Der neue Vorstand; links Axel Becker und Heinz-D. Haun

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Axel Becker, Pionier der Städtepartnerschaft mit Beit Jala, zieht sich aus dem Vereinsvorsitz zurück – und geht doch nicht so ganz. 

Berichte, Aussprache, Wahlen, Dank: Mitgliederversammlungen verlaufen meist nach vorhersehbarem Muster. Nicht so die jüngste Zusammenkunft des Städtepartnerschaftsvereins Bergisch Gladbach-Beit Jala e.V..

Für Axel Becker, den charismatischen Gründer, war es die letzte Sitzung als Vorsitzender. Weshalb auch Bürgermeister Lutz Urbach teilnahm, um Becker für seine Pionierleistung zu danken.

Hinweis der Redaktion: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Beitrag des Beit Jala-Verein. Der Autor ist stellvertretender Vorsitzender. 

Erfolgreichstes Jahr in der Vereinsgeschichte

Zunächst konnte Becker das wohl erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte bilanzieren. Dafür stehen die Einweihung des Bergisch Gladbach-Platzes in Beit Jala, die Deutsch-Palästinensischen Kulturwochen im vergangenen Herbst, die Film-Produktion „Ein Tag in Beit Jala“ und ein steter Mitgliederzuwachs.

Rückblickend nannte er wichtige städtepartnerschaftliche Begegnungen, die Menschen aus Bergisch Gladbach nach Beit Jala führten – etwa die Reise von Musikern der hiesigen Max-Bruch-Musikschule mit Urbach und Ratsvertretern zum Internationalen Kulturfest oder die alljährliche Bürgerreise in den Herbstferien.

Schülerreisen von hoher Bedeutung

Fest im Blick des Vorstands stand und steht die Unterstützung von Schülerreisen in beide Nahost-Partnerstädte. So machte die Reisegruppe des Otto-Hahn-Gymnasiums im Mai von der israelischen Partnerstadt Ganey Tikva aus einen Abstecher nach Beit Jala.

„Wir bemühen uns, auch mit der Integrierten Gesamtschule Paffrath ein solches Austauschprogramm mit beiden Partnerstädten in Gang zu bringen“, unterstrich Becker das Anliegen.

„Wanderer zwischen den Welten“

In puncto Städtepartnerschaft möchte der Verein seine Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Ganey Tikva fortsetzen, der im Bürgermeisterbüro angebundenen ist. Dafür steht die 2018 gestartete Veranstaltungsreihe „Wanderer zwischen den Welten“ mit Persönlichkeiten wie der israelischen Autorin Lizzy Doron, mit Ex-Pfarrer Rainer Stuhlmann (Nes Ammim) und Burghard Schunkert (Lifegate).

Außerdem wird sich der Verein beim Kulturfest im September am Gemeinschaftsstand der Städtepartnerschaften beteiligen.

Becker verwahrt sich scharf

Becker griff in seinem Bericht auch die anhaltenden Angriffe des Ganey-Tikva-Vereins (GTV) gegen den Beit-Jala-Verein (BJV) auf. Anlass bot der aktuelle „Offene Brief“ des GTV an den Bürgermeister. Darin wird Urbach aufgefordert, dem BJV die Zuständigkeit für die Städtepartnerschaft zu entziehen – weil sich dieser nach Ansicht des GTV antisemitisch geäußert habe.

Unter Bezug auf die Presseerklärung des Vereins vom Vortag verwahrte sich Becker scharf gegen den „Vorwurf des Antisemitismus in der Arbeit des Vereins sowie bei seinen Mitgliedern und Vorstandsmitgliedern“.

Hitzige Wortgefechte

In der sich anschließenden Diskussion traten Konfliktlinien auf. Mitglieder, die zugleich dem GTV angehören, ergriffen dessen Partei und forderten eine Erörterung von Streitpunkten, die dieser Verein schon in den zurückliegenden Monaten gegen den BJV und den Bürgermeister vorgebracht hatte.

Teils hitzige Wortgefechte kreisten um Inhalt und Moderation der Veranstaltung mit Rainer Stuhlmann, um den BDS-Beschluss des Stadtrates und um den Antisemitismusvorwurf.

Eine große Mehrheit der Anwesenden votierte für ein Ende der Diskussion, weil diese hier fehl am Platz und inhaltlich unvorbereitet sei. Heinz-D. Haun vom BJV regte an diesem Punkt eine eigene Veranstaltung zum Umgang mit Antisemitismusvorwürfen an.

Neuer Vorstand

Bei den Vorstandswahlen rückte Haun zum Vorsitzenden auf (32 Ja-, zwei Nein-Stimmen, eine Enthaltung), Jörg Bärschneider ist fortan sein Stellvertreter. Weitere Ämter besetzen Daniela Reuscher (Schriftführerin), Wolfgang Schlebusch (Kassenwart), Gertraude Buß-Völler, Rainald Delille und Dr. Gerald Karich (Beisitzer). Peter Lind, Fabian Felder und Norbert Sprenger werden kooptiert.

