Kaum eine Grundschule in Bergisch Gladbach kann gleichzeitig ausreichend Räume für den Schulunterricht und für die Offene Ganztagsbetreuung bieten, es fehlt der Platz. Mit einem Schulentwicklungsplan will die Stadt jetzt endlich Abhilfe schaffen. Der Plan liegt am Mittwoch dem zuständigen Ausschuss vor – und schlägt u.a. zwei neue, große Grundschulen vor. Wie sehen die möglichen Weichenstellung für unsere Kinder aus?

Die Planung endet nicht mit einem Plan. Er ist erst einmal ein Anfang. Für die Zukunft der Schulen in der Stadt heißt er ISEP (Integrierter Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplan). Darin wird aufgeschrieben, wie die Schul- und Betreuungsangebote der Stadt künftig entwickelt werden könnten.

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Er legt (hoffentlich) fest, die richtige Schule zur richtigen Zeit in der richtigen Größe und an der richtigen Stelle zu planen. Hinzu kommt der Bedarfs an OGS-Plätzen. Beides sind Reizthemen in Bergisch Gladbach.

Der ISEP wird kommenden Mittwoch im Ausschuss für Bildung, Kultur, Schule und Sport (ABKSS) beraten. In der Beschlussvorlage heißt es : Um die Schulpflicht und den künftigen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz abzusichern, muss zeitnah, umfangreich und vielschichtig ein Ausbauprogramm für die Schulen aufgelegt werden. Welche Ideen stehen zur Debatte?

Schon gewusst? Wichtiger Teil des Beratungsprozesses über den ISEP waren drei Dialogforen, an denen Vertreter aus Politik, Schulleitungen, Schulaufsicht, Offenen Ganztagsschulen, Elternschaft und Verwaltung teilgenommen haben. Sie beschäftigten sich Bedarfs- und Bestandserhebung, der Qualität der Offenen Ganztagsschulen sowie möglichen Raum-, Um- und Ausbauprogrammen an den einzelnen Schulstandorten.

Bedarf an Ganztagsplätzen und Räumen steigt

Eines vorneweg: Für die Planung werden Fakten benötigt, welche die Stadtverwaltung erhoben hat. Die Bestandsaufnahme ist wenig überraschend: Der Bedarf an Schul- und Betreuungsplätzen steigt, insbesondere in Bensberg und Refrath.

So das Ergebnis einer Prognose, in der die Bevölkerungsentwicklung der Grundschulkinder den Aufnahmekapazitäten an den Grundschulen gegenübergestellt wurde.

Nicht erst seit der Corona-Krise ist klar, dass Platz Mangelware an den Grundschulen in der Stadt ist (Foto: GGS An der Strunde)

Guter Punkt: Bei den Schätzungen wurden verschiedene Modellrechnungen bezüglich der Bevölkerungsentwicklung durchgespielt. Das Beispiel Refrath hatte in der Vergangenheit gezeigt, dass die Prognosen nicht immer ganz zutreffend sind.

An fast jeder Schule fehlen OGS-Plätze. Hinzu kommt, dass es ab 2025 für diese Plätze einen Rechtsanspruch geben wird. Elternbefragungen haben ergeben, dass der Bedarf für eine Ganztagsbetreuung bei 92 Prozent der Schulkinder liegen wird. Dies bringt zusätzlichen Druck in die Planungen.

In vielen Schulen fehlt es an Räumen für die Unterrichtsvorbereitung, Elterngespräche und die Lagerung der unterschiedlichsten Materialien.

Ergebnis der Erhebung: Die Schulen platzen aus allen Nähten. Der ISEP muss eines leisten: Planung gegen Platznot.

