Der Milchbornbach ist ein weiterer „kleiner Bruder der Strunde“, den Engelbert M. Müller in seiner Serie vorstellt. Erneut ist das Aufspüren der Quelle nicht einfach, und auch beim richtigen Namen für diesen Bach gibt es Zweifel. Dafür wartet die Wanderung entlang des Bachs, von Bensberg nach Refrath, mit vielen historischen Stätten und grünen Oasen inmitten dieser dicht besiedelten Stadtteile auf. Eine Fotoreportage.

Es bestehen Zweifel, wie man sie nennen soll, die Bäche, von denen in dieser Geschichte die Rede ist. Denn der Milchbornbach mündet in den längeren Saaler Mühlenbach. Also müsste der weitere Verlauf eigentlich Saaler Mühlenbach heißen. Trotzdem hat sich im Volksmund der Name Milchbornbach durchgesetzt.

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So zweifelhaft der Name, so zweifelhaft ist auch die Quelle. Ich habe lange nach dem Ursprung des Milchbornbachs gesucht. Schließlich fand ich so etwas wie einen Quellteich unterhalb des Moitzfelder Friedhofs, in einem Ausläufer der Hardt nordöstlich von Bensberg.

Foto: Screenshot openstreetmap.de

Die Landschaft hinter dem Quellteich hat einen recht urigen Charakter. Es ist möglich, aber nicht ganz leicht, von hier auf schmalen Pfaden zum Kadettenweiher zu gelangen.

Der Kadettenweiher wurde im 19. Jahrhundert angelegt, damit die preußischen Kadetten aus der Kadettenanstalt im Bensberger Schloss darin baden konnten. Also ein historischer Ort besonderer Art.

Das Foto oben zeigt allerdings den Milchbornweiher, da der kleinere Kadettenweiher – ganz in der Nähe – mittlerweile wieder der Natur anheimgegeben wird. Das heißt, er verlandet und ist kaum noch zu sehen.

In 10 Minuten gelangt man auf einem südlichen Abstecher vom Milchbornweiher zu den Spuren des vorgeschichtlichen Ringwalls Erdenburg.

So muss man sich die Fluchtburg etwa 100 Jahre vor unserer Zeitrechnung vorstellen.

Zurück am Kadettenweiher geht es durch den schönen hochstämmigen Wald talabwärts, bis zur Brücke kurz vor dem Freibad Milchborntal. Man erlebt es in ruhiger, erholsamer Lage, nicht weit vom Bensberger Schloss.

Auf der Suche nach der Quelle des Saaler Mühlenbachs war ich vorher auf diesen ungewöhnlichen Blick auf das Bensberger Schloss gestoßen.

Vom Schwimmbad aus kann der historisch Interessierte einen Abstecher zum französischen Friedhof mitten im Lerbacher Wald unternehmen. Dort liegen in Massengräbern die Lazarettbewohner der Truppen von Napoleon. Sie waren vor allem an Typhus gestorben.

Gleich nebenan findet man die Massengräber der Gegner, österreichische Truppen, ebenfalls meist an Typhus verstorben. Sie liegen auf dem sogenannten Kaiserlichen oder österreichischen Friedhof.

Der österreichische Friedhof
Der französische Friedhof

Wie wandern weiter entlang des Milchbornbachs, der die Gladbacher Straße unterquert und in einem schmalen Grünstreifen zwischen Lückerath und Oberlückerath entlangfließt.

Foto: Screenshot openstreetmap.de. Sie können die Karte mit einem Doppelklick groß stellen.

Und genau hier, wo er ein Stück weit unter der Straße Alt Lückerath verrohrt ist, taucht die neue Bezeichnung auf der Karte auf: „Saaler Mühlenbach“. Der schlängelt sich durch die Grünanlage Am Pützchen, unterquert Saaler Straße, die Straßenbahntrasse und den Parkplatz an der Eissporthalle – und fließt in einen See.

Der heißt eigentlich Bensberger See, wird aber in der Regel Saaler Mühlensee genannt.

An schönen Tagen stellt er so etwas wie eine Promenade für die Bevölkerung dar und bietet wunderbare Ausblicke, Sportmöglichkeiten und einen großen Spielplatz.

An den See grenzt das Mediterana-Bad mit seiner eigenwilligen Architektur.

Neben der Stelle, wo die zahlreichen Gänse und Enten gefüttert werden, ahnt man den Einlauf des Mühlenbachs in den See.

Den genauen Verlauf des Bachs, die Kanalisierungsmaßnahmen und ihre Folgen kann man auf der städtischen Seite des Abwasserwerks mit dem Titel „Ein virtueller Bachspaziergang“ einsehen. Dort ist auch von den „Auswirkungen des Sees …“ und einer „enormen Algenfracht“ die Rede, so „dass das Wasser grün gefärbt ist“.

Ökologisch scheint der – künstliche – malerische und beliebte See also durchaus zweifelhaft zu sein. Anschließend heißt es aber „Hinter dem Saaler Mühlensee fließt der Bach wieder recht naturnah und teilweise stark mäandrierend durch einen Wald.“

Und so ist es tatsächlich in dem hochstämmigen Wald hinter dem Ausfluss aus dem See.

