Zu wenig Kitaplätze, und selbst die können oft nicht mehr mit Personal ausgestattet werden. Ein Problem, dass sich weiter verschärft. Foto: Thomas Merkenich

Die Betreuungprobleme der Kitas in Bergisch Gladbach sind ein wenig aus der öffentliche Debatte verschwunden, sind aber nach wie vor Realität. Kommen zum allgemeinen Fachkräftemangel interne Zwiste oder Häufungen von Erkrankungen hinzu, dann kann es passieren, dass die Betreuung ganz ausfällt. So wie am Montag in der Kita Sankt Elisabeth in Refrath geschehen.

Rund 60 Kinder werden in der Kita St. Elisabeth betreut. Doch auch hier herrscht großer Personalmangel, bereits vor zwei Wochen wurden die Betreuungszeiten für alle vier Gruppen deutlich eingeschränkt. Am Montag dann standen die Eltern plötzlich vor verschlossenen Türen: ohne Vorwarnung, weil sich alle Erzieher:innen krank gemeldet hatten.

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Im Hintergrund, das berichten betroffenen Eltern, spiele eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung eine Rolle, zusätzlich zur allgemeinen Überlastung des Personals. Daher sei die kollektive Krankmeldung eigentlich ein Streik.

Eine Darstellung, die Joachim Keppler, Verwaltungsleiter der Kirchengemeinde St. Johann Baptist, zurückweist: „Ein Streik von Mitarbeiter:innen, der im kirchlichen Bereich auch untersagt ist, findet nicht statt“, erklärte er auf eine entsprechende Anfrage. Ursache der Schließung sei neben dem aktuellen Krankenstand im Wesentliche das Fehlen von Fachkräften.

Daher sei eine Vorabinfo und auch eine kurzfristige Ersatzlösung für die betroffenen Kinder nicht möglich (gewesen). Die Gemeinde prüfe, ob und wie eine gleichmäßige Verteilung der Ausfälle möglich ist. Nach Angaben der Eltern sollte die Kita am Dienstag zunächst nur für eine Gruppe wieder geöffnet werden.

Die Gemeindeleitung, so Keppler weiter, versuche, drei Kriterien gleichzeitig zu erfüllen: eine qualitativ hochwertigen Betreuung der Kinder, die Sicherstellung der motivierten und engagierten Einsatzfähigkeit der Mitarbeiter:innen sowie der Verlässlichkeit im Betreuungsangebot für Eltern.


Hinweis der Redaktion: Nach wie vor gibt es keine aussagekräftige Erhebung, in welchem Ausmaß Betreuungszeiten eingeschränkt oder Gruppen ganz abgemeldet werden. Welche Erfahrungen machen Sie in Ihrer Kita? Schreiben Sie der redaktion@in-gl.de

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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7 Kommentare

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  1. Mir scheint es langsam so, als wäre da eine Strategie hinter. Das Bistum schreibt die Stellen nur intern auf der Seite der Caritas aus seit Jahren. Nicht Katholische Bewerberinnen wurden bis vor kurzen noch abgelehnt (!) . In das bestehende Personal wird kaum investiert.
    Elternarbeit zur Entlastung des Personals war bis vor kurzem noch nicht möglich, aus Datenschutzgründen.

    So gehts halt nicht.

    1. „In das bestehende Personal wird kaum investiert.“ = Dahinter steht wahrscheinlich die Forderung, dass angemessene (also höhere) Entgelte gezahlt werden. Dem ist dem Grunde nach zuzustimmen!

      „Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?“ heißt ein altes Sprichwort. Immer mehr der katholischen Kirche Angehörende (von „Gläubigen“ zu sprechen wäre vermessen) kehren der Institution den Rücken: Entweder aus fadenscheinigen Gründen („sexueller Missbrauch“ – den gibt es auch in anderen Firmen und Vereinen) oder aus finanziellen Gründen (= Kirchensteuerersparnis). Also muss der Zweig „Kindergärten/Kindertagesstätten“ auch betriebswirtschaftlich betrachtet werden.

      Die globale Aussage „die Kirche ist doch reich“ mag zwar nicht unrichtig sein, jedoch muss sie auch für die Zukunft finanziell gesichert sein. Für die Unterhaltung der Gebäude (z.T. mit kulturellem Wert) und andere Kosten soll sie ja schließlich auch (selbst) aufkommen.

      1. Die Kirche zahlt nur einen ganz minimalen Anteil an den Gehältern ihrer Mitarbeiterrinnen in Kitas. Das Geld ist refinanziert! Aber natürlich ist es so das höhere Gehälter die Träger in Schieflage bringen. Eben weil das Land nicht sofort reagiert und die Pauschalen erhöht, sondern bis nächstes Jahr wartet. Auch dazu gab es ja einen Bericht im Kölner Stadtanzeiger. Aber selbst wenn die Gehälter der Erzieherinnen ins Unermessliche steigen, wird das dem Beruf nicht sofort ein besseres Image verpassen. Es fehlt aufrichtige Wertschätzung und dass ist auf keinen Fall, wenn Eltern hingehen und mutmaßen, dass die Erzieherinnen aus Protest, sich haben, krankschreiben lassen und damit an die Presse gehen. Das ist kontraproduktiv. Und außerdem denkt, dass von den eigentlichen Problem ab: Einem unterfinanzierten System, dem man Rechtsansprüche an den Hals gebrochen hat

  2. Vor dem Hintergrund solcher Ereignisse erscheint der Neubau von Kitas immer fragwürdiger. Das eigentliche Problem sollte sich doch mittlerweile unübersehbar sein.

      1. Fachkräftemangel! Was soll man mit einer neuen Kita, wenn dort keine Fachkräfte vorhanden sind?! Das Problem an der Wurzel packen und nicht an den Symptomen rumdoktern. Diese kollektive Krankmeldung ist doch ein stiller Hilfeschrei, den man ernst nehmen sollte!