Die Container-Unterkunft auf dem Carpark-Gelände wird weiter ausgebaut. Foto: Thomas Merkenich

De Gesamtzahl der Kriegsvertriebenen aus der Ukraine in Bergisch Gladbach ist zuletzt nicht weiter gestiegen, die Zahl der Flüchtlinge aus anderen Ländern leicht zurückgegangen – von einer Entwarnung kann jedoch keine Rede sein: Die Verwaltung und auch das Ehrenamt sind am Ende ihrer Kapazitäten angelangt.

Im Sozialausschuss hat die Stadtverwaltung am Donnerstag aktuelle Zahlen zur Versorgung der Flüchtlinge vorgelegt: Rund 1500 Ukrainer:innen sind zur Zeit in Bergisch Gladbach erfasst, das sind genauso viele wie im Februar und 330 mehr als vor einem Jahr. 15 Monate nach Russlands Angriff kommen jedoch immer noch Personen aus der Ukraine hier an, berichtete Brigitta Opiela (CDU), die sich für die ehrenamtliche Betreuung der Flüchtlinge engagiert und erneut auf die hohe Belastung der ehrenamtlich Engagierten hinwies.

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Vor allem der Nachzug von Männern und auch Großeltern sei stark, sagte Opiela. Unter den Bewohnern der Container-Unterkünfte in Lückerath sei zum Beispiel eine 97-jährige Frau.

Auch der Beigeordnete Ragnar Migenda konstatierte eine dauerhafte Herausforderung durch die Unterbringung der Flüchtlinge, die größer sei als in den Jahren 2015 und 2016. Der seit langem geforderte Runde Tisch mit den haupt- und ehrenamtlichen Helfer:innen solle in den nächsten Wochen stattfinden.

Den nackten Daten nach hat sich die Situation zuletzt etwas entspannt. Die Zahl der Flüchtlinge aus anderen Ländern als der Ukraine ist seit Februar von rund 700 auf jetzt 657 etwas zurückgegangen. Insgesamt kann die Stadt zur Zeit 1284 Personen unterbringen, tatsächlich sind es aktuell 1162 – vier Menschen mehr als im Februar.

Von den 1500 Ukrainer:innen leben 505 in städtischen Unterkünften, darunter nach wie vor 82 in den Hermann-Löns-Hallen, die eigentlich nur als Erstaufnahme geeignet sind. Zwei Drittel der Menschen aus der Ukrainer sind in Wohnungen untergekommen, oder wohnen immer noch in privaten Familien.

Etwas Entspannung verzeichnet die Stadt, weil sich die Sanierungen der RBS in der Märchensiedlung verzögere; die dort vorübergehend zur Verfügung gestellten Wohnungen können bis Ende 2024 genutzt werden, teilte die Verwaltung mit. Der Ausbau der Container-Unterkunft auf dem Carpark-Gelände in Lückerath auf 300 Plätze soll im Herbst abgeschlossen werden.

Von einer Entwarnung, das machte der Beigeordnete Migenda deutlich, könne überhaupt keine Rede sein. Nach wie vor tue die Stadt alles, um die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen oder gar Zelten zu verhindern, die weitere Entwicklung sei aber nicht absehbar. Grundsätzlich müsse sich die Stadt darauf einstellen, Unterbringungsmöglichkeiten dauerhaft vorzuhalten.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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15 Kommentare

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  1. Hallo zusammen, es braucht eine differenzierte und ehrliche Debatte über die Unterbringungskapazitäten und Integrationsmöglichkeiten von Kommunen.

    Unterbringung in Sammelunterkünften und Verpflegung ist das eine – eine langfristige Integration in eine Stadtgesellschaft und Teilhabe ist eine andere und beides sind Herausforderungen.

    Es ist meiner Meinung nach nicht verwerflich sich dahingehend zu äußern, dass Kommunen eine * Atempause * benötigen.
    Aus Sicht des Ehrenamtes ist eine Atempause dringend notwendig.

    Brigitta Opiela, Koordinatorin ehrenamtliche Flüchtlingshilfe Refrath/Frankenforst

  2. Wann setzen sich Rentner , auch mit Hilfe des Senjorenbüros für eine solidarische politische Aktion dafür ein, einen Betrag als Inflationsausgleich zu erhalten???!!!

  3. Warum denkt unser Beigeordneter nicht zuerst einmal an die Bürger seiner Stadt?
    Andere Gemeinden und Städte lehnen die Aufnahme so genannter Flüchtlinge ab. Es ist nicht im gesamten Gebiet der Ukraine Krieg, so wie es uns immer in allen Medien vorgestellt wird.
    Es gibt überall Regionen, in der Ukraine, wo man auch im eigenen Land unterkommen kann, wenn ma sein Land liebt. In vielen Fernsehberichten sieht man, wie das Leben z.B in Kiew ganz normal weitergeht.
    Es ist natürlich viel angenehmer bei uns unter zu kommen, wenn man seinen kompletten Lebensunterhalt hier finanziert bekommt.

      1. Für Sie ist es also wichtiger, das sich unser Beigeordneter für Stadtentwicklung für mehr Flüchtlingsunterkünfte einsetzt einsetzt, als für unsere Kinder (Es fehlen Kitas und Altenheime.) Alte Menschen werden aus ihren Heimen geworfen, etc. etc.
        Sorry, aber ich weiß nicht was an meiner Meinung widerlich ist?

