Gerade in den Ferien und / oder wenn das Wetter schlechter wird, stellt sich Eltern immer wieder die Frage: Was können wir mit dem Kind unternehmen? Ich war mit meinem dreijährigen Sohn im Papiermuseum Alte Dombach – und berichte hier, ob sich der Besuch mit Kindern (in seinem Alter) lohnt.

Vor ein paar Wochen war ich das erste Mal mit meinem Sohn im Museum – aus Versehen. Wir waren in Köln unterwegs, und der Dreijährige stapfte schnurstracks ins Deutsche Sport- und Olympiamuseum. War cool – vor allem, weil man dort sehr viel machen kann. Vom Tischkicker übers Toreschießen bis hin zum Turn-Parcours.

Das wollte ich noch einmal testen: im Papiermuseum Alte Dombach. Ich hatte gehört, dass das mit Kindern gut geht. An der Kasse fragte ich, ob wir besser die Dauerausstellung oder die aktuelle Ausstellung zur Geschichte des Konsums besuchen sollten. Die Mitarbeiterin empfahl die Dauerausstellung, da es dort – siehe oben – einiges zu tun gibt.

Mein Kind hatte sich schon den ganzen Tag auf unseren Ausflug gefreut. So richtig verstanden, was ein Museum ist, hatte er nicht. Kinder müssen aber ja zum Glück auch nicht immer alles verstehen, um Dinge gut zu finden.

„Schöne Bilder!“

Dennoch spazierte er wie ein Profi ins Museum, schaute sich um und kommentierte: „Schöne Bilder! Braun und rot, blau und schwarz.“ Guter Start.

Im ersten Raum gab es auch gleich die erste Interaktions-Möglichkeit: eine Fotowand mit Guckloch, dazu diverse Pappbilder zum Austauschen, sodass man unterschiedliche Outfits und Accessoires an der Figur aufhängen konnte. Wir versuchten es mit einem Handy, einer Gießkanne und einer Einkaufstüte. Und mein Sohn lachte sich kaputt, als ich mein Gesicht durch das Guckloch steckte.

Dann unterbrach uns die nette Museumsmitarbeiterin: Oben würde jetzt Papier geschöpft, ob wir mitmachen wollten. Na klar! So hatte ich mir das vorgestellt.

Papierschöpfen? Lieber nicht

Ein Riesenbottich, ein weiterer Museumsmitarbeiter und ein Paar mittleren Alters erwarteten uns im ersten Stock. Sofort wurde ein Hocker an den Bottich gestellt, damit mein Sohn mitgucken kann. Doch der war, eher unüblich für ihn, plötzlich eingeschüchtert und wollte auf meinen Arm.

Wir sahen zu, wie der Mitarbeiter das Gemisch aus Wasser und Zellstofffasern in dem großen Bottich mit einer Holzlatte umrührte. Wie er einen Schöpfrahmen nahm, ihn untertauchte und mit einer schnellen, fließenden Bewegung wieder herauszog.

Was er dazu alles erzählte, hörte ich nur mit halbem Ohr – etwa, dass der Schöpfer und seine zwei Kollegen (der Gautscher und…) sechs Tage die Woche, zehn Stunden am Tag arbeiteten und selten bis zum Rentenalter in dem Beruf blieben, weil Rücken kaputt.

Mein Rücken fing auch schon an zu schmerzen, da wollte das Kind doch noch auf den Hocker und in den Bottich schauen. Selbst Papier schöpfen wollte es aber nicht, auch nicht mit mir zusammen. Schade eigentlich.

Die Papiermaschine – „wie funktioniert das?“

Danach ging es weiter zur Papiermaschine. Das gefiel meinem Sohn schon besser: Er kletterte direkt auf den Hocker, der ihm ans Rührgerät gestellt wurde, und sah zu, wie der Museumsmitarbeiter rote Farbe ins Wasser-Zellstoff-Gemisch goss – die Farbe des Papiers, das jetzt gemacht werden sollte, hatte er sich aussuchen dürfen.