Heinz-D. Haun und Axel Becker

Wertvoller Klima-Beitrag

Haun versprach in seiner Antrittsrede die Fortsetzung der bisherigen Vereinsarbeit, schließlich säßen „keine Greenhorns im neuen Vorstand“, sondern in ihren Aufgaben erprobte Personen. Wichtig ist ihm, dass die Städtepartnerschaft zum weltoffenen Klima der Stadt beiträgt.

Manches wird sich aber auch ändern: Es gibt nur einen Axel Becker – der neue Vorstand wird künftig verstärkt als Team in Erscheinung treten. „Gleichzeitig laden wir die Mitgliedschaft ein, uns nach Kräften zu unterstützen, Ideen einzubringen und gelegentlich mit Hand anzulegen, etwa durch das Verteilen von Flyern oder die Mithilfe bei Veranstaltungen“, schloss Haun.

„Mr. Axel“: Erfüllt von großer Dankbarkeit

Am Ende dieser MV stand eine kaum überraschende Beförderung: Axel Becker wurde unter großem Applaus zum Ehrenvorsitzenden gewählt. „Ich bin heute nur erfüllt von ganz großer Dankbarkeit und werde dem Anliegen der Städtepartnerschaft mit Beit Jala immer verbunden bleiben“, sagte er.

Und niemand widersprach: „Mit 81 Lebensjahren möchte ich auch einmal ein bisschen Ruhestandsgefühl erleben.“ Lutz Urbach, dem die Städtepartnerschaften im Nahen Osten ein besonderes Anliegen sind, sprach „Mr. Axel“, wie Becker in Beit Jala angesprochen wird, seinen „riesengroßen Dank“ für die geleistete Arbeit aus.

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13 Kommentare

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  1. Hallo Herr Eschbach, mein Vorschlag zur Sache: Bitte endlich abrüsten, die Gerüchteküche versiegeln und den Holzhammer entsorgen!
    1. Herr Bethe wollte auf Nachfragen des Versammlungsleiters nicht sagen, wer diese Äußerungen getan haben soll.
    2. Wieso sollen sich die Anwesenden zu einem schrecklichen Vergleich äußern, den sie selbst nicht gezogen haben und dessen angebliche Urheber nicht bekannt sind? Dieses Ansinnen mitsamt der mitschwingenden Unterstellung halte ich für unstatthaft.
    3. Ich bin seit knapp vier Jahren im BJV engagiert: Ich kenne niemanden in Verein, Vorstand und Umfeld, der jemals „den jetzigen israelisch-palästinensischen Konflikt als Völkermord an den Palästinensern“ bezeichnet und krude Vergleiche mit dem NS-Terror angestellt hat.
    4. Der BJV verwahrt sich aufs Schärfste gegen die anhaltenden Antisemitismusvorwürfe der vergangenen Monate. Der Verein und der Vorläufer-Arbeitskreis bestehen seit 16 Jahren. Woher rühren diese plötzlichen „Erkenntnisse“? Die aktuelle Kampagne läuft Gefahr, die seriöse Beschäftigung mit Antisemitismus und seinen Hintergründen öffentlich zu beschädigen.
    Vorstand Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach-Beit Jala e. V.

  2. Auszüge aus dem Kölner Stadtanzeiger vom 28.06.19: „Ehrenbürger Erich Bethe verlangte bei der Jahreshauptversammlung des Beit Jala-Vereins von jedem Vereinsmitglied die Aussage, dass die Nazi-Verbrechen an den Juden nicht zu vergleichen seien mit den Aktionen Israels in Palästina. Genau diesen Vergleich hätte er von mehreren Mitgliedern gehört. Das lehnte die Mehrheit ab. Der neue Vereinsvorsitzende sagte, der Verein habe sich immer wieder vom Antisemitismus distanziert, es gebe keinen Nachholbedarf.“
    Den jetzigen israelisch-palästinensischen Konflikt als Völkermord an den Palästinensern zu bezeichnen, ist wirklich absurd und gehört meines Erachtens nicht nur in die antizionistische, sondern auch in die antisemitisch konnotierte Kiste. Wer sich dann als Verein hierzu nicht klar erklären mag, trägt zur Anzweiflung der Beispiellosigkeit des Holocaust bei.

  3. Mit den Löschungen bin ich nicht einverstanden.
    Daduch werden den Lesern relevante Informationen vorenthalten.

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    Anmerkung der Redaktion: Wir haben auch in diesem Kommentar einen Teil gelöscht, wir hatten Herrn Bolte zuvor auch die Gründe dafür mitgeteilt.

    Dass Susanne Schlösser in der Stadtverwaltung beschäftigt war und ihr Mann Peter Schlösser es war, in weder ehrenrührig noch strittig.

    Diese Tatsache allerdings als Beleg zu werten, Frau Schlösser sei fremdgesteuert, ist eine Unterstellung, die sich auf die Person richtet – und auf unserer Plattform nicht zugelassen wird. Herr Bolte und der Ganey Tikva-Verein verfügen über eine eigene Website und über eine eigene Facebook-Seite, um ihre Meinung kund zu tun, dort sind sie dann auch selbst rechtlich verantwortlich.

