Seit März 2023 sitzt die EUTB in neuen Räumen in der Innenstadt. EUTB – das Kürzel steht für „ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“. Klingt sperrig, soll aber in der Praxis genau das verhindern: Barrieren abbauen, Hilfen vermitteln, um Menschen mit Behinderung die Teilhabe im Alltag zu ermöglichen. Wir haben mit den Fachberater:innen über das Angebot gesprochen. Und auch erfahren, was in der Stadt in punkto Teilhabe gut und schlecht läuft.

Die EUTB im Rheinisch-Bergischen Kreis liegt gut erreichbar in der Innenstadt, in der Hauptstraße 164 b. Ebenerdig, gegenüber der Post. Hier kümmern sich Tag für Tag vier Fachberater:innen um den „Nachteilsausgleich“ für Menschen mit Behinderung, wie Mitarbeiter und Jurist Thomas Herres es formuliert.

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Zusammen mit Regine Soens (Sozialarbeiterin), Astrid Lehmann (Heilpädagogin) und Martina Pallowski (Sozialpädagogin) bildet Herres das EUTB-Team. Die Spezialisten beraten Menschen mit Behinderung, chronisch Kranke, Freunde und Angehörige, Vereine, Organisation, Schulen oder Kitas.

Das Team der EUTB (von links): Regine Soens, Thomas Herres, Astrid Lehmann, nicht im Bild Martina Pallowski: Foto: Holger Crump

Da geht es um zentrale Dinge, die für Menschen mit Behinderung im Alltag oft genug zum Problem werden können: Arbeit, Wohnen, Freizeit, Finanzen. Aber auch Gesundheit und Pflege, Reha, Antragstellung für Hilfen oder der Umgang mit Behörden sind Thema. Zentrales Thema ist die Teilhabe: Egal ob Freizeit, Wohnen oder Arbeit. Menschen mit Behinderung soll es möglich gemacht werden, dabei zu sein.

Interessenten können sich unverbindlich melden und einen Termin vereinbaren. Die Beratung erfolgt anonym, unabhängig vom Alter, es gibt keine Daten über Klienten die in Akten erfasst werden. Im Fokus steht unverbindlich und neutral herauszufinden was die Betroffenen benötigen. Hilfen bei Entscheidungen zu geben, Unterstützung bei drängenden Fragen zu liefern. Wo und wie welcher Antrag gestellt werden kann, um das Leben leichter zu machen.

Wichtig ist auch, was hier nicht erfolgt: Es gibt weder Rechtsberatung noch Arbeits- oder Wohnungssuche. Die EUTB ist vielmehr ein Mittler zwischen Behinderten und Leistungserbringern.

UN-Charta als Ausgangspunkt

All dies leistet die EUTB im Rheinisch-Bergischen Kreis schon seit Anfang 2018. „Damals ist diese Form der unabhängigen Teilhabeberatung bundesweit gestartet“, macht Herres klar. Als Reaktion des Bundes auf die 2011 beschlossene Behindertenrechtskonvention. In ihr sind gleiche Rechte für alle Menschen mit Behinderung festgeschrieben.

Gefördert wird die Teilhabe-Beratung vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales über Träger vor Ort. Hier im Kreis ist dies der Verein Die Kette.

Bis Ende 2022 war auch noch der CBF mit im Boot. Der ist aber Ende 2022 als Co-Träger ausgestiegen. Dem relativ kleinen Verein fehle der Verwaltungsunterbau, um adäquat als Träger fungieren zu können, heißt es.

EUTB – Ergänzende Unabhängie Teilhabeberatung
im Rheinisch- Bergischen Kreis
Hauptstraße 164b, 51465 Bergisch Gladbach
Tel. 02202 – 27 11 220
kontakt@eutb-rbk.de
Mehr Infos auf der Webseite der EUTB im RBK und allgemein unter www.teilhabeberatung.de

(Um)Wege zur Hilfe

Die Barrieren sind für Menschen mit Behinderung immer noch relativ hoch, das wird im Gespräch mit der EUTB klar. Nicht nur was die Bewältigung des Alltags betrifft. Sondern auch bei relevanten Informationen.

„Viele Menschen fühlen sich von unserem Angebot gar nicht angesprochen, da sie den Status der Behinderung noch nicht haben“, erläutert Regine Soens. Dabei helfe man auch auch Menschen, die potentiell von Behinderung bedroht seien.

Problematisch sei auch die Stgmatisierung, was immer noch ein Thema für behinderte Menschen sei und eher abschrecke, sich Hilfe zu suchen. Es gibt Berührungsängste, bei Betroffenen, nicht nur in der Gesellschaft.

Die Beratungsstellen im Kreis, Grafik: EUTB

„Manche Betroffene kommen über das Thema Pflege zu uns“, ergänzt Astrid Lehmann. Aus ersten Anliegen entstünden dann oft weitere Themen. Dass eine Beratung überhaupt notwendig ist, scheint schon verwunderlich. Das sehen die Fachleute von der EUTB auch so, und nennen gleich die Gründe: Bürokratismus, Fachkräftemangel, Stigmatisierung führten zu Beratungsbedarf.

Zudem war das Thema Behinderung früher nicht publik. Erst in den 1960er und 1970er Jahren kamen Menschen mit Behinderung langsam an die Öffentlichkeit, wurden buchstäblich sichtbar. Vorher habe es keine Kitas, keine Werkstätten gegeben, so Herres. Dass es immer noch keine Selbstverständlichkeit ist, sehe man eben am Beratungsbedarf, den die Menschen haben.

Was gut läuft – und auch nicht

Ganz wichtig: Bei der EUTB wird auch die so genannte Peer-Beratung praktiziert. „Betroffene werden von Menschen mit ähnlichen Erfahrungen beraten“, erläuert Regine Soens. Hier begegne man sich auf Augenhöhe, wisse gleich worüber gesprochen werde. Es kommt kein Gefühl von Bevormundung auf.

In der Stadt selbst gibt es aus Sicht von Behinderten immer noch große Baustellen: So seien viele Gebäude nicht barrierefrei, öffentliche Räume würden nicht immer behindertengerechte WCs anbieten. Auch Erschwernisse in punkto Mobilität seien ein Thema. Und der Fachkräftemangel mache sich zum Beispiel bei der Assistenz von Behinderten bemerkbar.

Aber es gibt auch Dinge die gut laufen: Das Team nennt den Blindenleitweg in der Innenstadt, Rillenplatten vor Übergängen oder behindertengerechte Straßenquerungen wie am ehemaligen Marktkauf. Leises Einkaufen – eine Initiative des Inklusionsbeirats – oder das inklusive Fimfestival stünden neben vielen Angeboten wie InBeCo oder das Café Grenzenlos ebenfalls auf der Habenseite. So wie die regelmäßige Präsenz der städtischen Inklusionsbeauftragen Monika Hiller bei der EUTB.

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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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1 Kommentar

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  1. Von wegen Teilhabe. Ich hatte mich auch an die Beraterinnen gewandt. Hilfe habe ich nicht bekommen. Es ging und geht mir um Parkerleichterung. Mein letzter Antrag beim Land hat 1 Jahr gebraucht, bis ich Bescheid bekommen habe. Ich bin gehbehindert. Um am Leben teilzunehmen, brauchte ich einen Parkplatz in der Nähe. Aber das wird vom Schreibtisch aus entschieden