Im dritten Anlauf soll es gelingen: Maik Außendorf will für die Grünen in den Bundestag. Er kämpft als Direktkandidat um den Wahlkreis Rhein-Berg, im Web und auf der Straße. Er und sein Team wollen vor allem beim Thema Klima punkten. Und sehen den Staat statt den Markt in der Verantwortung. Wir haben den Kandidaten im Wahlkampf bis an die Haustür begleitet.

Text: Holger Crump. Fotos: Thomas Merkenich

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Die Grünen und ihr Spitzenkandidat Maik Außendorf treten im Team auf. Auch an diesem Sonntag auf dem Konrad-Adenauer-Platz, bei strömendem Regen. Fast wie bestellt prasselt das Wasser auf das Zeltdach, um an ein Topthema dieses Wahlkampfs zu erinnern.

Für Außendorf steht eine Podiumsdiskussion mit dem NRW-Landesvorsitzenden Felix Banaszak und der Europaabgeordneten Alexandra Geese auf dem Programm. Das Format bietet Gelegenheit für Statements sowie Fragen der Wähler:innen, vor allem rund um den Klimaschutz.

Doch zuvor lobt Außendorf sein eigenes Team. „Vor allem die Leiterin der Geschäftsstelle ist eine talentierte Wahlkampf-Managerin und bündelt die Energie des Ortsvereins.“ Außendorf macht klar: Die Mannschaft ist der Star.

Aber er will nach Berlin, ebenso wie Felix Banaszak. Und das macht Außendorf auf ziemlich vielen Kanälen deutlich. Mit wöchentlichen Online-Debatten und Insta-Live-Sessions will er Debatten vorantreiben.

Der digitale Wahlkampf geht dem Team leicht von der Hand. Kein Wunder: Als Geschäftsführer zweier IT-Firmen liegt Außendorf die Welt der Bits und Bytes besonders nahe. Digitalpolitik gehört neben nachhaltiger Wirtschaft zu seinen Kernthemen.

DNA der Partei

Aktuell ruht der operative Job in der Firma, Außendorfs Fokus liegt auf dem Wahlkampf. Und den bestreitet er nicht nur digital sondern auch analog, so wie an diesem Sonntagmorgen. Trotz Regen hat die Partei einige Anhänger mobilisiert. Es gibt Kaffee, Tee, Käsebrötchen, man ist unter sich. Das mutet fast schon wie das Treffen eines vegetarischen SPD-Ortsvereins an.

Dabei waren die Grünen doch mal Protestpartei? „Wir sind eine etablierte Partei, aber immer noch den Protestbewegungen verbunden“, stellt Außendorf klar. „Wir engagieren uns bei Fridays for Future, im Hambacher Forst.“ Verbindungen zu den neuen sozialen Bewegungen gehörten zur DNA der Partei. Da gebe es personelle Schnittmengen.

Und die werden deutlich. Handelt es sich bei anderen Parteien im Gespräch mit Passanten oft um Individualinteressen, kommen beim Wahlkampf der Grünen globalere Themen zur Sprache. Das Publikum scheint engagiert und informiert.

Die Podiumsdiskussion läuft. Thematisch ist man schnell beim Klimaschutz. Was will Außendorf konkret tun? „Ein zentrales Thema ist die Mobilität. Bergisch Gladbach belegt im Ranking des ADFC den vorletzten Platz bei den fahrradfreundlichen Städten, und hat zugleich eine der größten Dichten an PKWs“, der Verkehr belaste entsprechend das Klima.

Chancen der Bundespolitik

Er verweist auf Erfolge im Bergisch Gladbacher Stadtrat, wo er noch zur grünen Doppelspitze gehört. Erste Erfolge habe man dort zum Beispiel mit der Öffnung von Einbahnstraßen für Fahrräder gefeiert.

Aber was kann er konkret im Bundestag für Kommunen tun? Außendorf nennt als Beispiel die Senkung der Regelgeschwindigkeit von 50 auf 30 km/h. Das schone das Klima und sorge für mehr Sicherheit in den Städten.

Massive Kritik am Mitbewerber CDU kommt vom grünen Landesvorsitzenden Felix Banaszak. Neben dem Corona-Management kritisiert dieser vor allem die Klimapolitik von Armin Laschet:

„Eine Klimakatstrophe ist sehr wohl ein Tag, an dem man die Politik ändern muss“, wandelt er ein Zitat des christdemokratischen Kanzlerkandidaten ab. Und moniert: „Bei den Zielen hat sich die CDU radikalisiert, aber sie bremst bei den Maßnahmen.“

Außendorf ergänzt: „Nur einen CO2-Deckel bestimmen, und den Rest des Klimaschutzes dem Markt überlassen, das wird mit uns nicht funktionieren.“ Die Wahl scheint vor diesem Hintergrund zu einer Richtungswahl zu werden: Zwischen mehr oder weniger staatlichem Handeln beim Klimaschutz.