    Auf unserer Seite sind wir verantwortlich, daher gelten hier unsere Regeln.

  4. QED

    Si tacuisses, philosopha manisses…

    Kann leider jetzt nicht näher darauf eingehen.
    Ist wahrscheinlich auch zwecklos.

    ________________________________

    Hinweis der Redaktion:
    Der zweite Teil dieses Kommentars wurde gelöscht. Unsere Plattform steht nicht für persönliche Angriffe zur Verfügung. Bitte beschränken Sie sich auf eine sachliche Diskussion.

  5. Zitat Axel Bolte: „Oder kann mir jemand einen Straftatbestand namens Antisemitismus nennen?“

    Strafgesetzbuch (StGB)
    § 130 Volksverhetzung
    (1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
    1.
    gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder
    2.
    die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,
    wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

  6. Wer allen Ernstes vorschlägt, antisemitisische Äußerungen sollten „zur Anzeige gebracht werden“, demonstriert damit seine fachliche Inkompetenz.

    Oder kann mir jemand einen Straftatbestand namens Antisemitismus nennen?

    Antisemitismusbekämpfung ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Juristisch ist das Thema nicht zu lösen.

    Hintergrundinformation: Frau Schlösser ist die Leiterin des selbsternannten „Freundeskreises Ganey Tikva“.

    ________________________________

    Hinweis der Redaktion: Der letzte Teil dieses Kommentars wurde gelöscht. Unsere Plattform steht nicht für persönliche Angriffe zur Verfügung. Bitte beschränken Sie sich auf eine sachliche Diskussion.

  7. Danke, Susanne und Peter Schlösser, mir aus dem Herzen geschrieben. Das man den Horror, den das 3. Reich über die hiesigen Juden kommen ließ, nicht mit den Gräueltaten Israels an den Palästinensern vergleichen kann, stimmt. Der Unterschied liegt sicher auch in der Zahl der hier in Deutschland Ermordeten Juden. Aber empfinden werden die Nachkommen der Tausenden von getöteten Männern, Frauen und Kinder palästinensicher Herkunft ebenso schmerzlich. Wir dürfen nicht zulassen, das ein Teil des Verfolgungswahns wie der der israelischen Regierung, der zusammen mit seinen orthodoxen Anhängern, keinen Frieden wollen,

  8. Es wird in Bergisch Gladbach wie in jeder anderen deutschen Stadt Antisemitismus geben, obwohl wir persönlich noch keinem Antisemiten begegnet sind. Die Kritik an der Politik Israels ist nicht per se antisemitisch, sondern freie Meinungsäußerung. Das gilt auch in Bergisch Gladbach. Vor diesem Hintergrund sollten wir Bürgerinnen und Bürger uns bewusstmachen, dass Bespitzelung und Diffamierung vermeintlicher Antisemiten dem öffentlichen Austausch zu diesem wichtigen Thema schaden.

    Es kann nicht ein Verein von Israel-Freunden die Deutungshoheit über ein so wichtiges Thema beanspruchen und Menschen aus unserer Mitte an den Pranger stellen. Falls sich tatsächlich jemand antisemitischer Äußerungen oder Handlungen schuldig gemacht haben könnte, bietet unser Rechtsstaat objektive, juristische Möglichkeiten, diese zu verfolgen: Ein solches Verhalten sollte zur Anzeige gebracht werden.

    Susanne und Peter Schlösser

  9. Auf der Hauptversammlung des Beit-Jala-Vereins wurde der antisemitische Leserbrief des Heinz Haun von einem kritischen Mitglied verlesen und der Autor zur Stellungnahme aufgefordert. Herr Haun bekräftigte sein verleumderisches antiisraelisches Statement, ausdrücklich.

    Später wurde er trotzdem zum neuen Vorsitzenden gewählt.

    Alles dies ereignete sich unter den Augen des anwesenden Bürgermeisters Lutz Urbach…

  10. Die Frage ist doch nicht, dass man sich mit Antisemitismus beschäftigt, sondern wie, liebe Judith. Insofern geht die Frage alle in unserer Stadt und Gesellschaft an, auch wenn Du nur den BJV ansprichst: Die inquisitorischen Beschuldigungen, die einige wenige Leute hier GL großzügig austeilen, gehören bestimmt nicht dazu. Moralische Selbstermächtigung ist kein guter Wegweiser, auch nicht für die gute Sache. Jedes große Thema/Problem kennt mehrere Wahrheiten/Lösungen – das zu akzeptieren, steht für mich zu Beginn einer jeden fairen Auseinandersetzung.

  11. Ich wünsche dem BJV, dass er sich intensiv mit dem Thema “Antisemitismus” auseinandersetzt. Es ist ein jahrtausend alter Virus, der immer wieder mutiert. Seine Erscheinungsform ist immer wieder neu und erfolgreich. Das Wissen darum ist die Voraussetzung dafür, ein wirklich guter Partner der Palästinenser und Israelis zu sein.