Hans-Christian Meyer ist Allgemeinmediziner in Wermelskirchen und einer der Impfärzte des Rheinisch-Bergischen Kreises. Er fand heraus, dass mit dem verfügbaren Impfstoff bis zu 15 Prozent mehr Personen geimpft werden könnten. Der Landtagsabgeordnete Rainer Deppe griff die Idee auf, jetzt wird sie Realität.
Schon bald nach der Auslieferung der Impfstoff-Fläschchen von Biontech Pfizer hatte sich herausgestellt, dass sie großzügig gefüllt sind und nicht nur für die zunächst vorgesehenen fünf, sondern in der Regel für sechs Impfungen ausreichen.
Der Wermelskirchener Allgemeinmediziner Dr. Hans-Christian Meyer, der auch als einer der leitenden Impfärzte im Kreis aktiv ist, merkte dann aber, dass noch mehr geht: Mit großer Vorsicht und einer besonderen Spritze könne man sogar sieben Impfdosen aus einer Ampulle ziehen – und damit immerhin 15 Prozent mehr Personen impfen.
Also nicht nur die knapp 180 Über-80-Jährigen, die derzeit täglich im Impfzentrum in der RheinBerg Galerie immunisiert werden. Sondern im Idealfall jeden Tag 27 Personen mehr.
Meyer sprach Stefan Leßenich, stellvertretender Bürgermeister von Wermelskirchen, an. Der wiederum trug die Idee an den Landtagsabgeordneten Rainer Deppe heran, berichtet Deppe jetzt. Er habe sofort Staatssekretär Edmund Heller aus dem Gesundheitsministerium gebeten, diese Möglichkeit zu prüfen.
„Glücklicherweise wurde die Verwendung einer siebten Dosis in Nordrhein-Westfalen nun dank der Initiative aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis zugelassen“, sagt Deppe. Das sei „eine großartige Nachricht für uns alle. Wir können jetzt bis zu 15 Prozent mehr Menschen mit dem knappen Impfstoff impfen.“
Bundesweit sind bislang 4,8 Millionen Impfdosen von Biontech Pfizer ausgeliefert worden. 15 Prozent mehr entspräche 720.000 Menschen.
Voraussetzung dafür ist, dass aus einer Impfampulle eine volle siebte Einzeldosis von 0,3 Millilitern entnommen werden kann, verfügte das Land NRW. Ein Vermischen der Restmengen aus mehreren Ampullen ist nicht zulässig.
Um die kleinen Mengen exakt zu entnehmen sind spezielle Spritzen notwendig, bei denen keine noch so geringe Menge in der Spritze zurückbleibt. In einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“ berichtet Meyer, dass er über einen Bericht aus Dänemark auf diesen Sachverhalt aufmerksam geworden war – und dann selbst die Spezialspritzen in Holland besorgt hatte.
In der Vergangenheit sei die Entnahme von sieben Dosen „vereinzelt gelungen“, teilt ein Sprecher der KVNO auf Anfrage mit. Das hänge wesentlich „vom individuellen Geschick“ der Person ab, die den Impfstoff aufbereitet.
Meyer will das Verfahren jetzt in Form eines Modellversuchs im Impfzentrum des Rheinisch-Bergischen Kreises in der RheinBerg Galerie ausprobieren, sagte er in dem Welt-Interview.
Ohnehin bleiben auch im Impfzentrum des Rheinisch-Bergischen Kreises Impfdosen übrig, weil einige angemeldete Impfberechtigte nicht erschienen sind. Damit werden Mitglieder der Rettungsdienste und der Feuerwehr versorgt, die kurzfristig einbestellt werden können – und ebenfalls zur Gruppe der priorisierten Impfempfänger gehören.
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Lieber Herr Wagner. Ich melde mich doch noch einmal. Ich verstehe nämlich Ihren Müsli-Hinweis im Zusammenhang mit meinem Kommentar und Ihrer Antwort noch nicht einmal im Ansatz.
Ich habe doch lediglich um einen Beleg gebeten, dass Pfizer/Biontech den Preis im Zusammenhang mit der Entnahme von 6 Dosen erhöht hat. Darauf sind Sie überhaupt nicht eingegangen und kommen mir mit Müsli-Vergleichen. Und dann wäre natürlich die Frage, ob das prozentual in gleicher Höhe erfolgte, oder ob die speziellen Injektionsnadeln den höheren Preis zu verantworten haben.
Also habe die Bitte, einmal die Erhöhung zu belegen, ohne das PB ein Mehraufwand entstanden wäre.
[Es schreibt der Mensch, der dieses Pseudonym seit mehreren Jahren nutzt und dessen Name der Redaktion vorliegt…]
Offensichtlich ärgert sich in Düsseldorf jemand darüber, dass der Dienstweg nicht eingehalten wurde. Der Versuch im Impfzentrum Rhein-Berg wurde vorerst beendet:
https://www.ksta.de/region/rhein-berg-oberberg/impfzentrum-rhein-berg-einsatz-von-spezialspritzen-vorerst-gestoppt-38086914?cb=1613904057928
Ich finde das traurig. Der Kreis beschafft Hilfsmittel auf Initiative eines Arztes (also jemand der offensichtlich ausreichend fachlich versiert ist) und bremst kurz danach die Initiative wieder aus. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Leute vor Ort irgendwann nur noch Dienst nach Vorschrift verrichten.
