Wo geht es hier lang, mit dem Rad? Schilderwald und zugebaute Wege vor dem Kaufland am Refrather Weg. Foto: ADFC

Immer wieder kritisiert der ADFC, dass die Stadt die Beschilderung der Hauptverkehrsstraßen nicht systematisch überprüft, mehrfach hat sich der Stadtrat damit befasst. Ohne Ergebnis, auch eine neue Stellungnahme fällt ernüchternd aus. Der ADFC stellt bei einer Testfahrt von Gronau nach Refrath exemplarisch dar, wie wichtig diese Verkehrsschauen sind – und mit wie wenig Aufwand die Sicherheit verbessert werden könnte.

Zuletzt hatte sich der Ausschuss für Mobilität und Verkehrsflächen (AMV) vor gut einem Jahr mit den sogenannten „Verkehrsschauen“ beschäftigt und der Stadtverwaltung aufgetragen, der Pflicht zur Kontrolle der Beschilderungen endlich nachzukommen – unter besonderer Berücksichtigung des Rad- und Fußgängerverkehrs. Ein Punkt, auf den der ADFC erneut hingewiesen hatte, und den das Ratsmitglied Friedrich Bacmeister (Grüne) jetzt erneut in den Ausschuss eingebracht hat.

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Das Ergebnis ist nüchtern: Dafür sei in der Planung für 2022 zwar eine neue Stelle im Bereich der „stationären Verkehrslenkung“ der Straßenverkehrsbehörde vorgesehen worden, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme der Verwaltung für die Sitzung am Dienstag. Doch schon im Oktober 2021 habe die Verwaltungsspitze beschlossen, diese Stelle zunächst einmal zurück zu stellen. Aus Gründen der Sparsamkeit.

Hinzu komme, dass eine weitere Stelle in diesem Bereich lange nicht besetzt war und wohl erst im Oktober 2022 neu besetzt werden könne. Zwar sei zwischenzeitlich versucht worden, eine Person wenigstens befristet einzustellen – doch niemand mit entsprechender Qualifikation habe sich gefunden.

Das heißt: Die vorgeschriebenen Verkehrsschauen haben bislang nicht stattgefunden, und sollen laut Verwaltung auch erst dann wieder aufgenommen werden, wenn die zusätzliche Stelle „in einem folgenden Stellenplan verankert“ (also frühestens im Frühjahr 2023) und „im Nachgang hierzu auch besetzt ist“.

Warum Verkehrsschauen wichtig sind

Die Beschilderung und Erkennbarkeit von Radwegen sei gerade in Bergisch Gladbach immer wieder ein polarisierendes Thema, erinnert der ADFC, in einer Stellungnahme.

Die Radfahrenden seien häufig verunsichert: Wo fängt ein Radweg an? Wo hört er auf? Fahre ich auf der richtigen Seite? Wie komme ich sicher auf die richtige Seite? Wie komme ich sicher vom Hochbord auf die Fahrbahn, um links abzubiegen? Diese Fragen seien von hoher Relevanz für die Attraktivität des Radverkehrs, aber auch für die Verkehrssicherheit und die Vermeidung von Unfällen.

Welche Folgen die fehlenden Verkehrsschauen für den Radverkehr und das Fahrradklima in Bergisch Gladbach hat haben, das hatte der ADFC bei einer Testfahrt auf der häufig befahrenen Strecke zwischen Gronau und Refrath exemplarisch untersucht und im Detail dokumentiert.

Dieses Angebot für Radfahrende nutzen nur die ganz Mutigen. Foto: ADFC

Das Fazit des ADFC: „Die Führung des Radverkehrs zwischen Gronau und Refrath hat zahlreiche Defizite bei Markierungen, Beschilderung und Radverkehrsführung ergeben. Aus der Summe der vielen kleinen und einiger gravierender Missstände und Gefahrenstellen ergibt sich ein erheblicher Handlungsbedarf.“

Diese Missstände abzustellen, so der ADFC könne die Stadtverwaltung selbst relatisch schnell leisten, mit überschaubarem Einsatz. Voraussetzung: „personelle Ressourcen“.

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5 Kommentare

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  1. Der nun folgende Kommentar gilt unabhängig von der Schreibweise für alle Arten von Menschen.

    Beschilderungen sind grundsätzlich ein großes Übel, sicher nicht nur in GL. Die Verwaltung scheint der Meinung zu sein, alle möglichen Problemzonen im Verkehr durch Schilder zu regeln, was zu solchen wie an der unteren Hauptstraße führt, wohl einmalig in Deutschland.

