Mary Bauermeister. Foto: Helga Niekammer

Die Ausstrahlungs- und Anziehungskraft der außergewöhnlichen Persönlichkeit Mary Bauermeister als Künstlerin, Vermittlerin und Mensch war bis zu ihrem Aufbruch in ein neues Universum am 2. März 2023 ungebrochen. Sie glich einem Vulkan, der nie zur Ruhe kommen konnte, der Ideen unaufhörlich wie Funken in alle Richtungen auf fruchtbaren Boden sprühte. Ein Nachruf ihrer Galeristin Christel Schüppenhauer.

Generationen von Kreativen aller Sparten partizipierten in ihrem Umfeld von dieser unwiderstehlichen Kraft, die Mary Bauermeister in all ihren Lebensphasen ausstrahlte.

Nach ihren Studien, zunächst bei Max Bill in Ulm und bei Otto Steinert in Saarbrücken, zog es sie 1957 nach Köln, wo sie als freie Künstlerin ihre Werke selbst vermarktete. In der Lintgasse 28 fand sie anfangs der 60er das ideale Atelier, das schnell zum Treffpunkt der jungen internationalen Avantgarde in Musik, Kunst und Literatur wurde.

Mit den „Konzerten neuester Musik“, zu denen Mary Bauermeister von 1960 bis 1962 in ihr legendäres „Atelier Mary Bauermeister“ einlud, wurde mit Künstlern aller Sparten, wie z.B. John Cage, Cornelius Cardew, Christo, H.G. Helms, Nam June Paik oder Ben Patterson der Aufbruch in neue künstlerische Dimensionen eingeläutet.

Mit ihrer Medien-übergreifenden Wahrnehmung, ihrer Energie und dem Talent, Menschen zusammen zu bringen, bereitete Mary Bauermeister den Boden für viele künstlerischen Karrieren und für Fluxus.

Mary Bauermeister, Foto: Jean Noel Schramm

Karriere in New York

Die erste große Ausstellung ihrer Werke bekam Mary Bauermeister zusammen mit Karlheinz Stockhausen im Frühjahr 1962 im Stedelijk Museum in Amsterdam. Dieser erste große Erfolg beflügelte sie, ihr Glück in New York zu suchen. Das Atelier in Köln gab sie auf und folgte Stockhausen nach New York, wo ihre steile Karriere als Künstlerin in der Galerie Bonino begann.

Auf dem Gipfel ihres Erfolgs verließ sie 1972 New York mit ihren beiden Kindern und kehrte nach Deutschland zurück. In Forsbach ließ sie sich vom Kölner Architekten Schneider-Wessling ein begrüntes Haus mit Wasser-Dachgärten in einem großen Wundergarten auf der Hedwigshöhe bauen, das sie mit kleinen Unterbrechungen bis vor Kurzem bewohnte.

Treffpunkt von Kreativen aller Sparten

Wie die Lintgasse in Köln wurde auch die Hedwigshöhe bald zum Treffpunkt von Kreativen aller Sparten sowie auch von Esoterikern und Vertretern von Grenzwissenschaften, die Haus und Garten bevölkerten. Mary Bauermeisters schier unerschöpfliche Kreativität und Energie beflügelte all diese Menschen und umgekehrt.

Ihre Beschäftigung mit Grenzwissenschaften schlug sich derzeit in ihren Arbeiten und besonders in ihren Gartenprojekten nieder. Die Anerkennung ihres Werkes am deutschen Markt blieb ihr jedoch lange versagt. Dies änderte sich ab Mitte der 90er Jahre, als sie Ausstellungen in größeren Galerien und Museen bekam und somit auch Ankäufe von verschiedenen Museen zustande kamen.

Mary Bauermeister, Foto: Jean Noel Schramm

Die Energie wird bleiben

Langsam baute sich die Wahrnehmung ihrer Kunst am internationalen Markt kontinuierlich wieder auf, so dass sie in den letzten zehn Jahren ihres Lebens ein Vielfaches des Erfolgs und der Anerkennung genießen konnte, als den, den sie 1972 in New York zurückgelassen hatte.

Das Feuer des Vulkans ist nun erloschen, seine Energie und Strahlkraft wird für immer bleiben.

Text: Christel Schüppenhauer

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des Bürgerportals. Kontakt: info@in-gl.de

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