Das vorerst größte Wohnungsbauprojekt in Bergisch Gladbach ist mit einer symbolischen Schlüsselübergabe weitgehend abgeschlossen worden: Auf dem ehemaligen Cox-Gelände am S-Bahnhof wurden innerhalb von gut drei Jahren 168 Wohnungen im neuen „Kalköfen Carrée“ gebaut, der größte Teil davon ist bereits verkauft oder vermietet. Ob ein Hotel das Gelände abrunden wird ist nach wie vor offen.

Das anspruchsvolle Neubauprojekt „Kalköfen Carrée“ sei ein wesentlicher und großer Impuls für die Versorgung der Innenstadt mit Wohnraum, sagte Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein am Montag im Innenhof des aus fünf großen Gebäuden bestehenden Bauprojektes an der Johann-Wilhelm-Lindlar-Straße. „Aber wir bräuchten viel mehr davon.“

Tatsächlich wird an den Kalköfen (nach dem „Gronauer Carrée“ an der Kalkstraße) jetzt das zweite Bauprojekt dieser Größenordnung fertig, die deutlich größeren Vorhaben auf dem Wachendorff-Gelände und dem Zanders-Areal verzögern sich bzw. sind ohnehin auf einen deutlich längeren Zeithorizont angelegt.

Im Carrée (neudeutsch für „Quadrat“ oder eben „Wohnviertel“) hinter den historischen Kalköfen am S-Bahnhof hatte das Unternehmen Grenzland-Bau für rund 48 Millionen Euro fünf große Wohngebäude errichtet. Der erste Riegel entlang der Paffrather Straße mit 45 Eigentumswohnungen hatte Grenzland selbst vermarktet; bis auf zwei oder drei der besonders großen Wohnungen seien sie bereits verkauft und weitgehend bezogen, berichtet Geschäftsführer Marko Körkemeyer.

Vivawest-Chef Uwe Eichner, Bürgermeister Frank Stein, Grenzland-Bau-Geschäftsführer Marco Körkemeyer. Foto: Thomas Merkenich Credit: Thomas Merkenich

Weitere 123 Wohnungen in den vier anderen im Halbkreis angeordneten Gebäuden mit insgesamt gut 10.000 Quadratmetern Wohnfläche hatte Grenzland bereits früh an das Wohnungsunternehmen Vivawest verkauft.

Im Gebäude direkte am Kreisverkehr befinden sich 21 Einheiten des geförderten Wohnungsbaus, die anderen 102 Einheiten werden zu Preisen zwischen 12 und 15 Euro je Quadratmeter kalt vergeben.

Fotos: Thomas Merkenich

Rund 75 Prozent der Wohnungen seien bereits vermietet, sagte Uwe Eichner, Vorsitzender der Vivawest-Geschäftsführung, jetzt bei der Schlüsselübergabe. Bereits im Mai würden die ersten Mieter einziehen, zum Ende des Sommers hin sollten alle Wohnungen vergeben sein.

Die Gebäude sind inzwischen weitgehend fertig gestellt, ebenso der Innenhof und die Grünanlagen. Lediglich an den Zuwegungen und Bürgersteigen zur Johann-Wilhelm-Lindlar-Straße wird noch gearbeitet.

Hintergrund: Die barrierefreien Vivawest-Wohungen befinden sich in vier- bis fünfgeschossigen Wohngebäuden plus Staffelgeschoss, die um einen weitläufigen Innenhof mit Spielplatz herum angelegt worden sind. Die Tiefgarage bietet 138 PKW-Stellplätze, von denen 45 für Ladestationen vorbereitet sind. Zudem gibt es dort Fahrradstellplätze.

Die Energieversorgung erfolgt über Luft-Wasser-Wärmepumpen, in Spitzenzeiten springen Gasthermen an. Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern fehlen noch: Wenn Mieter Ladestationen für ihr Autos mit Solarstrom wünschen können sie diese bei Vivawest in Auftrag geben.

Pläne für Hotel nach wie vor offen

Offen ist nach wie vor, was mit der noch unbebauten und verwilderten süd-östlichen Ecke des Areals passiert. Dort war ursprünglich ein Hotel mit einer Bruttogeschossfläche von 4000 Quadratmetern geplant. Dieses Projekt, berichtete Grenzland-Bau-Chef Körkemeyer, sei angesichts des schwierigen Marktes etwas aufgeschoben worden. Jetzt werde das Unternehmen mit potenziellen Investoren über eine Realisierung sprechen.

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Grundsätzlich sei jedoch denkbar, auch auf diesem Grundstück weitere Wohnungen zu schaffen, sagt Körkemeyer. Darüber werde man mit der Stadt Bergisch Gladbach reden müssen, bislang ist das Grundstück als Urbanes Gelände ausgewiesen.

Die Rahmenbedingungen für das ganze Projekt hatte die Stadt in einem städtebaulichen Vertrag festgeschrieben, darin war auch die Mindestzahl von 2000 Quadratmeter Fläche im geförderten Wohnungsbau enthalten.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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  1. Hallo, um welche Fördergruppe (A oder B) handelt es sich bei den Einheiten des geförderten Wohnungsbaus?

  2. Die Idee für neuen Wohnraum auf brachliegenden Flächen ist gut. Natürlich ist die Nähe zur Innenstadt hervorragend. Auch die Barrierefreiheit ist positiv zu sehen. Der Schnitt der meisten Wohnungen ist jedoch nicht sehr familienfreundlich. Das wurde im Kleefeld vor Jahren schon besser gemacht. Auch die Durchmischung unterschiedlicher Gebäudearten und die Anlage von Spielplätzen und Bäumen sieht da stimmiger aus. Gleiches gilt für das relativ neu gebaute Carré in Köln Dellbrück in der Nähe der Straßenbahn. Dort wurde direkt ein Kindergarten mit neugebaut. Das wäre hier doch auch mal eine Idee wert gewesen. Ein Hotel? Brauchen wir das wirklich?

  3. Flächenfrass, nicht endende Versiegelung und Verschwinden der Natur in „unserer“ Stadt ist kein Thema mehr…? …?…
    Die Stadt scheint mehr den Investoren zu gehören als uns Normalos.
    Oder sehe ich das völlig falsch ?

    1. Wo sollen die Menschen denn wohnen, die alljährlich zu uns kommen?
      Haben Sie sich in der Rente schon auf 2 Zimmer beschränkt oder noch das Häuschen in Refrath. Der Stadtteil über dessen Verbauung sie sich immer beschweren.