St. Nikolaus und der Emilienbrunnen an der Schlossstraße. Zwei Orte, die eng mit Emilie Schmitz verbunden sind. 

Emilie Schmitz ist vor 127 Jahren gestorben, aber in Bensberg noch immer präsent. Am bekanntesten ist der Emilien-Brunnen – der bei der Neugestaltung der Schlossstraße verschwinden soll. Willi Fritzen plädiert dafür, den Brunnen zu erhalten – und berichtet, wer Frau Schmitz war.

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Text: Willi Fritzen; Fotos: Archiv Willi Fritzen

Wenn ich hier von dieser im Jahre 1891 verstorbenen Bürgerin unserer Stadt, von Frau Emilie Schmitz, geb. Raab, berichte, dann geschieht dies in Form einer ehrenden Anerkennung.

Foto: Archiv Willi Fritzen

Wer war diese Frau? Sie wurde 1807 in Heinsberg (Selfkantkreis) geboren. Verheiratet war sie mit Carl Thomas Schmitz, der Rentmeister der Stadt Köln war. Dieser war 1790 geboren, im Dezember 1873 verstorben und sehr vermögend. Er war katholischen Glaubens, sie dagegen evangelischen Glaubens.

Auf Wunsch ihres Mannes, dies hatte sie ihm am Sterbebett versprochen, setzte sie sich zielstrebig für die Fertigstellung und Ausstattung der Katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus in Bensberg ein. 1883, als nur noch der Turm der neuerbauten Pfarrkirche der Vollendung bedurfte, stiftete sie 27 000 Mark damit die Kirche fertiggestellt werden konnte.

Weitere Gelder stiftete sie für die Anschaffung einer Glocke, ferner drei Chorfenster in der neuerrichteten Kirche sowie die Kreuzigungsgruppe an der Ostseite der Kirche.

Foto: Archiv Willi Fritzen

Auch in der Zivilgemeinde Bensbergs half sie ebenfalls mit beträchtlichen Geldsummen. So z.B. stiftete sie die schmiedeeiserne Einfriedung des Kriegerdenkmals.

Frau Schmitz wohnte in der luxeriös ausgestatteten Villa Weyerburg an der Overather Straße in Bensberg und galt im ganzen Ort als hoch angesehene Person.

Unter dem Vorsitz von Frau Emilie Schmitz wurde ein Verschönerungsverein gegründet, der sehr segensreich gearbeitet hat.

So gab es auch immer wieder Gründe, ihre Wohltätigkeit festlich zu begehen. Solche Dankesbekundungen wurden jedes Mal mit einem riesigen Volksfest mit Umzug und abends mit einem Fackelzug für die Spenderin gefeiert. Das Wohnhaus war mit Lichtern und Lampions geschmückt, zum Abschluss gab es ein abschließendes Feuerwerk.

Foto: Archiv Willi Fritzen

Als Vorsorge für ihren Sterbefall befand sich in ihrem Haus ein eigenes Sargzimmer mit einem kostbaren Sarg. Sogar Bahre, Seile, Handschuhe, Totenhemd etc. lagen bereit. Im Alter von 84 Jahren verstarb sie am 17. März 1891.

Archiv Willi Fritzen

Nach Versteigerung des Nachlasses wurde die Gemeinde Bensberg als Universalerbin eingesetzt. Das geerbte Vermögen wurde danach für wohltätige Zwecke eingesetzt und zur Linderung der Not verwendet, wozu aber vorher die Genehmigung seiner Majestät des Kaisers eingeholt werden musste.

Aus diesem Grund wurde die Emilienstiftung gegründet, die von Armenkuratoren verwaltet wurde. Dies ist in knappen Worten die Lebensbeschreibung einer Frau, die sich Bensberg zu ihrer Wahlheimat auserkoren hatte.

Zur ihrer Erinnerung wurde zwischen der früheren Volksschule vor dem Schloß und der Pfarrkirche ein kurzer Straßenabschnitt auf den Namen „Emilienweg” umbenannt.

Die früher noch unbebaute Anhöhe, wo heute das Kardinal- Schulte-Haus steht, bekam den Namen „Emilienhöhe”

Rechts neben der Auffahrt zum Schloß errichtete der Verschönerungsverein Bensberg die Brunnenanlage, die auch heute noch „Emilien Brunnen” genannt wird.

