Der neue Smart City Index des Branchenverbands Bitkom bestätigt den allmählichen Aufwärtstrend der Stadt Bergisch Gladbach im Bereich DigitalisierungIm aktuellen Ranking steigt die Stadt weitere zwei Plätze auf. Sie hat jedoch auch mit Verschlechterungen in zwei der fünf Bewertungskategorien zu kämpfen. Allerdings bildet der Bitkom-Index die tatsächlichen Fortschritte der Stadt nur unzureichend ab.

Mit dem Smart City Index weist der IT-Verband Bitkom jedes Jahr aus, wo die 81 deutschen Großstädte in Sachen Digitalisierung stehen. In den Jahren 2020 und 2021 hatte Bergisch Gladbach in diesem wichtigen Ranking jeweils den vorletzten Platz belegt, erst 2022 gab es zum ersten Mal eine überaus positive Entwicklung: mit einem Sprung hatte sich Bergisch Gladbach um 14 Positionen verbessert. In diesem Jahr konnte die Stadt weitere zwei Plätze gutmachen und steht jetzt auf Rang 64.

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Hinweis der Redaktion: Den gesamten Smart City Index finden Sie hier.

Der Index setzt sich aus 37 Indikatoren und insgesamt 157 Parametern zusammen. Dabei werden von der Social Media Präsenz der Stadt bis hin zur Parksituation sehr viele Bereiche beachtet. Bergisch Gladbach erreicht jetzt 52 der maximal 100 möglichen Punkte. Platz eins nimmt München mit 84,5 ein, Köln liegt mit 83,2 auf Platz drei.

Bergisch Gladbach verzeichnet in einigen Bereichen deutliche Zugewinne. In der Kategorie IT und Kommunikation klettert die Stadt um 29 auf jetzt 49,1 Indexpunkte. Im Bereich Energie und Umwelt (71 von 100 Punkte) kommt Bergisch Gladbach sogar unter die Top 10 aller deutschen Großstädte. Lediglich bei der Ladeinfrastruktur liegt die Stadt mit 3,5 Punkten sehr weit zurück.

Neben diesen positiven Ergebnissen gibt es aber auch Schattenseiten. Bei Bildung / Gesellschaft hat sich Bergisch Gladbach kaum verändert, in den Kategorien Mobilität und Verwaltung sind die Indexwerte deutlich gesunken.

Bereiche20222023Veränderung
Indexwert47,952,0+4,1
Verwaltung63,156,1-7,0
Energie Umwelt67,471,0+4,6
IT+Kommunikation20,149,1+29,0
Mobilität48,743,1-5,6
Gesellschaft und Bildung40,440,8+0,4

Null Punkte bei den Sozialen Medien?

Bei ihren internen Prozessen schreibt Bitkom der Verwaltung Bergisch Gladbachs ein Minus von 41,7 Punkten gegenüber dem Vorjahr in die Bilanz. Bei der Bewertung der Social Media-Präsenz erhält die Stadt in diesem Jahr sogar nur Null Punkte.

Das heißt jedoch nicht, dass die Stadtverwaltung in diesen Bereichen tatsächlich zurückgefallen ist, sagt Bergisch Gladbachs Digitalisierungsbeauftrageter Marcel Böttcher auf Nachfrage. Die Ursache der Verschlechterung seien dagegen eine ungünstige Darstellungsweise des Indexes und die strengen Bitkom-Standards bei der Punktevergabe.

Marcel Böttcher, Digitalisierungsbeauftragter der Stadt Bergisch Gladbach

Tatsächlich stellt der Index ein relatives Bewertungsschema dar, das sich immer nach den Ergebnissen der anderen Städte richtet, erläutert Bitkom-Projektleiter Felix Lange die Funktionsweise des Smart City Index.

Beispiel Parken: nichts verändert und dennoch schlechter

Lange bestätigt, das Bergisch Gladbachs absolut gesehen im Vergleich zum Vorjahr keineswegs schlechter geworden ist. Da sich andere Städte jedoch noch schneller bewegt hatten fiel Bergisch Gladbach in den genannten Bereichen im Index zurück. Zum Beispiel verlor die Stadt im Bereich Mobilität beim Thema Parken 30 Punkte.

Dabei ist Bergisch Gladbach im Vergleich zu 2022 nicht weniger modern geworden, das Ergebnis im Index fällt aber durch das Nachrüsten andere Städte beim Handyparken. Um sich in dieser Kategorie zu verbessern müsste Bergisch Gladbach eine elektronische Erfassung freier Parkplätze einführen – was so schnell nicht zu leisten ist.

Defizite bei der Barrierefreiheit

Dieser Mechanismus ist auch dafür verantwortlich, dass die Stadt bei den internen Prozessen und bei den Sozialen Medien zurückgefallen ist, hat aber einen sachlichen Hintergrund. So sei der behördenübergreifende Einsatz von eAkte und eines Dokumenten Management System (DMS) mittlerweile Standard geworden, während Bergisch Gladbach diese nach wie vor nur in einzelnen Behörden einsetzte, sagt Bitkom-Experte Lange.

In den Sozialen Medien sei Bergisch Gladbach zwar auf Facebook und Instagram sehr aktiv, aber nicht (wie einige andere Städte) auf YouTube und X/Twitter. Zudem sei die Barrierefreiheit der Stadtwebsite verbesserungswürdig.

Nur ein Indikator für die Bildung

Zum ersten Mal taucht auch die Bildung im Smart City Index auf, allerdings nur mit einem einzigen Indikatoren in der Kategorie „Gesellschaft und Bildung“. Hier wurde gefragt, ob die Städte ein „Digitalisierungskonzept Schule“ haben und umsetzen, dabei erreichte Bergisch Gladbach 60 von 100 Punkten – und kommt damit auf Platz 65.

