Nach Vorstellung des Schulministeriums sollen Kinder in Quarantäne per Distanzunterricht versorgt werden. Doch wie sieht dies in der Praxis aus? Die Bandbreite ist groß – von digitalem Distanzunterricht bis zur reinen Bereitstellung der Hausaufgaben. Wir haben bei Schulen und Eltern nachgefragt und einige Einblicke gesammelt.

Distanzlernen per Internet

Am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium läuft die Versorgung von Schüler:innen in Quarantäne digital, erklärt Jörg Schmitter, stellvertretender Schulleiter. Dafür setze das NCG die Konferenzsoftware Teams aus dem Office-Paket ein, dass die Stadt allen Schulen zur Verfügung gestellt hatte. Konkret würden Schüler:innen über die entsprechenden Funktionen bei Teams die Unterrichtsinhalte und Aufgaben in digitaler Form erhalten. Zudem würden Fristen zur Bearbeitung gesetzt, im Anschluss gebe es ein Feedback zu den Aufgaben.

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Fragen könnten per Chat oder Videokonferenz geklärt werden, digitalisierte Tafelbilder würden das Distanzlernen ergänzen, schildert Schmitter. Wer in den digitalen Distanzunterricht nicht einwilligt bekommt das Material per Mail oder holt es sich im Sekretariat ab.

Livestream aus dem Unterricht?

„Für das Lernen auf Distanz ist es im Zweifel gleichgültig, ob einzelne Kinder oder ganze Klassen betroffen sind“, macht Schmitter deutlich. Wobei es am NCG bisher noch nicht den Fall gegeben habe, dass ganze Klassen, Kurse oder Jahrgänge in Quarantäne mussten. Für diesen Fall könne man in der Zeit der eigentlichen Unterrichtsstunden durchaus eine Videokonferenz für die gesamte Klasse oder Lerngruppe anbieten.

Eine Möglichkeit sei zudem eine Kamera im Klassenraum, über die Schüler:innen in Quarantäne das Unterrichtsgeschehen verfolgen könnten. „Das birgt aber u. a. datenschutzrechtliche Probleme, die noch zu klären sind, so dass wir von dieser Möglichkeit im Moment keinen Gebrauch machen“, so Schmitter.

Instabiles WLAN nicht erst seit Corona

Diese Möglichkeiten hat das Berufskolleg Kaufmännische Schulen (BKS) nicht. „Die Verordnung sieht vor, dass wir Distanzunterricht ermöglichen. Bestenfalls ein Streaming des Unterrichts, Teamszuschaltung oder ähnliches“, erklärt Schulleiterin Nicole Schuffert. In der Praxis fehlten vor Ort aber die technischen Möglichkeiten: stabiles WLAN, Ausleuchtung der Räume und die entsprechenden Geräte.

Und selbst wenn die Technik verfügbar wäre: für einen zweigleisigen Betrieb, morgens als Präsenzunterricht und nachmittags für Einzelne als Distanzunterricht, gibt es ohnehin nicht genügend Lehrer:innen. „Ansonsten würden die Kolleg:innen ein doppeltes Deputat leisten“, bringt Schuffert die Konsequenzen von Präsenz- und Digitalunterricht im Parallelbetrieb auf den Punkt.

Der Appell Richtung Politik ist deutlich: „Die Träger wissen, dass WLAN ein Problem ist und das nicht erst seit Corona. Der Schulverband hat sehr früh die Förderanträge gestellt und sich gekümmert. Die Umsetzung durch den Kreis und die Freigabe der Gelder des Bundes sind das Problem“, erklärt die Schulleiterin.

Ein Problem sei die Ausleuchtung des Gebäudes, weshalb die Verkabelung des Gebäudes zwingend notwendig sei. Wenn man jedoch die Decken öffne, würde dies weitere Kosten mit sich bringen z.B. Brandschutzmaßnahmen. „Und dafür fehlte der Stadt Bergisch Gladbach als Eigentümer des Gebäudes bisher das Geld, so meine Information. Die Gelder aus dem Digitalpaket schleifen zusätzliche andere Kosten mit, die nicht zu tragen sind,“ sagt Schuffert.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Beschulung von Schüler:innen in Quarantäne? Als Eltern, aber auch als Lehrer:innen? Schreiben Sie uns unter redaktion@in-gl.de

In der Summe sei die Unterrichtung einzelner Schüler:innen aus mehreren Gründen problematisch. Gesamte Schulklassen seien leichter per Distanzunterricht zu beschulen als einzelne Schüler:innen.

Geteiltes Bild auch bei Eltern

Von einem geteilten Bild bei der Beschulung berichten auch einige Eltern, die wir befragt haben. So seien an einer Grundschule, aber auch an einem Gymnasium nur die Hausaufgaben weitergereicht worden.

Andere Eltern dagegen berichten von optimaler Betreuung im Distanzunterricht an einem weiteren Gymnasium. Hier haben sich per Teams gar Arbeitsgruppen unter den Schüler:innen gebildet, um Projekte zu bearbeiten.

war bis Anfang 2024 Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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