Fachberatung Sarah Gebauer, Sprach-Fachkraft Tanja Franke, MdB Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU), Einrichtungsleitung Dunja Brala. Foto: Zwo

Dunja Brala ist Leiterin des AWO Familienzentrums „Kunterbunt“ und macht sich für den Erhalt des Bundesprogramms Sprach-Kitas ein. Im Gespräch mit den Bundestagsabgeordneten Maik Außendorf (Grüne) und Hermann-Josef Tebroke (CDU) hat sie erläutert, was auch in Bergisch Gladbach auf dem Spiel steht.

Obwohl die Bundesregierung im Koalitionsvertrag festhielt, das Bundesprogramm Sprach-Kitas weiterzuentwickeln und zu verstetigen, soll dieses nun nur bis Ende des Jahres fortgeführt werden. Die Verantwortung soll dann an die Länder übertragen werden.

Die Einrichtungsleiterin des AWO Familienzentrums „Kunterbunt“ in Bergisch Gladbach, Dunja Brala, setzt sich stark für den Erhalt des Programms ein und bat nun bei den Mitgliedern des Bundestages aus dem Wahlkreis Rheinisch-Bergischer Kreis um Unterstützung. Zunächst besuchte Maik Außendorf (Bündnis 90/Die Grünen) die Einrichtung, am Folgetag begab sich Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU) in das Familienzentrum.

Zusammen mit Sarah Gebauer, Fachberatung für Kindertagesstätten im Rheinisch-Bergischen Kreis, und der Sprach-Fachkraft Tanja Franke verdeutlichte die Einrichtungsleitung, wie wertvoll das Programm für Kinder und Familien ist und welche Folgen der kurzfristige Wegfall des Programmes nach sich ziehen würde.

Tanja Franke habe in ihrer Funktion einen großen Anteil, Brücken zu den Familien zu bauen. Beispielsweise würden die vielfältigen Angebote des Familienzentrums genutzt, um die die Zusammenarbeit mit den Familien zu stärken. Dabei spiele auch interkulturelle Arbeit eine wichtige Rolle. Der Anteil an Familien mit Migrationshintergrund liege im AWO Familienzentrum in Bergisch Gladbach bei rund 65 Prozent.

Fachberatung Sarah Gebauer, Einrichtungsleitung Dunja Brala, MdB Maik Außendorf (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Zwo

Aber nicht nur Familien und Kinder mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung profitieren von dem Programm: Über die alltagsintegrierte Sprachbildung hinaus, habe es die Qualität auch in vielen anderen Bereichen gesteigert, so Dunja Brala, dazu gehöre: Inklusion, Partizipation und Demokratiebildung, Mehrsprachigkeit, Diversity, Medienerziehung und vieles Weiteres.

Die Einrichtungsleiterin betont im Gespräch mit den Bundestagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen und CDU: „Eine Überleitung an die Länder macht aus unserer Sicht nur Sinn, wenn sie lückenlos erfolgt und die bestehenden Strukturen, inklusive der zusätzlichen Fachkräfte, Fachberatungen und der Servicestelle Sprach- Kitas, verbindlich bestehen bleiben. Eine Überleitung an die Länder würde trotzdem wertvolle Zeit und Geld kosten. Es ist aber wichtig, dass erlerntes Know-how, die erfahrenen Sprach-Fachkräfte und die funktionierenden Strukturen nicht erst zerstört werden, um sie dann an anderer Stelle wieder neu aufbauen zu müssen“.

Ein weiterer Faktor sei, dass das kurzfristige Ende des Programms den Fachkräftemangel in den Tageseinrichtungen für Kinder weiter verschärfen werde: „Die zusätzlichen Sprachpädagog*innen haben sich in solch hohem Maße qualifiziert, dass für die meisten ein Verbleib in den Einrichtungen als Gruppenerzieher*in nicht attraktiv genug ist“. Schon jetzt würden sich einige Kräfte anderweitig orientieren. Daraus folgt, dass künftig weniger Familien einen Betreuungsplatz erhalten können.

Dunja Brala, Sarah Gebauer und Tanja Franke ziehen dennoch ein positives Fazit – gleich zwei gute Gespräche habe man geführt. Maik Außendorf und Dr. Hermann-Josef Tebroke setzten sich für eine hohe Bildungsqualität in den Kitas ein und würden ihre Erkenntnisse an entsprechender Stelle weitergeben.

Der Austausch sei zielführend gewesen. Man hoffe, die Gespräche hätten dazu beigetragen, dass die Sprach-Kitas auch nach 2022 eine auskömmliche Finanzierung erhielten und die Strukturen bestehen bleiben könnten.

Der AWO Kreisverband Rhein-Oberberg dankt Maik Außendorf und Dr. Hermann-Josef Tebroke herzlich für Ihren Besuch und Ihr Engagement.

