Frauen sind in der Kultur nach wie vor unterrepräsentiert – so lautet das bittere Fazit von Ursula Theißen, Geschäftsführerin im Frauenkulturbüro NRW, bei ihrem Vortrag in der Villa Zanders. Die Salongespräche unter Leitung von Susanne Bonenkamp widmeten sich zum Internationalen Frauentag einem drängenden Thema, bei dem noch viel zu tun ist. Der Vortrag war Auftakt zu einer sechsteiligen Reihe mit Themen aus Kunst und Kultur.
Ursula Theißen machte an drastischen Beispielen klar, wie schwierig die Situation der Frauen in der Kultur nach wie vor ist. Das beginnt bei der Bezahlung (gender pay gap): Die Preise für Werke von Frauen sind meist deutlich niedriger als jene für Männer, bei den teuersten Werken der Geschichte liegt die Differenz bei knapp 400 Millionen Dollar.
Auch in den Ausstellungshallen seien Frauen nach wie unterrepräsentiert (gender show gap), sagte die Geschäftsführerin des Frauenkulturbüros NRW. Eine Umfrage unter führenden deutschen Museen ergab, dass zwischen den Jahren 2000 und 2020 rund 80 Prozent Künstler ausgestellt wurden – nur 20 Prozent Künstlerinnen.

Diskriminierung im Kunst- und Kulturbetrieb
In den Top 10 der weltweit erfolgreichsten Künstler:innen tauchen gerade einmal drei Frauen auf, ohne oder mit nur einem Kind. Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch hier ein Thema.
Theißen verwies auf nach wie vor vorhandene gläserne Decken im Kulturbetrieb, welche den Aufstieg für Frauen erschwere – ein Phänomen das sich auch in der Wirtschaft findet.
Es gebe prekäre Beschäftigungsverhältnisse, es fehle an repräsentativer Anerkennung. Das Fazit: Frauen werden im Kunst- und Kulturbetrieb nach wie vor diskriminiert.
Transformation vorantreiben
Bereits in den 1990er Jahren wurde daher das Frauenkulturbüro NRW gegründet. Es widmet sich auf verschiedenen Ebenen der Transformation in Kultureinrichtungen, in Museen, Theatern, Orchestern. Gechäftsführerin Theißen nannte unter anderem Preise und Fördergelder als Hilfsmittel. Letztere würden zum Beispiel die Situation von alleinerziehenden Künstlerinnen mit Kindern verbessern – wenn auch auf bescheidenem Niveau.
Mit Studien untersucht das Büro zudem die Situation von Frauen in der Kultur: So gebe es zum Beispiel in den über 120 Berufsorchestern des Landes gerade einmal drei „Dirigentinnen an die Pulte“ lautet folgerichtig ein Projekt, welches das Frauenkulturbüro NRW vorantreibt.
Weitere Infos: Frauenkulturbüro NRW im Netz
Salongespräche 2023
Der Vortrag war Auftakt zu einer Serie von insgesamt sechs Salongesprächen, die in 2023 in der Villa Zanders stattfinden (Termine siehe unten). Das „offene Forum für Gedankenaustausch“ ist ein eigenes Format, das Kunst, Debatte und Expertenwissen zusammenbringt.
Kunst weiterdenken: Salongespräche in der Villa Zanders unter neuer Leitung
Eine Ära geht im Kunstmuseum zu Ende. Am 22. März findet das letzte Salongespräch unter Leitung seines Initiators Georg Dittrich statt. Die Nachfolge des Formats, das sich kunst- und kulturhistorischen Aspekten aktueller Ausstellungen in der Villa Zanders widmet, übernimmt mit Susanne Bonenkamp eine bestens vernetzte ehemalige Kulturmanagerin.
Unter der Leitung der ehemaligen Kulturreferentin des Rheinisch-Bergischen Kreises, Susanne Bonenkamp, treffen die Besucher:innen auf Gäste aus der Kunst-, Kultur- oder Literaturszene.
Neben der intensiven Auseinandersetzung mit kunst- und kulturhistorischen Themenstellungen besteht die Möglichkeit, die parallel stattfindenden Ausstellungen zu besuchen.

Salongespräche 2023: Termine im Überblick
- 7. März: Frauen in der Kultur – Ursula Theißen, Frauenkulturbüro NRW
- 18. April: Carola Willbrand in Film und Wort – Barbara Eisner-B., Stiftsmuseum Admont (Österreich)
- 20. Juni: Provenienzforschung im Jahr 2023 – Jasmin Hartmann, Koordinationsstelle für Provenienzforschung NRW
- 29. August: Perforation und Löcher in der modernen und zeitgenössischen Kunst – Stefanie Lieb, Katholische Akademie Schwerte
- 24. Oktober: 100 Jahre Kunstgeschichte des Lichts – Bettina Pelz, Kuratorin
- 28. November: Was wir aus den Archivbeständen über die Kontexte zur Kunst erfahren können – Nadine Oberste-Hertbleck, Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung
Jeweils dienstags um 19.30 Uhr, Eintritt 6,- (erm. 3,-) Euro inklusive Zutritt zu den Ausstellungen. Mehr auf den Webseiten der Villa Zanders.