Sozialamtsleiterin Christiane Tillmann mit der FDP-Delegation (Reimer Fischer, Felicitas Esser, Stefan Lenzen, Anita Rick-Blunck) und DRK-Einrichtungsleiter Matthias Burghardt 

„Eine triste Welt, von außen betrachtet“ – so beginnt Uta Böker vom Kölner Stadtanzeiger ihren Bericht über unseren Besuch in der Flüchtlingsunterkunft in Lückerath am vergangenen Donnerstag. Uns hat man Einblicke von innen gewährt – im Schlepptau unseres integrationspolitischen Sprechers im Landtag Stefan Lenzen. Dafür bedanken wir uns bei Christiane Tillmann von der Stadt und beim Einrichtungsleiter Matthias Burghardt vom Betreiber DRK – indem wir hier wichtige Informationen verbreiten helfen.

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An Frau Böker danke für das intensive Gespräch danach und den ausführlichen Report. Sie hat bereits darauf hingewiesen, dass dieser Besuch ein notwendiger Schritt war – denn genau das ist es, was offenkundig fehlt: Einblicke dahingehend, was sich hinter den Zäunen und Containerwänden abspielt.

Was hat es mit dem Luxus-Bolzplatz auf sich?

Und Eindrücke und Hinweise, die nach außen dringen und die auf Defizite und Verbesserungsansätze hinweisen. Nur so baut man Vorurteile und Vorbehalte ab. Wie z.B. das Gerücht, die Stadt habe dort einen aufwändig ausgestatteten Bolzplatz errichtet, sogar mit Teppichrasen.

Ja, diesen Bolzplatz gibt es: Er ist jedoch ein Willkommensgeschenk des privaten Grundstückseigentümers an die Neuankömmlinge. UND er sowie der Spielplatz stehen auch den Kindern und Jugendlichen in der Nachbarschaft zur Verfügung. Nur weiß das in der Umgebung kaum jemand.

In der Tat verbirgt sich hinter dem Zaun eine durchaus großzügige Anlage – die Freiflächen um die Wohncontainer werden nach und nach unter Mithilfe der Bewohner bepflanzt. Und dann wird es auch eine Art „Tag der offenen Tür“ für die Nachbarn geben.

Der Lageplan der Unterkunft in Lückerath

Nähe und Kontakt schaffen Sympathie

Der hoffentlich auch breit kommuniziert wird … und die Einladung auch angenommen! Denn Nähe, Kontakt schafft Sympathie. Das gilt auch für diese Art der Nachbarschaft.

Frau Böker durfte uns auf Wunsch der Stadtverwaltung nicht auf das Gelände begleiten. Schade: Denn so erfuhr sie nur über uns, dass laut Frau Tillmann händeringend weitere ehrenamtliche Unterstützung dort benötigt wird. Interessenten – bitte melden!

Hinweis der Redaktion: Wie dem Kölner Stadt-Anzeiger ist auch dem Bürgerportal eine Begleitung der FDP-Delegation in das Flüchtlingscamp Lückerath verwehrt worden. Daher haben wir den Termin abgesagt. Der Beitrag von Uta Böker ist online nicht verfügbar. 

Wie unser Gast Stefan Lenzen anmerkte, gibt es im Gegensatz zu anderen Flüchtlingsparks, die er besichtigt hat, keine weitere Infrastruktur für die Flüchtlinge außer den Wohnungen selbst.

Das ist hier bewusst so gestaltet, erklärt Frau Tillmann: Die Leute sollen das Gelände verlassen und sich in der Welt „da draußen“ bewegen. Was es bereits gibt, ist eine gut ausgestattete Fahrradwerkstatt, die in einigen Containern betrieben wird und wo Spendenfahrräder gesammelt und gemeinsam aufbereitet werden. Ralf Mintrop von „Mobile Nachbarn GL“ freut sich ebenfalls über Mitarbeit … und über fahrtaugliche Mountain Bikes für die Bewohner.

Eine eigene Willkommensinitiative gibt es nicht

Es gibt den einen oder anderen Helferkreis, jedoch keine wirklich „zuständige“ Willkommensinitiative für Lückerath (analog zu der in Paffrath-Hand) – hier gibt es also noch einigen Koordinierungs- und Handlungsbedarf für die Vernetzung (Ansprechpartner hierfür: Die Ehrenamtskoordinatorin des DRK Frau Martina Paar).

Wichtig war Frau Tillmann auch der folgende Hinweis: Der Härtefallfond des Kinderschutzbundes Rhein-Berg, der Mittel auch für Mitgliedschaften in Sportvereinen für die Flüchtlingskinder bereitstellt, wird nur sehr zögerlich abgerufen, weil weder den Sportvereinen noch den ehrenamtlichen Betreuern oder gar den Flüchtlingen selber diese Möglichkeit hinreichend bekannt ist.

Dass die Basketballmannschaft Bockenberg Nachwuchs sucht (und in dieser Flüchtlingsunterkunft auch schon gefunden hat), ist eine weitere beiläufige Info.

