Die Wiege dreier Weltreligionen (Jerusalem) liegt von Beit Jala aus gesehen hinter einer acht Meter hohen Mauer mit Wachtürmen. Und diese Mauer ist den palästinensischen Häusern direkt vor die Nase gebaut worden.

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Bethlehem hier, Jerusalem dahinter

Während wir dank unseres deutschen Reisepasses den Checkpoint (der sehr an DDR-Zeiten erinnert) rasch hinter uns lassen können, wird der Palästinenser vor uns gründlichst untersucht – inklusive Fingerabdrücke, Ausweiskontrolle und langem Palaver.
In Jerusalem besuchen wir zunächst das Auguste Victoria Zentrum. Hier hat Kaiser Wilhelm die Himmelfahrt-Kirche gespendet und sogar eine sechs Tonnen schwere Glocke von Deutschland nach Jaffa schiffen lassen.

Florin Wal (grüner Pulli) erklärt auf dem Turm die Stadtviertel Jerusalems.

Das ging schnell, nur der anschließende Transport zur Kirche nicht, da es keine Straßen gab, erklärt uns Florin Wal. Der 19-Jährige macht gerade ein soziales Jahr in Bethlehem und erzählt uns auch von einer Schießerei, die gerade einmal eine Woche her ist. Florin zeigt uns vom Turm aus auch ein Grundstück neben der Kirche: Hier habe der Besitzer an einen Jordanier verkauft, der wiederum mit viel Gewinn an einen Israeli und während der Jordanier sich mit dem Geld nach Amerika verschwunden sei, entstehe nun auf dem Gelände eine weitere jüdische Siedlung (auf palästinensischem Gebiet).
In der Kirche wird versucht, Israelis und Palästinenser zusammen zu bringen, aber es gelingen nur winzige Fortschritte: ein Konzert, bei dem beide Gruppen unter den Zuhörern sind etwa. Für eine echte Begegnung haben beide Seiten zu viel Angst.
Vom Ölberg aus wandern wir dann hinab zu der Stelle, an der Jesus weinte, weil er Bethlehem sah und wusste, was auf ihn zukommt. Weiter gehts zum Garten Gethsemane, in dem sich eine Gruppe Südkoreaner unter den Olivenbäumen tummelt. Und schließlich durch das Löwentor zur Via Dolorosa. An der Klagemauer trauern die

Die Klagemauer am Sabbat.

Juden um den verlorenen Tempel (das Stück, an dem die Männer klagen, ist dreimal so groß wie das Stück Klagemauer für Frauen und Kinder); wenig weiter verweigert uns ein Muslim, Fotos von seinem Heiligtum, dem Felsendom zu machen. Und die Grabeskirche ist voller Menschen, die singen, beten, Kerzen anzünden. Auf dem Stein, auf dem angeblich der tote Jesus einbalsamiert wurde, knien Menschen: Sie verteilen ihre Anziehsachen, weil sie glauben, dass diese dadurch gesegnet werden.
Was Jesus wohl dazu gesagt hätte? Hat er nicht gesagt, wir sollten ihn nicht auf Erden suchen?

Doro Dietsch, Ratsmitglied in Bergisch Gladbach, arbeitet in Düsseldorf im Landtag. Werner Schmitz-Dietsch, Verleger (Stadtmagazin Franzz) und Mitbetreiber des Bürgerportals "iGL". Gemeinsam haben sie drei Töchter.

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