Schon 2019 hatten Klimafreunde und Fridays for Future auf dem Marktplatz mobilisiert. Foto: Klaus Hansen

Extreme Wetterlagen haben sich in diesem Sommer auch im Rheinisch-Bergischen Kreis manifestiert, im Juli mussten die Menschen fassungslos und schockiert die schrecklichen Auswirkungen von extremem Starkregen erfahren. Gleichzeitig erschien der neue Bericht des Weltklimarats, der die katastrophalen Folgen eines ungebremsten Klimawandels aufzeigt. Wir alle müssen uns darauf einstellen – doch noch immer kann jeder einzelne zum Klimaschutz beitragen. 

Wohl kaum jemand in Westdeutschland hatte im Juli 2021 mit der erschreckenden Intensität der Starkregenereignisse und seinen brutalen Auswirkungen gerechnet. Auch einige Teile des RBK waren von Überflutungen betroffen. Ein solches Jahrhundertereignis lässt schockiert und hilflos zurück. Was ebenfalls bei vielen bleibt: Die Sorge, dass solche Extremwetterlagen aufgrund des Klimawandels nicht mehr nur Jahrhundertereignisse sind. 

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Der im August 2021 veröffentlichte erste Teil des 6. Sachstandberichts des IPCC zeigt leider wie real diese Sorge ist. Der IPCC umfasst aktuell 195 Mitgliedstaaten. In den Berichten des IPCC werden alle aktuell existierenden, validen wissenschaftlich Daten zusammengefasst und beschreiben so den momentanen wissenschaftlichen Konsens. Der im August erschienene Bericht befasst sich im Wesentlichen mit dem naturwissenschaftlichen Sachstand zum Klima(wandel).   

Aus Prognosen wird Realität

Was deutlich klar wird: Wissenschaftler haben in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder und genauer die Folgen der Erderwärmung prognostiziert, was unglücklicherweise aber größtenteils keine Taten folgen ließ. Nun sind wir wohl an dem Punkt angelangt, an dem die Prognosen anfangen einzutreffen und dies offenbar teilweise sogar früher als bisher angenommen.

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Die globale Erderwärmung beträgt aktuell bereits ca. 1°C. Die Erderwärmung unter 2°C zu begrenzen ist mittlerweile nur noch möglich, wenn ab spätestens 2050 mehr CO2aus der Atmosphäre entfernt als ausgestoßen wird. 

Mehr Hitzewellen, häufiger Starkregen

Direkte für uns spürbare Auswirkungen sind die ansteigenden Jahresdurchschnittstemperaturen mit weiter abnehmenden Schneemengen im Winter und heißeren Sommern. Hinzu kommt, wie eingangs genannt, die Zunahme an Extremwetterereignissen.

So werden, gemäß den aktuellen wissenschaftlichen Einschätzungen im Bericht des IPCC, extreme Hitzewellen, die früher 1-mal in 50 Jahren vorkamen, bei der aktuellen Erwärmung ca. 5-mal so häufig sein. Bei einer Erwärmung von 1,5 °C werden sie etwa 9-mal und bei 2 °C etwa 14-mal so häufig auftreten und bei 4 °C fast jährlich vorkommen.

In etwas geringerer Häufung werden Starkregenereignisse erwartet. Starkregen, die aktuell 1-mal in 10 Jahren auftreten werden ab 1,5 °C etwa 2-mal und ab 4 °C etwa 3-mal in 10 Jahren auftreten. 

Selbst wenn also indirekte Folgen auf uns durch globale Veränderungen und negativen Auswirkungen in anderen Teilen der Welt (Ressourcenknappheit, Unbewohnbarkeit mancher Erdregionen, etc.) nicht berücksichtigt sind zeigt sich: Selbst die direkten lokalen Veränderungen haben auch für uns im RBK nicht nur Einfluss auf die (Land/Forst)Wirtschaft, sondern auch auf die Gesundheit und den Lebensstandard jedes Einzelnen.

Klima schützen, Lebensgrundlagen anpassen

Was kann man tun? Als allererstes natürlich: Klimaschutz!

Die Zeit, den Klimawandel zu beeinflussen, schwindet mittlerweile leider jährlich und jedes Umdenken, jede eingesparte Tonne CO2 ist in dieser Lage wertvoll und hilfreich. Aber ganz aufhalten können wir die Erderwärmung nicht mehr, sie ist bereits da.

Ein weiterer, immer wichtigerer Aspekt ist somit die Anpassung. Und hier kommen gleichermaßen Politik, Wirtschaft aber auch jede einzelne Privatperson in Spiel. Wichtig sind dabei die Überlegungen unsere Umgebung und unsere Lebensgrundlage an die oben genannten Folgen anzupassen.

Auf lokaler Ebene hilfreich sind hierbei u.a. die bestehenden Hochwassergefahrenskarten für Bergisch Gladbach und das Fachinformationssystem Klimaanpassung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.

Zu hoffen ist, dass das integrierte Klimaschutzkonzept des RBK sowie das noch ausstehende Klimaschutzkonzept (inklusive Starkregen-Gefahrenkarten) für Bergisch Gladbach endlich mit Hochdruck umgesetzt werden. 

Klimaschutz ist keine Nebenaufgabe

Wie es aussieht werden also auch wir im RBK uns auf Veränderungen einstellen müssen, die vielleicht schon begonnen haben. Die Bekämpfung des Klimawandels und seiner Folgen kann nicht mehr nebenbei und ohne größere Anstrengungen vorangetrieben werden, auch wenn es manche (politische) Entscheidungsträger gerne so darstellen möchten. Aber handeln wir nicht, wird uns das noch viel teurer zu stehen kommen.

