Walter Jansen (2.v.l.) und Uli Dörr (r.) mit Teilnehmern der Vernissage

Die Galerie Schröder und Dörr zeigt eine umfassende Werksschau des bergischen Künstlers Walter Jansen, eine Präsentation von Arbeitsprozessen mit Skizzen, Studien und Originalen. Darunter ungewöhnliche Auftragsarbeiten für Kirchen und Gemeinden der Region.

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Text: Antje Schlenker-Kortum
Fotos: Helga Niekammer

Uli Dörr, einer der beiden Galeristen der kleinen Galerie Schröder und Dörr in Refrath, erzählt hingerissen von dieser breiten, erstmaligen Gesamt-Werks-Schau. Walter Jansen hat zahlreiche Auftragsarbeiten für evangelische und katholische Kirchen und für den öffentlichen Raum angefertigt. Einige Ausstellungsstücke konnten teilweise sogar im Original aus den Kirchen ausgeliehen werden.

Die meisten Plastiken seien jedoch fest installiert oder zu groß und zu schwer, um sie in diesen Räumen zu zeigen, erklärt Uli Dörr. Daher habe man Fotos von den Bronzen und eben große Fahnen von den raumgreifenden Werken anfertigen lassen, die hier nun ganz luftig zwischen den Wänden schweben. Eine moderne, dennoch museale Präsentation, die den gewohnten Blick auf kirchliche Stücke für das besondere Handwerk und für künstlerische Intentionen öffnet.

Katalog und Werkschau wurde von Jansens Kindern initiiert. „Du verbrachtest jede freie Minute in der Werkstatt, aber wir wissen nicht, welche Arbeiten dort entstanden sind (…) wo sich diese heute befinden.”

In familiärer Stimmung signiert Walter Jansen seinen Katalog für Künstler- und Lehrerkollegen sowie für Freunde und Ausstellungsbesucher.

Am Anfang war der Strich

Walter Jansen hat unzählige Zeichnungen, zwei- und dreidimensionale Studien angefertigt, bevor er die Skulpturen in Holz oder Bronze ausgestaltete, eigentlich ganz funktionale Vorarbeiten eines Bildhauers.

Uli Dörr ist leidenschaftlicher Kunstliebhaber und beflissener Kunstkenner. Klar, seien für ihn als Galeristen gerade die Zeichnungen und Studien spannend, weil sie verschiedenste Arbeitsprozesse sichtbar machen, die sonst im verborgenen der Werkstatt passieren.

„Du mußt mit den Augen stehlen” Als Lehrer lehrte er und lernte er Techniken, wie beispielsweise die des Gießens von Karnevalsplaketten.

Gerade diese unveröffentlichten Studien, die im Privatbesitz des Künstlers sind, eignen sich hervorragend, seinen einzigartigen, künstlerischen Stil zu dokumentieren. Walter Jansen ist gelernter Tischler, er war lange Zeit Lehrer und Schulleiter. Seine autodidaktische Arbeitsweise sei schlicht einzigartig, betont Dörr. Im Gespräch mit Gästen erklärte er am Beispiel der Karnevalsplaketten, wie sich Jansen Techniken angeeignet und zum eigenen Stil ausgefeilt hat.

Eine weitere Besonderheit sei, dass Jansen stets individuelle Konzepte für den Bestimmunsort ausgearbeitet hat, wie beispielsweise das Wegekreuz, das eben auch Motorradfahrer zeigt und das lange umstritten war.

Jansen hat dem Wegekreuz in Odenthal Motoradfahrer hinzugefügt. In der Bikerszene ist Odenthal bekannt für seine kurvigen Strecken, aber auch für seine schweren Unfälle.

Die Laudatorin und Journalistin Karin M. Erdtmann konstatiert: „Eine Gemeinsamkeit seiner Arbeiten ist die Nähe zum Menschen, die die Werke sehen oder benutzen. Ob ein Objekt Gewicht bekommt, ist für ihn keine Frage von Größe oder Material, sondern einzig und allein der Wertschätzung, die es im jeweiligen Umfeld erfährt.“

Später erklärt Jansen, wie er das Suchtkreuz für eine Therapieeinrichtung der Caritas konzipiert hat.  „Die Klapptafeln können von den Menschen in alle Richtungen auf- und zugeklappt werden und damit ein ganz individuelles, kontemplatives Bild erzeugen”.

Die Tafeln des „Suchtkreuzes” zeigen religiöse und weltliche Themen. Man erkennt deutlich Fixierbesteck, Geld, Schnaps oder eben ein weltliches Leben mit Sucht.

In ihrer Rede betont Erdtmann die gläubige Haltung des Künstlers. „Jansen fühlt sich einer Religion für den Alltag verpflichtet, einer Gottesnähe im wahrsten Sinn des Wortes mit der man fühlen, leiden und lachen kann, und die auch Menschen einbezieht, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mitten in der Gesellschaft stehen.“ Auch sein Sohn Christoph Ahlborn bestätigt, Jansen selbst sehe sich als Künstler als Verbindungsglied zwischen den kirchlichen und weltlichen Belangen.