Leuchtturmprojekte

In der Vorlage des aktuellen ISEP kommt man folgerichtig zu dem Schluss, dass das Angebot an Schul- und Betreuungsplätzen in allen Stadtbezirken erheblich ausgebaut werden muss. Unterschiede nach Dringlichkeit gibt es kaum, alle Projekte haben nahezu die gleiche Priorität. Dennoch ragen einige Leuchtturmprojekte aus der Masse an Maßnahmen heraus:

  • Ausbau der Schule in Gronau: Die Schule ist sanierungsbedürftig und für die aktuellen Bedarfe bereits zu klein. Durch die Entwicklung vieler Baugebiete im Umfeld ist zudem davon auszugehen , dass künftig viele Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter in die neuen Wohngebiete einziehen werden. Das hebt den Bedarf. Den kann die Schule keinesfalls befriedigen.
  • Ausbau von Schulen in Refrath: Auch hier steigt der Bedarf durch aktuelle und künftige massive Bautätigkeit. Schon heute fehlen Schulplätze, die durch Notlösungen nur unzureichend kompensiert werden.
  • Ausbau von Schulen in Bensberg: Siehe Beispiel Refrath. Auch hier ist deutlicher Bedarf vorhanden.
  • Sanierung und Ausbau der beiden Schulen in Hand: Beide Schulen sind für den Bedarf an Schul- und Betreuungsplätzen eindeutig viel zu klein sowie sanierungsbedürftig. Hinzu kommt, dass auch die Verwaltungsräume (Lehrerzimmer etc.) insbesondere an der GGS Hand völlig unzureichend sind.
Mensabau an der Schule in Heidkamp: Der Bau einer Mensa mit Fach- und Betreuungsräumen ist der Schulleitung bereits mehrfach zugesagt worden. Insofern muss hier kurzfristig aktiv geplant und gebaut werden, Symbolbild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Ausbau der Schulen im Detail

Der ISEP definiert pro Bezirk und Schule verschiedene, mögliche Ausbaumaßnahmen. Wir stellen die zentralen Vorschläge vor. Bemerkenswert: In der Stadtmitte soll eine neue Schule entstehen.

  • Bezirk 1 (Schildgen, Katterbach, Nussbaum, Paffrath, Hand)
    Es werden insgesamt 12 Schulzüge benötigt. Auf GGS Hand und KGS Hand sollen 5 Züge entfallen, eine Zusammenlegung der Schulen ist grundsätzlich denkbar. Alternativ könnten sich die Schulen z.B. Küche, Mensa und Veranstaltungsräume teilen.
    Die GGS Schildgen soll 2,5 Schulzüge aufnehmen. Es liegt ein Kaufangebot für ein Gebäude in der Nähe der Schule vor, in dem Fachräume, Mensa und weitere OGS-Räume entstehen könnten.
    GGS Katterbach: Die Schule soll 2,5 zügig werden, die OGS-Plätze ausgebaut werden.
    GGS Paffrath: Die Schule soll 2-zügig bleiben. Es soll geprüft werden, ob die ehemalige Sprachförderschule (Altbau) saniert werden kann oder ob ein Abriss und Neubau sinnvoller / finanziell leistbarer ist.
  • Bezirk 2 (Stadtmitte, Hebborn, Heidkamp, Gronau) und Bezirk 3 (Romaney, Herrenstrunden, Sand)
    Bedarf: 12-15 Schulzüge
    Bau einer neuen Schule: Um die wachsenden künftigen Bedarfe zeitnah zu decken, soll eine neue 3-zügige Schule mit einer Einfach-Turnhalle (Fläche ca. 10-12.000 qm) im Bereich der Stadtmitte erstellt werden.
    Die GGS Gronau soll auf 3 Züge ausgebaut werden. Bevorzugt wird ein Neubau der gesamten Schule am Standort, im Gleisdreieck oder auf dem ehemaligen Bauhofgelände.
    Die GGS Heidkamp bleibt bei 3 Zügen. Es fehlen Fach- und Differenzierungsräume sowie eine Mensa. Es kann ein Mensabau mit Schulräumen entstehen oder ein Gebäudeteil aufgestockt werden, um die Raumbedarfe zu befriedigen.
    GGS Hebborn: Die Schule soll auf 2 Züge reduziert werden.
    KGS Sand: Bleibt 1-zügig. Evtl. kann das benachbarte Pfarrhaus für das Mittagessen/bzw. eine Übermittagbetreuung genutzt werden.
  • Bezirk 4 (Herkenrath, Asselborn, Bärbroich) und Bezirk 5 (Lückerath, Bensberg, Bockenberg, Kaule, Moitzfeld)
    Bedarf: 11 Schulzüge
    GGS Bensberg: Der Neubau einer zweizügigen Schule ist in Planung.
    EGS und KGS Bensberg: Eine der beiden 2-zügigen Schulen erhält einen dritten Zug, abhängig von der Eignung des Standortes. Das geplante Stadtteilhaus könnte von den Schulen mit genutzt werden.
    Die GGS Moitzfeld soll mit 2,5 Zügen laufen, die Räume müssen entsprechend angepasst werden.
    GGS Herkenrath: Die Schule bleibt zweizügig. Die Statik des Gebäudes wird geprüft. Je nach Ergebnis dieser Prüfung wird entschieden, ob die Schule (zeitnah) abgerissen und neu gebaut werden muss.
  • Bezirk 6 (Refrath, Alt-Refrath, Kippekausen, Frankenforst, Lustheide)
    Bedarf
    : 10 Schulzüge
    KGS Frankenforst: Erweiterung der Schule um einen Schulzug auf 3 Züge. Hierzu wurde bereits eine Fläche zwischen der Schule und der künftigen Kita gesichert. OGS-Plätze müssen entsprechend angepasst werden.
    KGS In den Auen: Ausbau auf drei Züge durch Sanierung, Abriss, Neubau.
    GGS Refrath: Bleibt 2-zügig. Gfls Aufstockung eines Gebäudeteiles.
    KGS Steinbreche und GGS Kippekausen: Es soll ggf. dauerhaft nur eine der beiden Schulen bestehen bleiben. Desweiteren könnte man ggf. beide Schulen und auch die Schule in der Wittenbergstr. aufgeben und an einem anderen zentralen Standort in Refrath eine große 4-zügige Schule neu errichten.