Blick nach Berlin

Den Blick hat Außendorf schon Richtung Berlin gelenkt, keine Frage. Das wurde bei der Wahlarena (siehe Video) klar, als er sich mit Christian Lindner von der FDP einen Schlagbatausch über die Arbeit im Plenum lieferte.

Und es wird auch an diesem Sonntag wieder klar, wenn er das Thema Afghanistan aufgreift. Dass man die Ortskräfte im Stich lasse, treibt ihn um: „Es ist menschlich schäbig, dass es dabei keine Verlässlichkeit gibt.“ Da stelle sich für ihn die Frage, wie künftige Auslandseinsätze noch zu bewältigen seien. Da sei man schließlich auf Ortskräfte angewiesen. Ob diese sich noch engagieren werden, sei angesichts des Negativbeispiels Afghanistan fraglich.

In punkto Koalition warte man die Wahl ab und sehe dann, wo sich die meisten inhaltlichen Schnittmengen ergeben würden. Als Architekt der Ampel im Stadtrat von Bergisch Gladbach habe er natürlich eine Präfenz, gibt Außendorf zu.

Apple als Sponsor?

Ihm geht es im Wahlkampf nicht nur um Stimmenfang, wie der nächste Termin an diesem Sonntag zeigt. Gemeinsam mit Alexandra Geese lässt er sich in die Arbeit auf einer wilden Obstbaumwiese in Paffrath einführen. Michael Müller, Mitglied im Ernährungsrat Köln und Obstbaumpfleger, erzählt im Nieselregen von seinen Projekten.

Stärkung der regionalen Versorgung geht hier Hand in Hand mit Stärkung der Biodiversität. Klimaschutz geht einher mit Artenschutz. Schaffung von Arbeitsplätzen mit nachhaltiger Landwirtschaft. Auch das Problem der Pflege von Ausgleichsflächen im urbanen Raum ist Thema.

Elektronische Kartierung von Bäumen, Bestimmungs-Apps für Pflanzen-Krankheiten, computergestützte Erkennung von Schädlingen, Online-Apfelsorten-Bestimmung. Das könnte Apple mal sponsoren, grinst Außendorf.

„Wie kann Digitalisierung bei diesen Projekten unterstützen?“ fragt Außendorf. Gemeinsam mit Müller entwickelt er rasch ein paar Gedanken:

Haustürwahlkampf …

Zum Abschluss geht es gemeinsam mit einer Mitstreiterin nach Refrath. Die beiden bewältigen die Tour mit dem E-Bike und einem E-Lastenrad. Batterien, zeigt sich Außendorf sicher, seien in punkto Mobilität noch lange ein Thema. Er selbst nutzt privat seit einigen Jahren ein batteriegetriebenes Auto.

E-Mobilität als Thema nur für Wohlhabende? Das sieht er anders. Technische Innovationen würden beispielsweise im Fahrzeugbereich zunächst in der Oberklasse eingeführt. Das habe mit Kosten und geringen Stückzahlen zu tun. Dann erfolge der Transfer auf die Mittelklasse, und E-Mobilität würde auch in der Breite nutzbar.

In Refrath steht Haustürwahlkampf auf dem Programm. Das heißt konkret: Klingeln, kurze Vorstellung, Info-Flyer übergeben, weitergehen. Ziel sei möglichst viele Kontakte, so lautet die Strategie.

Haustüren öffnen und schließen sich im minutentakt. „Die Grünen – das habe ich befürchtet.“ „Ist ja die richtige Partei.“ „Ich wähle auf keinen Fall die Grünen, aber danke!“ „Bin CDU-Mitglied.“

… mit Humor

Die Reaktionen der Menschen sind unterschiedlich, auch wenn Außendorf sich eher in einem Grünen-Viertel bewegt. Die Reaktionen der Menschen machen deutlich: Die Partei polarisiert noch immer. Warum ist das so?

„Wir rütteln an der Komfortzone der Menschen. Wir sind zunächst einmal der Überbringer schlechter Nachrichten nach dem Motto: Ihr müsst was tun!“ Das ungute Gefühl sei angesichts der Klimakrise bei vielen vorhanden, aber die Bereitschaft zu handeln nicht immer ausgeprägt. In diese Gefühlslage hineinzustoßen mit politischen Botschaften – das ist die Herausforderung.

Eine der letzten Haustüren: Eine Dame nimmt den Flyer, dreht ihn hin und her. Es macht sich unangenehme Stille breit. Dann sagt sie: „Da steht nicht drauf welche Partei das ist!“

Außendorf zeigt sich verdutzt. Gemeinsam beugt man sich – natürlich mit Maske – über die Handreichnung. Stimmt! Aber dann findet sich ein Hinweis, in Form der Webadresse der Grünen. Klein, auf der letzten Seite. Immerhin.