In der ganzen Kategorie landet die Stadt auf einem schlechten fünftletzten Platz – aber eben nur deshalb, weil dabei u.a. auch gewertet wurde, ob die Stadt über eine Digitalszene (0 Punkte) oder FabLabs/Coworking (3,1 Punkte) verfügt. Für die Fortschritte bei der Digitalisierung der Schulen ist der Bitkom-Index damit nicht aussagefähig.

Im Ergebnis steigt Bergisch Gladbach daher in diesem Jahr „nur“ um 4,1 auf 52,0 Punkte – und damit vom Idealwert 100 weit entfernt. Der Digitalisierungsbeauftragte Böttcher ist jedoch optimistisch, im nächsten Jahr den Aufwärtstrend fortsetzen zu können.

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6 Kommentare

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  1. Auf X/Twitter präsent zu sein, gibt Pluspunkte. Im Ernst? Wer immer noch dort ist, ist für mich nicht mehr ernstnehmbar, hat für mich jede Glaubwürdigkeit verloren!

  2. Ich verstehe dieses ewige Gemeckere nicht. Was kann denn bitte die Stadtverwaltung und die Politik dafür, das Schüler lieber in maroden und viel zu kleinen Schulen ohne WLAN mit ständigen Unterrichtsausfall unterrichtet werden wollen? Dann wären sie ja nach Schulabschluss womöglich vernünftig gebildet und würden möglicherweise als Fachkräfte unser aller Zukunft sichern können. Ein geradezu absurder Gedanke.

    Oder wenn die Menschen lieber ständig mit dem Auto fahren wollen nur weil es keine Radinfrastruktur gibt? Dann würde die Stadt ja ihre Klimaziele erreichen. Ein geradezu verwegener Gedanke.

    Und beim Thema Energie sind die Planungen für städtische Photovoltaikanlagen und Versorgung mit Fernwärme hoffentlich nicht über die Kinderschuhe hinausgekommen, nicht das es doch noch eine Perspektive für Immobilienbesitzer gibt, Gas- und Ölfrei zu werden.

    Womöglich plant sogar die Stadtverwaltung ihren Digitalisierungsprozess „weiter“ zu beschleunigen. Furchtbarer Gedanke, womöglich wird diese Stadt dann sogar lebenswert und am Ende zieht sie Fachkräfte an, die in der Industrie so sehr fehlen – oder gar die unbesetzten Stellen in der Verwaltung mit kompetenten Personal besetzen.

    Wie soll dann bitte das Neanderthalern weitergeführt werden? Ein wirklich unmöglicher Gedanke …

    1. „Und beim Thema Energie sind die Planungen für städtische Photovoltaikanlagen und Versorgung mit Fernwärme hoffentlich nicht über die Kinderschuhe hinausgekommen, nicht das es doch noch eine Perspektive für Immobilienbesitzer gibt, Gas- und Ölfrei zu werden.“ – Verstehe ich nicht. Gerade Immobilienbesitzer haben es doch jederzeit selbst in der Hand, gas- und ölfrei zu werden. Dafür ist es piepegal, was die Stadt veranstaltet.

      „Oder wenn die Menschen lieber ständig mit dem Auto fahren wollen nur weil es keine Radinfrastruktur gibt?“ – Ebenfalls schwer verständlich. Die Menschen fahren lieber mit dem Auto, ganz gleich ob es eine dezidierte Radinfrastruktur gibt oder nicht. Das dient nur als bequemes Argument, um die eigenen Vorlieben zu verteidigen.

  3. Bergisch Gladbach belegt beim Bereich Bildung deutschlandweit Platz 77 von 81. Zuletzt war ein sehr treffender Artikel online zum Thema „Kreidezeit“ am Beispiel des Gymnasiums Herkenrath. Es ist schlicht schockierend. Wie kann Bildung und die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen einer (Groß-)Stadt nur so wenig Wert sein?!

    1. Interessanterweise steht eine Bergisch Gladbacher Schule beim Deutschen Schulpreis bundesweit auf dem zweiten Platz:
      https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/muelheim-bergisch-gladbach-schulpreis-100.html
      Offenbar hängen solche Rankings sehr stark von den Interessen und Kriterien derjenigen ab, die sie aufstellen. Der Erfolg bei der Erfüllung des Bildungsauftrags scheint jedenfalls nicht zwingend mit dem Grad der Digitalisierung zusammenzuhängen (die ja ohnehin kein Selbstzweck sein kann).

      Übrigens haben Sie die Quelle nur unzureichend wiedergegeben: Es ist nicht der Bereich „Bildung“, sondern der Bereich „Gesellschaft und Bildung“, der noch von etlichen weiteren Kriterien wie z.B. „Lokaler Handel und Start-up-Hubs“ definiert wird. Beim Kriterium „Digitalisierungskonzept Schule“ liegt Bergisch Gladbach mit 60 von 100 Punkten im guten Mittelfeld.

    2. Das ist nicht korrekt. Bergisch Gladbach belegt im Bereich Bildung und Gesellschaft den 77 Rang, dabei ging die Bildung nur mit einem Indikator, die „Gesellschaft“ dagegen mit sechs Indikatoren ein. Wobei Bitkom unter „Gesellschaft“ so etwas wie Digitalszene und FabLabs versteht, die GL nicht aufbieten kann. Für den Bereich Schule ist der Smart City Index daher nicht aussagefähig. Wie haben den Text um diesen Aspekt noch einmal ergänzt.