Foto: Philipp J. Bösel

Erstmals spielt ein Mitglied des Jungen Ensembles alleine auf der Bühne des Theas Theaters: Juli Oessenich erzählt die Geschichte von zwei jungen Frauen – der ehrgeizigen Jurastudentin Sophie Scholl aus der heutigen Zeit und der Widerstandskämpferin Sophie Scholl, die 1943 von den Nazis hingerichtet wurde. Eine Neuproduktion im Rahmen des Jugendtheater-Festivals „Bewegt“. Eindrucksvoll und nachhaltiger als jede Geschichtsstunde der Welt

Mit der Premiere von „Name: Sophie Scholl“ steht am Freitag zum ersten Mal ein Mitglied des Jungen Ensembles (JE) im Theas Theater alleine auf der Bühne. Im Rahmen des Jugendtheater-Festivals „Bewegt“ präsentiert das langjährige JE-Mitglied Juli Oessenich den Monolog von Rike Reiniger und erzählt die Geschichten zweier Frauen mit dem Namen Sophie Scholl.

Die eine: Eine moderne Jurastudentin, die als Zeugin vor Gericht aussagen muss. Die andere: Die Widerstandskämpferin zur Zeit des Nationalsozialismus.

Foto: Philipp J. Bösel

Intime Atmosphäre

Auf der Bühne ist ein Schlafzimmer eingerichtet. Überall liegen mit Lernzetteln markierte Bücher herum, eine Pflanze schmückt den Hintergrund, die Atmosphäre ist sehr intim. Dieses fast schon unangenehme Gefühl, bei einem Fremden in der Wohnung zu stehen, vergeht allerdings in dem Moment, in dem Juli Oessenich die Bühne betritt und den Raum mit Leben füllt.

Als moderne Sophie Scholl erzählt sie dem Publikum von ihrem Studium, dem damit verbundenen Leistungsdruck, und der Bürde, einen so bekannten Namen zu tragen.

Völlig nahtlos entstehen dabei immer wieder Verbindungen zur historischen Sophie Scholl. Teilweise werden Parallelen gezogen, teilweise Unterschiede hervorgehoben. Aber eins ist klar: Langweilig wird es nie!

Aufführungstermine „Name: Sophie Scholl
Theas Theater
Jakobstraße 103, Bergisch Gladbach

Darstellerin: Juli Oessenich
Regie: Kristin Trosits

Premiere
Freitag 15. September, 20 Uhr

Weitere Termine
Sonntag 17. September, 15 Uhr
Donnerstag 21. September, 20 Uhr
Samstag 23. September, 15 Uhr

Eintritt 10 Euro / erm. 8 Euro, Tickets und weitere Infos zum Jugendtheater-Festival „Beweg““ auf den Webseiten des THEAS

Beide Geschichten packen einen als Zuschauer so sehr, dass man kaum merkt, wie fünfzig Minuten vergehen. Dass die Darstellerin erst 18 Jahre alt ist, würde man niemals denken. Ergreifend, ab und zu humorvoll und immer glaubwürdig bringt sie einem beide Figuren und deren Lebenssituationen nahe.

Nachhaltige Geschichtsstunde

Eindrucksvoll – und nachhaltiger als jede Geschichtsstunde der Welt es je könnte – schildert Juli Oessenich verschiedenste Szenen aus Sophie Scholls Leben. Die bekannten historischen Ereignisse sowie alltägliche Aspekte werden beleuchtet. Sie war schließlich trotz ihrer Rolle im Widerstand gegen die Nationalsozialisten im Kern nur eine junge Frau wie jede andere.

Aber auch die Erzählungen der modernen Figur gehen einem nahe, sind für die meisten wahrscheinlich etwas greifbarer und verfolgen ein spannendes Dilemma. Für keinen Augenblick vergisst man, dass sie die eigentliche Stimme des Monologs ist.

Man kann sich also auf einen mitreißenden Abend einstellen, der sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Insgesamt viermal wird das Stück am Theas Theater aufgeführt und es lohnt sich, zu kommen. Geeignet ab 12 Jahre.

Weitere Beiträge zum Thema

Lade…

Something went wrong. Please refresh the page and/or try again.

Ich bin Eva Birkemeier, 18 Jahre alt und seit 2018 leidenschaftlicher Theaterer im Jungen Ensemble des THEAS Theaters. Meine Freizeit habe ich schon immer mit kreativen Dingen - primär dem Schreiben - verbracht und im Jungen Ensemble habe ich einen Ort gefunden, an dem ich dieses Hobby mit anderen teilen...

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

2 Kommentare

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  1. Ein sehr guter, eindrucksvoller Beitrag. Auch besonders wichtig wegen der aktuellen Aiwanger-Diskussion und des heutigen Umgangs mit dem ungeheuerlichen Holocaust-Verbrechen. Von den verantwortlichen Generationen lebt kaum noch jemand. Dennoch bleibt für uns als Nachkommen immer die Mahnung und Auseinandersetzung sowie die Erinnerung, dass große Teile unseres (christlich geprägten) Volkes diese Schuld auf sich geladen haben: Durch Täterschaft oder Duldung.

    1. So wahr. Das Vergangene ist nicht vergangen, auch wenn AfD und sich genervt Fühlende unsere oft traurige Vergangenheit endgültig abräumen wollen. (Was Ihnen. NICHT gelingen wird) In-gl sei dank für die Berichterstattung und Eheleuten Bethe und anderen für Unterstützung der ErinnerungsKULTUR. Hoffentlich besuchen viele Schulklassen das Theaterstück (gerne in Schulen Werbung machen)

      In diesem Sinne allen Aufrechten trotzdem oder gerade deshalb einen angenehmen Herbst.