Infrastruktur

Beim Thema räumliche Standards für Neu-, Um- und Erweiterungsbauten an Grundschulen in Bergisch Gladbach werden im ISEP folgende zentralen Punkte empfohlen:

  • Räume für Unterricht:
    pro Zug vier Klassenräume à 70-70 qm
  • Räume für gemeinsame Nutzung Unterricht/Betreuung:
    Neben zwei Fachräumen pro Schule, einem Raum für Inklusion, vier Betreuungs- bzw. Differenzierungsräumen, einer BiB und einer Einfachturnhalle wird zudem ein weiterer Raum pro Zug für die Inklusion vorgeschlagen
  • Räume für Betreuung:
    Keine ausschließlichen Räume für die Betreuung
  • Personal und Verwaltung:
    Räume für Schulleitung, OGS-Leitung, Sekretariat und Konrektor, Kopierraum, Aufenthalts- und Arbeitsraum für Lehrer und Betreuer, Sonderpädagoge und Hausmeister, Werkstatt
  • Infrastruktur
    u.a. Sanitätsraum, Raum für Reinigungsutensilien, pro Zug ein Lagerraum 60 qm, Außenlagerflächen, überdachte Fahrradstellplätze, ausreichend Parkplätze, ausreichend gestaötete Sanitäranlagen und Schulhofflächen, Müllraum, kleine Küchenzeile, Technikraum, Garderrobe, Ranzenraum, pro Zug 80 qm Mensa
    Empfohlen wird zudem ein Pflegeraum für Inklusion
    Beim Thema Küche sieht das weitere Vorgehen wie folgt aus: Kostengegenüberstellung für Raumbedarf und Ausstattung für Catering/ Cook and Chill und Frischkochen

Empfehlungen zur Raumplanung

Neben den „harten“ Fakten über die Größe der Schulen gibt es auch „weiche“ Empfehlungen. Sie betreffen vor allem Empfehlungen zur Umsetzung pädagogischer Konzepte.