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7 Kommentare

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  1. Sehr geehrte Frau Dunja Brala,
    ich stimme Ihnen in allen Punkten zu!!! Beitragsfreiheit darf nicht zu Lasten der Qualität gehen.

  2. Lieber Herr Außendorf ,
    herzlichen Dank für ihre Antwort.
    Ich habe durchaus Verständnis für die angestrengte finanzielle Lage aller öffentlichen Haushalte. Jedoch finde ich es sinnvoll ,wie im Land NRW vorgeschlagen ,mit den Geldern aus dem Gute Kita Gesetz ein 3. beitragsfreies Jahr entwickelt werden soll. Gerade in der speziell für viele Familien schwierigen zukünftigen wirtschaftlichen Situation. Das der Bund diese wichtigen Unterstützungen wie Sprachkitas gefährdet halte ich für sehr problematisch und kurzsichtig. Der Bund hat sowohl seinen Etat für Familien als auch den für Bildung von 2021 auf 2022 deutlich reduziert. Auf die Pflichten des Landes zu verweisen sollte berücksichtigen das im Land NRW im gleichen Zeitraum 2021 auf 2022 beide Etats deutlich erhöht wurden. Ich kann hieraus kein Landesproblem erkennen.
    Ein Konzept um Kinder in Kitas und der weiteren Ausbildung zu fördern sollte auf allen Ebenen einen hohen Stellenwert haben. Damit gestalten wir Zukunft!
    Viele Grüße

    1. Das vordringlichste Problem, was Eltern mit der Kita haben, sind nicht die Beiträge. Es stellt sich eher die Frage nach der Qualität der Betreuung, zumal in Bergisch Gladbach.
      Da wäre zum einen das Problem, überhaupt einen Betreuungsplatz zu bekommen.
      Dann wäre da noch das Problem, dass die Einrichtungen wegen Personalmangel (zu wenige Erzieher, keine Krankheitsvertretung, keine Reserven) oft keine Betreuung anbieten können.
      In Einzelfällen sagt die Einrichtungsleitung wohl auch schonmal sinngemäß: „Diese Woche nur Kinderverwahrung, aber keine pädagogische Betreuung. Lassen Sie ihr Kind doch besser mal zuhause“.
      Hier wäre das Geld meiner Meinung nach besser investiert, sofern sich diese Probleme überhaupt mit Geld in den Griff kriegen lassen würden. Dass man in NRW das Geld aus dem „gute Kita Gesetz“ für ein zweites beitragsfreies Jahr verwendet hat (oder verwenden musste?) ist meiner Meinung ein Symptom des Personalmangels und der fehlenden Attraktivität des Erzieherberufes.
      Die Forderung nach beitragsfreier Kinderbetreuung ist meiner Meinung nach eine populistische Forderung, welche die eigentlichen Probleme nicht anspricht. Eltern mit geringem Einkommen zahlen ohnehin geringere Beiträge. Sie sind aber wirtschaftlich sehr wohl von Betreuungsausfällen und Betreuungsplatzmangel betroffen, da dies auch die Verdienstmöglichkeiten mindert.

    2. Sehr geehrte Frau Opiela, ich bin absolut für Beitragsfreiheit und zwar für alle Bildungseinrichtungen!!!

      Aber nicht auf Kosten der Qualität. Wenn es tatsächlich so sein soll, dass man entweder nur das eine oder das andere haben kann (was ich nicht glaube) dann sollte man die Qualität priorisieren und nicht die Quantität.

      Wir in den Kitas machen hochwertige Bildungsarbeit. Das Geld aus dem Gute Kitagesetz muss maßgeblich in Qualität investiert werden. Dazu gehört Fachkräfte Gewinnung, Förderung von Programmen wie das Bundesprogramm Sprach Kita und Reduzierung der Gruppen stärken! Sonst wird es nämlich bald immer weniger Plätze geben, weil keine Leute mehr da sind, die die Arbeit auch fachlich hohem Niveau machen möchten.

      Den Eltern die Beiträge zu erlassen hilft den Familien, die schon ein Kind in der Kita haben. Es werden deshalb nicht mehr Kinder angemeldet oder aufgenommen. Beitragsfreiheit hat mit einer „Guten Kita“ nichts zu tun. Dieses Land möchte, dass alle Kinder in eine Kita gehen ab einem Jahr (darauf gibt es einen Rechtsanspruch) und gute frühkindliche Bildung in Anspruch nehmen können, es ist gesellschaftlicher Konsens, dass Väter und Mütter selbstbestimmt entscheiden können ob sie arbeiten gehen möchten oder nicht. Dafür brauchen Sie verlässliche Betreuung.

