Das Zanders-Areal soll wenigstens für eine gewisse Zeit Heimat für bis zu neun Künstler:innen werden. Der Stadtverband Kultur hat interessierten Kreativen jetzt ein Konzept für eine Atelier-Etage im Werkstattgebäude vorgestellt. Das Pionierprojekt geht auf eine Initiative der Künstlerin Iris Stephan zurück und stößt auf großes Interesse, Stadt und Projektteam Zanders sind mit an Bord. Vor dem Einzug der Künstler:innen gilt es aber noch einige nicht gerade niedrige Hürden zu beseitigen.

Kunst und Kultur nehmen immer weiter Raum auf Zanders ein. So hat die Künstlerin Iris Stephan seit Oktober 2022 ihr Atelier dort aufgeschlagen und zeigt aktuell erste Werke. Der Kulturpreis Bopp wurde auf Zanders vergeben. Hiroko Nakajima malte hier ein raumfüllendes Werk für ein Hochhaus in Tokyo. Und eine interaktive Faust-Inszenierung sorgte für hohen Publikumszuspruch.

Nun könnte es einen weiteren, großen Schritt vorangehen.

Das Werkstattgebäude F 260 an der Gleisharfe, dem aktuellen Standort von Stephans Atelier, soll künftig neun Ateliers beherbergen. Ein entsprechendes Konzept – Arbeitstitel Atelier-Etage – stellte der Stadtverband Kultur mit den Vorsitzenden Heribert Bergermann und Harald Mohr jetzt rund 20 interessierten Kreativen vor.

Das Werkstattgebäude F260 (auf dem Foto links unten) liegt zwischen dem Kraftwerk (unten) und der Kantine sowie den Verwaltungsgebäuden an der Gohrsmühle (links Mitte). Weiter links schließt sich die Gleisharfe (künftig: Gleispark) an, rechts die „Altstadt“ mit der Zentralwerkstatt, Museum, Kalandersaal und dem riesigen Innenhof. Foto: Stefan Krill / panotour360

Gemeinsames Ziel von Kultur und Verwaltung

Es basiert auf einem Entwurf von Iris Stephan. Den hatte die Künstlerin bereits während des Bürgerforums im Mai 2023 vorgestellt. Und er scheint in der Verwaltung auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein:

„Die „Projektgruppe Zanders-Areal“ hat sich mit dem Stadtverband Kultur und der Initiatorin Iris Stephan darauf verständigt, dass die Einrichtung und Inbetriebnahme von Atelierräumen auf einer Etage im Gebäude F 260 als gemeinsames Ziel in Angriff genommen wird“, heißt es im besten Verwaltungssprech in der vorgestellten Präsentation.

Die drei Akteure der Atelier-Etage Zanders

Wenn alles klappt, wird die Atelier-Etage eine Dreiecksbeziehung: Einerseites die Stadt, konkret die Projektgruppe Zanders mit dem Liegenschaftsmanagement, als Eigentümer des Zanders-Areal und künftiger Vertragspartner der Künstler:innen.

Hinzu kommt das Projektteam mit Stadtverband Kultur (Steuerungsfunktion) und der Künstlerin Iris Stephan (Koordination vor Ort).

Den dritten Part bilden die Künstler:innen, die künftig in der Atelier-Etage arbeiten.

Der Stadtverband soll dabei als Netzwerker zwischen Stadt und Kulturszene vermitteln und die Zwischennutzung koordinieren, so der Plan. Endgültig abgestimmt ist das Konzept indes noch nicht. Das Meinungsbild aus der Kulturszene soll helfen, das Projekt zu realisieren.

Der Stadtverband Kultur stellten die Pläne interessierten Künstler:innen im sogenannten Museum auf dem Zanders-Areal vor. Fotos: Thomas Merkenich

Knapp 20 Künstler:innen waren der Einladung des Stadtverbandes ins Museum auf Zanders gefolgt. Vorwiegend aus dem Genre Malerei, Installation, Fotografie, Bildhauerei. Der Arbeitskreis der Künstler (AdK) war zumindest offiziell nicht präsent, er hat eine Bleibe im Atelierhaus Grube Weiß gefunden.

Neun Ateliers, dritte Etage

Der Stadtverband skizziert die Eckdaten der Atelier-Etage:

  • Neun Ateliers (24 bis 68 Quadratmeter), Entfernung 300 Meter zur Pforte
  • Gemeinschaftsräume, Küchenräume, ein WC, Deckenhöhe 3 Meter
  • Zwei Treppenhäuser
  • Lastenaufzug
  • Industrieboden (PVC)
Atelierzuschnitte und Lager im Überblick, Quelle: Stadtverband Kultur

Viele Fragezeichen …

Klar wurde dabei auch, dass auch in diesem Gebäude die gesamte Infrastruktur ertüchtigt werden muss, sowohl Stromversorgung als auch Wasser und Abwasser, Heizung und Sanitär.