      2. Sehr geehrter Herr Lamboy, mal abgesehen davon, dass Sie Kitas, Altersheime und Flüchtlingsunterkünfte gegeneinander ausspielen. Sie unterstellen tatsächlich, dass der Beigeordnete sich mehr für Flüchtlingsunterkünfte einsetzt als für die Versorgung der Kinder mit Kitas, Grundschulen und sonstiger städtischer Infrastruktur?

        Bitte belegen Sie diese Behauptung einigermaßen nachvollziehbar. Weitere Falschbehauptungen werden wir blockieren.

        Zudem: Für die Seniorenheime ist nicht die Stadt, sondern der Kreis zuständig.

      3. @ Bernd de Lamboy
        Wieviel Zeit seiner täglichen Arbeitszeit Herr Migenda prozentual für welches Projekt einsetzt, entzieht sich meiner Kenntnis und Ihrer sicherlich auch. Deswegen maße ich mir nicht an, ihn dahingehend zu belehren. Ich habe das Gefühl, oft genug wäre Herr Migenda gern zwei Personen, um allen Ansprüchen und Anforderungen an ihn gerecht zu werden.

        Widerlich finde ich vor allem Ihre Unterstellung, dass die Flüchtlinge aus der Ukraine hierher kommen, weil sie hier den kompletten „Lebensunterhalt finanziert“ bekommen. Der Parteivorsitzende der CDU nannte es „Sozialtourismus“.
        Diese Menschen wandern nicht aus, sie fliehen: vor Gewalt und Terror, vor Bombenangriffen und wahrscheinlich auch vor Hunger und Not. Es sind Menschen jeden Alters und jeden Geschlechts, die hier bei uns um Hilfe und Aufnahme bitten.
        Im Zuge unsere vielbeschworenen christlichen Tradition ist es unsere Pflicht, ihnen nach Kräften zu helfen.
        Dass diese Kräfte irgendwann erschöpft sind, ist mir auch klar. Die Hilfesuchenden abzuweisen und ihrem Schicksal zu überlassen ist aber m.E. keine Option.

    1. Kurzer Faktencheck und Einordnung:

      „Andere Gemeinden und Städte lehnen die Aufnahme so genannter Flüchtlinge ab.“
      In Deutschland sind alle Gemeinden und Städte verpflichtet, Flüchtlinge nach zwei Verteilerschlüsseln (Wohnsitzauflage und Flüchtlingsaufnahmegesetz) aufzunehmen.

      „Es ist nicht im gesamten Gebiet der Ukraine Krieg“
      Russland hat die gesamte Ukraine angegriffen, mit dem erklärten Ziel, das Land als Nation zu zerstören. Dazu greift Russland Städte, Infrastruktur und zivile Ziele mit Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern nahezu in der gesamten Ukraine an, auch in Kiew.

      „Es ist natürlich viel angenehmer bei uns unter zu kommen, wenn man seinen kompletten Lebensunterhalt hier finanziert bekommt.“
      Flüchtlinge mit einem anerkannten Status und auch die Menschen aus der Ukraine haben Anspruch auf Hartz IV und die üblichen Familienleistungen. Ein Teil der Menschen arbeitet bereits, andere würden es gerne, wenn die Sprachkenntnisse ausreichen und es eine Kinderbetreuung gibt.

      „In vielen Fernsehberichten sieht man, wie das Leben z.B in Kiew ganz normal weitergeht.“
      Die Ukrainer:innen tun ihr Möglichstes, um auch im Krieg den Mut nicht zu verlieren. Dutzende Berichte seriöser Medien aus Kiew und anderen Städten machen deutlich, welches Leid sich hinter dieser Fassade verbirgt. Einfach mal „Alltag in Kiew“ googeln. Oder mit den Schüler:innen aus Butscha reden, die gerade zu Besuch in Bergisch Gladbach sind.

      1. Ich bewundere Ihre Geduld und Sachlichkeit. Aber bitte, ziehen Sie doch ein Blockieren in Erwähnung. Der Nutzer ist inzwischen so oft zu verschiedenen Themen rassistisch aufgetreten, er hat außer seinem Hass nichts beizutragen.

      2. Sie haben absolut Recht. Wenn jemand wiederholt bei ganz unterschiedlichen Themen nur „aber die Ausländer“ kommentiert und sich mehrfach zu einer rassistischen Partei bekannt hat, muss das auch als Rassismus bezeichnet werden, damit der Begriff nicht verwässert wird.

    2. „wie das Leben z.B in Kiew ganz normal weitergeht“ – Wenn Sie häufigen nächtlichen Fliegeralarm, stundenlanges Ausharren in Bunkern, Schäden an Häusern durch Trümmer abgeschossener Raketen, ständige Sorge vor weiteren Angriffen etc. als ganz normles Leben ansehen, dann wissen Sie ja vermutlich schon, wohin Sie Ihr nächster Urlaub führen könnte.

    3. Ich finde das darf man ruhig so stehen lassen, vielleicht mit dem Kontext der früheren Parteiaktivität (CDU). Es ist ja durchaus von Relevanz, dass solche Gesichter wie der lamboy vor nicht allzu langer Zeit noch hier aktiv im Stadtrat beschäftigt waren.