707 unserer Leserinnen und Leser zahlen freiwillig einen monatlichen Beitrag, um die Arbeit der Redaktion zu unterstützen. Damit ermöglichen sie es uns unter anderem, mit Holger Crump einen Kulturreporter zu beschäftigen, der die Kunst- und Kulturszene in Bergisch Gladbach immer wieder in aufwendigen Beiträgen vorstellt, ergänzt durch Fotos von Thomas Merkenich.
Sie sind noch nicht dabei? Unterstützen Sie uns mit einem freiwilligen Abo!
Seit einem halben Jahr ist Kantorin Joanna Lenk schon im Amt. Am Sonntag wird sie nun auch offiziell mit einer Messe als Musik-Chefin der evangelischen Kirchengemeinde Bergisch Gladbach eingeführt. Wir haben sie bei den Proben besucht. Und einen Einblick in die Arbeit der Kantorin gewonnen, die sich langfristig in der Stadt engagieren möchte.
Montagabend in der Gnadenkirche, Bezirk Stadtmitte. Die Quirl Singers haben sich in der Gnadenkirche versammelt. Draußen pfeift der Wind. Drinnen startet Kantorin Joanna Lenk die Probe mit ein paar Aufwärm- und Stimmübungen. Auf dem Plan stehen moderne Kirchenlieder.
Die sollen zum Gottesdienst am kommenden Sonntag aufgeführt werden. Bei der offiziellen Einführung der neuen Kantorin. Neben den Quirl Singers wird Kirchenmusikerin Joanna Lenk dann auch die Kantorei dirigieren, sowie das kleine Kammerorchester namens Concertino. Es steht also noch eine Reihe von Proben in dieser Woche an.

Den Chor im Griff
„Ihr müsst hell denken“, macht Joanna Lenk ihre Klangvorstellung deutlich. Wenn sie Passagen aus der Partitur vorsingt, füllt ihr wunderbarer Alt den Raum der ältesten evangelischen Kirche der Stadt. Vor sich hat sie ein elektrisches Klavier. Damit begleitet sie die Sänger:innen parallel.
Seit einem halben Jahr ist Joanna Lenk nun Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde Bergisch Gladbach, zuständig für alle vier Bezirke. Und hat rasch einen guten Draht zu ihren Laiensänger:innen aufgebaut.
„Gestatten, ich bin Joanna Lenk, Kirchenmusikerin“
Seit dem Spätsommer haben die Gnadenkirche, der Heilsbrunnen, die Kirche zum Frieden Gottes und die Heilig-Geist-Kirche eine neue Kantorin: Joanna Lenk hat die Nachfolge von Susanne Rohland-Stahlke angetreten. Hier stellt sie sich selbst vor – und lädt zum musizieren ein.
Die Stimmung ist gut, mit Humor werden muskalische Klippen genommen. Die Quirl Singers hören – im wahrsten Sinne des Wortes – auf Joanna Lenk. Die ihrerseits die Singstimmen gut im Griff hat.
Es ist ihre erste volle Stelle als Kantorin, und sie strahlt bereits eine selbstverständliche Autorität bei den Proben aus.





Viele Aufgaben
„Ich habe in Heidelberg Evangelische Kirchenmusik studiert“, erklärt sie. Das umfasste liturgisches Orgelspiel, Gesang, Chorleitung, aber auch theologische Aspekte. Da alles auf die evangelische Kirche ausgerichtet war, sei sie als Katholikin irgendwann zur evangelischen Kirche „gewechselt“.
Bergisch Gladbach sei ihre erste volle Stelle. Während der Pandemie habe sie lediglich eine Vertretung übernommen. Nun ist sie ein halbes Jahr hier im Bergischen. Der Start sei spannend verlaufen: Die Kirche befände sich im Umbruch, mit der Pensionierung von Pfarrer Thomas Werner erlebe sie eine personelle Neuausrichtung.
Sie scheint gut angekommen zu sein, geht offen auf Sänger:innen und Mitarbeiter:innen zu, hat ihren Platz gefunden. Und viele Aufgaben zu erledigen: „Begleitung der Gottesdienste und Schulgottesdienste in den Gemeinden, aber auch der Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten“, zählt sie auf.

Männerstimmen gesucht
Hinzu komme die Leitung der verschiedenen Ensembles: Die Chöre Quirl Singers und Kantorei sowie das kleine Kammerorchester Concertino. Ein Kinderchor sei im Aufbau. Ebenso wie Planung und Organisation von Konzerten und Chor-Events.
Wie alle Chöre leiden auch ihre Ensembles unter einem Mangel an Männerstimmen. Das wird an dem Probenabend der Quirl Singers deutlich. Zwei, drei Tenöre und ein Bass singen mit, der Rest verteilt sich auf Alt und Sopran.
Wer Lust am Singen hat, der möge sich gerne melden, so der herzliche Appell von Joanna Lenk. Die bei den Satzproben auch mal Bass oder Tenor mit intoniert, wenn Stimmen zu dünn werden. Sie ist eben eine Vollblutmusikerin.
Gemeinsam auf den Weg
Nun steht also ihre offizielle Einführung an. Am 5. Februar, um 15 Uhr: Gottesdienst in der Gnadenkirche, gehalten vom Vorsitzenden des Presbyteriums, Pfarrer Carsten Bierei. Sie würde gesegnet, auch die Fürbitten seien ihrer gedacht, berichtet die Kantorin. Ansonsten setze sie ein paar musikalische Schwerpunkte, die stets sehr Bescheiden wirkt und wenig Aufhebens um ihre Person macht.
„Gemeinsam auf den Weg“ lautet ein Titel, den sie mit den Quirl Singers aufführen wird. „Das verstehe ich schon als Sinnbild für unsere musikalische Arbeit hier in den Gemeinden“, so Lenk.
Mit dem Concertino wird sie zu Beginn und am Ende des Gottesdienstes Händels Orgelkonzert in Bb-Dur aufführen. Josef Rheinbergers „Preis und Anbetung“ sowie Matthias Nagels „Verleih uns Frieden gnädiglich“ stehen für geistliche Musik neueren Datums, vorgetragen von der Kantorei.
Gemeindeleben gestalten
Die Herausforderung dabei? „Das alle Sänger:innen und Musiker:innen am Sonntag da sind“, lacht Joanna Lenk. Das Dirigat von drei Ensembles während eines Gottesdienstes nimmt sie eher sportlich-gelassen. Gehört einfach dazu.

Sie hat Spaß an ihrem Job, und sie scheint gekommen zu sein um zu bleiben: Sie wolle hier sesshaft werden, sagt die gebürtige Darmstädterin. Und mit der Kirchenmusik ein Stück weit dazu beitragen, das Gemeindeleben auch bezirksübergreifend am Leben zu erhalten. Gerade in diesen schwierigen Zeiten, in denen sich die Kirche befinde.
Das betont sie nicht nur mit Blick auf die junge Generation an Christ:innen, zu denen sie gehört. Ihr sei es vielmehr auch ein Anliegen, Kinder und Jugendliche wieder an Musik heranzuführen. Hausmusik, so wie früher üblich, das finde in ihrer Wahrnehmung immer weniger statt.
Und dann nimmt sie sich das nächste Vokalstück mit den Quirl Singers vor.