicher nicht ohne Grund!
    Damit wird eine falsche Sicherheit erzeugt und der Gegenteilige Effekt als der Gewünschte kann eintreten.

  9. Tolle Aktion und sinnvolle Investition! Nur so kann man die Infektionsketten durchbrechen und auch mal wieder zu einem freieren Leben zurückkehren!