Außendorf nimmt es gelassen, es sei ihm noch nicht aufgefallen. Amüsiert geht er weiter, klingelt: „Guten Tag, Außendorf mein Name. Ich bin der grüne Bundestagskandidat!“


Hinweis der Redaktion: Maik Außendorf hat sich auch schon den Fragen der Leser:innen des Bürgerportals im BürgerClub gestellt; zudem hat er sich bei der WahlArena ein Duell mit dem CDU-Kandidaten Hermann- Josef Tebroke geliefert. Beide Veranstaltungen können Sie im Video nachverfolgen. Die Beiträge über uns mit den anderen Kandidaten zur Bundestagswahl finden Sie darunter.

ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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5 Kommentare

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  1. So rein oberflächlich zur Kenntnis genommen, ist die Aussage, “ Raus aus der Komfortzone „, wohl die merkwürdigste Politikwerbung einer Partei. Wer will denn keinen Komfort.

  2. Nicht ganz unspannend könnte auch werden, ob und inwieweit die von den hiesigen Grünen gerade „alternativlos” mitbeschlossen fröhliche „Holzauktion” im Frankenwald den ebenso hiesig grünen Kandidaten ggf. Erststimmen kostet …

    Von gar nicht so wenigen und teils sehr engagiert gerade diesen und als offenbar symbolträchtig gesehenen Vorgang Beobachtenden, die sich hier mehr an alternativer Anstrengung versprochen haben, ist doch Einiges an Enttäuschung zu hören …

    Auch wenn grünseits nicht ganz unberechtigt und gar nicht fröhlich auf koalitionäre Unfreiheiten verwiesen wird (schließlich besteht die hiesig neue Ampel nicht zuletzt aus übernommenem Altbeton der vormals „Großen Kooperation“) …

  3. Nun die Wetterereignisse haben ausgerechnet den Grünen in die Karten gespielt. Da ist es doch ganz normal, die Karte muss gezogen werden. Im alten Rom machte man die Menschen folgsam mit Brot und Spielen. Das geht natürlich heute nicht mehr, wir sind zu satt. Es muss nicht gewollt sein, aber wie wir erleben gelingt es scheinbar auch mit Angst und Panik.

  4. Zum Thema „Klimaschutz“
    Die „Grünen“ machen den „Klimaschutz“ zu einem Hauptthema im Wahlkampf (und alle anderen Parteien springen auf dieses große Trittbrett auf).
    Hat sich schon mal jemand Gedanken gemacht, das mit der CO2 Reduktion ja nicht „Klimaschutz“ gemeint ist sondern Atmosphärenschutz (Tropo..+ Stratosphäre, also ein Kompartiment wie etwa Boden und Grundwasser). Neben den sog. Treibhausgasemissionen gibt es neben diesem zT anthropogen beeinflußbaren Kompartiment noch zwei weitere, klimabildende Faktoren, nämlich die Sonnenaktivität (Stichwort: Sonnenflecken-exogener Klimafaktor) und den Vulkanismus (endogener Klimafaktor). Wie gehen diese beiden Faktoren denn in die Gesamtrechnung ein, wenn man zB ein 1,5 Grad Ziel definieren/einhalten
    will ?? Ein naturwissenschaftlich korrekt/exakt denkender Mensch stellt Betrachtungen immer nach dem Grundsatz „ceteris stantibus“ an, dh. er darf nur an einer Stellschraube drehen und muss alle anderen Parameter beibehalten, um Entwicklungen zu beobachten. Wo ist im übrigen das Thermostat zu finden, an dem man die 1,5 Grad einstellen kann ??
    Wenn man „Klimapolitik“ glaubhaft machen wollte, sollte man mE die Überschrift „intelligente, nachhaltige Bewirtschaftung des Planeten aus erneuerbaren Ressourcen“ wählen, um nicht in den jetzt praktizierten, inquisitorischen Dogmatismus zu verfallen….

  5. Dieser Artikel von Holger Crump wirkt auf uns so, als wolle er verhindern, dass Maik Außendorf in den Bundestag gewählt wird. Schon der erste Satz ist tendenziös: das Wichtigste, wird den Lesern nahegelegt, ist zu wissen, dass Herr Außendorf den dritten Versuch unternimmt, es also zweimal nicht geschafft hat, ein Gescheiterter ist.
    Ärgerlich auch die irreführende Überschrift „Apple als Sponsor?“, denn im Text wird deutlich, dass es sich um einen Scherz gehandelt hat. Die ausschließliche Schilderung negativer Haustürreaktionen verstärkt unseren Eindruck. Es wird wohl kaum keine einzige positive Situation an einer Refrather Haustür gegeben haben. Ein Artikel, der uns rundum ärgert. Unabhängiger Journalismus sieht anders aus.