Christoph Ahlborn bestätigt, dass es gerade die menschliche Einstellung, der Bezug zur Lebenswirklichkeit sei, die Jansen seinen Kindern mitgegeben habe „Mit den Menschen und für die Menschen zu arbeiten“ Sein Bruder sei Lehrer geworden und er selbst sei Leiter einer Institution für psychisch kranke Jugendliche.

Für Jansen ist Holz in jederlei Hinsicht sinnlich, wenn er sagt „Hölzer haben eine wunderbare Farbigkeit. Die reicht von weiß über beige, den Gelb- und Rottönen, mit breiter Skala in den Braunnuancen bis hin zum tiefen Schwarz des Ebenholzes“. Mit dieser Argumentation konnte der Künstler seine Auftraggeber mehrmals überzeugen, eine gänzlich unbemalte Skulptur zu fertigen.

Der Heilige Markus aus der Markuskapelle in Odenthal lauscht nun in der Galerie. Jansen wollte der Kapelle, dem „kontemplativen Ort, einen Aufforderungscharackter geben. Hier sollst du still werden und in dich hineinhorchen”

Für die Markuskapelle in Odenthal, im Auftrag von Alfons Dohmes schuf er den Heiligen Markus, den Lauscher als eine „dreidimensionale Intarsie“ aus verschiedenen Naturhölzern. Der Heilige Markus war der Begleiter des Petrus, er verschriftlichte zuhörend dessen Verkündigung in einem Evangelium.

Eigens für diese Ausstellung wurde der Heilige sprichwörtlich aus seiner kleinen Nische, einem freigelegten Mauerdurchbruch, geholt, um ihn im Kunstraum neben der Arbeitsstudie zu platzieren.

Auch der Odenthaler Palmesel wurde von Jansen in langer Detailarbeit aus neun Naturhölzern zusammengebaut. Die lebensgroße Skulptur hatte Pastor Msgn. K. Anders 2007 anlässlich der Jahresausstellung in Auftrag gegeben.

Der originale, lebesgroße Palmesel steht in der Kirsche St. Engelbert in Voiswinkel und ist in der Ausstellung präsent als Foto (rechts hängend, gerahmt), davor eine kleine Studie in Bronze (auf dem Sockel)

Die Intention des Pastor Anders war es, den Palmesel nach bayrischen Vorbild am Palmsonntag auf dem Prozessionszug durchs Dorf zu ziehen, um den Einzug Jesus in Jerusalem eindrücklich zu predigen. “Die Skulpturengruppe im festlichen Rahmen einer Prozession vermag mehr zu bewegen, als ich mit vielen Predigtworten. Sie bleibt als Ritual positiv im Erlebnisspeicher, vor allem der Kinder.“

Geschichtenerzähler und Lehrer Jansen erinnert sich, damit habe der Pastor ihn schließlich überzeugt, den Großauftrag anzunehmen.

Zur Vernissage am Samstag waren wieder viele Künstler im Publikum, die sich angeregt über Jansens Strichführung und seine beeindruckende Lebensart, gelebter künstlerischer Freiheit unterhielten.

Auch die Arbeit von Walter Jansen als Lehrer und Schulleiter gehört zu seinem künstlerischen Schaffen und Wirken. Anwesende Lehrer fanden auf dieser Ausstellung sicher viele Inputs, wie man kreativ gegen ganz weltliche Probleme wie Vandalismus vorgehen kann. Eine fotografische Dokumentation zeigt Jansens Fassadengestaltung mit Schülern seiner Schule. Jeder Schüler durfte sich mit seiner Fliese im Unterricht beschäftigen und sich abschließend am Schulgebäude verewigen.

Eine kluge Idee gegen Vandalismus und für Identifikation, ganz nach dem Motto “Lehren, nicht belehren.” Jansens Schüler durften ihr Schulgebäude künstlerisch mitgestalten.

Ob Lehrer, Schüler, Gemeindemitglied, Künstler oder Kunstliebhaber, ein Besuch der Ausstellung ist in jeden Falle lehr- und erkenntnisreich. Die Ausstellung ist bis zum 3. Mai geöffnet und veranstaltet am 14. April, 15:30 Uhr ein Künstlergespräch.

Walter Jansen
Skulpturen & Projekte
Vom Handwerker zum Künstler, vom Fertiger zum Förderer

Katalog

Die Ausstellung begleitet „Walter Jansen Wegemarken”, eine Künstlerbiografie, mit einer Einführung von Karin M. Erdtmann, fotografiert und gestaltet von Elke Ratter.

Wegemarken bündelt Walter Jansens Aktivitäten auf dem Feld der bildenden Kunst. Wegemarken beschreibt seinen Weg zum Tischler, zum Pädagogen, zum Metallbildner und Galeristen.

Künstlergespräch
Aus der Werkstatt – Berichte und Anekdoten
am Sonntag, dem 14. April, 15:30 Uhr

Finissage
Am Anfang steht ein Strich
am Freitag, dem 3. Mai, 19:00 Uhr

Galerie Schröder und Dörr
Wingertsheide 59
51427 Bergisch Gladbach-Refrath
Tel.: 02204 64170
e-mail: schroeder-doerr@netcologne.de

Öffnungszeiten:
Di-Fr: 14-18.30 Uhr
Sa: 11-14 Uhr

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