Die Empfehlungen sehen u.a. auch eine freundliche Schulgestaltung vor, die zum Lernen animiert, Symbolbild Mihail_fotodeti auf Pixabay

So sollen die Kinder in die Angebotsplanung und Gestaltung und Ausstattung der Räume mit einbezogen werden. Die Inklusionsräume soll die Förderung aller Kinder ermöglichen. Es werden individuelle Verpflegungskonzepte vorgeschlagen, die unter Einbeziehung aller Beteliogten entwickelt werden sollen.

Die Räume sollen flexibel nutzbar sein, was auch das Mobilar betrifft. Zudem sollen Fach- und Funktionsräume hinzukommen. Räume für Rückzug und Ruhe sollen ebefalls angeboten werden. Eine Aula für Veranstaltungen wird empfohlen, ebenso wie Räume für Aktivitäten bei schlechtem Wetter.

Lehrer und Betreuer benötigen, ebenso wie Hausmeister oder das Sekretariat, eigene Räume. Hinzu sollen Räume für Elternbesprechungen kommen. Die Empfehlungen umfassen zudem Lagerräume, Outdoor-Schulräume, begrünte Schulflächen, Sonnenschutz. Betont wird zudem, dass die Schulen einen freundlichen Eindruck vermitteln sollten und eine angemessene Sanierung der Sanitärbereiche erfolgen sollte.

Mehr Informationen: Den gesamten Schulentwicklungsplan finden Sie im Ratsinformationssystem.

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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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3 Kommentare

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  1. Im Artikel steht …“Prognosen im Bezug auf die Hochrechnung, wieviele Schulplätze in Zukunft und auch in der Vergangenheit benötigt wurden und werden nicht immer ganz zutreffend waren und sind“…. Seit Jahren wird doch nur mit Hochrechnungen gearbeitet. Mit der die Stadt bis heute immer falsch lag! Wieso stellt die Stadt nicht eine ganz einfache Rechnung anhand der gemeldeten Einwohnerzahlen und Geburten auf? Einfacher kann man es nicht machen! Ämter müssten hierfür miteinander kommunizieren…Schon vor Jahren, als die KGS In der Auen in Refrath vor der Wahl stand städtisch zu werden, wurde von der Stadt sogar behauptet, dass es in den kommenden Jahren zu Rückgängen an benötigten Schulplätzen kommen werde. Falscher hätte man nicht liegen können! Diese Fehlplanungen und die fehlende Investierung in der Sanierung und Ausbau der Schulen sind seit Jahren! offensichtlich und keiner hat etwas geändert. Und jetzt sollen anhand einer Wunschliste innerhalb von 3 Jahren alle Probleme auf einmal gelöst werden? Hier ein aktuelles Beispiel: seit über 1 Jahr wird an der KGS In der Auen in Refrath daran gearbeitet, Container für die Erweiterung der OGS Plätze aufzustellen und sie sind immer noch nicht fertig. Diese to do Liste kann auch nur kurz vor einer Wahl herausgebracht werden. Woher soll denn das Geld, die Planer, die Bauarbeiter, der Platz, die Mitarbeiter bei der Stadt und die vielen neuen Lehrkräfte genommen werden? Ich wünsche es für alle, aber wirklich ernst nehmen kann ich das Vorhaben und die Umsetzung in den nächsten 3 Jahren nicht. Es ist Wahljahr!!!

  2. Man fühlt sich unweigerlich an den Wortlaut aller diesbezüglichen Artikel der Vorjahre zur Bestandsaufnahme erinnert, denen nichts Großartiges an Maßnahmen folgte…
    Es bleibt zu hoffen, dass etwaige notwendige Entscheidungen nicht einem irrationalen „Konfessionswahn“ (der Eltern) zum Opfer fallen.

  3. Also von Statikprüfungen und Abriss oder Neubau der Ggs Herkenrath hat bei uns bis letzte Woche niemand was gehört.