Diese sei mit dem Stop der Produktion von Zanders abgeschaltet worden und müsse wieder aktiviert werden, hieß es beim Stadtverband. Was zum Beispiel bei Frischwasser alleine aufgrund der Hygiene nicht trivial ist.

Der aktuelle Zustand der weitgehend leer geräumten Etage. Fotos: Thomas Merkenich

Der Zeithorizont, bis zu dem all dies erfolgen könne, ist nach Angaben des Stadtverbandes noch unklar. Ebenso wie die Kosten für die Nutzung der Ateliers und die Mindestnutzungsdauer – wobei auch kurzfristige Gastateliers denkbar seien. All dies sei noch nicht verhandelt, machte der Stadtverband deutlich.

Das provisorische Atelier von Iris Stephan vermittelt einen Eindruck, wie die Etage genutzt werden kann. Fotos: Thomas Merkenich

… und viele Interessent:innen

Klar ist indes, dass in den Ateliers kein Besucherverkehr von Interessenten oder Kursteilnehmern möglich ist. Dennoch strebe man in einem zweiten Schritt zumindest offene Ateliers an – Potential bietet das Areal in ausreichendem Maße, auch im Werkstattgebäude selbst.

Die vielen Fragezeichen schreckten die Künstler:innen nicht ab. Das Echo auf das Angebot fiel durchweg positiv aus. Größe, Zuschnitt, Lichtverhältnisse, aber sicher auch der rustikal-morbide Charme der Industriebrache scheint den Nerv der Kreativen zu treffen. Viele bewerteten zudem die zentrale Lage in der Stadt als Pluspunkt.

Foto: Thomas Merkenich

Wenngleich die Lage im dritten Stock des Gebäudes nicht einfach ist, so das Fazit einiger Künstler:innen. Es erschwere den Antransport von Material, großen Leinwänden, Werkzeug. Für eine Malerin mit angeschlossener Malschule ist der Ausschluss von Besuchen ein Hemmschuh. Fragen zur Versicherung oder Wegebeleuchtung auf dem Areal wurden angerissen.

Auch die Kosten spielen eine Rolle – ohne konkrete Zahlen kann man nur vage planen. Auch der Zeithorizont bis zum Bezug war ein Thema: Klar wurde nur, dass eine Nutzung noch in 2023 eher unwahrscheinlich ist.

Dennoch: Die Nachfrage ist da. Viele Künstler:innen arbeiten derzeit zuhause oder wollen das Atelier wechseln, da käme die Zwischennutzung auf Zanders gerade recht. Als Vorteil wird auch die gemeinsame Arbeit auf einer Etage gewertet, hier wurden bereits erste Ideen für eine gemeinsame Werkstatt oder Lager angedacht.

Kurz kommentiert

Knapp vier Monate nach der ersten Präsentation der Atelier-Etage folgen bereits weitere Schritte, obwohl die Verwaltung den Kreativen im Mai nur wenig Hoffnung machte. Die Denke scheint sich zu wandeln, weg von der Skepsis, hin zum „einfach mal machen“.

Eine Atelier-Etage: Mit wenig Aufwand kann hier vergleichsweise viel erreicht werden. Der Stadtverband Kultur fungiert als Scharnier zwischen Szene und Verwaltung, die dadurch enorm entlastet wird.

Und die Zwischennutzung des Areals hilft, noch mehr Erfahrungen mit Projekten auf Zanders zu sammeln. Eingedenk der dringenden notwendigen Unterstützung der Künster:innen und des kreativen Impulses, der von der Atelier-Etage ausgehen wird, ist das eine „win-win“-Situation. Holger Crump

Nächste Schritte

Der Stadtverband wird die offenen Fragen der Künstler:innen bündeln und mit der Projektgruppe Zanders besprechen. Als drängendste Punkt stehen Kosten und Zeithorizont der Ertüchtigungsmaßnahmen auf der Agenda, sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen.

Zuvor wird der Stadtverband Kultur jedoch noch eine weitere Info-Runde für Künstler:innen veranstalten. Interessenten sollten sich dazu zeitnah beim Stadtverband anmelden (Kontaktdaten auf der Webseite).

Entdecken Sie das Zanders-Areal aus der Luft

Ein Doppelklick öffnet und schließt die volle Ansicht, mit der besten Wirkung auf einem größeren Bildschirm, auf dem Handy im Querformat. Sie können über die blauen Punkte und die Navigation oben verschiedene Perspektiven ansteuern. Sie können die Ansicht drehen, Details heranzoomen. Hinter den roten Symbolen finden Sie Texte, historische und aktuelle Fotos. Manche Infos sind ein wenig versteckt. Gute Entdeckungsreise!

Weitere Beiträge zum Thema

Lade…

Something went wrong. Please refresh the page and/or try again.

ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.