Container sind besser als nichts

Container ist Container – so hat Frau Böker ihren Bericht überschrieben. Dazu hatte jedoch unser Landtagsabgeordneter eine ganz klare Meinung: Diese Art der Unterbringung ist immer noch besser als nichts!

„Wir könnten Wohnungen mieten … wenn es sie gäbe!“, seufzt Frau Tillmann. Solange in einer Stadt generell Wohnungen fehlen (und aufgrund der Knappheit die Preise steigen und die Diskussionen um den FNP nicht zu einer Entspannung der Wohnungssituation führen), ist dies so für die nächsten Jahre eine durchaus menschenwürdige Übergangslösung – wozu die nicht vollständige Belegung und das Verständnis der Leitung für die Bedürfnisse der Bewohner beitragen.

Stefan Lenzen

„Der Eindruck, den ich nach Düsseldorf mitnehme, ist ein durchaus positiver: Die haben das hier im Griff!“, so das Fazit von MdL Stefan Lenzen. Gleichwohl betont er, dass das Integrationsministerium dort mit Hochdruck an Verbesserungen arbeitet, von denen man auch hier profitieren wird. Die Integrationsarbeit vor Ort soll auch finanziell noch stärker gefördert werden.

Integration ist jedoch mehr als nur menschenwürdige Unterbringung. Felicitas Esser, die im Rahmen unseres Liberalen Forums diese Besichtigung initiiert hatte, betont vor ihrem Erfahrungshintergrund die Relevanz von Sprachvermittlung.

Jedoch: Um auch diejenigen, die nicht selber dafür motiviert sind, zu einer ergebnisorientierten Teilnahme zu bewegen, braucht es die lohnende Perspektive eines „Spurwechsels“, nämlich die Aussicht auf ein Bleiberecht im Rahmen eines Einwanderungsgesetzes.

Sollte die GroKo in Berlin nicht wie vereinbart „liefern“, plant die Schwarz-Gelbe Landesregierung NRW, dieses Thema im Bundesrat zu forcieren, so Stefan Lenzen.

Für die Sprachvermittlung sind mehr Ehrenamtler notwendig

Felicitas Esser

Der Sprachunterricht erfüllt zudem eine weitere essenzielle Funktion für eine Integration, betont Felicitas Esser: Nämlich das Vermitteln der Werte, die unsere offene, liberale Gesellschaft ausmachen. Dafür sind mehr engagierte Ehrenamtler unerlässlich – genauso wie bei der mühsamen Unterstützung bei der Vermittlung in Ausbildung oder gar Arbeit – mit einer persönlichen Nähe, wie sie die professionellen Betreuer nicht leisten können.

Viele ehrenamtliche Betreuer der ersten Stunde sind bereits mit den übernommenen Aufgaben ausgelastet. Andere sehen mit der gelungenen Unterbringung die ihre als erfüllt.

Defizite bei der Struktur und Koordination

Viele jedoch beklagen eine mangelnde übergreifende Struktur und Koordination, die ihnen ihre Arbeit erleichtert: Die die vielen Runde Tische zusammenfasst und die unzähligen Wissensbausteine transparent und leicht verfügbar macht.

Anita Rick-Blunck

„Was wir brauchen, ist ein Case Management“, folgert die FDP-Vorsitzende Anita Rick-Blunck. Sie arbeitet selber im Förderprojekt des Integrationsministeriums „Einwanderung gestalten – von der Willkommenskultur zur Willkommensstruktur“ mit. Insbesondere in der AG „Ausbildung und Arbeit“, engagiert geleitet von Frau Geiger vom Job Center, hat sie den Eindruck gewonnen, dass man dort viel davon erarbeitet, was es ermöglicht, die unterschiedlichen Kräfte zu bündeln, alles Wissenswerte zusammenzuführen und es für die Beteiligten mundgerecht abrufbar zu machen.

„Das ganze Land, jede einzelne Kommune … wir alle hatten keinerlei Erfahrung mit dieser anhaltenden chaotischen Situation“, so Anita Rick-Blunck. „Nun ist es an der Zeit, dass daraus ein lernendes System wird.“

Der Rheinisch-Bergische Kreis ist eine von sieben Modell-Regionen für dieses konstruktive Projekt. Die hier gewonnenen Erkenntnisse werden landesweit zusammengeführt; sie werden in eine großangelegte Best-Practise-Kampagne und strukturelle Unterstützung für die Kommunen fließen. Das wird noch einige Monate dauern.

Doch wir haben auch hier in Bergisch Gladbach keine Zeit zu verlieren, mahnt Anita Rick-Blunck. „Wir müssen hier und jetzt alles tun, um Transparenz und Nähe zu schaffen und unsere örtlichen Kräfte besser zu vernetzen und so noch mehr Unterstützung zu mobilisieren. Wir werden an diesem Thema dranbleiben.“ Denn die Notwendigkeit der Integration ist unsere Realität, auch in unserer Stadt.

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Hier veröffentlichen die Ratsfraktion und der Parteivorstand der FDP Bergisch Gladbach ihre Beiträge. Kontakt: Dorothee Wasmuth. Mail: dorothee.wasmuth@fdp-bergischgladbach.de

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