      Nun sind wir an dem Punkt, dass das Land überlegen muss, und damit meine ich auch das Land NRW, was uns das wert ist! Hauptsache billig gibt es in diesem Fall nicht.

  3. Die Bundesförderung des Programms „Sprachkitas“ läuft Ende des Jahres aus. Seit 2016 finanziert der Bund darüber zusätzliches Personal an Kitas zur Sprachentwicklung, vor allem an Einrichtungen mit vielen Kindern mit Sprachförderbedarf. Ab kommendem Jahr sollen nach dem Willen von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) die Bundesländer die Förderung übernehmen. Doch dagegen regt sich seit Wochen Widerstand.

    Mit seinem einstimmigen Beschluss hat nun auch der Bundesrat ein klares Signal gesetzt. Laut Entschließungsantrag der Länderkammer sind durch die Bundesförderung aktuell fast 7.500 zusätzliche Fachkräfte in rund 6.900 Kitas tätig.

    „Damit ist etwa jede achte Kita in Deutschland eine Sprach-Kita“, heißt es darin. Das Programm habe sich bewährt und sei für die frühkindliche sprachliche Bildung in Kitas von besonderer Bedeutung.

    Familienministerin Paus verweist wiederum auf das sogenannte „Kita-Qualitätsgesetz“, mit dem der Bund den Ländern vier Milliarden Euro für mehr Personal und Qualität in ihren Kitas zur Verfügung stellen will – dies könnten sie auch zur Sprachförderung einsetzen, argumentiert die Grünen-Politikerin.

    Länderfinanzierung erst ab kommendem Sommer
    Gleichzeitig räumt sie aber ein, dass das genannte Gesetz eine Länderfinanzierung der „Sprachkitas“ erst ab kommenden Sommer ermöglichen würde. Um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der „Sprach-Kitas“ von 1. Januar bis 1. Juli 2023 weiter beschäftigen zu können, bedürfe es einer Übergangsfinanzierung. Daran arbeite die Koalition derzeit.“ (aus der TAZ vom 16.09)

    Anmerkungen meinerseits: Die Finanzierungsmöglichkeiten der Länder sind begrenzt. Es kann nicht sein, dass der Bund immer mehr Aufgaben und Kosten an die Bundesländer abschiebt ohne eine Gegenfinanzierung darzustellen. Das betrifft nicht nur die Weiterführung der Sprachkitas- genauso die Weiterentwicklung des 9,- Tickets, die Unterbringung und Integration der Schutzsuchenden etc … sprudelnde Steuereinnahmen im Zuge der hohen Inflation füllen zur Zeit lediglich die Kasse des Bundes .

    1. Hallo Frau Opiela, der Bund schiebt keine Aufgaben an die Länder ab. Die Kindertagespflege und die frühkindliche Bildung gehören schon lange zu den Aufgaben der Länder. Auch die Aussage, dass der Bund, im Gegensatz zu den Ländern „sprudelnde Steuereinnahmen“ habe, stimmt so nicht. Nach aktuellen Steuerschätzungen nehmen die Länder dieses Jahr mehr Steuern ein als der Bund, in NRW steigen die Steuereinnahmen dieses Jahr voraussichtlich um 20%.

      Der Erhalt der Sprach-Kitas ist uns natürlich ebenfalls sehr wichtig. Der Bund hatte die Förderung Sprach-Kitas initiiert, um das so wichtige Thema frühkindliche Sprachbildung anzuschieben und Strukturen aufzubauen. Solche Bundessonderprogramme sind allerdings immer strukturell befristet. Um die Sprachförderung aus der Befristung in eine dauerhafte Regelfinanzierung zu überführen, wird sie jetzt an die Länder übergeben. Obwohl die Kindertagesbetreuung in der klaren Zuständigkeit der Länder liegt, unterstützt der Bund die frühkindliche Bildung weiterhin finanziell, über das Kita-Qualitätsgesetz stellt er den Ländern für 2023 und 2024 insgesamt 4 Milliarden Euro zur Verfügung, die auch in Sprachförderung investiert werden können.

      Wichtig ist jetzt, dass schnell eine Übergangslösung gefunden wird, um den Fachkräften eine sichere Zusage der Weiterbeschäftigung geben zu können. Wie Sie schon schreiben, arbeiten das Familienministerium und die Ampel-Koalition gerade mit Hochdruck daran, eine Lösung zu finden. Wir sind auch mit den zuständigen Abgeordneten der Grünen im Bund und in NRW in Kontakt, die alle intensiv damit beschäftigt sind, eine Übergangslösung zu finden, um die wertvollen Strukturen der Sprach-Kitas erhalten zu können.

  4. Die Bundesförderung endet zum 31. Dezember nicht zum 30. September. Die Sprach Fachkräfte erhalten aber nach dem 30. September eine Kündigung wenn Sie entsprechende Verträge haben.