Bibliotheksleiterin Monika Gippert. Fotos: Laura Geyer

Die Stadtbücherei Bergisch Gladbach tut viel, um Kindern das Lesen näherzubringen. Von Bibliotheksleiterin Monika Gippert haben wir erfahren, warum es dabei vor allem um eine emotionale Beziehung geht, wie die Stadtbücherei versucht, so viele Kinder wie möglich zu erreichen – und auf welche Probleme sie dabei stößt. Wir haben mitgeschrieben und lassen sie hier in Form eines Protokolls selbst erzählen.

Protokoll: Laura Geyer. Inhalt: Monika Gippert

Die Ergebnisse der neuen Iglu-Studie sind erschreckend, auch wenn alle Studien zuvor bereits darauf hingedeutet hatten, dass die Lesekompetenzen abnehmen. Aber 25 Prozent ist schon eine sehr hohe Zahl. Da muss etwas passieren. 

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Leseförderung ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Das können die Schulen alleine nicht stemmen, da müssen alle etwas zu beitragen. Wir als Stadtbücherei versuchen, möglichst vielen Kinder die Chance zu geben, das Lesen zu entdecken.

Deshalb sind Kinderausweise bei uns kostenlos, genauso wie die Ausleihe der meisten Kindermedien. Das ist die Grundvoraussetzung für Teilhabe.

Vielfältiges Angebot

Dazu haben wir ein vielfältiges Angebot an Medien: Bilderbücher, Vorlesebücher, Tiptoi-Medien, Erstlesebücher, Comics, Mangas, Hörbücher – egal wie, Hauptsache Kinder tauchen in Geschichten ein. Wenn sie das einmal entdeckt haben, bauen sie es in der Regel weiter aus. 

Für uns ist es ganz wichtig, dass Kinder Spaß haben. Leseförderung hört sich so hochtrabend an. Uns geht es vor allem um eine emotionale Beziehung. Darum, dass Kinder entdecken, was man mit Büchern erleben kann. Wie Geschichten entspannen, aber auch den Kopf erweitern können. 

Dafür ist die Grundtechnik Lesen nun einmal unabdingbar. Genauso wie für die weitere Bildung, für gesellschaftliche Teilhabe und das Alltagsleben. Man kann zum Beispiel keinen Führerschein machen, ohne lesen zu können. 

Das Angebot bekannt machen

Allerdings reicht es nicht aus, die Medien nur bereit zu stellen. Viele Kinder kommen mit ihren Eltern oder älteren Geschwistern zu uns. Aber viele erreichen wir auch (noch) nicht. Also müssen wir unser Angebot bekannter machen. Das geschieht unter anderem durch Kooperationen und Netzwerkarbeit.

Ein großes Augenmerk liegt dabei auf der Zusammenarbeit mit Kitas und Grundschulen. In diesem Jahr hatten wir schon 36 Führungen mit insgesamt 644 teilnehmenden Kindern. Da kommen dann auch viele, deren Familien sonst nicht den Weg zu uns finden. 

Dieses Jahr haben wir erstmalig in Zusammenarbeit mit der GGS An der Strunde einen Info-Termin für Eltern angeboten, deren Kinder im Sommer eingeschult werden. Da waren auch viele Eltern dabei, die uns noch nicht kannten. Sie haben die Kinderbücherei kennengelernt, aber auch das restliche Haus – denn das bietet ja auch viel für Erwachsene.

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Der Rotary Club Bergisch Gladbach beteiligt sich am deutschlandweiten Programm „Lesen lernen – Leben lernen“ von Rotary Deutschland und hat jetzt alle acht Klassen der Gemeinschaftsgrundschule Bensberg mit speziell auf ihren jeweiligen Bedarf ausgerichteten Büchern ausgestattet. Neben der Bildung wird damit gleichzeitig auch die Integration gestärkt.

Vom Wunsch zur Wirklichkeit: Stadtbücherei startet neues Projekt

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Schwer zu erreichen

Über die Kitas und Schulen hinaus ist es schwierig für uns, die Kinder zu erreichen, die bei der Iglu-Studie besonders schlecht abgeschnitten haben. Das ist ja keine homogene Gruppe. Dazu gehören Kinder aus Familien, die gerade erst nach Deutschland gekommen sind, aus Familien, die zu Hause kein Deutsch sprechen. Aber auch Kinder aus Elternhäusern, in denen nicht oder nur wenig gelesen wird.

Laut der Studie „Vorlesemonitor“ lesen 39 Prozent der Eltern von ein- bis achtjährigen Kindern selten oder nie vor. Das ist einer der Gründe, warum immer mehr Kinder nicht gut lesen lernen. Sie entdecken die Welt der Geschichten nicht, sehen ihre Eltern nicht lesen.

Eltern sind heute natürlich sehr belastet. Aber es ist trotzdem schade. Vorlesen ist so viel mehr als die Hinführung zum Lesen. Es schafft auch Verbindung, Nähe, entspannt. 

Lesehund und Lesepaten

Und so überlegen wir immer wieder, was wir noch tun könnten. Wir haben einige Ideen, aber für manches fehlen uns aktuell die personellen und auch die räumlichen Kapazitäten. 

Wir können uns zum Beispiel den Einsatz eines Lesehundes in der Stadtbücherei vorstellen. Kinder lesen diesen speziell ausgebildeten Hunden vor, und die Tiere sitzen einfach ruhig da, verbessern sie nicht, reagieren nicht auf Fehler. Dadurch sollen gerade Kinder, die sich mit dem Lesen schwertun, Selbstvertrauen bekommen und gerne (vor)lesen.

Was ich mir auch wünschen würde, ist dass wir ehrenamtliche Lesepaten ausbilden und vermitteln. Kinder, die benachteiligt sind, brauchen individuelle Leseförderung. Das würde mir sehr am Herzen liegen. 

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