Foto: Archiv Willi Fritzen

Ansonsten ist die Erinnerung an diese Frau weitgehend verblasst. In einem engen Teilbereich auf dem Bensberger Bergfriedhof erinnern uns heute noch die Grabsteine an bekannte Zeitgenossen wie z.B. an den Friedensrichter Peter Josef Fischbach und auch an jene Frau Emilie Schmitz, denen Bensberg so viel zu verdanken hat.

Sehr viel mehr Texte und Fotos zu Bensbergs Geschichte finden Sie auf der Website von Willi Fritzen.

wurde 1935 im Herzen von Bensberg, auf der Schlossstraße geboren, dort führte er bis 1978 das elterliche Bäckereifachgeschäft; er war in der Pfarrjugend aktiv, war erster Vorsitzender der Grossen Bensberger KG und hat als Heimat- und Brauchtumforscher ein gewaltiges Archiv aufgebaut und zahlreiche...

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15 Kommentare

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  1. Vielleicht ist es bisher nur Wenigen aufgefallen, dass das den Brunnen umgebende „Gestein“ ein Teil eines fossilen Korallenriffs aus dem Devon ist. Es stammt also aus einer Zeit von vor 400 Millionen Jahren als Bensberg noch am Strand in der Nähe des Äquators lag. Schon deshalb sollte man noch ein paar Millionen Jahre mit dem Abriss warten. Vermutlich stammt das Material vom Quirlsberg oder von der Schlade

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schlade_(Bergisch_Gladbach)

    wo der neue Besitzer der Steinbrüche zunächst enttäuscht war, dass seine Steine zu bröselig zum Bauen waren. Als er dann aber erfuhr, um was es sich handelte, konnte er doch noch „Steine“ an interessierte Käufer liefern.

  2. Brunnen erhalten klares ja. Aber was hat das mit dem Restaurant Symposium zu tun? Nix. Was hier so Leute schreiben ist Grütze!
    Der Brunnen soll weg weil die Gestaltung zur Nikolauskirche hoch verändert werden soll! Rege mich auf über so Kokolores Kommentare, völlig deplatziert!

    1. Sehr geehrter Herr Siefen, auf welche Kommentare beziehen Sie sich? Wir haben alle durchgeschaut, das Restaurant Symposium taucht nicht auf. Daher erscheint Ihr Kommentar hier ein wenig deplatziert. Und im Tonfall unangemessen. Die Redaktion

  3. Ich war noch in dem Kindergarten an der ev. Kirche, bis die neue Post gebaut wurde. Damals entstand auch Kleinmanhattan. Innerhalb weniger Jahre kam der Bauboom auf und selbst ich als Kind fragte mich, ob hier nun ein Wettbewerb des schlechten Geschmacks hier stattfindet.
    Egal ob es an der Schlosstrasse , an der Kadettenstrasse am Schloss oder am Marktplatz – überall wurde alte erhaltenswerte Bausubstanz abgerissen, das selbst die Royal Airforce es mit Lancasterbombern nicht besser machen konnte.
    Bensberg konnte bis diesem Zeitpunkt mit z.B. Monschau konkurrieren.
    Jetzt wird auch noch das letzte Kleinod der Vergangenheit „entsorgt “
    Wie oft stand ich am Brunnen sei es als Treffpunkt , sei es zwischendurch um zu rätseln warum da überhaupt ein Brunnen ist- es war niemanden es wert, an die Stifterin zu erinnern. Bis jetzt wusste ich weder von der Geschichte des Brunnens, noch von seiner Stifterin.
    Zerstören wir auch noch den letzten Rest individuellen Geschichte unserer Stadt- möge der Wettbewerb beginnen.

  4. Ich erinnere an einen anderen Brunnen, der einfach wegreflektiert wurde oder einfach beseitigt ohne jede Reflektion, geschweige denn von Bürgerbeteiligung, der künstlerisch wertvolle Brunnen in der Gladbacher Fußgängerzone:

    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjL3eKD1szgAhXmwMQBHbXODukQFjAAegQIBxAB&url=https%3A%2F%2Fin-gl.de%2F2012%2F05%2F24%2Fein-brunnen-mehr-oder-weniger%2F&usg=AOvVaw0Fmu4DCbwshvASl1VYofVP

    Und ein anderer Brunnen seufzt seit Jahren ohne Wasser vor sich hin: der Brunnen im Bergischen Löwen, von Gottfried Böhm gestaltet, von „unserer“ Stadtverwaltung (und Rat?) vernachlässigt und missachtet. Gleichgültigkeit oder einfach Kulturbanausentum?