    Was mir allerdings mal wieder auffällt ist die Einseitigkeit des „adfc“, der nur Fahrräder in den Augen hat. M.E. nehmen 3 Gruppen am Verkehr teil: Fußgänger, Fahrrad- und Autofahrer. Der „adfc“ sieht aufgrund seiner Scheuklappen nur die Drahtesel. Die von ihm gegeißelte Beschilderung bzw. deren mangelnde Überprüfung kann durchaus auch zu Problemen für die beiden wenig wahr genommenen Verkehrsteilnehmern werden, deren Sicherheit im Verkehr auch von den Schildern abhängt.

    Was der „adfc“ ebenfalls ausblendet sind die täglich ja stündlich zu beobachtenden Verfehlungen der Radfahrer. Ich will sie nicht schon wieder aufzählen, sie sind jedem Verkehrsteilnehmer, vor allem Fußgängern, bekannt. Vom „adfc“ habe ich dazu noch nie etwas gelesen, jedenfalls nie in diesem Forum!

    1. Ach Herr Havermann,
      ich werde nie verstehen, wo ihr persönliches Problem mit dem ADFC liegt. Sehen Sie es dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad(!)-Club doch bitte nach, dass dieser sich vor allem für seine vorwiegend radfahrenden Mitglieder einsetzt. Was die „Verfehlungen“ angeht wird überhaupt nichts ausgeblendet. Beispiele:
      https://www.adfc.de/artikel/missachtung-des-rotlichts-an-der-ampel
      https://www.adfc.de/artikel/konflikte-auf-gehwegen-und-in-fussgaengerzonen

      Aber was erwarten Sie denn jetzt genau? Soll vielleicht auch der ADAC demnächst großflächig Anzeigen und Kampagnen schalten für z.B. das einhalten der Tempolimits, was manchen Autofahrern so schwer zu fallen scheint?

    2. Lieber Herr Havermann,

      der ADFC ist ein Lobbyverein für Radfahrende und den Radverkehr, natürlich hat er seine Mitglieder und Zielgruppe im Blick. Vom ADAC höre ich auch recht wenig zu Fuß- und Radverkehr, ich würde sogar behaupten, der ADFC hat den Fußverkehr deutlich stärker im Blick als der ADAC, aber das ist nur ein Bauchgefühl. Widmet sich der ADAC denn so umfänglich dem Fehlverhalten von Autofahrenden?

      Davon ab: In Deutschland missachten laut einer Studie des Auto Club Europa etwa 40% der Autofahrenden und etwa 36% der Radfahrenden regelmäßig Verkehrsregeln (https://www.welt.de/motor/news/article184549178/Mehr-als-ein-Drittel-missachtet-Verkehrsregeln-Studie-zu-Auto-und-Radfahrern.html).

      Die Zahl ist beiden Verkehrsarten meiner Meinung nach deutlich zu hoch und ich glaube, dass Verkehrsinfrastruktur daran einen erheblichen Anteil hat. Denn ich würde weder einem Großteil der Autofahrenden, noch einem Großteil der Radfahrenden unterstellen wollen, dass sie schlechte Menschen sind die aus Boshaftigkeit andere gefährden.

      Die Gefahr, die von einem 2 Tonnen schweren Gefährt, dass 50-60 km/h fährt ausgeht ist deutlich größer als die Gefahr eines 100kg (inkl. Fahrer:in) schweren Gefährts, dass 20-30 km/h fährt. Selbstverständlich gilt das nicht für geteilte Fuß- und Radwege, auf denen sollte natürlich niemand 20-30 km/h fahren – ehrlich gesagt, sollte es aber vor allem keine geteilten Fuß- und Radwege geben.

  2. Wegen diesem Engagement und den hilfreichen (hoffentlich erfolgreichen) Recherchen bin ich gerne Mitglied im ADFC.
    (sicher nur) Lappalie am Rande: schon gar nicht kümmert sich die Stadtverwaltung darum, dass viele (zB Straßen-)Schilder vor Dreck schon kaum mehr lesbar sind.

  3. Nicht nur fehlendes Personal, auch qualifiziertes Personal fehlt. Ich hatte es wegen Beschilderung einmal mit der Dame der Ordnungsamt Leitung zu tun. Einfach erschreckend, geht eigentlich gar nicht. Armes GL