Dann begannen die Fließbänder und Rollen der Maschine zu rotieren. Es rüttelte und dröhnte. Wieder ein Fall für den Arm. Als es zwischendurch besonders laut wurde, schrie das Kind mir ins Ohr, es wolle bitte in einen anderen Raum gehen.

Zum Glück dauerte der laute Teil nur wenige Minuten, dann konnten wir wieder zurück. Jetzt war mein Sohn voll dabei und fing an, dem Museumsmitarbeiter Fragen zu stellen: „Was ist das? Wie funktioniert das? Was sind das für Knöpfe?“ Und so weiter. Der Mitarbeiter beantwortete alles geduldig. Und schenkte uns zum Schluss zwei Bögen Papier.

Ein sprechender Bildschirm

Das lief doch ganz gut. Und jetzt? Ich ließ mich von meinem Kind lenken. Wir öffneten eine Tür zum Dachboden, auf dem früher das Papier getrocknet wurde. Ein kalter, dunkler Raum, zu gruselig. In einem anderen Raum gab es klassische Exponate, mittelspannend für ein Kleinkind. Bis auf die Lupen, durch die man unterschiedliche Papiersorten begutachten konnte.

Dann stießen wir auf den „Papier-o-Mat“ – einen Bildschirm mit einem „spekulativen Computerspiel mit AR-Elementen“, so las ich auf der Plakette daneben. Für das Kind war es vor allem ein Bildschirm, auf dem etwas passierte und der mit uns sprach. Er war, natürlich, begeistert.

Ohne den erklärenden Text daneben erschloss sich mir der Sinn nicht. Meinem Kind erst recht nicht. Ist die Frage, wie wichtig das am Ende ist. Wir hatten Spaß, spielten das Spiel zweimal durch und gingen dann weiter. Unter Protest, aber ich hatte einen guten Motivator: Unten sollte es noch einen lustigen Klopapier-Film geben, hatte die Museumsmitarbeiterin gesagt.

„Kacka auf dem Boden!“

Tatsächlich: in einem kleinen, Badezimmer-mäßig gefliesten Raum hing ein Bildschirm an der Wand, gleich neben einem großen Klopapierrollen-Exponat – und gegenüber von zwei Toiletten, auf die man sich setzten musste, um den Film zu starten. Wirklich witzig.

Der Film zur Geschichte des Klopapiers war ganz nett und lustig gemacht. Absolutes Highlight für meinen Sohn (und das erste, was er abends seinem Baba erzählte) war, als ein Mann auf den Boden kackte. Zum Glück nur illustriert.

Das war jedenfalls der Grund, aus dem wir den Film nochmal sehen mussten. Nachdem der kackende Mann vom Bildschirm verschwunden war, konnten wir gehen.

Das alte Mühlrad draußen kam auch gut an. Foto: Thomas Merkenich

LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach
Alte Dombach, 51465 Bergisch Gladbach
Di-Fr, 10-17 Uhr, Sa, So und Feiertage 11-18 Uhr
Telefon: 02234 9921555, E-Mail: info@kulturinfo-rheinland.de, Webseite
Eintritt: Erwachsene 3,50 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei

Und: Geht es oder geht es nicht?

Ich denke, mit einem Kind im Alter meines Sohnes muss man nicht erwarten, dass ein Museumsbesuch besonders lehrreich ist. Spaßig war er aber allemal. Für 3,50 Euro kann man das durchaus mal machen.

Ich fühlte mich überall willkommen, die Mitarbeiter:innen waren unglaublich freundlich, auch zu meinem Kind. Es gibt einen Aufzug, falls man einen Buggy mit hoch nehmen möchte.

Alles in allem würde ich einen Besuch im Papiermuseum definitiv empfehlen, auch mit kleineren Kindern. Gut für schlechtes Wetter, noch besser für mittelgute Herbstwitterung, wenn man danach noch den tollen Spielplatz besuchen kann.

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ist freie Reporterin des Bürgerportals. Geboren 1984, aufgewachsen in Odenthal und Schildgen. Studium in Tübingen, Volontariat in Heidelberg. Nach einem Jahr als freie Korrespondentin in Rio de Janeiro glücklich zurück in Schildgen.

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