Seit 30 Jahren kann man in der Villa Zanders nicht nur Kunst anschauen, sondern auch für Zuhause ausleihen. Die Artothek macht es möglich. Sie ist im Laufe der Jahre zu einer Sammlung von 2.000 Originalwerken mit 500 Künstler:innen angewachsen. Die Ausleihe funktioniert so einfach wie in einer Bibliothek. Und bietet große Kunst für kleines Geld.

Mit 30 Jahren ist ein Kunstwerk noch vergleichsweise jung. Für die Artothek sind 30 Jahre indes eine lange Zeit. Und ein Grund zu feiern. Schon seit drei Jahrzehnten bietet die Einrichtung des Galerie + Schloss e.V. Kunst zum Mitnehmen an. Organisieren emsige Ehrenamtler:innen die Ausleihe von Originalen für jedermann.

„Los ging es 1993 mit einer Sammlung von 200 Blättern, einer Dauerleihgabe des Kunstmuseums“, erklärt Wolfgang Vomm, Gründungsdirektor des Hauses. Gemeinsam mit dem Anfang 2021 verstorbenen Kunsterzieher Klaus Altmann hatte Vomm seinerzeit die Idee, in der kurz zuvor gegründeten Städtischen Galerie ein Museum-to-go einzurichten. Kunst auf Zeit für die eigenen vier Wände zu verleihen.

„Die Gründung unserer Artothek geschah damals gegen den Trend“, so Vomm, „erste Artotheken in Deutschland machten wegen leerer Kassen bereits wieder dicht.“ Vom Erfolg ihrer Idee waren sie dann doch überrascht, die Nachfrage sei enorm gewesen.

Und so musste die Artothek kurz nach dem Start aus den Räumen unter dem Dach bereits ins zweite Obergeschoss umziehen. Hier grenzt die Artothek seither gut sichtbar an die Ausstellungsräume des Kunstmuseums an.

2.000 Originale

Aus den zu Beginn 200 Blättern sind mittlerweile 2.000 Werke von über 500 Künstler:innen geworden. Immer Originale, teils Unikate, keine Reproduktionen. Kunst von Bernd und Hilla Becher, Nan Goldin, Martin Kippenberger und vielen mehr.

Aber auch Arbeiten lokal ansässiger Künstler wie Michael Wittassek, Martin Rosswog oder Georg Dittrich sind zu haben. Rund 200 Kund:innen aus Köln, dem Bergischen und dem Oberbergischen leihen fleißig aus.

Der Ausbau des Bestands erfolgt auf verschiedenen Wegen: „Viele Arbeiten erhalten wir über Schenkungen oder über den Verein Griffelkunst, der Grafikeditionen vertreibt“, so Vomm, zudem würden die Einnahmen aus dem Verleihgeschäft in Ankäufe reinvestiert.

Mitarbeiter:innen der Artothek präsentieren einige der Werke. Foto: Thomas Merkenich

Keine Deko

Ellen Altmann ergänzt: „Rund 20 bis 30 Arbeiten finden so jährlich den Weg in den Bestand.“ Gemeinsam mit dem Team trifft die Leiterin der Artothek die Auswahl bei den Ankäufen. Wolfgang Vomm berate bei Bedarf.

„Schwerpunkt ist Kunst aus dem Nachkriegsdeutschland“, unterstreicht dieser. „Werke, die für bestimmte Strömungen maßgeblich sind oder Entwicklungen aufzeigen.“ Damit unterscheidee sich der Bestand auch vom Sammlungsschwerpunkt „Kunst aus Papier“ der Villa Zanders.

Die Auswahl für die Artothek erfolge nicht nach Gefälligkeit, es seien auch Arbeiten dabei die mitunter nicht allzu oft ausgeliehen würden, so Vomm. „Deko können sich die Menschen selbst kaufen.“

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Artothek in der Villa Zanders: Museum to go für alle!

Die Artothek in der Villa Zanders bietet Art-to-take: Hier kann jeder Originalwerke berühmter Künstler:innen ausleihen und sie an die eigenen vier Wände hängen. Das ganze funktioniert wie eine Bibliothek für Kunst, und wird von Privatleuten wie Unternehmen oder Arztpraxen genutzt. Die Auswahl an Kunstwerken gehört zu den umfassendsten Angeboten in deutschen Artotheken überhaupt.

Die klare, auf Qualität fokussierte Linie scheint sich auszuzahlen. Nach Einschätzung von Kunsthistoriker Vomm gehöre die Artothek in Bergisch Gladbach zu den größten und aktivsten Artotheken in Deutschland. Und erhalte ob ihrer Qualität immer wieder Anfragen von Künstlern, die gerne ein Werk für den Bestand beisteuern wollen.

Am Puls der Kunst

Die Kund:innen der Artothek würden den direkten Kontakt mit dem Original sehr schätzen, kämen so mit aktuellen Ausstellungen im Haus in Berührung. Dies sei einer der Beweggründe für viele, Kunst auf Zeit auszuleihen. Das Zuhause ändere sich jedesmal, wenn ein neues Bild an die Wand gehängt werde, schildern die Mitarbeiter einstimmig.

So leihen Sie ein Bild aus der Artothek aus

Kontakt mit Kunst und Künstlern, steter Austausch, Einblick in Ausstellungen vor Ort und überregional – das schätzen auch die 20 Ehrenamtler:innen, welche die Artothek betreiben.

Wie Edith Witte und Ursula Köchling, die als Mitarbeiterinnen der ersten Stunde seit 30 Jahren dabei sind. „Ich hatte zuvor schon in der Artothek Köln Kunstwerke ausgeliehen“, erzählt Witte. Als Bekannte der Familie Altmann sei sie dann, so wie die Familie Köchling, beim Start dabei gewesen.

Artothek in der Villa Zanders
eine Einrichtung des Galerie+Schloss e.V.
Ausleihe: Donnerstag 16 bis 19 Uhr
Kontakt: 02202 14 25 27
Leihgebühr: 8,- Euro (8 Wochen), 10,- Euro (12 Wochen), 26,- Euro (24 Wochen)
Aufnahmegebühr: 10,- Euro

Mehr Infos und Liste der Künstler:innen auf den Webseiten der Villa Zanders
Gutscheine für testweises Ausleihen auch ohne Mitgliedschaft bei der Artothek verfügbar (Kunstwerke sind bei Ausleihe versichert)

Nachwuchs gesucht

Und sie sind geblieben. „Exkursionen zu Ausstellungen oder der Art Cologne machen die Arbeit immer wieder spannend“, ergänzt Ursula Köchling, deren Mann die Artothek für kurze Zeit von 2021 bis zu seinem Tod Anfang 2022 geleitet hatte.

Und sie würden sich über Nachwuchs freuen, gibt das Team mit auf den Weg. Interessenten könnten sich vor Ort in der Artothek melden.

Nach einer kurzen Einarbeitung würde man dann rund einmal pro Monat in der Artothek im Kunstmuseum Villa Zanders arbeiten – dürfen!

ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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1 Kommentar

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  1. Herzlichen Glückwunsch für diese großartige Leistung die Sie mit viel Herzblut und dem Engagement Ihrer Ehrenamtlichen Helfer-innen geschafft haben. Die allerbesten Wünsche für die weitere Zukunft. Liebe Grüße Gerd Mertens