  5. Zitat aus der Homepage unseres Stadtplaners „Club L94:

    „Formal stehen unsere Entwürfe der jungen Moderne nah. Wir vermeiden es, die romantisierenden Landschaftsbilder vergangener Epochen unreflektiert zu übernehmen.“

    Der Elisienbrunnen wurde also schlicht wegreflektiert, unglaublich!

  6. Ich bin Gladbacherin und hab mit Bensberg nicht viel zu tun, aber ich schließe mich den Vorrednern hier an. Es werden zu schnell und viel zu viele, schöne Häuser, Brunnen, Statuen die einst zu Gedenken erbaut wurden, entfernt und fallen bauwütigen Architekten die nur noch quadratisch praktisch gut denken zum Opfer. Dabei lässt sich alles mit ein bisschen guten Willen, altes mit neuem verbinden. Ich halte euch die Däumchen das ihr euren Brunnen behalten dürft.

  7. Erst gestern ist mir klar geworden, dass es der Brunnen an der Kreuzung Schloßstraße ist, der verbannt werden soll. Kaum zu fassen. Ich habe keinen Bezug zu Bensberg, weil ich gebürtige Kölnerin bin und in meiner Wahlheimat Paffrath/ Hand lebe. Wenn ich nach Bensberg komme, ist das erste Schöne auf meinem Weg die Auffahrt zum Schloss mit dem Emilienbrunnen. Der Rest ist nur Einkaufsstraße mit Autoverkehr, also eher hässlich. Daran wird die Sanierung der Schloßstraße nicht viel ändern, im Gegenteiil: aus der Sanierung Fußgängerzone Stadtmitte und forum Park weiß ich: kälter, nüchterner, ungemütlicher, ungepflegter (Flecke auf den Betonplatten) und somit hässlicher wird es immer. Das ist ja gerade modern. Diesen Weg wird Bensberg wohl auch gehen. Wer einen historischen Brunnen wegen ein paar Gastromomieplätzen an einer Straße mit Autoverkehr opfert, der sollte keine Zentren mehr planen. Er plant an den Menschen vorbei. Aber: Man kann ja im Internet einkaufen und sich schöne Dinge mit Wert woanders anschauen…

  8. 10 Bürger sind für den Erhalt und 100.000 ist egal was mit dem Brunnen passiert. So würden es wohl die Gegner der Bürgerinitiativen gegen den FNP formulieren.

    Aber auch so ein historischer Brunnen hat seine Daseinsberechtigung.
    Daher lasst uns an unseren aktuellen Werten festhalten.

  9. Kann mich den Vorschreibern nur anschließen. Wo über den Sinn, besser Unsinn einer viel zu hohen Mauer bestimmt wird, sollte ein Zeichen für die Tradition stehen bleiben.

  10. 1. Interessanter Artikel. 2. In Bensberg wurde schon vieles, dass man heute für verhaltenswert halten würde, abgerissen. Also: LASST DEN BRUNNEN DORT WO ER IST und erhaltet ihn im Rahmen der neu gestalteten Schlossstraße!

  11. Vielen Dank an Herrn Fritzen für diesen informativen Beitrag!

    Ich bin in der Schloßstraße aufgewachsen und wohne seit über 20 Jahren in Köln, komme aber immer wieder nach „Hause“. Unser Elternhaus in der Schloßstraße steht leider nicht mehr.
    Der Besuch an dem Emilienbrunnen ist ein Stück Heimat für mich. Ich liebe seine Steine, die kleinen Gewächse, die sich dort angesiedelt haben, das ist ein Stück Kindheit und hat etwas sehr Tröstliches, ihn anzusehen! Ihn zu entfernen wäre Frevel.
    Wie schön kann man ein solches Stück Geschichte in etwas Neues einbinden! Ich kann mit der Meinung von Herrn Harro Bunke nur anschließen und darum bitten, dass der Brunnen erhalten bleibt! Es ist ein Teil Bensbergs!

  12. Ein überaus interessanter Beitrag über diese für Bensberg und ihre Bürger wohltätige Frau. Zu ihrer Erinnerung und fortwährenden Anerkennung und Dankbarkeit sollte bitte der Brunnen erhalten werden. Die Stadtplaner und Architekten sollten bitte den Brunnen verschönern und in das Konzept der Begegnung für die neue Schlossstraße angemessen einbinden. Es ist sehr wichtig, bei aller Neugestaltung auch das Gedenken an unsere Vorfahren zu bewahren und zu ehren!