Wenn man durch diesen Wald weiter Richtung Refrath wandert, gelangt man in das Reich des Refrather Bürgervereins und seines langjährigen Vorsitzenden Hans Peter Müller.

Foto: Screenshot openstreetmap.de. Sie können die Karte mit einem Doppelklick groß stellen.

Sie haben die Öffentlichkeit durch Tafeln, Rundwege und Artikel im Bürgerportal und im Stadt-Anzeiger schon ausführlich und fundiert über die Saaler Mühle, die Motte Kippekausen und andere Refrather historische Orte informiert, zum Beispiel über den Kahnweiher, dessen Bedeutung mir neu war, über das Haus Steinbreche und über die Alte Kirche St. Johann Baptist.

Hans Peter Müllers Berichte „Reise durch Refraths Historie: Die Saaler Mühle“ und „Installation rückt Motte Kippekausen wieder ins rechte Licht“ sollte man unbedingt lesen. In „Vier Wege, um Refrath kennenzulernen“ werden die historischen Wanderwege durch Refrath vorgestellt, die der Bürgerverein erstellt hat. Ich erlaube mir hier trotzdem, in einigen Fotos diese reizvollen Wanderziele zu zeigen.

Die ausgegrabenen Überreste der Motte Kippekausen, einer frühmittelalterlichen Burganlage auf einer Insel. So wird sie auf einer Tafel des Bürgervereins dargestellt, aus der man auch weitere Informationen entnehmen kann.

Der Kahnweiher mitten im Herzen von Refrath entstand aus einem Steinbruch, der zum Bau des Bensberger Schlosses diente.

Nach diesen Abstechern folgen wir wieder dem Saaler Mühlenbach, der direkt hinter der Dolmanstaße in den Kahnweiher fließt.

Jan Wellem war mit den Arbeiten des Steinmetzen Goudhairs so zufrieden, dass er ihm ein Grundstück in der Nähe der Steinbrüche schenkte. Darauf baute dieser Haus Steinbreche.

In der Nähe, wieder im Zentrum von Refrath zwischen Altem und neuen Traßweg, befindet sich der wirklich zauberhafte Zaubersee. Er entstand ebenfalls aus einem Steinbruch für das Bensberger Schloss. Im Gegensatz zum Kahnweiher wird er aber nicht vom Saaler Mühlenbach durchflossen, sondern liegt etwas nördlich.

Foto: Screenshot openstreetmap.de. Sie können die Karte mit einem Doppelklick groß stellen.

Auch im weiteren Verlauf des Saaler Mühlenbachs trifft man immer mal wieder auf schöne, naturnahe Strecken.

Bis er schließlich in der Nähe der Straße Im Letsch bzw. Hüttenfeld von der Oberfläche verschwindet und unterirdisch in den Frankenforster Bach mündet, nach immerhin 7,2 Kilometern.

Was man als Ortsfremder auf keinen Fall versäumen sollte, ist ein Besuch der Alten Refrather Kirche St. Johann Baptist, die gerade liebevoll restauriert wird.

Die Kirche ist wohl die älteste Kirche im Rechtsrheinischen weit und breit. Bedeutsam ist sie auch wegen der Fresken im Chorraum. Wenn Sie das Glück haben, eine Führung durch Hans Peter Müller zu bekommen, erfahren Sie neben vielen anderen interessanten Einzelheiten auch, warum die Kirche nicht, wie vielfach üblich, Taufkirche genannt werden sollte.

Ans Ende dieses Berichts möchte ich ein Foto des außerordentlichen romanischen Taufsteins stellen, der heute in der Bensberger Kirche St. Nikolaus steht, aber ursprünglich hier aus Alt St. Johann Baptist kommt. Warum er sich nicht mehr hier befindet, würden Sie ebenfalls bei einer Führung erfahren.

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ist pensionierter Lehrer, Mitglied von Wort und Kunst, Verfasser von "Der letzte Lehrer"

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7 Kommentare

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  1. Eine gekonnte feine Arbeit mit passenden Fotos, die mir allerdings teilweise bekannt vorkommen. Ich war selbst im Begriff, Sommerwanderungen entlang der
    Bäche anzubieten (Saaler Mühlenbach, Flehbach)
    Für mich hieß der Saaler Mühlenbach als Kind auch Milchborntalsbach. Bis 1861 war er im Bereich „Letsch-Hüttenstraße“ Pfarrgrenze zu St. Laurentius in Berg. Gladbach und hieß Gronauer Bach. Früher konnte man den Zusammenfluss mit dem Frankenforster Bach unter der Brücke „In der Auen“ sehen. Die Straße endete dort, die „Hüttenstraße“ (heute „Hüttenfeld“) bog ab. Erst Anfang der sechziger Jahre wurde „In der Auen“ bis ins „Beningsfeld“ verlängert worden. Der Frankenforster Bach wurde Vürfelser Bach genannt. Er kreuzt das „Vürfels“ noch heute. Vermutlich stand an dieser Bachkreuzung das älteste Gut im „Vürfels“. Ab dem Zusammenfluss hieß der Bach Brücker Bach und trieb die Refrather Mühle an. Am heutigen Bachgeländer informiert eines unserer Schilder darüber, und die neue Straße „Am Brücker Bach“ erinnert daran.