Schade Klaus Wagner, aber es soll ja in Kürze in Wuppertal der Impfstoff hergestellt werden. Wenn Pfizer dann nicht wieder kürzt, sehe ich Licht am Ende des Tunnels. Wir hatten schon dank dem Krieg eine recht beschränkte Kindheit und nun im Alter auch wieder. Dank einiger Vorerkrankungen hab ich seit Monaten Stubenarrest, den ich in meinem Alter wirklich nicht mehr erwartet haben. Wir Alten, die alleine leben (bin Witwe) nur höchstens einmal die Woche einkaufen, sind 7 Tage in der Woche 24 Stunden alleine. Nach den physischen Schäden der Kinder liest an jeden Tag, aber was ist mit unseren Schäden? Bei uns kann jeder Tag der Letzte sein, und die sind einsam.
Ursula Schinkel, so habe ich anfangs auch gedacht „einfach machen“. Aber diese Art von Verimpfung (7 Impfdosen aus einem Fläschchen) muss offiziell genehmigt werden und bleibt deshalb nicht intern. Wie Pfizer das diesmal verechnet ist noch offen.Trotzdem ist es erst einmal richtig die gelieferten Mengen optimal zu nutzen.
Ich versuche für eine stark Vorerkrankte 81jährige Nachbarin Tag für Tag einen Termin zu bekommen. Nichts kein Termin ist möglich es sieht jeden Tag gleich aus. Egal welchen Monat ich schaue, überall steht Termin nicht buchbar. Ich selber bin auch 76 und glaube langsam das ich dann wohl erst im Dezember dran bin wenn das so weiter geht. Nun hat man in alle Welt posaunt das man mehr aus den Ampullen bekommt schon gibt es weniger Dosen. Ich kann dem Posaunisten nur sagen: LERNE SCHWEIGEN OHNE ZU PLATZEN
Lieber Herr Rainer Weckbacher, wahrscheinlich sehen Sie auch keine Preiserhöhung darin, wenn man Ihnen die Müsli-Tüte zum gleichen Preis verkauft, obwohl man den Inhalt von 500 auf 400g verringert hat. Pfizer hatte ein Gebinde (Impfstoff-Fläschen) mit X ml Impfstofflösung zur Verwendung für 5 Impfdosen zum Preis für 5 Impfdosen geliefert. Jetzt liefert Pfizer die gleiche Menge X ml Impfstofflösung und berechnet dafür 6 Impfdosen. Sobald die Entnahme einer 7. Dosis offiziell genehmigt ist kann Pfizer rechtlich darauf bestehen auch diese 7.Dosis vergütet zu bekommen. Wohlgemerkt, ich habe nicht die optimale Verwendung des Impfstoffes kritisiert sondern die Möglichkeit eines weiteren Nullsummenspieles bei der Belieferung angedeutet.
Für mich unverantwortlich, wenn in den Imofzentren Experimente durchgeführt werden, wahrscheinlich ohne Information der Patienten. Wenn schon keine freie Arztwahl, dann Gleichbehandlung aller Patienten. Wer garantiert für die sichere Impfung, ein Beispiel ärztlicher Willkür.
Was nützt das alles wenn man keinen Termin in Berg.- Gladbach bekommt!
[Es schreibt der Mensch, der dieses Pseudonym seit mehreren Jahren nutzt und dessen Name der Redaktion vorliegt…]
@ Herr Weckbacher
Der Liefervertrag der EU mit Pfizer/Biontech sieht eine Bezahlung pro Dosis und eine Liefermenge in Dosen vor. Seitdem die EMA die Entnahme von sechs Dosen pro Ampulle zugelassen hat, liefern die beiden Unternehmen nur noch fünf Sechstel der vorher geplanten Ampullen aus, berechnen aber pro Ampulle sechs Dosen.
Siehe u.a. in diesem Artikel:
https://www.focus.de/politik/bumerang-fuer-jens-spahn-weniger-impfstoff-hoehere-rechnung-biontech-sahnt-dank-vertragsdetail-ab_id_12899959.html
Nach meinem Verständnis dürfte die siebte Dosis pro Ampulle nicht extra kosten und auch nicht zu geringeren Lieferungen an Ampullen führen, zumindest solange die EMA dies nicht zulässt. Persönlich halte ich das für nicht sehr wahrscheinlich, weil es wohl schwierig sein soll, volle sieben Dosen zu entnehmen, entsprechend gelingt das nicht bei jeder Ampulle.
Vielleicht kann Herr Wagner noch die preislichen Anpassungen belegen. Davon habe ich bisher nichts gelesen oder gehört (was erst einmal nichts zu sagen hat).
Pfizer/Biontec haben in der Tat Kürzungen bei den Lieferungen vorgenommen. Die Kürzung ist natürlich den Vertragsverhandlungen der EU geschuldet, da diese bezüglich Lieferumfang auf Dosen und nicht Ampullen abgestellt haben. Allerdings ist für die Entnahme von 6 Dosen eine spezielle Injeketionsnadel erforderlich, deren Beschaffung, vermutlich teurer, den Staaten obliegt.
Die Bemühung ist löblich, aber vielleicht wäre es besser gewesen das intern zu halten, damit nicht wieder ein Nullsummenspiel daraus wird. Die Veröffentlichung der Erkenntnis, dass man anfänglich statt 5 auch 6 Dosen aus einem Fläschchen ziehen kann hatte Pfizer auf Liefermenge und Preis angerechnet.