Und am Ende darf man nicht vergessen: Wenn an vielen kleinen Orten viele kleine Menschen viele kleine Dinge tun, können viele kleine Menschen Großes erreichen. 

Die „Klimafreunde Rhein-Berg“, 2019 als Bürgerinitiative ins Leben gerufen, sind seit 2021 ein gemeinnütziger Verein. Gemäß dem Grundsatz „Global denken – lokal handeln“ wollen die Mitglieder vor Ort möglichst viele Menschen für das drängende Thema Klimaschutz sensibilisieren und fürs...

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6 Kommentare

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  1. Rainer Dettmar, Eine tolle Idee die Sie da vorbringen. Aber Sie muten mir eigentlich etwas viel zu. Einmal wäre nicht mehr möglich da ich seit 2011 nur noch historischer Eigentümer bin und zum anderen, wo meine eigenen Enkelkinder nicht wohnen und spielen dürfen solle andere die Möglichkeit haben. Nein, das wäre zu viel des Guten. Aber Sie können versichert sein, das Wohl eines jeden Kindes liegt mir sehr am Herzen. Doch möchte ich mich ein bisschen an die Normalität halten.

  2. Lieber Herr Humbach, brauchen Sie wirklich Schutz vor der Natur? Bei jemandem, der einen farbenfrohen 2000-Quadratmeter-Wildpark sein Eigen nennt und offenbar viel Freude daraus zieht, verstehe ich das nicht ganz. Aber ich habe eine Idee: Machen Sie den Garten doch zum Kindergarten, indem Sie ihn zum Ausflugsziel für Großstadt-Kitas erklären. Das vertreibt a) das buddelnde Wild und verschafft b) der jungen Generation auch noch etwas Naturerfahrung, bevor das Klima kippt. Gut, oder?

  3. Liebe Frau Voller, im Nachgang zu meinem Schrieb vom 27.8.21 möchte ich Ihnen mitteilen, mein Tun für die Natur ist erweitert. Seid 8Tagen habe ich die Wildschweine im Garten, welche sich Genüssliches unterhalb der Grasnarbe suchen. Mittlerweile haben sie Bereiche in meinem Garten bereits umgegraben. Diese Nahrungssuche und die Behebung sowie Sicherung kosten mich eine Menge Geld. Da frage ich mich, wer schützt mich vor der Natur. Wenn auch Borstenvieh und Schweinespeck nicht mein idealer Lebenszweck ist, hätte ich sie schon in der Pfanne lieber. Ich wünsche Ihnen auch weiterhin fröhliches Schaffen bei der Sicherung des Planeten.
    Gruß Günther Humbach

  4. Liebe Frau Vollmer, natürlich können wir alle was tun und da bin ich dabei. Ich habe einen 2000 qm großen Garten mit Wildwuchsstreifen und Bienen freundlichen Blumen und sogar einen Winterunterschlupf für die Igel. Die Vogelwelt ist bei mir zu Hause mit Nistkästen und Futterkästen. Für habe ich gesorgt, nur für meine Tochter und meine Enkelkinder war mir das nicht möglich weil die Weltenretter dies verhindern. Sie müssen leider 600 km entfernt wohnen. Ich bin 85 und gehe nicht mehr gern aus dem Haus aber würde sie gern mit Ihren Mitstreiter hier begrüßen.

  5. Lieber Herr Humbach,
    ich gebe Ihnen vollkommen Recht, Herausforderungen wird es immer geben im Leben. Ich bin sicher die Klimafreunde lassen sich die Milch nicht sauer werden, sonst wäre es nicht so eine fröhlicher und engagierte Truppe!
    Ich denke aber im speziellen Fall Klimawandel haben wir die Chance zu handeln und müssen nicht stillhalten und abwarten welche Szenarien morgen auf uns zukommen. Wieso dann nicht anpacken und unsere Zukunft versuchen selbst zu gestalten?
    Damit wir auch morgen noch zusammen Kaffee mit süßer Milch trinken. Oder schon heute, dazu sind Sie immer herzlich gerne eingeladen bei der nächsten Veranstaltung oder am nächsten Stand der Klimafreunde. :)
    Viele Grüße
    Jennifer Vollmer

  6. Was die Experten alles so wissen und vorher sagen setzt mich in Verwunderung. Es ist ihr Job und sie leben ja auch davon. Keinesfalls will ich Klimaveränderungen abstreiten. Aber nichts auf diesem Planeten bleibt wie es ist und es ist richtig, wir müssen uns alle darauf einstellen. Aber das ändert sich auch nicht, wenn man auf die Menschen tag täglich mit Horror Szenarien belastet. Das nimmt ihnen nur die Lust am kraftvollen Leben und schadet jeder Nation. Mit 85 Jahren habe ich schon manchen Sturm überlebt und werde mich auch in Zukunft meiner Verantwortung stellen. Nicht ganz aber überwiegend habe ich die zuversichtlichen Worte von Heinz Schenk zu meinem Lebensinhalt gemacht.
    “ Darum lebt doch euer Leben,
    freut euch auf den nächsten Tag,
    wer weiß schon auf diesem Globus
    was der Morgen bringen mag.
    Freut euch an den kleinen Dingen
    nicht nur an Besitz und Geld.
    Es ist alles nur geliehen auf dieser schönen Welt.“
    Liebe Klimafreunde lasst Euch die Milch im Kaffee nicht sauer werden.