  2. Vielen Dank für die Infos!

    Historische Fotos vom Milchborntal mit Erläuterungen (Gaststätten, Gewässer, Sportanlagen etc.) siehe: willi-fritzen-bensberg.de und dort unter Menüpunkt „Historie 7“. Unter Menüpunkt „Bensberger See“ gibt es auch Fotos vom ehem. Saaler Gutshof mit Mühle.

    Siehe Landkarte „Milchborntal“: Ab der nordöstlichen Ecke des Freibadgeländes ein kurzes Stück weiter nach Nordosten liegt wenig nördlich des Weges die durch Mauerwerk gesicherte Rösche (Entwässerungsrinne) in einem Stollenmundloch der Grube Idria (1738-1896, Quecksilberabbau). Diese Stelle ist in Landkarten als „Quelle“ markiert, hier tritt heute noch Grubenwasser aus und fließt geradewegs in den Milchbornbach (Saaler Mühlenbach). Das Grubenfeld Idria am Nordhang des Milchborntals ist seit 1998 ein Bodendenkmal.Foto der Rösche siehe Wikipedia/Grube Idria. Die dort genannten Koordinaten (50° 58′ 16.1“ N, 7° 9′ 28.2“ O) geben nicht die Position der Rösche an, sondern einen Punkt weit nordwestlich des Freibadgeländes.

    Siehe Landkarte „Kippekausen/Refrath und Bensberger See“: In Mitte der Strecke des Saalermühlenwegs, zwischen Südzipfel des Bensberger Sees und Ottostraße in Kippekausen, liegt eine Schutzhütte an einer Wegekreuzung. Südwestlich bei der Hütte steht ein alter Gedenkstein für Förster Peter Lindlar (1849-1889), der hier während der Ausführung seines Berufes von Wilddieben erschossen wurde.

    Förster Lindlar war Mitarbeiter der Bergwerks- und Hüttengesellschaft Berzelius. Diese Firma betrieb damals die Bensberg Gladbacher Zinkhütte und war Eigentümer des Waldes zwischen Refrath und Frankenforst. Die kinderreiche Familie Lindlar wohnte in einem Fachwerkhäuschen am Neuborner Weiher. Hinweis: Obige Landkarte zeigt die Schutzhütte, aber nicht den Lindlarstein (andere Zoom-Stufe nötig). Siehe auch: kuladig.de „Gedenkstein für Förster Lindlar im Saaler Mühlenwald“. Foto: refrath-online.de „Historischer Rundwanderweg durch Refrath“.

    Übrigends: Im Neuborner Weiher entspringt der Hassel(s)bach, der nach Westen den Golfplatz und die Schluchter Heide (Feuerlöschteich) durchquert und an der Straße Thielenbrucher Hof südwestlich der Gierather Mühle in die Strunde mündet.

  3. Zum Milchbornbach/Saalermühlenbach habe ich das ELWAS Informationssystem zu Rate gezogen. Der Saalermühlenbach entspringt demnach ca. 600 m südöstlich der Quelle des Milchbornbachs und ungefähr 50 m westlich des Hauses 5a am Platzer Höhenweg in Moitzfeld. Nordöstlich des Waldstadions Milchborntal fließt der Milchbornbach in den Saalermühlenbach der heute bis zur Einmündung in den Frankenforstbach auch so heißt.

    Auf einer, mir vorliegenden Verkehrskarte der Stadt Bensberg, hieß der Saalermühlenbach 1957, ab dem Austritt aus dem Kahnweiher inRefrath bis zur Einmündung in den Frankenforstbach, Gronauerbach, danach beide Bäche zusammen Vürfelser Bach.

  4. Ein sehr guter Beitrag mit wunderschönen Fotos. Man bekommt sofort Lust auf eine Wanderung. Danke!

  5. Vielen Dank für diesen schönen Bericht über den Milchbornsbach. Dieser Bach begleitet mich seit meiner Kindheit und ist bis heute wichtigstes Ziel unserer Wanderungen von der Quelle bis Kippekausen.
    Eine kleine Ergänzung darf ich anfügen: der Lauf des Baches wurde früher häufiger zu unserer großen Freude unterbrochen, als er nahezu komplett in ein offenes Sandfilterbecken umgeleitet wurde, um dann vom Sediment gereinigt, in das von der Familie Michels geführte und von Jupp überwachte Schwimmbecken geleitet zu werden. So war er sicherlich von all unseren Bächen der einzige, in der uns schon früh Bade- und damit die eigentlichen Sommerfreuden bot.

  6. Wieder ein sehr schöner und informativer Beitrag! Dafür herzlichen Dank!

  7. Danke für den sehr interessanten Artikel !

    Gruß aus dem Süden von GL.